Technischer Defekt - Rund 1.400 Gaslaternen in Berlin sind im Dauerbetrieb

Mo 08.08.22 | 17:10 Uhr | Von Georg Berger
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Gaslaterne im August 2022 an der Ecke Kastanien-/Akazienallee in Berlin. (Quelle: rbb/Georg Berger)
Video: rbb24 Abendschau | 03.08.2022 | Georg Berger | Bild: rbb/Georg Berger

Zehntausende Gaslaternen erleuchten Berlin - 1.400 davon sogar tagsüber. Seit etlichen Jahren werden sie durch moderne LED-Technik ersetzt. Doch der Austausch kommt nur langsam voran. Von Georg Berger

Nein, es ist kein Test für museumsreife Straßenbeleuchtung. Niemand will wissen, wie lange die Leuchtmittel in den alten Gaslaternen durchhalten. Dass etwa 1.400 gasbetriebene Straßenlampen in Berlin Tag und Nacht leuchten, hat andere Gründe.

Immer wieder beschweren sich Anwohner, dass in ihren Straßen seit Jahren etliche Gaslaternen tagsüber nicht mehr abgeschaltet werden. Und besonders jetzt, da durch den Krieg in der Ukraine das Gas in Deutschland knapp wird, fragen sich viele, warum nicht wenigstens jede zweite der ingesamt 23.000 Gaslaternen im Stadtgebiet dunkel bleiben kann, um Energie zu sparen. Vor allem aber die Lampen, die nun auch noch tagsüber leuchten, sollten doch verzichtbar sein. Nein, sagt Jan Thomsen, Sprecher der Berliner Umweltverwaltung, denn es gebe eine Verkehrssicherungspflicht. Und danach müssten alle Lampen eben nachts leuchten - zur Not auch am Tag.

Denn bei den Dauerbrennern sind etwa die Fotozellen defekt, die dafür sorgen, dass die Lampe in der Dämmerung ein- und ausgeschaltet wird. Die Ersatzteile fehlen, und so werden die Lampen auf Dauerbetrieb gestellt. Auch wenn die Gastleitungen im Mast undicht werden, wird das Gas dauerhaft verbrannt, damit es nicht austreten kann.

Austausch gegen LED geht nur langsam voran

Doch mit einer Leistung von über 1.000 Watt ist die Gaslaterne seit langem nicht mehr zeitgemäß. Seit etlichen Jahren werden sie daher vom Senat gegen LED-Leuchten ausgetauscht. Der Vorteil: Das Design bleibt gleich aber der Verbrauch sinkt auf sage und schreibe nur noch 46 Watt. Das entspricht einer Einsparung von 954 Watt pro Leuchte.

Das Austauschprogramm kommt aber nur langsam voran. Vor zehn Jahren beleuchteten noch rund 44.000 Gastlaternen die Stadt. Heute stehen noch immer 23.000 Exemplare zumeist in den Wohnstraßen der Stadt. Pro Jahr schafft die vom Senat beauftragte Firma gerade zwischen 2.000 und 3.000 Lampen auf LED-Technik umzurüsten. Bei diesem Tempo kann es noch bis zu zehn Jahren dauern, bis die im Unterhalt teuren Gaslaternen von preiswerteren LED-Lampen ersetzt worden sind.

Es sei kein Wunder, dass es so lange dauere, sagt Thomsen, denn für die neue LED-Technik müsse die Straße aufgerissen werden, um die Stromleitungen zu verlegen und das dauere eben. Dennoch plane die Umweltverwaltung das Programm zu beschleunigen und künftig etwa 3.500 neue LED-Leuchten pro Jahr zu schaffen.

Gaslaterne im August 2022 in Berlin. (Quelle: rbb/Georg Berger)
Bild: rbb/Georg Berger

Um nun wenigstens die Dauerbrenner schneller vom Gasnetz zu nehmen, denken die Fachleute bei der Umweltverwaltung über Notlösungen nach. So könnten die Stromkabel in solchen Fällen auch mal oberirdisch gespannt werden. Auch die Verwendung von Solarleuchten werde geprüft.

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.08.2022, Georg Berger

Beitrag von Georg Berger

33 Kommentare

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  1. 33.

    "Eine ins Museum,"
    Die wollen die ja nicht mal!
    https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/die-schrottlaternen-im-tiergarten-sind-ein-fall-fuers-technikmuseum

  2. 32.

    Ja unglaublich. Jeder Campingwagen oder Wohnmobil mit Gasanlage muss regelmäßig zur Überprüfung.
    Vergleich hinkt etwas wegen der Gefährdung aber wissend Gas sinnlos verbrennen ist heutzutage schon ziemlich dreist.
    Wurden nicht erst vor einiger Zeit die privaten Heizpilze in Biergärten und Kneipen verboten? Mit welcher Bergündung?

  3. 31.

    Hier meckern immer wieder Leute, dass sich Berlin zum Dorf entwickelt. Stimmt gar nicht, Berlin wird zum Freilichtmuseum.
    3.300 Laternen um historische Lichttechnik zu zeigen. Was ist da nur los in Berlin? Eine ins Museum, den Rest zurück ins Stahlwerk!

  4. 29.

    Wir verbrennen also sogar Gas, weil Leitungen in den Laternen defekt sind? Au Backe

  5. 28.

    "Es wäre mal interessant zu wissen, wie viel Geld der Austausch kostet."
    Die Aufsatzleuchten (Siehe Bild oben) 6600€ je Stück. incl. Gas weg und Strom hin.
    Die Hängeleuchten 7600 €.
    Die Umstellung wird im Rahmen des EFRE- und des BENE-Programms, sowie durch das BMUV gefördert. Die genauen Förderanteile sind nicht bekannt dürften aber zwischen 40 und 70% liegen.

    Was es an Leuchten gibt:
    https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/infrastruktur/oeffentliche-beleuchtung/gasbeleuchtung/umruestung-der-gasleuchten/
    m.W. werden nur noch die beiden oben genannten umgerüstet die anderen sind schon durch.

  6. 27.

    bevor hier noch mehr neben der Sache diskutiert wird, bitte informieren
    https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/infrastruktur/oeffentliche-beleuchtung/gasbeleuchtung/

  7. 26.

    na dann hier

    https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/infrastruktur/oeffentliche-beleuchtung/gasbeleuchtung/erhalt-von-gasleuchten/

  8. 25.

    "die Beleuchtung mit Gas ist geschützt."
    Falsch!
    https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteilung.234929.php

  9. 24.

    Na, er hat ja wohl den Schlag noch nicht gehört.Die Zeiten der Romantik sind vorbei!

  10. 23.

    "Die Erhaltung der Laternen bezieht sich nicht auf die Art der Lichterzeugung, sondern auf das Licht- und (historische) Straßenbild." Das ist falsch. Auch die Beleuchtung mit Gas ist geschützt. Muss natürlich nicht flächendeckend noch sein.

  11. 22.

    "So manche Gaslaterne soll ja angeblich auch wg. Denkmalschutz nicht umgerüstet werden dürfen. "
    Es würde ja schon reichen, wenn die vorgesehen 3000 Laternen, die so bleiben sollen, wenigstens mit Ersatzteilen aus den abgebauten versorgt würden, das die nicht defekten nicht den ganzen Tag vor sich herglühen - ansonsten der Artikel in #17 hellt auf.

  12. 21.

    "Barbarei das angenehme Licht der Gaslaternen durch LED Leuchten zu ersetzen."
    Da sieht man, das Sie nicht wissen, wie das Austauschmodul aussieht.
    Lesen Sie #17
    Darüber hinaus steht da auch noch mehr drin.


  13. 20.

    Sie finden, es passt gut zum Grünen Programm, dass die Straßenbeleuchtung in Berlin zum Teil durch Verbrennung von fossilen Energien erfolgt? Seit 2016 ist das Klimaschutzsenat unter grüner Führung. Und gerade die Grünen brauchen erst ein Überfall von Russland auf die Ukraine und die darausfolgende Energiekrise, um zehntausende Gaslaternen gegen energiesparende Beleuchtung auszutauschen?

  14. 19.

    So manche Gaslaterne soll ja angeblich auch wg. Denkmalschutz nicht umgerüstet werden dürfen. Hierzu sollte sich Berlins oberster Denkmalschützer mal äußern, schreibt doch seine Partei mittlerweile auch den Klimaschutz ganz groß auf die Fahne.

  15. 18.

    Um zu verstehen, dass die grüne Senatorin für Klimaschutz nicht auf energiesparende Strassenbeleuchtung umstellt, fehlt die politische Bildung? Glaub ich nicht, vielmehr fehlt es den grünen Amtsträgern an Kompetenz. "Feministische Verkehrswende" triggert die Wählerschaft vielmehr als schnöde Arbeit wie Lampen austauschen. Aber genau die kleinen Schritte, die uns vor den angedrohten Zwangsmaßnahmen, wie wegen der Gasnotlage nicht mehr alle Zimmer heizen zu dürfen, werden natürlich nicht von den Grünen gegangen. Was hindert die Klimaschutzsenatorin seit ihrer Amtseinführung am sofortigen Austausch der Gaslaternen aka CO2-Schleudern? Etwa die fehlende politische Bildung der Bevölkernden?

  16. 17.

    "Bis vor gar nicht so langer Zeit galten diese Laternen als authentisch und erhaltenswert"
    Sie implizieren, das die Laternen nunmehr nicht mehr erhaltenswert seien. Wenn dem so wäre, bräuchte es keine Umrüstung.
    Sie merken Ihren Fehler?
    Die Erhaltung der Laternen bezieht sich nicht auf die Art der Lichterzeugung, sondern auf das Licht- und (historische) Straßenbild. Im Übrigen empfehle ich zu lesen: https://www.berlin-innovation.de/innovationen/detail.php?s=gaslicht-mit-led
    Zur Thematik #Amortisation wurde schon ausgeführt, aber lassen Sie mich noch ergänzen: Die Stadt rühmt sich 22000 Laternen umgerüstet zu haben. https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/06/gaslaternen-berlin-umruestung-led-energie-gas.html
    Wenn Sie Amortisation wollen, gehören als erstes die ersetzt, die jeden Tag Geld verbrennen. Damit wäre Berlin allein ein ganzes Jahr beschäftigt.

  17. 16.

    Es wäre mal interessant zu wissen, wie viel Geld der Austausch kostet. Wahrscheinlich hochgrechnet so viel, dass die Gaslaternen noch 30 jahre weiterleuchten könnten ohne Mehrkosten. Eine Barbarei das angenehme Licht der Gaslaternen durch LED Leuchten zu ersetzen.

  18. 15.

    Städte müssen keinen Gewinn machen also spielt Amortisation eine untergeordnete Rolle.
    Laut AfA gilt für Laternen 19 Jahre Abschreibung.
    Da dürfte die Einsparung bei dem Verbrauchsunterschied deutlich größer sein als Investition/19 wenn ich mal an die Verbrauchsschätzung von Mitleser anschließe, selbst bei günstigeren Gaspreisen in den letzten Jahren.
    Wenn es als Austausch bzw. Reparatur gebucht werden kann, rechnet sich jede umgebaute Laterne spätestens im 2ten Jahr nach Inbetriebnahme.
    Die günstigere und bessere Technik der elektrischen Beleuchtung ist nicht erst seit der LED kein Neuland mehr also schon seit Jahrzehnten etabliert, hätte also schon längst erledigt sein können.
    Berlin ist ja wohl eher die Ausnahme in Deutschland.

  19. 14.

    Lesen Sie ihre Texte eigentlich auch selbst? Das haben Sie doch vor drei Tagen alles schon einmal in Gänze erzählt. https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/08/berlin-beleuchtung-strassenlampen-energiesparen-gas-led.html

  20. 13.

    „Bis vor gar nicht so langer Zeit galten diese Laternen als authentisch und erhaltenswert.“
    Das macht die Sache nicht besser, stellt eher noch mehr fragen. Energiesparen ist nunmal keine Erfindung des 21. Jh
    Gaslaternen dürften inzwischen von mehreren Generationen des elektrischen Lichts überholt worden sein.
    Es hat also nicht erst der LED-Technik bedurft um sie als Energieverschwender obsolet zu machen.
    Authentisch und erhaltenswert könnte ich höchstens noch durch Element of Crime „Jung und Schön“ nachempfinden. Ich denke auch Sven Regener hat kein Problem, wenn die Dinger schneller verschwinden.

  21. 12.

    "Ich denke die Kritik ist durchaus berechtigt auch in der Form." Nein, ist sie nicht! Bis vor gar nicht so langer Zeit galten diese Laternen als authentisch und erhaltenswert. Die Umrüstung war schon beschlossen, BEVOR die Energiekrise so richtig los ging. Dass man jetzt natürlich versucht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen versucht, ist legitim, wenn sich laufende Bauvorhaben nicht verschieben oder beschleunigen lassen, ist das nicht die Schuld der Politiker.

  22. 11.

    Ich denke die Kritik ist durchaus berechtigt auch in der Form.
    Schließlich setzt die Hauptstadt eines reichen Landes das lange als Land der Ingenieure galt und nebenbei Heimatstadt von Osram, Siemens und AEG ist immer noch teilweise auf eine Technologie zur Beleuchtung des öffentlichen Raumes aus dem 19Jh. Gleichzeitig werden die Bürger aufgefordert kälter zu duschen und ihren Gasverbrauch zu drosseln. Dies machen die Bürger schon lange, nicht immer erfolgreich und perfekt aber offensichtlich besser als die Verwaltung der Hauptstadt.
    Da darf man schon mal meckern oder?

  23. 10.

    Schöne Zahlenspielerei....leider haben Sie einen Faktor vergessen: Der Sparfaktor tritt erst ein, wenn die Kosten für die Umrüstung gedeckt sind. #Amortisation

  24. 9.

    "Mehr politische Bildung in die Schule!!!"
    Ihre Schlussfolgerung ist falsch!
    Mehr schulische Bildung in die Verwaltung!
    Mathe wäre ein erster Ansatz.
    Oder wie erklären Sie 10.000 € pro Monat die verbrennen? Die Umweltbelastung noch nicht mal berücksichtigt.

  25. 8.

    @RBB: "Das Design bleibt gleich aber der Verbrauch sinkt auf sage und schreibe nur noch 46 Watt. Das entspricht einer Einsparung von 954 Watt pro Leuchte."
    Ohne Angabe in welchem Zeitraum die Leistung verbraucht wurde, macht das keinen Sinn.
    Eine Gasleuchte verbraucht Energie von 1,0 KWh. Eine LED-umgebaute Leuchte 0,046 KWh. Einsparung 0,954 KWh
    Milchmädchenrechnung ;) Die Rechnung geht nur auf, wenn auch die LED-Leuchte den ganzen Tag nicht aus geht.
    Richtig: Gas pro Tag: 24h * 1.0 KW, LED 10h*0,046 KW ergibt
    Einsparung: 24KWh - 0,460KWh = 23,54 KWh.
    Am Tag(!)

    Und da hier gerne mit Beispielen gerechnet wird: 23,54 KWh entsprechen mehr als 2m³ Erdgas.
    Pro Tag!
    Das sind pro Tag bei derzeit 0,30 €/KWh 7(!) in Worten SIEBEN Euro. pro Laterne!
    Damit mache ich 4 Tage für eine vierköpfige Familie, warmes Wasser.

    Jeden Tag verbrennt Berlin 32956KWh, bzw. knapp 3000m³ für 9800,00 Euro!

  26. 7.

    Dieses Bashing auf Abgeordnete, Senatoren ect. finde ich unerträglich. Natürlich lässt sich jede 2. Leuchte oder die kaputten ausschalten. Aber wenn dann was passi
    ert, finden sich Heerscharen von Anwälten, Pressevertretern, sogenannte Betroffene, die dann genau den Abgeordneten den Vorwurf machen, die Lampen abgeschaltet zu haben.
    Mehr politische Bildung in die Schule!!!

  27. 6.

    Niemand MUSS hier leben und lesen ( und kommentieren!)!!

  28. 5.

    1400 Laternen × 1kwh×365 Tage mal 24 Stunden ergibt ca. den Jahresverbrauch von 700 Familien. Und wir sollen kalt duschen. Da kann man mal sehen wie verkommen dieser Staat ist.

  29. 4.

    Schnarch! Schnarch! Schnarcht weiter, ihr Volksvertreter in Berlin. Mal was von Vorrang gehört? Wenn z. B. das Häuschen brennt, ist höchste Priorität für die Feuerwehr an dieser Stelle angesagt. Macht von den 100.000 gleichzeitigen Baustellen mal vorübergehend 50.000 zu, dann gibts Fachkräfte im Überfluss. Und nach dem nun nicht mehr aufschiebbaren Gaslaternenaustausch geht’s dann weiter wie üblich. Angesichts einer solchen Verschwendung öffentlicher Mittel zahle ich keine Energiepauschale.

  30. 3.

    Berlin is so dilapidated, all ruined and falling apart

  31. 2.

    Reden, reden und nichts passiert. Traurig was unsere Senatoren so von sich geben. Der Bürger soll sich immer an alles halten und sparen wo er kann. Kein Wunder wenn der Unmut in der Bevölkerung wächst.

  32. 1.

    Hat man auch mal den Einfluss auf das Mikroklima bewertet?
    1.000W/Lampe sind schon eine ordentliche Heizung gerade innerstädtisch. 23 MW in Summe klingt dann auch schon ordentlich. Das ist fast die halbe thermische Leistung des neuen HKW hier in FF. Die versorgen immerhin 18.000 Menschen.
    Da denke ich das in der Umgebung der Gaslaternen durchaus messbare Effekte zu sehen sind. Auch und gerade in Sommernächten.
    Gibt es Daten zum bundesweiten Einsatz von Gas zur Beleuchtung. In Lübeck habe ich welche in der Altstadt entdeckt.

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