Sondersitzung - rbb-Verwaltungsrat will über fristlose Kündigung Schlesingers entscheiden

So 21.08.22 | 08:32 Uhr
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Jan Schulte-Kellinghaus, Programmdirektor und Patricia Schlesinger, Intendantin sprechen bei einer Pressekonferenz zu 15 Jahren RBB. (Foto: Britta Pedersen/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.08.2022 | Thorsten Gabriel | Bild: Britta Pedersen/dpa

Erst trat sie zurück, dann wurde sie von ihrem Amt abberufen, nun geht es um die Details der Vertragsauflösung der ehemaligen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger. Im Verwaltungsrat geht es am Montag auch um die Frage von Ruhegeldzahlungen.

Der Verwaltungsrat des rbb kommt am Montag zu einer Sondersitzung zusammen. Die Mitglieder wollen dabei über die fristlose Kündigung des Dienstvertrages mit der zurückgetretenen Intendantin Patricia Schlesinger entscheiden.

Der rbb-Rundfunkrat hatte Schlesinger vor einer Woche mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt abberufen. Eigentlich endete bereits mit diesem Schritt der Dienstvertrag. Doch dem Vernehmen nach will der Verwaltungsrat mit einer gesonderten fristlosen Kündigung auf Nummer sicher gehen.

Darüber hinaus will das Gremium mit einem weiteren Beschluss sicherstellen, dass Schlesinger keine Ruhegeldzahlungen erhält, wie sie ihr regulär nach Ende ihrer Amtszeit zugestanden hätten. Der Verwaltungsrat tritt am frühen Montagnachmittag zusammen.

Seit Juni sieht sich rbb-Spitze von einer Vielzahl an Vorwürfen konfrontiert

Patricia Schlesinger stand seit 2016 an der Spitze des rbb und sieht sich seit Ende Juni mit einer Vielzahl an Vorwürfen konfrontiert. Dabei geht es unter anderem um Beraterverträge im Zusammenhang mit einem geplanten rbb-Medienhaus, um den kostspieligen Ausbau der Intendanz und Dinner auf rbb-Kosten, die eher privater Natur waren.

Verwaltungsrat soll Geschäftsführung in finanzieller Hinsicht überwachen

Der Verwaltungsrat ist neben dem Rundfunkrat das zweite Kontrollorgan des rbb. Während der Rundfunkrat den Auftrag hat, aufs Programmangebot zu schauen und darauf, dass die Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrags eingehalten werden, überwacht der Verwaltungsrat die Geschäftsführung – vor allem auch in finanzieller Hinsicht. Mit ihm beispielsweise schließt eine Intendantin oder ein Intendant den Arbeitsvertrag, nachdem er oder sie vom Rundfunkrat ins Amt gewählt wurde. Deshalb prüft das Gremium auch jetzt, nach Patricia Schlesingers Abberufung, die Modalitäten der Vertragskündigung.

Die Mitglieder des Verwaltungsrats werden vom Rundfunkrat für eine vierjährige Amtszeit gewählt. Dazu kommt noch eine Vertreterin oder ein Vertreter des Personalrats. Getagt wird nicht-öffentlich. Derzeit amtiert Dorette König als Verwaltungsratschefin, da der bisherige Vorsitzende, Wolf-Dieter Wolf, zurückgetreten und aus dem Gremium ausgeschieden war. Auch gegen ihn werden Vorwürfe erhoben.

Kommissarische Verwaltungsratschefin räumte Mängel ein

Vor dem brandenburgischen Landtag hatte König vergangene Woche Mängel bei der Kontrollarbeit des Gremiums eingeräumt. Bei der Arbeitsaufteilung habe es ein Ressortprinzip gegeben, das Einzelnen "sehr viele Freiheit" gegeben habe. Dies habe einen Teil der jetzigen Probleme verursacht. So habe etwa der zurückgetretene Verwaltungsratsvorsitzende Wolf allein den Dienstvertrag der Intendantin ausgehandelt, und seine mündliche Berichterstattung im Gremium sei oftmals "unzureichend" gewesen sei. Schon jetzt steht fest, dass der rbb nicht nur die Spitzenposition im Haus neu besetzen muss, sondern dass sich auch die Gremien neu organisieren werden, um ihrem Kontrollauftrag gerecht zu werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.08.2022, 14:30 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Hoffen wir mal, dass hier die Politik die Chance in der Krise sieht. Der Gebührenservice gehört abgeschafft, in ein steuerfinanziertes, effizientes System nach dem Vorbild Frankreichs oder dem der nordischen Länder sehr zeitnah umgebaut. Die Medien sind gerade in den nordischen Ländern übrigens immer noch unabhängig, auch wenn der ein oder andere Kommentator immer wieder einmal versucht, hier einen Zusammenhang zwischen Beitragsservice und Unabhängigkeit zu konstruieren, der so nicht nachweisbar ist. Ganz nebenbei würden damit auch die Bürger sehr schnell finanziell entlastet werden können!

  2. 17.

    Zitat: "Aber dass die Mitarbeiter von rbb so tuen, als hätten sie nichts gewußt, finde ich erbährmlich!"

    Und ich finde es dümmlich, wenn jemand den etwa 3500 Mitarbeitern des RBB pauschal Erbärmlichkeit vorwirft. Wieviel von den scheibchenweise an die Öffentlichkeit gelangten Fakten waren zuvor denn Ihrer Meinung nach bsw. einem Kameratechniker, Verwaltungsangestellten oder 'Freien' von den Vorgängen in der Belle Etage bekannt? Über den 'Flurfunk' mag einiges gesprochen worden sein; aber dass man unter den Mitarbeitern die "drei Äffchen" gemacht hat, ist eine haltlose Unterstellung, "Köpenickerin".

  3. 16.

    Dieser VR ist genauso kompromittiert wie der RR. Und sollte schleunigst verschwinden. Wenn Sie am Montag der Hauptakteurin noch einen Euro versprechen, raste ich aus. Und die Belegschaft sicherlich auch.

  4. 15.

    Wird Zeit, daß Frau König abtritt.
    Am Dienstag will ich dieselbe Kurzinfo wie bei Frau Kirchbach sehn!

  5. 14.

    Mich würden die Gehälter der vielen freien Mitarbeiter interessieren die ja vor "kurzem" noch demonstrieren "mussten"
    Kann mann als freier überhaupt unabhängig sein? Da bekommt man eben keine Aufträge mehr... ganz ohne Kündigung und Personalrat. Einerseits sind die nie abreißenden Beiträge die Begründung für Unabhängigkeit und Sicherheit aber dann mit sehr vielen freien Mitarbeitern genau das Gegenteil machen und sie in stäbdiger Abhängigkeit halten.

  6. 13.

    Wird schwer, gegen abgeschlossene Verträge juristisch vorzugehen.
    Aber dass die Mitarbeiter von rbb so tuen, als hätten sie nichts gewußt, finde ich erbährmlich!
    „Qui tacet, consentire videtur“ sagte schon Bonifatius VIII (wer nichts sagt, stimmt zu)

  7. 12.

    Welche Versäumnisse hat den der Verwaltungsrat zu verantworten. Ich denke auch hier sind Rücktritte und Fragen fällig.

  8. 11.

    Wer welche Pfründe bekommt, darum geht es nicht?

  9. 10.

    Die BZ hat es auf den Punkt gebracht: "Die Kontrolleure des RBB haben den RBB gar nicht kontrolliert." Ob die jetzt schon in der Lage sind die richtige Entscheidung im Sinne der Gebührenzahler zu treffen???

  10. 9.

    Sperrt einfach zu!

  11. 8.

    Irrtum, Herr Bernhard, in grossen Unternehmen werden Manager, die Schäden anrichten, mit Millionenabfindungen entlassen.

  12. 7.

    Lieber Bernhard,
    1) Es wurde keine "Arbeitskreis gebildet", der Verwaltungsrat ist ein dauerhaftes Gremiuem
    2) Frau Schlesinger ist vertragsrechtlich mit der Vorstandsvorsitzenden einer AG zu vergleichen, die für ihre Amtszeit einen Zeitvertrag bekommt. Soll dieser vorzeitig aufgelöst werden, z.b. bei Abberufung, muss (leider) verhandelt werden. Es sei denn, eine strafbare Handlung in der Funktion sei zweifelsfrei nachweisbar.
    3) Die Entbindung von den Dienstpflichten kommt einer fristlosen Kündigung schon sehr nahe.

  13. 6.

    Ich schließe mich den Kommentaren 1-4 an! Agieren wie aufgescheuchte Hühner, Aktionismus pur, Anschwärzen in der eigenen Gruppe (T. Buhrow!), nur um "jetzt keine Fehler zu machen" und rbb-Bosses, Sie kennen die Fehler doch noch gar nicht! Runterkommen und atmen! Und auf die Mitarbeiter hören!! Die wissen genau, was falsch lief und läuft. Denn die sind die Experten, die die Arbeit tun...

  14. 5.

    Frau König hat selbst Versäumnisse eingeräumt und eine Frage bleibt, warum wurde denn der Verwaltungsrat in einzelne Ressorts aufgeteilt? Wurde dadurch nicht erst diese gesamte Vorgehensweise der GF bis zur Intendantin begünstigt? Ja, der Verwaltungsrat muss eine Entscheidung treffen. Nur die Umstände sind schon nicht gerade optimal. Wie wird es insgesamt weiter gehen? Der Verwaltungsrat sollte durch hauptberufliche Mitglieder mit entsprechenden Fachkenntnissen besetzt werden. Auch der Rundfunkrat sollte neu besetzt werden. Für die Mitglieder beider Gremien wäre es gut, wenn sie keine politischen Ämter bekleiden, weder Sportfunktionär sind oder der Kirche angehören. So wäre eine Neutralität gewährt?

  15. 4.

    Hoffentlich hat das auch juristisch Bestand, ebenso dass keine Ruhegeldzahlungen ausgezahlt werden.

  16. 3.

    Ist das noch Berichterstattung? Selbst am Samstag Abend die Sonderspezialsendung.
    Sollte da nicht eher im Hause zusammengefasst werden, was Phase ist?
    Warum kommen so viele jetzt hinter den Schränken hervor?
    Kalkül?
    Die ganze Enthüllungsmaschinerie erscheint unwirklich.
    Muss jetzt und sofort jeder die Einkommensverhältnisse kennen? Warum nicht auch die der Mitarbeiterinnen? Und und und.
    Das wird alles nicht besser mit dem Vertrauen zurückgewinnen.

  17. 2.

    Hoffentlich kommt der Verwaltungsrat damit nicht zu spät. Der Gesetzgeber hat für eine fristlose Kündigung eine Frust von 14 Tagen gesetzt, nach der eine solche Kündigung nach Bekanntwerden der kündigungswirsamen Fakten auszusprechen ist. Ein kleiner Firmfdhkef und schon platzt dieses Vorgehen.

  18. 1.

    Was gibts denn da zu beraten? Fristlose Kündigung ist die logische Folge. In jedem privaten Unternehmen wäre die schon ausgesprochen, da würde sich nirgendwo ein Arbeitskreis für solchen Quatsch gründen.

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