Berlin-Friedrichshain - Weltkriegsbombe am Ostkreuz in der Nacht entschärft

Fr 19.08.22 | 11:50 Uhr
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Die Feuerwerker der Polizei präsentieren stolz den entschärften Blindgänger. (Foto: Polizei Berlin)
Video: rbb|24 | 18.08.2022 | Material: rbb|24 Abendschau | Bild: Polizei Berlin

Am Morgen nach der Bombenentschärfung in Berlin-Friedrichshain hat sich dort die Lage wieder normalisiert. Noch in der Nacht konnten die insgesamt 12.000 Betroffenen in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Entschärfung selbst verlief kompliziert.

Die Weltkriegsbombe in Berlin-Friedrichshain ist entschärft. Wie die Polizei in der Nacht zu Freitag mitteilte, konnten Spezialisten des Landeskriminalamtes um 0:15 Uhr beide Zünder entfernen und vor Ort sprengen.

Nach stundenlangen Sperrungen und Evakuierungsmaßnahmen hat sich die Lage rund um den Fundort am Freitagmorgen wieder entspannt. Die Elsenbrücke über die Spree, der S-Bahnverkehr am Ostkreuz sowie die umliegenden Straßen wurden in der Nacht wieder freigegeben.

Tausende Menschen kehrten nach vielen Stunden zurück in ihre Wohnungen. "Die Sperrungen in Friedrichshain wurden aufgehoben", teilte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Freitag gegen 0:20 Uhr auf Twitter mit.

12.000 Menschen von Evakuierungen betroffen

Der 500 Kilogramm schwere Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg war am Donnerstagmittag bei Bauarbeiten zwischen der Spree und dem Bahnhof Ostkreuz entdeckt worden. Am Nachmittag richtete die Polizei einen 500 Meter großen Sperrkreis rund um den Fundort ein. Rund 12.000 Menschen mussten das Gebiet verlassen. Auch drei Kitas wurden geräumt.

Die Polizei fuhr mit zwei Lautsprecherwagen herum und forderte die Bewohner auf, ihre Wohnungen zu verlassen. 250 Polizisten kümmerten sich um die Straßensperrungen und gingen von Haustür zu Haustür. In der Mercedes-Benz-Halle am Ostbahnhof wurde eine Notunterkunft mit einem speziellen Raum für Menschen eingerichtet, die mit dem Coronavirus infiziert waren.

Um 20.40 Uhr twitterte die Polizei: "Alle Evakuierungsmaßnahmen sind abgeschlossen. Der Bahn-, Schiff- und Luftverkehr ist unterbrochen. Im Sperrkreis befinden sich nur noch unsere Spezialisten vom LKA, die nun damit beginnen, die Weltkriegsbombe zu entschärfen."

Karte: Fundort Bombe mit Sperrkreis (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Blindgänger musste intensiv untersucht werden

Nicht nur die Evakuierung, sondern auch die Entschärfung war aufwendig und kompliziert. Die Experten gingen davon aus, dass die Arbeit an der Bombe mindestens drei Stunden dauern werde. Während des Einsatzes gingen dabei am Abend heftige Gewitter und Regen über Berlin nieder.

Obwohl die Bombe bereits Donnerstagmittag bei Baggerarbeiten auf einer Baustelle an der Ecke Persiusstraße/Bödikerstraße entdeckt wurde, dauerte es bis Entwarnung gegeben werden konnte. Polizeisprecherin Anja Dierschke begründet dies damit, dass zunächst der Blindgänger begutachtet werden musste. Feuerwerker der Berliner Polizei mussten schauen, ob die Bombe am Stück abtransportiert werden kann oder ob dies zu gefährlich ist. Letzteres war der Fall. Die beiden mechanischen Aufschlagzünder waren in keinem guten Zustand mehr, so dass an Ort und Stelle gehandelt werden musste.

Um 0:15 Uhr gab die Polizei schließlich Entwarnung. "Die Weltkriegsbombe ist entschärft und wird abtransportiert." Mit einer "Hochdruckwasserstrahlschneidemaschine" seien beide Zünder entfernt worden, anschließend wurden sie gesprengt. Auf einem Foto der Polizei posierten fünf "Feuerwerker" vom Landeskriminalamt in der Nacht mit der mehr als ein Meter langen Bombe. Die Überreste der Bombe sollten letztlich auf den Sprengplatz der Polizei im Grunewald gebracht werden, auf dem am 4. August ein Feuer mit zahlreichen Explosionen ausgebrochen war.

ÖPNV war unterbrochen

Mitten im Sperrkreis lag auch der Bahnhof Ostkreuz. Auch er wurde am Donnerstagabend vor Beginn der Entschärfungsarbeiten abgeriegelt. Sowohl der S-Bahn [Externer Link]- als auch der Fern- und Regionalverkehr [Externer Link] waren am Ostkreuz unterbrochen. Die BVG war ebenfalls betroffen. Ein Ersatzverkehr mit Bussen konnte wegen der Größe des Sperrkreises nicht eingerichtet werden, twitterte die Verkehrsinformationszentrale Berlin.

Aufgrund zahlreicher Straßensperrungen kam es zu langen Staus. Der Verkehrsinformationszentrale Berlin zufolge gab es auf der Stralauer Allee einschließlich der Elsenbrücke weiträumige Absperrungen.

Die Entschärfung einer Weltkriegsbombe am Ostkreuz in Bildern

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Sendung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 11:00 Uhr

102 Kommentare

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  1. 102.

    Wer weiß?
    Mir ging es vor allem darum, meiner Erleichterung über die geglückte Entschärfung der Bombe einen Ausdruck zu verleihen. Ist daher eher redensartlich zu verstehen, als wortwörtlich und Ist in diesem Zusammenhang eigentlich auch gar nicht missverständlich formuliert. Andererseits haben Sie natürlich recht, wenn Sie sich über die Verwendung von metaphysischen Spekulationen im Kontext einer Bombenentschärfung mokieren: selbstverständlich gilt mein Dank allen an der Bombenentschärfung Beteiligten. Aber sagen Sie selbst, hört sich solch ein Satz nicht eher nach der Sprache eines Politikers an?

  2. 101.

    Wenn's tatsächlich 500 kg waren, dürfte es wohl ein sowjetische Bombe gewesen sein, ansonsten vermutlich eher 454 kg, also das britisch/amerikanische Pfund.

  3. 100.

    "... Obwohl die Bombe bereits Donnerstagmittag bei Baggerarbeiten auf einer Baustelle an der Ecke Persiusstraße/Bödikerstraße entdeckt wurde, ..."
    Was ich nicht verstehe: Warum werden die Blindgänger bei Tiefbauarbeiten immer nur rein zufällig entdeckt? Sind die Tiefbauunternehmen nicht verpflichtet, den Baugrund untersuchen zu lassen, ob die Gegend Bombenabwurfgebiet war und ob es "Spätzünder" geben könnte? Es gibt doch Metalldetektoren und Bodenradargeräte, wie sie von Schatzsuchern und Archäologen verwendet werden.
    Werden da aus Gründen von Kosteneinsparungen Bauarbeiter, Anwohner, Passanten und und Leute von Munitionsbergungsdienst bewusst gefährdet? Ich schrieb's ja bereits: 15.09.1994 Pettenkoferstraße, vorher auch keine Bodenuntersuchung, drei Tote und sieben Schwrerverletzte!
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/507245.fliegerbombe-explodiert-n-tote-schwerverletzte-grosse-schaeden.html

  4. 99.

    ... bestimmt dafür gesorgt, dass alles gut geht! Meine Nichte musste auch mit ihrer Familie kurzfristig ausziehen....

  5. 98.

    "@ OMG, weil es doch laut Text nur 5 Zentner sind. Da kann man doch nicht einfach 10 Zentner schreiben.
    500 KG = 5 Zentner Aber ich sag mal nix dazu." Ja, das wäre für Sie auch weniger peinlich gewesen.
    Im Text steht nicht 5 Zentner, sondern 500 Kilo, und Zentner kommt vom lateinischen centum und bedeutet Hundert.
    Nach dem Deutschen Zollverein sind seit 1858 100 Pfund à 500 Gramm ein Zentner und somit 50 kg.
    500 kg = 10 Ztr. = 5 Doppelzentner. Sonst noch Fragen?

  6. 97.

    Mir fällt jedes Mal ein Stein vom Herzen, wenn so eine Bombenentschärfung wieder gelungen ist. Der Einsatz und das Können dieser Spezialisten ist bewundernswert

  7. 96.

    Nur 2 Meter neben der Bombe wurden große Stahlträger vor dem Auffinden in den Boden gerammt. Glück gehappt !

  8. 95.

    Ich bewundere die Jungs, welche den Mut haben und das Können, die unheimlich-mörderischen Relikte des 2. Weltkrieges unter erheblicher Lebensgefahr unschädlich machen. Wir sollten Ihnen gegenüber Achtung und Respekt sowie ein Danke zollen. Nicht auszudenken, wenn so ein Teil explodieren sollte. Und wir wissen nicht wirklich hundertprozentig, wo noch überall, ein latenter Tod in Form nicht explodierter oder mit den teuflischen Langzeitzündern versehenen Bomben in der Erde lauert. 77 Jahre nach dem Ende des (bisher, muss man leider sagen!) furchtbarsten und grausamsten Krieg der Neuzeit.

  9. 94.

    Deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Bei solch einer Bombe trägt niemand von denen diesen "dicken Anzug". Warum? Weil der bei dieser Art Bombe keinen Schutz bietet...

  10. 93.

    Mein Dank und vor allem Respekt wieder einmal an die Spezialisten des LKA. Leider, so muss man es ja sagen, ist dies zwar ein krisensicherer, aber hochgefährlicher Job. Bei der Vielzahl an Munition aus dem 2 WK, die in Berlin u. Brandenburg noch im Boden vor sich hinrosten, kann man nur hoffen, dass für diesen Job genügend Nachwuchs ausgebildet wird. Wie brisant das Thema ist, hat der Brand im Grunewald ja gezeigt. Ob das unsere Politiker nun auch endlich kapiert haben?

  11. 92.

    Hallo Semiramis (35),
    na, wenn DAS Ihre einzige Sorge ist? Irgendwo in der "Pampa" ohne Info zu sitzen...Vielleicht wäre es Ihnen lieber, das Ding würde hochgehen, während Sie an Ihrem Arbeitsplatz sitzen. Und wenn Sie die Gegend um Ihren Arbeitsplatz als Pampa bezeichnen, weshalb arbeiten Sie dann dort? Wahrscheinlich haben Sie im Geschichtsunterricht - und ganz besonders die Geschichte Berlins - nicht aufgepasst. Denn dass Sie aufgrund einer Bombenentschärfung mal eben in der "Pampa" warten müssen, kann Ihnen zukünftig noch öfter passieren... zuviel wurde in den letzten Tagen des 2.WK u.a. auf Berlin abgeworfen. Oranienburg kann auch ein Lied davon singen.

  12. 91.

    Hier gehört es zum Allgemeinwissen, dass angloamerikanische Einheiten sich von metrischen unterscheiden. Andere müssen halt gogglen und wundern sich auch noch, dass die Suche auf deren PC wird.

  13. 90.

    Passierte auch nichts in Berlin zu DDR-Zeiten. Hauptmann Luthe war der Cheffeuerwerker der Volkspolizei. Fähiger Mann.

  14. 88.

    Werter Herr Lampenreicher, geht es auch mal ohne meckern?? Statt froh zu sein das Alles so super geklappt hat und niemand zu schaden gekommen ist regen Sie sich über "Kleinigkeiten " auf..."Die Feinheiten der deutschen Sprache verabschieden sich bei Euch leider immer öfter aus den Artikeln. Schade irgendwie..." wechseln Sie einfach zu anderen Seiten und erfreuen sich das die Feinheiten der deutschen Sprache dort noch beherrscht werden.
    Mein Dank gilt allen Beteiligten die dafür gesorgt haben das nichts passiert ist.

  15. 87.

    Schaue ich mir das Bild der verantwortlichen Sprengmeister an (diesbezüglich mal ganz ohne Ironie: Applaus!) frage ich mich, wo bei den Bombenentschärfern eigentlich die vielgerühmte Frauenquote bleibt.
    Keine Bewerberinnen in Sicht?

  16. 86.

    Als Blindgänger wurden schon immer die Bombem als ganzes bezeichnet.
    Zünder sind Zünder, die entschärft wurden und somit die auch die Bombe

  17. 85.

    @rbb-Team:
    Wenn eine Bombe mit mehreren Zündern entschärft wurde, ist die Überschrift (mal wieder) falsch!
    Oder habe ich verpasst, dass die Zünder die Blindgänger sind und nicht das Gesamtwerk Bombe (zu der ja Zünder gehören!)
    Die Feinheiten der deutschen Sprache verabschieden sich bei Euch leider immer öfter aus den Artikeln. Schade irgendwie...
    Beste Grüße

  18. 84.

    gerne nächstes mal auf Rechtschreibfehler kontrollieren :)

  19. 83.

    Ein großes Dankeschön an die Feuerwerker für die sichere Entschärfung, an die Einsatzkräfte der Polizei und an die vielen ehrenamtlichen Helfer des DRK, die sich (in ihrer Freizeit!) die Evakuierten gekümmert haben!

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