Interview | Internationaler Linkshändertag - "Die Umstellung auf die linke Hand war der Aufbruch in ein neues Leben"

Sa 13.08.22 | 07:50 Uhr
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Symbolbild: Grundschulkinder in der Schule - ein Linkshänder schreibt im Klassenzimmer neben einem Rechtshänder etwas ins Schulheft. (Quelle: dpa/F. May)
Bild: dpa/F. May

Linkshänder seien eine wenig beachtete Gruppe, sagt die Psychologin Marina Neumann. Sie selbst wurde als Kind zur Rechtshänderin umerzogen und litt darunter. Wie heute noch sehr viele Menschen - die oftmals gar nicht wüssten, dass ihre linke Hand dominant sei.

rbb|24: Guten Tag, Frau Neumann. Sie sind selbst Linkshänderin und wurden im Alter von sechs Jahren auf die rechte Hand umgeschult. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Marina Neumann: Das Schreiben war der Einschnitt. Vorher habe ich ganz viele praktische Dinge wie Essen und so weiter im Kindergarten und auch zuhause schon mit rechts machen müssen. Auch die Schere habe ich gelernt, rechts zu benutzen. Das heißt, schon im Vorschulalter wurde meine linke Hand unterdrückt und ich auf die rechte umerzogen. Aber das schlimmste für mich war dann das Schreiben lernen mit rechts.

Zur Person

Marina Neumann. (Quelle: www.linkerhand.de)
www.linkerhand.de

Psychologin - Marina Neumann

Marina Neumann ist rückgeschulte Linkshänderin, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Buchautorin. Sie wurde 1952 geboren und als Kind zum Gebrauch der rechten Hand gezwungen. Im Erwachsenenalter hat sie sich auf die linke Hand zurückgeschult und hilft seitdem anderen, ihre angeborene Linkshändigkeit zu erkennen und sich umzustellen. Sie hat das Buch:" Natürlich mit links" verfasst und ein Schreiblernheft für Linkshänder.

Und obwohl Sie ganz eindeutig Linkshänderin waren, hatten Sie gar keine andere Wahl?

Das mit der Linkshändigkeit war eher ein vages Gefühl. Ich habe im Kindergarten kaum gemalt, zuhause aber schon. Und ich weiß, dass ich da mit links gemalt habe. Meine Eltern haben mich dabei auch nicht gezwungen, den Stift in die andere Hand zu nehmen. Bei ganz vielen anderen praktischen Dingen musste ich aber die rechte Hand nehmen.

Aber schreiben wollte ich spontan mit links. Ich nahm wohl am ersten Tag den Stift in die linke Hand. Aber die Lehrerin sagte, dass wir alle mit rechts schreiben würden. Sie kam damit immer wieder zu mir, stand hinter mir und wenn ich dann nicht gespurt oder es einfach vergessen habe, gab es schon mal eine Ohrfeige. Auch vom Direktor, der uns manchmal unterrichtete. Das war wirklich brutal.

Warum haben Sie sich später wieder auf Linkshändigkeit umgeschult?

Ich hatte später im Gymnasium relativ viele Probleme in der Schule. Da fingen auch meine Schlafstörungen an. Ich musste dann Geige lernen von Hause aus – und das war die Hölle. Ich wusste unterbewusst, dass ich Linkshänderin bin.

Es gibt keine Geigen für Linkshänder?

Doch, die gibt es inzwischen. Aber es gibt kaum ein Orchester, in dem linkshändige Geiger spielen. Ich bin mir aber sicher, dass es auch unter Musikern viele unterdrückte Linkshänder gibt.

In welchem Alter haben Sie beschlossen, sich wieder auf die linke Hand umzustellen?

So ab Mitte 40. Ich habe dann in Berlin die verschiedensten Leute kennengelernt und einer meiner Bekannten, den ich sehr schätzte, hat das bei mir wahrgenommen und gesagt hat, dass ich doch auch Linkshänderin sei, bei allem was er sehe. Er war selbst betroffen. Ich habe das dann eingeräumt, der Tatsache aber nach wie vor keine Bedeutung zugemessen. Das ist die eigentliche Tragik. Auch in meinem Psychologie-Studium war unterdrückte Linkshändigkeit kein Thema. Obwohl es so sehr dahingehört.

Der Mann lieh mir dann ein Buch mit dem Titel "Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn", dass ich nur ihm zuliebe gelesen habe. In diesem Buch habe ich zum ersten Mal einen Zusammenhang gelesen zwischen unterdrückter Linkshändigkeit und Einschränkungen im Lern- und Leistungsbereich, von Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung, psychischen Störungen und so weiter. Denn die Unterdrückung hat ja immense Auswirklungen. Bis hin zu Identitätsstörungen. Das war sehr erhellend für mich. Die Autorin, ebenfalls eine Psychologin, war selbst vom Thema betroffen. Sie warnte aber davor, sich wieder auf links umzustellen. Das passte aber für mich nicht zusammen.

Als ich dann im Internet zu dem Thema recherchierte, habe ich Erfahrungsberichte von Menschen gefunden, die das sehr wohl gemacht haben. Eine Frau hat berichtet, wie sehr sie im Lauf der Jahre von der Umstellung profitiert hat. Da habe ich das auch gemacht. Begleitet hat mich niemand dabei – es gibt ja kaum jemanden, der das anbietet.

Wie genau lief das ab?

Ich habe mir Urlaub genommen und mir vorgenommen, das ganz langsam und vorsichtig zu machen. Als Psychologin weiß ich ja, dass man nichts übers Knie brechen darf. Ich habe mit Vorübungen zum Schreiben angefangen. Ich habe täglich nur ein paar wenige Übungsblätter gemacht und darauf geachtet, wie ich mich dabei fühle. Und das war umwerfend. Die Umstellung auf die linke Hand war wirklich der Aufbruch in ein neues Leben. Nach sieben bis zehn Tagen hatte ich das Gefühl, dass sich auch emotional und psychologisch endlich etwas öffnet in mir, wonach ich mich immer gesehnt hatte. Ich konnte noch gar nicht schreiben, habe aber trotzdem gefühlt, wie angespannt mein rechter Arm immer war. Der tat mir beim Schreiben immer weh und war überfordert.

Nach dem Urlaub habe ich mich dann gefragt, wie ich am besten weitermache. Die Lösung heutzutage ist: digitales Schreiben mit beiden Händen. Die linke Hand bekommt die Botschaft, dass sie auch mitmachen darf, die rechte muss sich nicht allein mit dem Stift abmühen. Ich habe auch während meiner Arbeit nichts mitschreiben müssen, sondern konnte Notizen abends in den Computer schreiben.

Nebenbei habe ich jeden Tag ein bisschen mit der linken Hand geübt. Und ich konnte dann immer mehr und habe die rechte Hand zum Schreiben einfach nicht mehr benutzt. Die Entscheidung dafür war intuitiv. Mein Körper hat mir ganz klar signalisiert, rechts ist es nicht. Links aber schon. Ich wusste ja unbewusst, dass ich Linkshänderin bin. Aber wie sich das anfühlt, wirklich wieder mit links zu schreiben, war sehr bemerkenswert.

Blieb es denn beim Schreiben mit links oder kamen auch andere Tätigkeiten wie schneiden etc. hinzu?

Ich habe nur mit dem Schreiben angefangen. Das war auch gut so und das ist auch mein Konzept, wenn ich heute Kinder und Erwachsene begleite. Schreiben ist sehr komplex und für kein Kind leicht zu erlernen. Und an das Schreiben ist ganz viel gekoppelt – die Schullaufbahn, die Ausbildung, das Studium und der Beruf. Es viel komplexer als beispielsweise Zähne putzen.

Daher ist das mit links schreiben lernen immer der Einstieg. Und es ist so schön zu sehen wie beispielsweise Kinder sich da entspannen und auch plötzlich gerne schreiben. Oder überhaupt wieder bereit sind, sich den Schulanforderungen zu stellen.

Die nächsten Schritte sind dann, sich behutsam auch anderen, praktischen Tätigkeiten zu stellen. Die Menschen merken das dann auch: es fühlt sich leichter und besser an.

Ich selbst mache inzwischen fast alles mit links.

Hatten Sie ein Schlüsselerlebnis, das Sie besonders beeindruckt hat?

Ja, das hatte mit einer Geige zu tun. Es gab in Berlin einen Linkshänderladen, der auch Instrumente für Linkshänder hatte. Der hatte auch eine Geige. Da bin ich ganz oft hingefahren und habe diese Geige gespielt. Ich hatte meine Rechtshänder-Geige zwanzig Jahre zuvor verkauft, weil ich nicht mehr konnte. Und das Streichen auf dieser Linkshänder-Geige mit der linken Hand hat einfach nur Spaß gemacht. Leider gibt es den Laden nicht mehr.

Es ist fraglich, ob es wirklich mehr Rechts- als Linkshänder gibt. Das wissen wir nicht.

Marina Neumann, Psychologin

Sie bieten heute in Berlin Rückschulungen für Linkshänder an. Wie groß ist das Interesse?

Groß. Es kommen Kinder, die diffuse Probleme in der Schule haben und die daran verzweifeln, dass keiner weiß, warum sie diese Probleme haben. Aus diesem Grund teste ich – ganz vorsichtig und neutral - viele Menschen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene - die zu mir in die Therapie kommen. Ich setze niemanden unter Druck dabei. Aber so kann man innerhalb von zwei Stunden herausfinden, ob nicht etwa die linke Hand die bessere, die von Geburt an dominante, ist für denjenigen. Das merkt man beispielsweise beim Malen von großen Figuren. Das kann man fühlen. Ich mache da insgesamt ganz verschiedene Dinge. Ball werfen, Roller fahren, Buch blättern, Karten spielen.

Die meisten Erwachsenen wissen aber vermutlich, dass sie eigentlich Linkshänder sind und kommen ganz konkret, um sich von Ihnen umtrainieren zu lassen, oder?

Nein. Ich teste auch viele Erwachsene, die das gar nicht wissen. Gerade Menschen aus der ehemaligen DDR, die von klein auf in der Krippe waren – manchmal schon mit wenigen Wochen – wissen nicht darum. Wie denn auch? Wer viele Stunden täglich in einer Einrichtung war, wurde immer auf rechts gedreht. Die Linkshändigkeit zeigt sich zwar nicht direkt nach der Geburt, sondern gegen Ende des ersten Lebensjahres. Wenn das Kind zielgerichtet greifen kann. Dann kann man sehen, welches Kind vermehrt mit links greift. In den Einrichtungen geht das oft unter. Heute noch. Das ist ja das Dilemma. Das müssten Erzieherinnen eigentlich in ihrer Ausbildung lernen.

So haben viele gar keine Erinnerung daran, dass sie eigentlich Linkshänder sind. In der Vorschulzeit läuft das dann noch so halbwegs – auch wenn ein Kind nicht malen mag. Aber wenn die Kinder in die Schule kommen, fangen die Probleme dann an.

Denken Sie, es gibt heute noch sehr viele unentdeckte Linkshänder?

Ja. Sehr viele. Heutzutage wird beim Thema Inklusion zwar über alles mögliche berichtet, aber Linkshänder kommen nicht vor. Nur am 13. August, dem Linkshändertag.

Aber es gibt durchaus mehr Rechts- als Linkshänder?

Es ist fraglich, ob es wirklich mehr Rechts- als Linkshänder gibt. Das wissen wir nicht. Es gibt Forscher, die davon ausgehen, dass die Verteilung 50:50 ist – und das denke ich auch. Aber ich kann es nicht beweisen. Nachdem ich dann selbst bei links gelandet bin und mein Buch geschrieben habe, haben meine recht alten Eltern das gelesen. Sie haben beide nach der Lektüre festgestellt, dass sie eigentlich Linkshänder sind.

Woran haben sie das festgemacht?

Meiner Mutter fiel auf, dass sie beim Anziehen immer die linke Socke zuerst anzieht. Auch ihre schlechte Orientierung war ein Zeichen. Als Kind hatte sie ein ganz geringes Selbstbewusstsein – wie ich auch. Viele Menschen, die eigentlich Linkshänder wären, haben diese Minderwertigkeitsgefühle und wissen gar nicht, warum. Aber klar, man schafft ja so vieles nicht.

Meine Mutter hat sich beispielsweise auch zwei Mal den linken Arm gebrochen. Als Linkshänder geht die linke Hand unwillkürlich und intuitiv raus und man fällt darauf. Das wäre bei einem Rechtshänder umgekehrt.

Seit wann werden Linkshänder denn in Deutschland nicht mehr zwangsweise umgeschult in der Schule?

Im Schulgesetz des Jahres 2000, das für die alten und die neuen Bundesländer gilt, ist beschlossen worden, dass die Lehrer nichts mehr sagen, wenn ein Kind den Stift mit links nimmt – so wie ich das wohl damals auch getan habe. Die Lehrer lassen das Kind mit links schreiben. Das ist der einzige Fortschritt. Der ist nicht unerheblich, aber mehr passiert auch nicht.

Wie ein Linkshänder schreiben lernen soll, wie er das Blatt hinlegen und die Hand halten sollte, damit nichts verwischt, darüber wissen die Lehrer nichts. Seither gibt es schon etwas mehr linkshändige Kinder in der Schule. Leider spielt es eben im Vorschulbereich, wo oft der Grundstein gelegt wird für das Schreiben, keine Rolle.

Vielen Dank für Gespräch.

Das Interview führte Sabine Prieß, rbb|24

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44 Kommentare

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  1. 44.

    Kann ich bestätigen. Es gab mindestens zwei Linkshänder in unserer Klasse (Einschulung 1986), an die ich mich erinnere. Keiner davon wurde "umgeschult". Sie hatten auch spezielle Linkshänderfüller und es war völlig normal für uns und unsere (zugegeben sehr jungen und daher wohl auch nicht in irgendwelchen veralteten Denkweisen verstrickten) Lehrer, daß sie eben alles "mit links" machen.
    Ohrfeigen hätte es übrigens so oder so nicht gegeben - "körperliche Züchtigung" in der Schule war seit 1949 gesetzlich verboten.

  2. 43.

    @Petra1966
    Danke für Ihren Kommentar. Gleiche Generation und ähnliches "Ergebnis".
    Wobei ich mich eben nicht erinnern kann, "umgeschult" worden zu sein. Möglich aber, dass es eben so "axiomatisch" vermittelt wurde, dass "man" halt mit rechts schreibt.
    Da fehlt Vielen eben die Erinnerung. (Und heute die Eltern, die man befragen könnte.)

  3. 42.

    @toberg: leider konnte ich Ihnen nicht anworten :S.
    Unter Kopfschmerzen leide ich wahrlich nicht, schon ganz und gar nicht deswegen.
    Dennoch finde ich eine Beforschung für nützlich und interessant.
    Hat sich ja bezüglich Links- und Rechtshänder ebenfalls ausgezahlt, wie man hier lesen kann.

  4. 41.

    Das ist leider auch noch heute an manchen Schulen ein Problem. Wir haben es selbst erlebt und das erst vor vier Jahren. An der Schule meiner Tochter wurde auch sie von rechts auf links umgeschult. Allerdings nicht mit Absicht sondern weil die Lehrerin immer betonte " wir nehmen den Stift in die rechte Hand"
    Seit diesem Sommer läuft die Rückführung in die linkshändigkeit. Die Erfolge, gerade in Schrift sind erstaunlich, und nicht nur dort.

  5. 40.

    Ich habe schon oft vermutet das ich in der Schule auf rechts "umerzogen" wurde. Bin Jahrgang 1966. Meine erste Klassenlehrerin war kurz vor der Pensionierung und vom alten Schlag... Im Alter von 10, 11 Jahren... so erinnere ich es, bin ich zumindestens beim Essen mit dem Messer auf links umgestiegen. Schreiben tue ich mit rechts, kann aber auch viele Sachen mit links erledigen. Ich werde mal die nächste Zeit darauf achten. Interessanter Beitrag!

  6. 39.

    Ihre Meinung über das DDR - Regime bleibt Ihnen unbenommen.

    Der Alltag in einem Unrechtstaat bot für großen Teil der Bevölkerung auch angenehme Seiten, eben nur für einen Teil, und nach zig Jahrzehnten öffentlich damit "hausieren" zu gehen, das finde ich halt überflüssig.

    Übrigens, bei den Zeilen vom Kinderarzt, schrieb ich nicht, dass mir die Haare zu Berge stehen, also habe ich sehr wohl diferenziert.

  7. 38.

    Warum liest mensch Ihrer Meinung nach da zuviel hinein? Den Bezug zur DDR gibt es schon in dem Interview mit der Dame. Darauf hat sich Kornelia, m.M.n. völlig zu Recht eingelassen. Das sollten Sie respektieren.

    Übrigens, Linkshändigkeit zu unterdrücken hatte doch überhaupt nichts mit "DDR" zu tun, sondern mit den (noch unaufgeklärten) Zeiten.

  8. 37.

    Nun schießen aber Sie eindeutig über das Ziel hinaus, wenn Sie die DDR mit dem Hitler-Regime, seinen Nachwehen und späten Anhängern vergleichen und das auf eine Stufe stellen!

    Über die DDR gibt es viele gute Dinge zu berichten, die Idee war toll, die Umsetzung schlecht. Bei Hitler war schon die Idee an sich verwerflich und auf Massenmord ausgerichtet! Also immer schön sparsam bleiben mit solchen Vergleichen!

  9. 36.

    Natürlich gab es einiges, worin die DDR progressiver war und hier ja vielleicht auch ! :-) Fand ich gut, das zu lesen !

  10. 35.

    Sie lesen zwischen den Zeilen "Ja, ja, euere DDR" von Lupe, die als Antwort auf Kinderarzt, der mit den Satz "Ganz so schlecht war es auch nicht in DDR" aufwartete, viel zu viel hinein.

    Vor fünfizig Jahren, konnte ich ab und an hören "unter Hitler war auch nicht alles schlecht", und da stiegen mir die Haare zu Berge.

    Solche Sätze sind überflüssig wie ein Kropf, und sagen über die Person etwas aus, oder nicht?.

  11. 33.

    Die Tasten der PC-Mäuse kann man umstellen, dann passt das auch für Linkshänder ;-)

  12. 32.

    Das ist wohl auch historisch bedingt, denn in einigen Ländern gilt bis heute die linke Hand als unrein. Mit der rechten Hand wird gegessen, gehandelt usw, während die linke Hand der "Körperhygiene" dient. Iss als Linkshänder nie in einigen anderen Ländern mit der linken Hand. Das kann zu einigen Verwirrungen und komischen Reaktionen der Gastgeber führen.

  13. 31.

    Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die beim kleinsten Anzeichen für dieses Gebahren im Kindergarten oder der Schule ab 1969 interveniert haben und selbstverständlich in meinem Beisein den Erzieherinnen und Lehrkräften verboten haben, meine Linkshänderweise ansatzweise zu unterdrücken. Ich kann mich erinnern,, dass ich mir in der Kita nach dem Mittag das Besteck von der linken in die rechte gelegt wurde und ich so warten musste, bis alle fertig waren. Meine Eltern bekamen das mit und ihr Aufstand war entsprechend. Ich bin meinen Eltern dafür bis heute dankbar. Sie haben mich einfach machen lassen. Mein Gitarrenspiel ist rechtshändig, PC-Maus geht nur mit rechts und handwerklich mache ich alles beidhändig.
    Dank Euch liebe Eltern :-) Die Linke zum Gruß

  14. 30.

    Lese ich hier richtig zwischen den Zeilen, dass es für manche nicht vorstellbar ist, dass in der DDR auch was richtig gemacht wurde?!

  15. 29.

    >“ Geigen für Linkshänder bekommt man im Internet“
    Oder als qualitaiv hochwertige Einzelanfertigung bei einem Geigenbauer in Rheinsberg, auch mit speziellen Anpassungen des Kinnhalters für Rechtsschulter. Mal so als Fachtipp…

  16. 28.

    In Erfurt auf der Krämerbrücke gibt es einen Laden für Linkshänder. Geigen für Linkshänder bekommt man im Internet

  17. 26.

    Was ich bis heute nicht kapiert habe ist, das die linke Hand immer als "die falsche Hand" postuliert wurde, es andererseits aber, gefühlt schon ewig, den positiv besetzten Spruch "Das macht der/die mit links" gibt. Bis zu einem Arbeitsunfall in jungen Jahren war ich ein reiner Rechtshänder. Mit etwas Übung ging es dann links ebenso gut. Diese Beidhändigkeit pflege ich bis heute und bin auf Grund eigener Erfahrung der Meinung, das dies sich auch auf die gesamte Konstitution positiv auswirken kann. Fernab von gesellschaftlichen Zwängen oder überholten Vorstellungen kann ich mir das grundsätzliche 50:50 Verhältnis sehr gut vorstellen.

  18. 25.

    >“ 1.) ob ich nicht doch und im Ursprung evt. Linkshänderin war (unsure)“
    Mal die Mutter fragen. Eltern sollten es schon irgendwie mitbekommen haben, mit welcher Hand das Kind bevorzugt greift.
    Waren ihre Eltern oder andere bdeutende Bezugspersonen Linkshänder? Das wäre schon mal ein Marker, ob sie sich diesem auch angeschlossen haben als Nachahmung im Kleinkindalter.

    >“2.) was eine Beidhändigkeit sonst noch so für Faktoren mit sich bringt. Vielleicht und z.B. für die Persönlichkeit. „
    Na nu aber… zur Entwicklung einer Persönlichkeit tragen hunderte Faktoren des Umfelds bei. Da ist ob links oder rechts nur ein kleines Detail. Und ehrlich… man muss nicht alles bis ins kleinste an der eigenen Entwicklung reflektieren. Das kann einen mehr beschäftigen als aktuelle Alltagseindrücke zu verarbeiten. Zu viel Kopfzerbrechen endet mitunter auf der berühmt berüchtigten Psychologen-Couch. :-))

  19. 24.

    Mein Sohn 1982 geboren wurde im DDR - Kindergarten nicht auf rechts getrimmt!!! In der Schule wurde Bescheid gesagt wo er in der Schulbank sitzen muss +wie das Heft zu liegen hat. Übrigens gab es damals auch schon Füller und Scheren für Linkshänder. Ganz so schlecht war es auch nicht in DDR

  20. 23.

    Oh, schön, von wem zu wissen, dem er genauso geht.
    Mein persönliches Interesse war
    1.) ob ich nicht doch und im Ursprung evt. Linkshänderin war (unsure) und
    2.) was eine Beidhändigkeit sonst noch so für Faktoren mit sich bringt. Vielleicht und z.B. für die Persönlichkeit.
    Das wäre aus meiner Sicht durchaus mal interessant.

  21. 22.

    Mein Sohn wurde 2003 eingeschult. Der Kinderarzt hatte uns vorher zu einer Ergotherapie geraten, um die dominate Hand herauszufinden (er benutzte beide Hände zum Malen etc.). Es kam heraus, dass beide Hände gleich stark sind, er aber beim Malen mehr die linke Hand benutzt. Daher entschied er, auch mit links schreiben zu lernen. Er bekam für die Schule eine entsprechende Linkshänder-Unterlage, die abbildet, wie man das Blatt zum Schreiben halten soll, damit die Hand nicht verkrampft. Ich musste mehrmals mit Lehrern reden, die ihm dieses Blatt verboten hatten. Keiner hatte Ahnung, wie man mit linkshändigen Kindern umgeht. Auch die Bitte, dass er doch beim Zweiertisch immer links sitzen sollte, wurde mit ungläubigem Staunen und gerne mit Ignoranz beantwortet. Nächstes Problem waren Arbeitsblätter zum Schreiben lernen im Deutschunterricht. Kein Lehrer wusste, dass es diese auch speziell für Linkshänder gibt, damit das abzuschreibende Wort nicht durch die Schreibhand verdeckt wird.

  22. 21.

    M.E. gibt es in sehr vielen Läden schon Scheren für Linkshänder, habe es besonders kurz vor dem Schulanfang gesehen. Und man kann jede PC-Maus umstellen, zumindest bei Windows, Einstellungen. Ich mache das im wöchentlichen Wechsel zur Vorbeugung gegen Sehnenscheidenentzündung, geht ganz easy.

  23. 20.

    Mein 1982 geborener Sohn hat als Linkshänder an der Musikschule Friedrichshain Gitarre gelernt. Damals gab es noch keine Instrumente für Linkshänder, so musste das Instrument von meinem Mann präpariert und die Saiten neu gespannt werden.
    Ein Dank an seine damalige Gitarrenlehrerin, die ihn links unterrichtet hat, obwohl das Umdenken für sie bestimmt nicht leicht war.
    Er hat später als Musiker gearbeitet.

  24. 19.

    Ich mache auch mit beiden. Da brauchts keine wissenschaftlichen Abhandlungen drüber. Einfach so leben und fertig! Neue Arbeitskollegen wundern zwar erstmal von wegen… mit der linken Hand Trackball und Funktionstasten am Compi bedienen und gleichzeitig mit rechts noch paar Notizen aufs Blatt schreiben - oder umgekehrt. Wenn sie das einmal gesehen haben, ist dann aber auch normal. Da verliere ich kein Wort drüber. Gibt ja auch wichtigere Themen im Alltag.

  25. 18.

    Mein älterer Sohn, Jahrgang 1982, wurde in Kaulsdorf-Nord eingeschult. Da wir natürlich bemerkt hatten, dass er Linkshänder ist, hatte ich mich auch belesen, wie man Blätter und Hefte legt, - nämlich schräg, damit die Tinte nicht verwischt. Leider wurden die Hefte wieder gerade hingelegt in der Schule. Ansonsten aber volle Akzeptanz und er wurde natürlich auch auf die richtige Seite gesetzt, damit es keine gegenseitige Behinderung mit der Banknachbarin gibt.


  26. 17.

    @Joddy: das kenne ich auch (Sparschäler).
    Ich verbrenne mir auch regelmäßig die Hände, weil ich den heißen Wasserhahn kräftiger und instinktiv zuerst aufdrehe und nicht den rechten, klaten.

  27. 16.

    Es ist doch Scheißegal, ob links- oder rechts.
    Es ist genau so egal wie Haut-Augen-Haarfarbe etc. oder
    m/w/d usw.
    Der Mensch zählt, der Rest ist egal.

  28. 15.

    Zu meiner Zeit in der Schule wurde links schreiben umerzogen, damit wir nicht die Tinte verwischen . Heute können die Kinder und Jugendliche nicht mehr schreiben, weil dies nur noch am Computer geschrieben wird . Mit links kann man als Rechtshänder Fingernägel schneiden

  29. 14.

    Eine Umgewöhnung von rechts auf links birgt Unfallrisiken. Hierzu gibt es diverse Erfahrungsberichte auch aus dem internationalen Raum. Betroffene sollte wissen, dass dies zunächst ein geistiges Durcheinander erzeugen kann, dass einem in der Alltagsbewältigung vorrübergehend mitunter stark einschränken kann. Das Interview erweckt leider den Eindruck, dass vorsichtig problemlos umgelernt werden könnte. Menschen mit (noch unentdeckten) neurologischen Vorerkrankungen können besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sein. Daher mein Kommentar. Allen Betroffenen alles Gute.

  30. 13.

    Ich wurde 1991 in Potsdam eingeschult und durfte mit Links schreiben. Mehr aber auch nicht. Es gab keine Unterstützung. Meine Uroma Jahrgang 1904 wollte mich umschulen. Meine Eltern haben es verhindert. Die Mutter meines Vaters und der Vater meiner Mutter waren beides Linkshänder. Zwangsweise nutze ich Scheren und PC-Mäuse mit rechts.

    Ich such aber schon seit Jahren einen neuen neuen Sparschäler. Die angebotenen haben die Klinge einfach umgedreht, aber dann muss an vom Körper wegschälen.

  31. 12.

    "Ich möchte aber auch als Rechtshänder nicht umerzogen werden, ich sei in Wahrheit gar kein Rechtshänder."

    Woher nehmen Sie bloß diese Phantasie?
    Woher nehmen Sie diese Phantasie, wenn es um Reflektion ggü. gesellschaftlichen Mechanismen geht, die für die behauptet Vielen ach so normal, für die behaupteten Wenigen aber oft genug unermesslich schwierig sind, obwohl genau das überhaupt nicht sein muss?

    Fühlen Sie sich beim Einbau eines Fahrstuhls in U- und S-Bahnhöfen auch zur Umerziehung gedrängt, wenn Menschen, die nicht gut oder garnicht gehen können, eine Erleichterung bekommen, weil ja Treppen nun mal kein Naturphänomen, sondern Ausdruck menschlichen Bauens sind?

    Es hat unermesslich lange gedauert, bis es auch Mobiltelefon-Tastaturen gab, dass auch Seheingeschränkte damit umgehen konnten. Vom Himmel fiel das nicht.

  32. 11.

    Es war ja selten genug direkte Unterdrückung und immer noch ist es zumeist unreflektiertes Gleichgültigsein gegenüber Menschen, die
    a) von ihrer motorischen Seite her anders gestrickt sind, als die Gesellschaft es vorsieht,
    b) vom Alter her durch VORGEGEBENE technische Vorrichtungen mehr Einschränkungen haben, als dass die Technik dazu genützt würde, das Leben gerade zu erleichtern,
    c) durch GESETZTE Regeln immer noch oft genug am Rand stehen.

    Das soll nicht dramatisiert werden, aber so ein Tag bietet eine Gelegenheit, darüber zu reflektieren, um strukturelle Diskriminierungen zu vermeiden, die sich ggf. zu etwas Unerträglichem summieren können.

    Linkshänder in Banken, bei Versicherungen und in der Verwaltungen sind ein gewohntes Bild geworden, dass es den meisten Menschen garnicht mehr oder nur sehr untergründig auffällt. Dass Menschen zum Mond fliegen können, es aber nicht möglich sein soll, simple technische Vorrichtungen auf Links zu konstruieren: Ist das nicht absurd?

  33. 10.

    Ob Links- oder Rechtshänder ist für mich sowas von egal.
    Als Kinder waren wir von den Linkshändern sogar begeistert, wie die das machen?
    Ich möchte aber auch als Rechtshänder nicht umerzogen werden, ich sei in Wahrheit gar kein Rechtshänder.
    Ich möchte generell nicht umerzogen werden und freue mich, dass der rbb das Thema "Umerziehung" als etwas darstellt, das nicht gut ist.
    Weiter so!

  34. 9.

    Ich selbst bin zwar Rechtshänder, kann mich aber gut daran erinnern, dass es sowohl in Vorschule als auch Schule Linkshänder gab. Auf diese wurde aber aktiv eingegangen und darüber auch mit allen Schülern gesprochen, so dass es hier keine Ausgrenzung, sondern Interesse gab, warum zum Beispiel ein Linkshänder ganz anders schreibt (Stichwort Verwischen).

    Das war übrigens lange vor dem Schulgesetz im Jahr 2000. Es gibt also offensichtlich auch engagierte Lehrkräfte, die wissen, was sie tun.

  35. 8.

    " wie er das Blatt hinlegen und die Hand halten sollte, damit nichts verwischt,"
    So schreiben, wie ich es als Kind tat :) -->
    mit rechter Hand "hin" und mit linker Hand spiegelverkehrt "zurück".
    Mache ich heute so fun-mäßig ab und an noch.
    Ich lebe beidhändig, ob ich es auch tatsächlich bin, weiß ich nicht, es gibt aber Hinweise, dass es so ist. Für "uns" Beidhänder gibt's fast gar nichts an Lektüre, bzw. erstmal Forschung.
    Ich schreibe mit rechts und schneide mit links. Viele Dinge tue ich mit beiden Händen mal so mal so oder wenn die eine Hand erschöpft ist, nehme ich die andere weiter. An sich sehr praktisch.
    Kann mir ganz gut vorstellen, wie doof das sein muss, stets mit der schneller ermüdbaren und nicht so geschickten Hand alles machen zu müssen.

  36. 7.

    Sehr interessanter Beitrag, mein Enkel (9Jahre ) ist Linkshänder, ich selbst (68 Jahre ) mache viele Sachen mit der linken Hand genauso gut wie mit der rechten Hand. Allerdings Schreiben kann ich nur mit der Rechten. Ich halte auch das Besteck anders herum , auch meine Kinder halten das Besteck andersherum. Wenn ich Luftgitarre spiele halte ich auch die Hand wie z.B. Jimmy Hendrix einst. Ich wurde aber nie umerzogen. Denke aber nach Artikel, das ich eher Linkshänder bin.

  37. 6.

    Gibt es in der 1.Klasse mittlerweile Arbeitsblätter zum Buchstabenschreibenlernen auch für Linkshänder*innen in Berlin? Zu meinen Zeiten gab's die nur für Rechtshänder*innen, da mussten meine Eltern selbst recherchieren, wie man das als Linkshänder*in schreibt. Danke für den Bericht.

  38. 5.

    So ein ermutigendes Interview, vielen Dank dafür!
    Ich bin Jahrgang 1979 und der Umerziehung knapp entronnen. Die Lehrer haben es versucht, haben aber angesichts meiner „Sauklaue“ beim Schreiben mit rechts eingesehen, dass das keine gute Idee ist. Eventuell hatten auch meine Eltern interveniert, weil sie mitbekommen haben, wie sehr mich das belastete.
    Geblieben ist der Gebrauch der Schere mit der rechten Hand. Scheren sind ja nicht einfach mit beiden Händen verwendbar.

  39. 4.

    Mich wundert die Vorgabe an Lehrer aus den 2000ern. Meine Mutter erzählt nämlich gerne, dass sie damals bei meiner Untersuchung zum Schuleintritt (97) erfahren hat, dass ich Linkshänder bin und ihr das vorher gar nicht aufgefallen war. Wenn es zur Untersuchung schon Thema war, wie kann dann in der Schule noch was (negativ) gesagt worden sein? Ich habe jedenfalls eine tolle Lehrerin gehabt, die selbst unterzogen war und sehr darauf geachtet hat, mich gut zu betreuen.

  40. 3.

    Das mit den Schlägen in der Schulzeit ist ja Gott sei Dank seit den 1970er Jahren Geschichte. In meiner Schulzeit der 1970er Jahre war das mit links oder rechts Schreiben schon kein Thema mehr. Obwohl es unterschwellig natürlich immer da ist, alles auf rechts orientiert zu haben. Aus der Linkshändigkeit jetzt eine weitere „unterdrückte“ Minderheit auszumachen, halte ich für übertrieben. Wenn mir jemand was in die rechte Hand reicht, nehm ichs halt mit der linken Hand an und gut is. Daraus psychische Probleme? Hm… Eltern sollten doch schon rechtzeitig mitbekommen, dass der/die/das Kleine das Spielzeug mit der linken Hand greift und dies auch so belassen.

  41. 2.

    Ich wurde 1974 in Schöneberg eingeschult und mir wurde nie gesagt, dass ich die rechte Hand zum Schreiben nehmen soll. Ich finde die These, dass die Verteilung von Links- und Rechtshänder 50:50 sein soll, sehr gewagt.
    Mit einer „normalen“ Schere kann ein Linkshänder nicht schneiden, ohne zu verkrampfen. Die natürliche Schneidebewegung der l. Hand drückt die Scherenblätter auseinander. Ich kann mich immer über Rechtshänder beömmeln, die nach dem Schneiden die Gabel in die rechte Hand wechseln.

  42. 1.

    In der Tat ein ganz erhellender Bereich. Und: Die Angelegenheit ist ja nicht nur auf die für unsere Kultur so prägende Hand reduziert. Im Grunde genommen geht es um Seiten: Linksseiter und Rechtsseiter. Da ist Ball-Werfen drin, Ball-Treten auch. Schon sehr früh merkte ich, dass meine dominante Seite die linke Seite ist. Intuitiv werfe ich Bälle mit links, ich halte den Tischtennisschläger mit links, gleich so ist der Antritt und die Führung des Fußballes mit links.

    Beim Schreiben und Essen bin ich als kleines Kind auf Rechts gezwungen worden, auch mit Schlägen auf Hand und Arm. "Linkspot" (Linkspfote) war die verächtliche Bezeichnung. Das andere, was links geblieben ist, entzog sich aber dem Interesse der mich Großziehenden. Das mit der Verteilung innerhalb der Bevölkerung mag schon stimmen; ob eine Rückwendung sinnvoll ist, mag dahingestellt bleiben. Entscheidend ist m. E., die ausgeübte Gewalt psychisch zu bearbeiten.

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