Drohende Gasknappheit - Wirtschaftssenator und Gasag-Chef rufen zum Energiesparen auf

Das Land Berlin ist gut für eine etwaige Gasknappheit gerüstet, sagt Wirtschaftssenator Schwarz. Gleichzeitig ruft er die Berliner zu Sparsamkeit auf - genauso wie der Gasag-Chef, der weiter steigende Preise nicht ausschließen kann.
Nach den Worten des Wirtschafts- und Energiesenators Stephan Schwarz (parteilos) ist Berlin auf die im Winter zu erwartende Gasknappheit gut vorbereitet.
Die Senatsverwaltungen hätten eine Taskforce eingerichtet, um auch bei den Senatsgebäuden Energie zu sparen, sagte Schwarz am Montag der rbb24 Abendschau. Dabei seien mindestens zehn Prozent Einsparpotential möglich. Das Sparen sei der wichtigste Beitrag, um einer Gasknappheit vorzubeugen.
Zudem seien im Haushalt 380 Millionen Euro bereitgestellt, um damit auf steigende Gaspreise reagieren zu können, so Schwarz weiter. Er rief dazu auf, bereits jetzt Gas zu sparen. Alles, was jetzt eingespart werde, helfe im Winter. Die Gasspeicher müssten noch von aktuell 65 auf etwa 90 Prozent im November gefüllt werden.
Gasag-Chef: Jeder Grad zählt
Auch der Berliner Grundversorger Gasag ruft zum Energiesparen auf, der Gasag-Chef Georg Friedrichs sagte am Dienstag der "Berliner Zeitung", man müsse auch in Berlin "mit allem rechnen". Daher sei es wichtig, sparsam mit Energie umzugehen und die Gasspeicher in Deutschland zügig zu befüllen.
Friedrichs bezeichnete die Lage als "sehr ernst". Aus seiner Sicht müssen sich vor allem das Gewerbe und die Industrie in Berlin Sorgen machen, ob für diese im kommenden Winter genug Energie zur Verfügung stehe.
Friedrichs bat die Kundinnen und Kunden in Berlin und Brandenburg, von Herbst an die Raumtemperatur in den Wohnungen so weit zu reduzieren, wie es gehe. Jeder solle schauen, wo seine "Schmerzgrenze" liege. "Schon ein Grad Raumtemperatur weniger spart bis zu sieben Prozent am Energieverbrauch. Die einzige Bitte, die wir haben: Bitte unbedingt sofort starten, nicht auf den Winter warten - und es unbedingt ernst nehmen." Der Unternehmenschef schloss zugleich nicht aus, dass - anders als zunächst angekündigt - die Preise für Gas und Strom nochmals erhöht werden könnten.
Kipping hält Wärmeinseln für möglich
Die Berliner Behörden planen bereits Energieeinsparungen. So soll der Wärme- und Energieverbrauch in Justizgebäuden sowie Gefängnissen des Landes gesenkt werden. Nach Angaben der Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke) plant der Senat zudem Unterstützungsmaßnahmen für Berliner, die wegen der drohenden Gasknappheit in Not geraten. Darunter könnten auch Wärmeinseln beispielsweise in Turnhallen sein oder ganze Wärmeräume, wie sie der Städte- und Gemeindebund ins Spiel gebracht hat.
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat bereits in der vergangenen Woche angekündigt, mit Beginn der Heizperiode die nächtliche Raumtemperatur in ihren Mietwohnungen auf 17 Grad zu senken. Vonovia betreibt in Berlin 42.000 Wohnungen, in Brandenburg sind es 4.000.
Verbraucherzentrale fordert Bescheidenheit bei Warmwasser
In Brandenburg hat die dortige Verbraucherzentrale die Bürger aufgerufen, auf Warmwasser so weit wie möglich zu verzichten. Sinnvoll seien zudem wassersparende Duschköpfe, sagte der Geschäftsführer Christian Rumpke am Montag bei der Vorstellung des Jahresberichts der Verbraucherschützer in der Staatskanzlei in Potsdam.
Rumpke riet den Verbrauchern zudem Geld zurückzulegen, um die zu erwartenden höheren Nebenkosten-Rechnungen zahlen zu können. Inklusive der Mehrausgaben für Lebensmittel und Kraftstoffpreise müsse sich eine durchschnittliche vierköpfige Familie in diesem Jahr auf Mehrkosten in Höhe von fast 3.500 Euro einstellen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12. Juli 2022, 7 Uhr
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