Klinikum in Berlin - Virchow-Pflegepersonal in Mitte muss bald bis zu 300 Euro Parkgebühren zahlen

Mi 24.08.22 | 12:50 Uhr
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Zufahrt zur zentralen Notaufnahme der Charite Campus Virchow-Klinikum.(Quelle:dpa/A.Gora)
Video: rbb24 abendschau | 23.08.2022 | Bild: dpa/A.Gora

Eigentlich sollten Ausnahmeregelungen die Mitarbeitenden des Virchow-Klinikums in Mitte vor monatliche Parkgebühren bis zu 300 Euro schützen. Bisher wurden aber alle Anträge abgelehnt. Die neue Parkzone rund ums Klinikum wird derweil bereits kontrolliert.

Diejenigen Mitarbeitenden des Virchow-Klinikums in Berlin-Mitte, die für ihren Dienst das Auto nutzen, müssen ab kommenden Montag pro Stunde zwei Euro Parkgebühren zahlen. Der Bezirk hat die Straßen rund um das Klinikum zur gebührenpflichtigen Parkzone erklärt.

Eigentlich waren Ausnahmeregelungen für Angestellte im Schichtdienst geplant, allerdings wurden alle vom Bezirksamt bisher bearbeiteten Anträge abgelehnt.

"Von den bisher 61 bearbeiteten Anträgen hat kein Antrag die im landesweiten Leitfaden vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt.", schreibt ein Sprecher des Bezirksamts Mitte auf Anfrage des rbb. 47 weitere Anträge seien noch nicht bearbeitet.

Unverständnis beim Personal

"Man hat sich auf das Wort des Bezirks verlassen, dass es für Schichtarbeiterinnen eine bessere Lösung gibt", sagt Alexander Eichholtz vom Klinikpersonalrat dem rbb im Interview.

Allerdings zeigten die vom Bezirk streng gesetzten Bedingungen wie zum Beispiel der Arbeitsbeginn vor 5:30 Uhr, "dass sich das nur Menschen ausgedacht haben können, die nicht in der Schichtarbeit sind."

Eichholtz verweist auch auf die sowieso schon schwierige Personalsituation. "Ich verstehe nicht, wie man die Anträge ablehnen kann, in dem Wissen, dass es sowieso schwierig ist, Hebammen und Kinderkrankenpflegerinnen zu rekrutieren und wir eine Versorgungskrise bei vielfältigen Ambulanten haben."

Der Vorstand versuche derzeit weiter nach Lösungen für die Mitarbeitenden zu suchen.

Bis zu 300 Euro Parkgebühren pro Monat

Die neue Parkzone 77 umfasst das Gebiet zwischen Seestraße, Müllerstraße, Fennstraße und Sylter Straße. Dort parken viele Mitarbeitende des Virchow-Klinikums, die im Schichtdienst arbeiten.

Sie müssen ab Montag Parktickets für zwei Euro die Stunde ziehen. Geht man von einem Arbeitstag um die acht Stunden aus, könnten so pro Monat bis zu 300 Euro zusammenkommen.

Vorderansicht Virchow-Klinikum.(Quelle:dpa/Schoening)

Eichholtz: "ÖPNV ist keine Alternative"

"Die Kollegen werden gehen", sagt Eichholtz. In einer Zeit, in der sowieso schon alles teurer werde, kämen zusätzliche Kosten von bis zu 300 Euro alleine fürs Parken zu einem sehr schlechten Zeitpunkt und könnten drastische Folgen haben. "Die Mehrbelastung äußern die Kolleginnen und Kollegen vielfach und auch sehr deutlich."

Neben der finanziellen gäbe es auch einen zeitlichen Aspekt, denn auch der ÖPNV sei laut Eichholtz keine Alternative: "Wenn man als junge Kollegin um 22:48 Uhr aus der Klinik kommt und weiter draußen wohnt, geht oder möchte man das nicht."

Gerade die, die durch die ebenfalls angespannte Wohnungssituation in der Umgebung nicht in Kliniknähe wohnen können oder wollen "sagen gerade durchaus: Wir lassen uns Zwischenzeugnisse geben und wir werden uns einen Arbeitgeber suchen, der näher am Wohnort ist."

Kontrollen laufen bereits

Die Parkzone 77 ist seit laut Bezirk seit dem 15. August aktiv und es fänden bereits Kontrollen statt. In den ersten zwei Wochen würden allerdings "im Rahmen des üblichen sanften Starts" nur Hinweiszettel verteilt werden, teilte der Pressesprecher des Bezirks auf Anfrage mit. Ab kommenden Montag würden diese dann aber durch Strafzettel ersetzt werden.

Sendung: Inforadio, 23.08.2022., 15:35 Uhr

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147 Kommentare

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  1. 147.

    Ich habe prinzipiell keine Angst vor dem ÖPNV, habe aber schon öfter von weiblichem Pflegepersonal, das nachts auf dem Weg zu Arbeit ist erfahren, dass eine berechtigte Angst vorhanden ist, in leeren Zügen belästigt zu werden. Ich selber meide den ÖPNV auch zwischen 23 und 7 Uhr, da ich selber auch schon Opfer einer Straftat geworden bin.

  2. 146.

    Ja, den meine ich, dieser wurde erst am folgenden Tag nach 11.12 Uhr veröffentlicht, eben nach dem ich mich bei rbb24 beschwert hatte. Ich wüsste nicht, welche technische Probleme eine zügige Veröffentlichug behindert haben sollen.

  3. 145.

    Meinen Sie Ihren Beitrag mit der Nummer 107?
    Da die Kommentare hier moderiert werden, dauert es immer etwas, bis sie hier erscheinen. Manchmal gibt es auch technische Probleme. Das hat nichts mit Zensur zu tun, wie einige denken.

  4. 144.

    Ich lese hier oft von Toten und Verletzen im Straßenverkehr, aber kaum im ÖPNV.
    Warum haben Sie dann solche Angst vorm ÖPNV aber nicht vorm Autoverkehr?

  5. 143.

    Die Entscheidung sowie auch die diesbezügliche Begründung des Bezirksamtes finde ich weltfremd und respektlos gegenüber dem Pflegepersonal.

  6. 142.

    Zum Nachdenken, im Umkreis der Klinik gibt es mehr als 3 Parkhäuser, es sind Minuten zu Fuß bis zum Eingang Amrumerstr.
    Die Klinik hat ein Betriebsrat der soll sich die Sache annehmen, genau mein Humor

  7. 141.

    Oder man sucht sich ein anderes Krankenhaus zum Arbeiten. Es wird ständig und überall gejammert, daß es zu wenig Klinikpersonal gibt.
    Dann brauche ich in keiner Klinik arbeiten, wo ich Euro 300 monatlich an Parkgebühren berappen muß.

  8. 140.

    Da hat wohl wieder mal ein Wutbürger seinen Beitrag gleich zweimal gepostet - ich hoffe, Sie sind niemals auf ärztliche oder medizinische Hilfe angewiesen! Es gibt genug freie Stellen für Pflegepersonal - ich möchte da jedenfalls nicht arbeiten - die Parkplätze auf dem Vivantes-Gelände sind ohnehin schon schwach beleuchtet und von Barrierefreiheit kann auf dem Gelände gar keine Rede mehr sein, alles Kopfsteinpflaster.... das Virchow Klinikum ist echt nicht zeitgemäss, was die Verkehrssicherheit angeht, eher eine gruslige düstere Angelegenheit....

  9. 139.

    Ich möchte mich nicht nachts in Parkhäusern rumschleichen oder als junge Frau mit dem ÖPNV um diese Uhrezeit unterwegs sein, da habe ich als Mann schon Angst! Leute, die in der Pflege arbeiten haben auch einen Anspruch auf einen sicheren Arbeitsweg!

  10. 137.

    ...und wer denkt an die Kinder? Die müssen genauso ihre schweren Schultaschen Tragen und sind kleiner und noch im wachstum. Die armen Lehrer, ohje die müssen mal was tragen und welcher Lehrer unterrichtet bitte an zwei Schulen das geht gar nicht, wenn ich so einen quatsch lese.

  11. 136.

    Hallo rbb24,
    meinen Beitrag suche ich vergeblich, da für sie die prekäre Situation in der Krankenpflege eher unter dem Teppich gehalten werden soll, anstatt desen soll das Personal belehrt werden.

    Na dann, in ein paar Jahren.......

  12. 135.

    Auch Mitarbeiter der Ämter müssen sich an die Gesetze halten und die StVO darf nicht privilegieren.

  13. 134.

    ...die StVO verbietet Bevorzugung von Berufsgruppen, alle sind gleich vor dem Gesetzt.

  14. 133.

    Natürlich gibt es Zweitwohnsitzsteuer in Berlin, hilft also nicht wirklich, da sind die 300 Euro billiger.

  15. 132.

    Das hat nichts mit kurzsichtiger oder fehlerhafter Verwaltung zu tun. So dumm sind die da auch wieder nicht. Das ist politisch gewollt, sowohl die "Autopolitik" als auch die "Gesundheitspolitik". Konnte man auch vor der Wahl wissen, wenn man sich mal real die Programme der gewählten Parteien durchgelesen hat. Muss man sich halt die Zeit nehmen.

  16. 131.

    Ja gehts noch? Warum soll ich mit meinen Steuern anderen eine Parkplatz finanzieren? Es gibt Parkhäuser auf dem Gelände der Charité die entsprechend einer Dringlich-/Notwendigkeit zugewiesen werden können.
    Alles andere ( die armen Ärzte/Pfleger, #pflegenotstand, usw) ist nur Polemik weil Themenfremd

  17. 130.

    Ja gehts noch? Warum soll ich mit meinen Steuern anderen eine Parkplatz finanzieren? Es gibt Parkhäuser auf dem Gelände der Charité die entsprechend einer Dringlich-/Notwendigkeit zugewiesen werden können.
    Alles andere ( die armen Ärzte/Pfleger, #pflegenotstand, usw) ist nur Polemik.

  18. 129.

    Politisch motivierte schwarz - weiss radikale Weltanschauung, ohne Blick für das Existenzrecht der Graustufen. Was ist aus meinem Berlin geworden?

  19. 128.

    Die Gehässigkeit mancher Kommentare ist mal wieder ein "schöner" Start in den Tag. "Jetzt habe ich es den Autofahrern/Radfahrern/Früharbeitern/Spätarbeitern/Neuköllnern/Brandenburgern aber mal wieder so richtig gegeben, dann ertrage ich gleich meinen eigenen besch... Alltag besser"?

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