Verwahrloste Tiere auf engstem Raum - Berliner Ordnungsämter stoßen auf mehr Fälle von Tiersammelsucht

Di 30.08.22 | 10:35 Uhr
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Wellensittichschwarm in einer Wohnung. (Quelle: dpa/J.S. Peifer)
Bild: dpa/J.S. Peifer

In Berlin sind in diesem Jahr bereits zwölf Fälle von sogenannter Tiersammelsucht bekannt geworden. Das hat die Umweltverwaltung in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Marc Vallendar (AfD) mitgeteilt. Im gesamten Jahr 2021 waren es demnach neun, im Jahr 2020 drei Fälle.

135 Wellensittiche in Marzahner Wohnung

Mitarbeiter des Ordnungsamtes haben im Bezirk Mitte etwa in einem Fall 300 Fische sicher gestellt, in einem anderen 65 Vögel und acht Katzen.

In Steglitz-Zehlendorf wurden aus einem Haushalt 52 Wellensittiche und 17 Tauben geholt. In Marzahn-Hellersdorf brachte es ein Besitzer auf insgesamt 135 Wellensittiche. In dem Bezirk stellten Veterinäramtsmitarbeiter in einem anderen Haushalt außerdem 20 Mäuse, einen Frosch und drei Eidechsen sicher.

Die Tiere werden laut Verwaltung in der Regel im Tierheim Berlin untergebracht. Reichen dort die Kapazitäten nicht aus, wird nach Alternativen gesucht.

Tierschützer gehen von hoher Dunkelziffer aus

Laut einer Erhebung des Deutschen Tierschutzbundes sind deutschlandweit im vergangenen Jahr 68 Fälle von Tiersammelsucht mit rund 4.200 betroffenen Tieren bekannt geworden. "Es ist jedoch davon auszugehen, dass aufgrund der hohen angenommenen Dunkelziffer lediglich die Spitze des Eisbergs bekannt wird", heißt es in dem Bericht.

Laut Tierschutzbund beschreibt die Tiersammelsucht ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Es fehle an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztlicher Betreuung. Die Halter erkennen demnach nicht, dass es den Tieren schlecht geht.

10 Kommentare

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  1. 10.

    135 Wellensittiche, wow! Da werden die Nachbarn nun wohl ganz schön aufatmen und die eingekehrte Stille genießen.

    Sehr guter Kommentar, Frank!

  2. 8.

    In Berlin sitzen Veterinärämter und Ordnungsämter zusammen und die sind zuständig. Falls nötig, wird der sozialpsychiatrische Dienst hinzugezogen.
    Die Ämter können nur tätig werden, wenn sie auch von den Fällen wissen. Der Omi könnte man evtl. 2 Katzen lassen, die ihr am wichtigsten sind. Aber durch unkontrollierte Vermehrung und nicht ausreichende finanzielle Möglichkeiten entsteht viel Leid, deshalb unbedingt im Amt Bescheid sagen.

  3. 7.

    Bitte unbedingt beim Tierschutz anrufen, sie sind gut geschult und nett. Eine 1 Zimmer Wohnung ist auch für eine Katze wenn sie nicht raus kann zu eng. Einfach Tirschtz googeln, si d ans Tierheim gebunden.

  4. 6.

    Ich habe noch nie von diesem Phänomen gehört. Fände ich sehr lohnend, wenn der rbb diesen Bericht zum Anlass auf nehmen würde, noch mehr zu informieren. Keiner möchte der Omi im Haus, die schon unter der Einsamkeit leidet, die Tiere wegnehmen. Aber die Tiere verwahrlosen lassen, geht auch nicht! Ich glaube viele Menschen würden helfen, wenn sie wüssten wie!

  5. 4.

    Ich habe eine Kollegin mit 9 Katzen in einer Einzimmerwohnung. Bin hin und hergerissen sie zu melden. Aber weiß auch nicht wo. Ruft man da die Polizei oder das Ordnungsamt? Und wie gehen die vor? Einfach rein in die Wohnung und wegnehmen, würde schwere Traumata auslösen. Gibt es Anlaufstellen für dieses Problem? Psychologische Hilfe? Selbsthilfegruppen?

  6. 3.

    Na ja, ob man bei 20 Mäusen schon von Tiersammelsucht reden kann Es kommt halt immer auf die Haltungsart an. Genau so bei den Fischen. In einem genügend grossen Aquarium könnte das durchaus normal sein. Leider fehlen im Bericht dazu nähere Angaben.

  7. 2.

    Ich habe von Fällen gehört, da stehen (Zehn)Tausende Hühner, Schweine oder Rinder in Ställen ohne natürliches Licht, oft sogar ohne die Möglichkeit sich hinzulegen oder umzudrehen. Gesetzeskonform und mit Stempeln von Tier"ärzt*n". Irgend jemand sagte mir aber, dies ist was ganz Anderes.

  8. 1.

    Wohin doch falschverstandene Tierliebe führen kann.

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