Viktoriapark Berlin - Warum der Kreuzberger Wasserfall immer noch nicht fließt

Seit fast 130 Jahren plätschert das Wasser an Granit- und Kalksteinen vorbei im Viktoriapark den Kreuzberg hinunter. Doch seit Monaten ist der Wasserfall nicht mehr in Betrieb. Grund ist unter anderem eine übermütige Ratte. Von Matthias Bartsch
Mit Beginn der Brunnensaison kurz vor Ostern sollte eigentlich auch der Wasserfall im Viktoriapark wieder fließen. Doch eine Ratte hatte den Plan lange zuvor zunichte gemacht. An einem Novembertag im vergangenen Jahr knabberte sie im Pumpenhaus des Wasserfalls ein Kabel durch und löste einen Kurzschluss aus. Die Pumpen befinden sich im Keller der Villa Kreuzberg, dem heutigen Restaurant Tomasa. Auch hier fiel der Strom aus. Die Feuerwehr war schnell vor Ort, konnte den Brand löschen - die Ratte lag tot neben dem Kabel.
Den Experten der Wasserbetriebe und von Stromnetz Berlin war damals schnell klar, dass die Reparatur aufwändig wird. Dass aber auch acht Monate später kein Wasser den Kreuzberg hinunterfließt, damit hatte keiner gerechnet.

Stadtberg mit Aussicht
Mit 66 Metern ist der Kreuzberg die höchste, natürliche Erhebung der Berliner Innenstadt. Von der City-West über den Tiergarten reicht der Blick bis zum Fernsehturm. Zu jeder Uhrzeit trifft man hier Touristen oder Berlinerinnen und Berliner, die durch den Park spazieren, am Wochenende feiern oder einfach entspannen.
"Gibt es den Wasserfall nicht mehr?" Sichtlich irritiert blickt Roman Schmidt den Berg hinunter. Der 20-Jährige angehende TU-Student war vor zwei Jahren zum ersten Mal auf dem Kreuzberg. Damals plätscherte das Wasser noch an den vielen Steinen vorbei. "Das ist wirklich eine völlig andere Atmosphäre."
Lieferschwierigkeiten – aber Lösung in Sicht
Der Wasserfall soll bald wieder in Betrieb gehen, hatte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mitgeteilt, als einige Medien zu Beginn der Brunnensaison nach Ostern nachgefragt hatten. Die Pumpanlage, deren Technik teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, muss 13.000 Liter pro Minute bewegen und dabei 24 Meter Höhendifferenz bewältigen. Wenn an diesen Pumpen etwas defekt ist, müssen manchmal mehrere Firmen zusammen an der Lösung des Problems arbeiten. So ist es auch jetzt.
"Die notwendigen Teile zur Erneuerung der Technik konnten wegen Lieferschwierigkeiten nicht verbaut werden. Vor Kurzem sind sie aber eingetroffen", sagt Bezirkssprecherin Sara Lühmann. Einen genauen Termin, wann das Wasser wieder fließt, will Lühmann nicht nennen. Läuft alles planmäßig, soll die Reparatur aber Mitte August abgeschlossen sein. Dann wird der Panoramablick wieder vom Plätschern des Wassers begleitet, zumindest bis in den Oktober hinein, wenn der Wasserfall, wie die anderen Brunnen in Berlin auch, für den Winter abgeschaltet wird.

Sendung: rbb88,8, 12.07.2022, 7.10 Uhr