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Video: rbb24 Abendschau | 04.08.2022 | Vanessa Materla | Quelle: Kay Nietfeld/dpa

Waldbrand und Explosionen

Feuerwehreinsatz im Grunewald wird sich bis Freitag hinziehen

Die Situation im brennenden Grunewald bleibt angespannt: Am Donnerstagabend gab es neue Detonationen. Die Feuerwehr zog daraufhin ihre Einsatzkräfte aus dem Sperrkreis zurück. Am Freitagmorgen soll die Lage neu bewertet werden.

Dieser Text wird nicht weiter aktualisiert. Die Ereignisse vom Freitag können Sie hier verfolgen.

- Neue Explosionen am Donnerstagabend auf einem Sprengplatz der Polizei

- 50 Hektar Wald betroffen, mehrere Brandstellen, schwierige Löscharbeiten

- Löschpanzer und Wasserwerfer sind im Einsatz

- Avus und Zugverkehr noch bis mindestens Freitag 6 Uhr gesperrt

Der Einsatz im brennenden Grunewald stellt die Feuerwehrkräfte weiterhin vor hohe Herausforderungen. Die Berliner Autobahn Avus bleibt nach Angaben der Berliner Feuerwehr bis mindestens Freitag, 6 Uhr, gesperrt. Auch der Bahnverkehr zwischen Wannsee und Potsdam bleibt so lange unterbrochen. Grund sind laut Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein weitere Detonationen am Donnerstagabend auf dem Sprengplatz. Deswegen hätten Erkundungsmaßnahmen des Roboters "Teodor" abgebrochen werden müssen.

Auch gebe es dadurch keine aktuellen Bilder des Sprengplatzes. "Insofern ist die Lageentwicklung jetzt so, dass wir damit rechnen werden, dass wir in den Nachtstunden immer wieder auch noch Detonationen eventuell hören können", sagte Thomas Kirstein am Donnerstagabend. Der 1.000-Meter-Sperrkreis bleibe bestehen. Der Sprengplatz könne frühestens am Freitagmorgen begangen werden.

Quelle: rbb

Insgesamt hat sich die betroffene Fläche laut Berliner Feuerwehr auf rund 50 Hektar ausgeweitet. Laut Kirstein betrifft das nicht nur brennendes Areal, sondern auch verrauchtes Gebiet.

Die Löscharbeiten seien zum Teil schon angelaufen. Die Helfer könnten mithilfe bodengebundender Schlauchleitungen von den Wegen aus löschen, ebenso von den Schneisen heraus, die die Bundeswehr in den Wald hinein geschlagen habe. "Es ist davon auszugehen, dass das Feuer nicht über diesen 1.000-Meter-Sperrkreis hinweggeht", sagte Kirstein.

Feuerwehr sicher, dass Avus von den Flammen nicht erreicht wird

"Wir haben diese 30.000-Liter-Becken an den Flanken eingerichtet. Das heißt, wir haben eine unabhängige Löschwasserversorgung, die uns heute in den Abendstunden massiv nach vorne bringen wird und wir dann wahrscheinlich den Vegetationsbrand rund um den Sprengplatz mit Sicherheit in den Griff bekommen können."

Kirstein schließt einen Nachteinsatz nicht aus. Gleichzeitig zeigte sich der Feuerwehrsprecher überzeugt, dass das Feuer die Avus nicht erreichen werde. Ob es sich in der Nacht abkühle und man am Freitag eine neue Lageeinschätzung gemeinsam mit der Polizei Berlin geben könne, bleibe abzuwarten, so Kirstein.

Debatte über möglichen alternativen Sprengplatz

Der Brand um den Sprengplatz der Polizei im Berliner Grunewald hatte sich am Donnerstagnachmittag durch aufkommenden Wind weiter nach Südwesten ausgebreitet. Gleichwohl sah die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) keine Notwendigkeit für eine Evakuierung. Das nächste Wohnhaus sei zwei Kilometer vom Brandort entfernt. Auch Verkehrsinfrastruktur ist nach Angaben der Feuerwehr nicht betroffen. Verletzte habe es bislang nicht gegeben. Giffey hatte ihren Urlaub unterbrochen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.

Den Waldbrand selbst bezeichnete Giffey als einmaliges Ereignis in der Nachkriegsgeschichte Berlins. Mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wolle sie erörten, ob es alternative Sprengplätze im Nachbarland geben könnte, so Giffey.

Berlins CDU-Landeschef Kai Wegner forderte in der rbb24 Abendschau ebensolche Verhandlungen mit Brandenburg über einen gemeinsamen Sprengplatz. "So ein Sprengplatz gehört nicht in ein Naherholungsgebiet", sagte er. "Das Entscheidende ist, dass man nicht Brandenburg sagen kann: Wir bringen euch unsere Bomben. Das wird nicht funktionieren", so der CDU-Politiker. "Da muss Berlin auch Kosten tragen, das muss man sich teilen."

Polizei: Keine alternativen Sprengflächen vorhanden

Wie die Polizei auf Twitter mitteilte, sind in Berlin keine alternativen Nutzungsflächen für einen Sprengplatz vorhanden beziehungsweise nicht genehmigungsfähig. Das Gelände sei mit Brandmeldeanlagen ausgestattet, verfüge über eine mehrere Meter breite Brandschutzschneise und sehe eine Dauerberegnung der gelagerten Kampfmittel vor.

Auf dem Sprengplatz lagern 30 Tonnen Kampfmittel und 20 entschärfte Großbomben aus dem Zweiten Weltkrieg mit einem TNT-Anteil von sechs Tonnen. Das sagte die Chefin der Berliner Feuerwerker, Abteilungsleiterin LKA, Susanne Bauer, dem rbb.

Man wisse, dass mindestens ein Container mit Pyrotechnik und eine Großbombe zum Feuer beitragen, hieß es weiter. Alle Großbomben auf dem Gelände seien ohne Zünder. Das darin enthaltene TNT sei aber bei 120 Grad entflammbar.

Der Sprengplatz Grunewald ist ein etwa 200 Mal 200 Meter großes Areal im Berliner Ortsteil Nikolassee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Ihn gibt es seit 1950. Dort würden zweimal im Jahr jeweils für mehrere Tage kontrollierte Sprengungen angesetzt, sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Es habe immer wieder Versuche gegeben, andere Standorte zu suchen.

Sperrzone von 1.000 Metern wegen Explosionsgefahr

Die Berliner Feuerwehr wurde um 3:24 Uhr in den Kronprinzessinnenweg in Nikolassee gerufen. Es sei auf dem Sprengplatz zu "mehreren großen Explosionen" gekommen. Sie waren nach Angaben von Anwohnern kilometerweit zu hören. Auch am Donnerstagmittag waren noch Knallgeräusche aus Richtung des Sprengplatzes zu hören

Aufgrund von weiteren Explosionen und umherfliegenden Trümmerteilen hatte die Feuerwehr lange nicht mit dem Löschen beginnen können. Es sei nicht möglich gewesen, sich der Brandstelle zu nähern. Der Einsatz könne lebensgefährlich sein, hieß es. Mittlerweile werden aber zwei der vier lokalisierten Brandstellen aktiv bekämpft.

Brandursache noch völlig unklar

Nach Angaben eines Polizeisprechers sei bisher noch völlig unklar, wie es zu der Explosion kommen konnte. Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte dem rbb, das Gelände sei wie jede Nacht gesichert gewesen. Nach Angaben von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) liegen vor Ort keine giftigen Stoffe.

Der Sprecher der Berliner Feuerwehr, Thomas Kirstein, wies am Donnerstagabend in einer rbb-Sondersendung darauf hin, dass auf dem Sprengplatz im Grunewald bereits mehrere Gebäude "in Vollbrand" gestanden hätten, als die Feuerwehr am frühen Morgen dort eingetroffen sei.

Die Ursachenermittlung übernehme aber die Polizei. "Wir haben heute mehrere Gespräche auch mit den Sprengmeistern gehabt", so der Feuerwehrsprecher. "Die ermitteln da auch gemeinsam mit dem LKA in alle Richtungen, die sind natürlich auch daran interessiert, wie es dazu kommen konnte."

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.08.2022, 19:30 Uhr

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