rbb-Affäre - Das Intendantinnenprinzip

Di 16.08.22 | 10:20 Uhr | Von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst
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Das beleuchtete Logo des Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ist an der Fassade am Sitz des Senders an der Masurenallee angebracht. (Quelle: dpa/Carsten Koall)
Bild: dpa/Carsten Koall

Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Dokumente und Daten zur rbb-Affäre sicherzustellen. Patricia Schlesinger, die ehemalige Intendantin, hat sich im Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Das rbb-Rechercheteam* berichtet.

Kurz vor Beginn der Rundfunkratssitzung kam Patricia Schlesinger – wie immer durch den Haupteingang im rbb-Fernsehzentrum an der Masurenallee. Erwartet hatte das wohl kaum einer im Sender. Sie wollte sich erklären, hatte ein Statement vorbereitet, dessen Manuskript dem rbb-Rechercheteam vorliegt.

Gut drei Stunden später entscheidet der Rundfunkrat, mit einer Stimme Enthaltung, Schlesinger abzuberufen. Dabei hätten, so ist aus dem Rundfunkrat zu hören, Essen, die sie in ihrer Wohnung ausgerichtet und über den Sender abgerechnet hatte, ebenso eine Rolle gespielt, wie ein Trip zum "Sheriff's Ball" in London, den sie als Dienstreise abgerechnet hatte.

Noch während der Rundfunkrat tagte wurde bekannt, dass die Generalstaatsanwaltschaft den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) aufgefordert hat, Unterlagen im Fall Schlesinger zur Verfügung zu stellen. Inzwischen wurden elektronische Akten und E-Mail-Postfächer gesichert, Zugriffe werden protokolliert. Betroffen sind neben der Intendanz auch die juristische Direktion, die Verwaltungsdirektion und die Gremiengeschäftsstelle. Auch die Schlösser wurden ausgetauscht.

Schlesingers Rechtfertigung

Im Rundfunkrat entschuldigte sich die nun abberufene Intendantin bei den versammelten Räten. Sie wolle versuchen, die auch von ihr "verursachten Zumutungen", denen Mitarbeiter:innen des rbb ebenso wie die Gremien ausgesetzt seien, einzudämmen und räumte Fehler ein.

Im Manuskript heißt es: "Vieles war im Täglichen für mich selbstverständlich geworden. Zu selbstverständlich. Ich habe manches übersehen, auch und gerade den Unmut der Mitarbeitenden. Das tut mir unendlich leid - professionell wie menschlich." Und ergänzt, "dass Einiges nicht lief, wie es hätte laufen müssen, haben nicht nur Mitarbeitende bemerkt."

Das Prinzip Selbstkontrolle

Die Vorwürfe, die im Raum stehen, berühren ein Grundprinzip im rbb: Die Intendantenverfassung. Verkürzt bedeutet das: Die Intendantin kontrolliert sich selbst. Sie kann Ausgaben für sich beantragen und genehmigen, während Redakteur:innen oder Mitarbeiter:innen sich Bewirtungskosten oder Reisen von ihren Vorgesetzten genehmigen lassen müssen.

Doch einen Vorgesetzten hat die Intendantin nicht. Über ihr gibt es nur noch den Verwaltungsrat. Dort sei, so seine aktuell Vorsitzende Dorette König, eben der oder die Verwaltungsratsvorsitzende für den Etat "Wirtschaftsplan der Intendanz" zuständig.

Doch aus dem Verwaltungsrat "vorgelegten Compliance- und Revisionsvorlagen waren keine Sachverhalte erkennbar, die unangemessene Ausgaben oder Pflichtverstöße erkennen ließen", so König. Auch habe der Verwaltungsrat keine Hinweise aus den unterschiedlichen Fachbereichen im Haus erhalten.

Schlesinger selbst sagte im Rundfunkrat, sie hätte "hinterfragen müssen", was strukturell und systemisch schon immer so gemacht worden sei. Soll wohl heißen, ihr war irgendwann durchaus bewusst, dass wirksame Kontrollmechanismen fehlen.

Sie hätte zumindest ein Klima schaffen können, in dem offen über Unstimmigkeiten geredet wird. Spricht man mit den Mitarbeiter:innen, über deren Tisch diverse Abrechnungen gingen, so erklären sie, sie hätten widersprochen - allerdings ohne Erfolg. Sie seien abgebügelt worden.

Von wem, das lässt sich bislang nicht eindeutig klären, offenbar zumindest von einigen, die Patricia Schlesinger in der Intendanz um sich scharte und die ihr, wie es im Haus zum Teil heißt, wohl jeden Wunsch zu erfüllen suchten. Andere sollen sie direkt angesprochen haben, jedoch ebenfalls ohne Ergebnis. An wen hätte man sich dann noch wenden können?

Dienstwagen voll versteuert

Fragen dazu beantwortet jetzt Schlesingers Medienanwalt Ralf Höcker, der in aufsehenerregenden Verfahren unter anderem schon die AfD gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz und den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Fall des Satirikers Jan Böhmermann vertreten hat.

Höcker erklärt auf Nachfrage, wie es sich etwa mit Schlesingers Dienstwagen verhält: einem Audi A8, Listenpreis rund 144.000 Euro. Der rbb bekam für den Luxuswagen einen großzügigen Rabatt. Von dem habe Schlesinger nur insofern profitiert, als dass sie das Auto fahren konnte. Versteuert habe sie es ordentlich. Üblicherweise ist das monatlich ein Prozent vom Listenpreis als sogenannter "geldwerter Vorteil".

Was ist angemessen?

Ob ein Luxuswagen für die Intendantin angemessen ist, darüber hat sich offenbar niemand Gedanken gemacht. Das dürfte auch auf den Umbau der Intendanz zutreffen. Zieht man die Kosten für die Sanierung altersbedingter Infrastruktur und die Entsorgung von heute als Sondermüll eingestuften Baustoffen ab, so wurde eine Summe investiert, die sich pro Quadratmeter, so Schlesingers Anwalt Höcker, "in der Mitte dessen bewege, was man so für eine Sanierung in einem Haus aus den 60ern ausgeben" könne.

Es sei nicht die billigste Variante, aber auch nicht die teuerste. Widerspruch habe sich nicht geregt, auch nicht bei anderen Ausgaben der Intendanz, so Schlesingers Anwalt. Doch genau den Widerspruch gab es - von Mitarbeitern, vom Redaktionsausschuss. Doch gebracht hat das nichts, sie wurden abgebügelt.

*Das rbb-Rechercheteam besteht aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke, Gabi Probst

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.08.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst

45 Kommentare

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  1. 45.

    Dieser Vorschlag.
    Im Freistaat Bayern seit Juni 2009 gefördert – PM Nr. 235/2009 Joachim Herrmann gibt Startschuss für Pilotprojekt Mediation bei bayerischen Verwaltungsgerichten:
    "Moderne Methode zur Konfliktlösung mit vielen Vorteilen – dauerhafter Rechtsfrieden als Ziel"
    https://www.vgh.bayern.de/verwaltungsgerichtsbarkeit/mediation/
    Mediation ist
    ein strukturiertes Verfahren, in dem
    alle am Konflikt Beteiligten
    mit Unterstützung eines unabhängigen, nicht zur Entscheidung befugten Güterichters
    in einer nichtöffentlichen, vertraulichen Verhandlung
    auf Basis gegenseitigen Verständnisses
    einvernehmlich und eigenverantwortlich
    ihren Konflikt nachhaltig lösen.

    Johan Galtung, Begründer der Friedens- und Konfliktforschung (1959), in SWR1 Leute 13.10.2011 "Also die Methode ist Dialog. Dialog ist immer mit Fragezeichen und immer in Konjunktiv. Deswegen ist die Deutsche Sprache eine ausgezeichnete Vermittlersprache und die englische sehr schlecht, die norwegische unmöglich!"

  2. 44.

    Und was hat Ihr Kommentar an Lösungen oder Vorschlägen zum Inhalt? Nichts, aber auch rein gar nichts. Machen Sie doch mal ganz konkrete Vorschläge zum Erhalt des ÖRR.

  3. 43.

    Wie sagte es einst der ehemalige FDP Vorsitzende und Bundesaußenminister Guido Westerwelle?:
    Auf jedem Schiff, was dampft und segelt,
    gibt`s einen, der die Sache regelt!
    Und in den tosenden Beifall seiner lachenden Anhänger auf dem FDP Parteitag hinein, fügte er hinzu,
    Und das bin ich, liebe Freunde!
    Man kann daraus entnehmen, dass das Prinzip, des sich selbst kontrollierenden Capo nicht nur auf Rundfunkanstalten begrenzt ist.
    In den USA begegnet man dieser Schwierigkeit mit einem System der Gewaltenteilung. Wurde auch von Journalisten mal im @Presseclub als wichtiger für eine funktionierende Demokratie angesehen, als die Pressefreiheit.

  4. 42.

    "Im Öffentlichen Dienst gelten klare Regeln für Ausgaben." - leider eben nicht... Kienbaum wurde beauftragt und hat ein Besoldungssystem geliefert... Und genau dieses System war und ist erlaubt. Und bleibt auch so?

  5. 41.

    Das Intendantinnenprinzip
    Will uns das rbb-Rechercheteam bestehend aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke, Gabi Probst damit sanft darauf stoßen, dass in _allen_ ö-r Rundfunk-Anstalten prinzipiell Übereinstimmung herrscht?

    Mein selbst Erlebtes reicht bis in die 2. Hälfte der 1950er Jahre zurück, als der nach wie vor jüngste (Alter 37) mit der längsten Amtszeit (31 Jahre) seinen Dienst begann.
    Erste Amtshandlung
    Parteibuch (CDU) auf die Seite gelegt.
    Rundfunkstaatsvertrag, Landesverfassung, Grundgesetz und so manch Weiteres hinzugenommen, zu seiner beständigen Grundlektüre und seinem Denkansatz in Verwendung genommen.

    Die im Hörfunk angekündigte Antrittsrede, wurde von ihm zu einer enthusiastischen Rede der Rundfunkfreiheit genutzt (1958); beeindruckend für mich als vierjährigen.

    KONTEXT Ausgabe 417 SWR: Platz zwei hinter der Polizei
    Am Ende lobt sich der Intendant selber. Die Menschen vertrauen dem SWR fast so sehr wie der Polizei, sagt Peter Boudgoust.

  6. 40.

    "Bei einer Lüge nicht ertappt zu werden, ist nicht das Gleiche wie die Wahrheit zu sagen. "
    Einfach unfassbar diese Argumente von Seiten der Frau Schlesinger. War sie denn die Eigentümerin der Institution oder hatte sie einen Arbeitsvertrag? Im Öffentlichen Dienst gelten klare Regeln für Ausgaben. Diese kann und darf man nicht für sich auslegen. Niemand.

  7. 39.

    Darin enthalten ist ja das logische Paradox, Qualität mit quantitativer Zustimmung oder Abwendung zu messen, die Motive dabei aber vollkommen außer Acht zu lassen. Damit werden Zahlen des Zuhörens und des Zuschauens letztlich zum Selbstzweck, statt eine näherungsweise existierende bloße Hilfsgröße zu sein.

    Nicht, dass Zahlen des Zuhörens und des Zuschauens damit unwichtig wären; sie sind aber als bloß abgefragte und am Schluss aufaddierte Zahlen vollkommen substanzlos und sind damit Produkt grassierender Phantasielosigkeit, weil ggü. wirklich tiefergehenden Analysen Trägheit herrscht.

  8. 38.

    "Allerdings könnte man das Programm deutlich straffen und reduzieren." Nein!

    "Ebenso würde man erhebliche Summen sparen, wenn sich der ÖRR aus dem Großteil der Polit-Debatten rausziehen würde. Diese fühlt sich oftmals nur noch an, wie ein Erklär-Format als verlängertes Sprachrohr der Regierung.
    Dies hat sich in meinen Augen verselbständigt.
    Man benötigt sich gegenseitig." Unsinn und das Ganze hört sich gewaltig nach AfD Rethorik vom "Staatsfunk" an. Außerdem gehört u.a. Politik, Wissenschaft und Geschichte zum Bildungsauftrag. Dann lieber auf Sport verzichten, man muß den Fußballkonzernen nicht auch Milliarden in den Rachen werfen, das können die Privaten erledigen.

    "ARD + ZDF würde ich auch zusammenlegen. Somit bietet sich enormes Sparpotential." Auch das wäre ein Schwächung der ÖR. Das größte Sparpotential sehe ich bei überflüssigen Sportübertragungen.

  9. 37.

    VolkerDienstag, 16.08.2022 | 21:35 Uhr
    Antwort auf [Lorenzo] vom 16.08.2022 um 20:58
    "Manchmal beschleicht mich der Eindruck, hier schieben sich auch Mitarbeiter dazwischen." (...)

    und wie erklären Sie sich diese Schleichung, die sich bei Ihnen einschleicht, während Sie mit der Weiterverbreitung eines beschlichenen Eindrucks beschäftigt sind?

    Und was wäre wenn "sich hier Mitarbeiter dazwischen schieben"? Was möchte uns Ihr raunen sagen? Haben Sie Kritik, etwas inhaltlich zu sagen zu einem Beitrag, von dem Sie beschlichen sind, er sei von einer "Mitarbeiterin" oder einem "Mitarbeiter" verfasst?

    Mir scheint Sie erfinden etwas, um dann auf der Basis dieser Erfindung ein Argument anzudeuten. Irgendwas mit Demokratie. Angeblich.
    Klären Sie mich auf. Wo, wie schleichen mit was..."Mitarbeiter"?

  10. 36.

    Es war schon beeindruckend, das sogar der normale Zuschauer objektiv am "Zusammenstreichen" des, insbesondere des Tv Programms, der Qualitäten teilhaben durfte/mußte. Dritt- und Viertverwertungen des Ersten, Nachmittags in Dauerschleife, 50er Jahre Heimatschinken aus der damaligen Bundesrepublik immer wieder, dafür 10 Jahre eine der erfolgreichsten DDR TV Serie (Zur SEE) nicht gesendet, das gäbe es beim MDR nicht. Wegrationalisierung der eigenen Mediathek, Eklatante Fehler im Videotext- Highlight_ 3 Haselnüsse f. Aschenbrödel Produktionsland BRD 1973..? Das schafft/traut sich nicht einmal der BR, sind nur ein paar gebliebene subjektive EIndrücke die bleiben. Hoffe auf Besserung!

  11. 35.

    Manchmal beschleicht mich der Eindruck, hier schieben sich auch Mitarbeiter dazwischen. Sollten wir das Ganze nicht dem Souverän, als höchstes Organ des Staates, entscheiden lassen? Hoppla hat er ja schon und nicht nur 1x. Ok sollte dann die repräsentative Demokratie nicht nicht endlich irgendwen repräsentieren?

  12. 34.

    Es gibt tatsächlich gutes Programm auf den Dritten sowie auf Phoenix und tagesschau24.
    Allerdings könnte man das Programm deutlich straffen und reduzieren.
    Ebenso würde man erhebliche Summen sparen, wenn sich der ÖRR aus dem Großteil der Polit-Debatten rausziehen würde. Diese fühlt sich oftmals nur noch an, wie ein Erklär-Format als verlängertes Sprachrohr der Regierung.
    Dies hat sich in meinen Augen verselbständigt.
    Man benötigt sich gegenseitig.
    ARD + ZDF würde ich auch zusammenlegen. Somit bietet sich enormes Sparpotential.

  13. 33.

    "Er passte einfach nicht mehr in die damals schon links dominierte Medienlandschaft, die wohlweislich die Augen vor den negativen Aspekten des SED-Regimes verschloss." Blödsinn. Rechtes Geschwafel.

    "Hinsichtlich der Perspektiven des "real existierenden Sozialismus" gab es sich keinen Illusionen hin und hat letztlich Recht behalten, oder?" Klar, er hat den Zusammenbruch der DDR vorhergesehen. Es war ein Hardliner, ein Kalter Krieger wie Strauss.

    Wie auch Strauss stand Löwenthal dem „Freundeskreis Colonia Dignidad“ des Waffenhändlers und ehemaligen Offiziers der Waffen-SS Gerhard Mertins nahe, einer Organisation von Unterstützern der Sektensiedlung Colonia Dignidad, in der Folter und sexueller Missbrauch von Kindern praktiziert wurden.

    So einem gebührt kein Dank. Dem gebührt den Leuten, die eher im Stillen gearbeitet und keinen Kreuzzug gegen die DDR geführt haben.

  14. 32.

    Klar ist das OT aber meine Antwort auf das "früher war alles besser". "Da hatte ja selbst das DDR-Fernsehen noch einen Anspruch."

    Wir haben die größte Auswahl an wirklich guten Programmen aller Zeiten. Alleine in den Mediatheken der ÖR können Sie sich die Augen rechteckig sehen. Wenn Sie wollen. Es ist eben nicht wie in den USA "Got thirteen channels of shit on the T.V. to choose from".

    Aber es muß ja auch einen Grund geben warum es den Frauentausch Sender oder so einen geistigen Müll wie "Rote Rosen" gibt. Ist wie mit der BILD Zeitung, die liest ja auch keiner.

  15. 31.

    Karl Eduard von Schnitzler - übrigens ein Überlebender der Nazis. Strafbattallion 999. Kampf in der französischen Resistance. Vom BBC in Gefangenschaft für Anti-Nazi Radiosendungen eingesetzt...

    Sie sehen Herr Wolfgang M. So einfach ist das alles nicht. Lässt man die Sendungen von Löwenthal Revue passieren, gleicht sie mit dem damals zeitgenössischen (welt)politischen Geschehen ab, so waren die Augen vor "den negativen Aspekten" bundesdeutscher Wirklichkeit und ihrer weltpolitischen Einbettung ebenfalls sehr fest verschlossen.

    Legitimiert SED-Unrecht nicht. Tut der Demut aber keinen Abbruch. Nimmt man West-Gesellschaft genauso insgesamt und Kurzsprech in die Pflicht für insgesamt und Grosses und Ganzes ihrer Regierung. Zumal die Westgesellschaft gestehen muss: Sie wählte solche Regierung mehr, als die DDR-Bevölkerung es je konnte.

    Von Ihnen festgestellte "linksdominierte Medienlandschaft" kann ich nicht erkennen. An welchen sozioökonomisch-(Welt)politischen Fakten erkennbar?

  16. 30.

    Die Gleichsetzung von Gerhard Löwenthal, übrigens ein Holocaust-Überlebender, mit "Sudel-Ede" ist plump und ahistorisch. Er passte einfach nicht mehr in die damals schon links dominierte Medienlandschaft, die wohlweislich die Augen vor den negativen Aspekten des SED-Regimes verschloss. Hinsichtlich der Perspektiven des "real existierenden Sozialismus" gab es sich keinen Illusionen hin und hat letztlich Recht behalten, oder?
    In seinen Sendungen hat er unzählige Fälle politisch inhaftierter DDR-Bürger öffentlich gemacht, Druck organisiert und ihnen zur Freiheit verholfen. Dafür gebührt ihm ewiger Dank.

  17. 29.

    Ja die Kathrin Gerlof - das Buch über das Paar Löwenthal /Schnitzler kenne ich auch.
    Kathrin Gerlof gibt es immer noch!
    - sie macht eine tolle Zeitung "OXI - Wirtschaft anders denken"
    https://oxiblog.de
    ist die Webpräsenz.

    Leider steht "OXI" aus finanziellen Gründen vor dem Aus. Es bräuchte mehr Abonnenten mit 50 Euro im Jahr /12 Ausgaben.
    Hab selten so konzentriert-sachlich ökonomischen Diskurs gelesen.
    Zudem auch noch verständlich...

  18. 28.

    Das ist ja nun etwas off-topic. Der Schnitzler hatte einmal wöchentlich eine Kolumne von 20 Minuten. Man kann also nicht behaupten, dass er das ganze Programm dominierte. Auch wenn es arge Polemik war, aber wieviel Mist kommt denn heute, der länger als 20 Minuten in Anspruch nimmt? Wie heißt es heute doch so schön: Alles was du uns über den Sozialismus erzählt hast, war gelogen aber was du uns über den Kapitalismus erzählt hast, war wahr.
    Ansonsten kann ich mich an einen solchen Niveau-Limbo wie heute eigentlich nicht erinnern.

  19. 27.

    "Wenn auch wieder absichtsvoll vergessen: "ZDF-Magazin" mit Gerhart Löwenthal war auch nicht besser, wahrer oder propagandafreier als Schnitzlers Kanal. "

    Nein, absolut nicht. Und ich wollte das Gegenstück zu "Sudelede" auch nicht unterschlagen.

    "Sein ZDF-Magazin wurde von Kathrin Gerlof als westliches Gegenstück zu der Propagandasendung des DDR-Fernsehens, dem Schwarzen Kanal von und mit Karl-Eduard von Schnitzler, gesehen:

    „Die verbissenen Fernseh-Agitatoren Löwenthal (‚ZDF-Magazin‘) und Schnitzler (‚Der schwarze Kanal‘) haben den Zuschauern in Ost und West jahrzehntelang die deutsche Klein-Klein-Variante des Kalten Kriegs in die Wohnzimmer getragen. Ein amüsanter Rückblick in die Steinzeit des Propagandafernsehens.“

  20. 26.

    Es wiederholt sich alles immer wieder das gleiche Prinzip.
    Macht macht etwas mit Menschen.Das dazu auch fehlendes Unrechtbewusstsein zählt ,zeigt sich bei Frau Schlesinger- weil sie verinnerlicht hat, dass ihr diese sich selbst und ihrem Umfeld zugestanden Privilegien zustehen.
    Fehlende Kontrolle tut ihr übriges.
    Und so verstärken sich immer mehr narzisstische Persönlichkeitsstrukturen.

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