Unwetterwarnung für die Region - Überschwemmungen in Brandenburg - Berliner Feuerwehr im Ausnahmezustand

Fr 26.08.22 | 20:39 Uhr
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Ein Auto fährt in Nauen über eine Straße auf der sich Regenwasser gestaut hat
Audio: rbb24 Inforadio | 26.08.2022 | Matthias Gindorf | Bild: 7aktuell

Eine Unwetterfront mit starken Regenfällen und Gewittern zieht über Brandenburg und Berlin hinweg. Im Norden Brandenburgs verursachte das Unwetter am Freitagnachmittag Schäden, auch in der Hauptstadt hatte die Feuerwehr gut zu tun.

Der Deutsche Wetterdienst warnt vor örtlich schweren Gewittern in Berlin und Brandenburg noch bis in den Samstag hinein. In mehreren Brandenburger Landkreisen und in Teilen Berlins bestand am Freitag zeitweise die höchste Warnstufe vor extremem Unwetter, am Abend wurden die kräftigen Gewitter aber vielerorts schwächer.

Überschwemmungen in Ostprignitz-Ruppin

Örtlich kam es bereits am Freitagmittag zu heftigem Starkregen, wie Torsten Walter, Meteorologe des ARD-Wetterdienstes, rbb|24 sagte. Im Havelland und in Potsdam-Mittelmark wurden mehrere Bundesstraßen überschwemmt.

Im Kreis Ostprignitz-Ruppin verursachten Unwetter Überschwemmungen. Besonders betroffen sind die Orte Neuruppin, Wusterhausen, Neustadt, Kyritz und Heiligengrabe. Die Feuerwehr musste nach Angaben der Leitstelle innerhalb kürzester Zeit zu rund 30 Einsätzen ausrücken.

Zahlreiche Straßen seien unter Wasser gesetzt worden und Keller von Häusern vollgelaufen, weil die Kanalisation die Regenmassen nicht so schnell aufnehmen konnte, hieß es von der Feuerwehr. Es seien auch Bäume umgestürzt und Äste abgeknickt.

In Wusterhausen musste die Bundesstraße 5 gesperrt werden. Der Verkehr wurde laut Polizei durch die Stadt umgeleitet. An vielen Stellen wurden Gullydeckel durch das Wasser hochgedrückt. In Neuruppin kam es kurzfristig auch zu Stromausfällen.

In Kyritz in der Prignitz seien am Mittag bereits über 30 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte ARD-Meteorologe Walter. "Nach wie vor ist aber kaum abzuschätzen, wo genau sich im Tagesverlauf und am Samstag die Unwetter bilden werden."

Störung am BER - Ärzte-Konzert in Tempelhof abgesagt

Am Flughafen BER wurden zeitweise die Arbeiten auf dem Vorfeld zur Sicherheit für die Beschäftigten vorübergehend unterbrochen. Für rund zwei Stunden lief die Abfertigung wegen des Unwetters eingeschränkt, sagte ein Flughafensprecher am Freitagnachmittag. Es wurde mit weiteren Verzögerungen im Flugverkehr aufgrund der gestörten Abläufe gerechnet. Nach Angaben des DWD fielen im Bereich des Flughafens innerhalb einer Stunde 52 Liter Regen pro Quadratmeter.

Wegen des Unwetters wurde in Berlin auch ein für Freitagabend geplantes Konzert der Band "Die Ärzte" auf dem Tempelhofer Feld kurzfristig abgesagt. Wie die Veranstalter auf Twitter mitteilten, wurde das Konzert aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Besucher wurden gebeten, das Veranstaltungsgelände zu verlassen.

Der Rapper Marteria musste sein geplantes Konzert in der Waldbühne ebenfalls absagen. Auch die Schiffstour des Staatsballetts Berlin auf der Spree wurde verschoben.

Steinmeier bricht Bürgerfest ab

Das Bürgerfest von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender wurde sicherheitshalber abgebrochen. Wegen möglicher Gefahren durch Gewitter im Laufe des Abends hätten seine Frau und er sich zu dieser "bitteren Nachricht" entschlossen, sagte Steinmeier den rund 1.500 Gästen im Park von Schloss Bellevue. Der Bundespräsident versprach den Gästen, die für ihr ehrenamtliches Engagement eingeladen worden waren, dass sie im kommenden Jahr erneut eingeladen würden. Das Bürgerfest war in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausgefallen.

Autos fahren am 26.08.2022 in starkem Regen durch Berlin (Quelle: rbb/Abendschau)
Bild: rbb/Abendschau

Berliner Feuerwehr ruft Ausnahmezustand aus

Trotz schwerer Regenfälle und Gewitter blieb die Einsatzlage für die Berliner Feuerwehr bislang übersichtlich. "Wir haben rund 100 kleinere Einsätze etwa wegen vollgelaufener Keller", sagte ein Feuerwehrsprecher am Abend auf Anfrage.

Allerdings sei bereits der Ausnahmezustand Wetter ausgerufen worden, um im Ernstfall ausreichend Kräfte mobilisieren zu können. Fast ein Dutzend freiwillige Feuerwehren insbesondere im Südosten Berlins stünden bereit, um bei größeren Lagen auszuhelfen. Einsätze würden jetzt priorisiert. Vorrang vor Sturmschäden hätten Einsätze, in denen Menschenleben in Gefahr seien.

Der Ausnahmezustand wird bei der Feuerwehr dann ausgerufen, wenn die Rettungswagen zu 80 Prozent ausgelastet sind und die vorgegebene Eintreffzeit von höchstens zehn Minuten kaum noch eingehalten werden kann.

Luftmassen hängen fest

Konkret warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Freitag und in der Nacht zu Samstag vor starken Gewittern mit teils unwetterartigem Starkregen zwischen 25 und 40 l/qm in kurzer Zeit und Sturmböen bis 75 km/h (Bft 9) und Hagel. Vereinzelt könne es auch "extreme Unwetter mit Starkregenmengen über 40 l/qm" geben oder auch "mehrstündige, teils auch ungewittrige Regenmengen über 50 l/qm".

"Es quellen immer mehr Wolken, vor allem in der Südwesthälfte von Brandenburg", sagte ARD-Meteorologe Walter am Freitagmittag. Auch Berlin sei bereits in Teilen betroffen. Wie Walter erklärte, kann kalte Luft aus dem Norden und Westen die warmen Luftmassen in der Region jedoch nur langsam in Richtung Osten drücken. "Der Höhenwind, der die Luftmassen bewegt, ist so schwach, dass es keine nennenswerten Strömungen gibt." Das mache eine konkrete Vorhersage von gewittergefährdeten Regionen nicht oder schwer möglich. Diese Lage habe auch zur Folge, dass Gewitter und Starkregen länger in bestimmten Gebieten anhalten könnten.

Große Unterschiede in der Region

Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes betonten, dass die Gewitter "typischerweise sehr lokal" aufträten und meist nur wenige Orte "mit voller Intensität" träfen. Auch ARD-Wetterexperte Walter erklärte rbb|24: "Es ist möglich, dass es an manchen Orten komplett trocken bleibt übers Wochenende. Oder dass es in manchen Gebieten zweimal stark gewittert."

Auch große Temperatur-Unterschiede seien deshalb schon gemessen worden. "Während es in Kyritz nach dem starken Regen auf 19 Grad abgekühlt ist, zeigten die Messungen in anderen Regionen zur selben Zeit noch 31 Grad an", so Walter.

Am Sonntag sind die Unwetter weitergezogen

Auch am Samstag kann es laut DWD-Vorhersage weiterhin Schauer und kräftige Gewitter geben, örtlich auch Starkregen. Bis Samstag oder sogar bis in die Nacht zum Sonntag kann sich die Wetterlage ziehen.

Endgültig vorbei mit dem wechselhaften Wetter ist es am Sonntag. "Bis Sonntagmorgen hat eine Kaltfront Berlin und Brandenburg überquert und räumt dabei die Regenwolken final auf", so Walter. Aber auch wenn der Regen am Sonntag nach Polen weitergezogen ist, das heiße Sommerwetter ist fürs Erste vorbei.

Das nasse Ende des Sommerwetters

Sendung: Fritz, 25.08.2022, 20:30 Uhr

114 Kommentare

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  1. 114.

    Glückwunsch zu der Firma und ihrem Chef, lieber Herr Teichert.Ja, es gibt sie noch, Chefs und Vorgesetzte die nicht vergessen was Fürsorgepflicht ist und die sich trotz " Machtposition" ihren menschlichen Charakter bewahrt haben. Meine 46 Jahre im Berufsleben haben mir aber auch gezeigt, dass es weniger werden. So mancher Kommentar hier strotzt auch vor Neid und Unverständnis. Egal, genießen Sie auch die restlichen 5 Jahre dort.

  2. 113.

    Doch Doch, das mit dem 11. JUNI stimmt schon
    Würde gerne Bilder schicken von unserer Steppenlandschaft
    Bei uns in der Region sind auch Bäche und unser Fischteich ausgetrocknet, hunderte Fische verendet
    Das erste Mal seit dem es diesen Fischteich gibt wo der Frischwasserzulauf ausgetrocknet ist ( seit 87 Jahren )

  3. 111.

    Ich kann Ihren Ärger verstehen, wenn man auf Regen sehnsüchtig wartet, der einem schon 2-3 Tage vorher versprochen wurde und dann passiert garnichts. Für den Berliner Osten war auf der Warnkarte des DWD gestern auch violett dann wieder rot und dann erneut violett angezeigt worden und gekommen ist nur normaler Regen und wenig Gewitter. Das wäre nicht mal Orange wert gewesen. Aber wenigstens etwas. Hier freut man sich ja schon über Wolken, welche die ,,Heizung" endlich mal verdecken.

  4. 110.

    Ich weiß ja nicht, von welchem Wandlitz sie schreiben, in meinem hat es gestern 2,5 Stunden heftig geregnet. Hier wurde nichts gesperrt und in meiner Nachbarschaft wurde auch kein Katastrophenalarm wegen vollgelaufener Keller ausgerufen. Also beruhigen sie sich mal wieder.

  5. 109.

    "Klar ich genieße auch die Luft nach dem Regen, der erste seit dem 11. JUNI"
    Na ja so ganz stimmt das nun auch nicht mit dem 11 Juni, allerdings weiß ich nicht wo sie leben und vielleicht war dort grad 2 Monate ein Regenloch.
    Ansonsten kann jeder bei Wetteronline nachschauen wo es in seiner Region im Juli/Aug. geregnet hat.
    Das es insgesamt zu trocken war kann ich bestätigen.

  6. 108.

    Da gebe ich Ihnen unbedingt Recht!
    Wer 38 Jahre lang, als Feuerwehrmann, Not/Elend und physisch/psychisch verletzte Menschen erlebt hat und ihnen daheraus zu helfen eilte , dann aber Jemandem dann eine solche Gefahrensituation wünscht, mit Zusatz, dass keine Hilfe kommen möge, wäre ein Mensch den man weder als Nachbarn, gar Kollegen haben möchte. So jemand bräuchte selbst (psychologische) Hilfe.
    Das zu erkennen muss man nicht Sigmund Freud heißen. :(

    Oder eben, er scheint gelogen zu haben.

  7. 107.

    Die Landschaft hat sich schon verändert
    Teils in eine Steppenlandschaft wegen der ungewöhnlichen Dürre
    Wer immernoch nicht kapiert hat das dieses kein ganz normaler Sommer ist, hat den Schuss noch immer nicht gehört
    Klar ich genieße auch die Luft nach dem Regen, der erste seit dem 11. JUNI

  8. 106.

    Na was für ein Wahnsinn: der Sommer neigt sich dem Ende zu, der Herbst naht und es regnet. Wirklich?
    Das geht schon seit Jahrhunderten so, alles nix besonderes, ist eben mal mehr Regen, mal weniger.
    Also geniesst die frische Luft am Morgen, geht raus und durch den Park/Wald spazieren und schaut wie sich die Natur wieder verändert. Schönes We. :-)

  9. 105.

    „ Ich hoffe nur das Sie mal Hilfe in Form der Feuerwehr brauchen und niemand kommt“. Für einen angeblichen Feuerwehrmann die falsche Einstellung. Finde ich ehrlich gesagt daneben. So etwas wünscht man niemandem.

  10. 104.

    Endlich kam der Regen auf den wir solange gewartet haben, kann nicht verstehen was hier so gemeckert wird. Die Natur und die Menschen brauchen den Regen um zu überleben. Besser als in der Wüste und ohne Wasser zu leben.

  11. 103.

    Das Fest beim Bundespräsidenten abzubrechen, halte ich für richtig. Man kann fragen, ob man es bei der bekannten Wetterwarnung hätte starten sollen.
    Ein Gartenfest mit 1500 Besucherinnen wird von langer Hand geplant, es steckt jede Menge Logistik dahinter. Insofern ist der Wechsel ins Schloß Bellevue nicht vergleichbar mit einem Gartenfest zuhause, sowohl platz- als auch sicherheitstechnisch. Auch ein kurzfristiger Ersatztermin ist deswegen schwer realisierbar.
    Der Garten des Schlosses Bellevue ist quasi Teil des Tiergartens mit vielen hohen, alten Bäumen. Bei Gewitter turnt man nicht im Wald herum. Hier geht es v.a. um die Sicherheit der Gäste. Und wie schwer ein Gewitter lokal trifft, lässt sich schlecht vorhersagen.
    Nicht zuletzt: Regen bei Veranstaltungen haben wir alle schon mal miterlebt. Aber bei Gewitter und Wolkenbruch macht es einfach auch keinen Spaß. Da flüchten alle.
    Für die Ehrenamtlichen ist es blöd, aber auch für alle, deren Konzerte abgesagt wurden.

  12. 102.

    Ich weiß nicht, warum hier so manche ein Problem damit haben das vor möglichen Gefahren gewarnt wird, die es ja offensichtlich in manchen Landesteilen auch gegeben hat
    Lieber warnt man einmal zu viel als zu wenig, und wen dieses Thema nicht interessiert oder Unwetterwarnung für überflüssig hält, einfach nicht lesen und kommentieren
    Von Panikmache hat dieser Bericht nun wirklich nichts zu tun
    Es wird immerwieder auf früher hingewiesen
    Früher gab es noch keine Handys und Internet
    Da gab es über Radio Unwetterwarnung

  13. 101.

    @ Teichert, Sie arbeiten seit 3 und dürfen um 12 wieder heim. Wie nobel von ihrem Chef.

  14. 100.

    Von den irdischen Wetterexperten habe ich schon mehrfach gehört, ihre Computer könnten keine passenden Vorhersagen mehr ausrechnen, weil die Modelle, mit denen sie rechnen, nicht mehr passen. Arbeitet bei deren IT die faule Pechmarie? Oder warum können sie nicht das, was sie messen und sehen ei programmieren?

  15. 99.

    Ehrlich? Sie vermuten offenbar überall foul play und böse Absicht, oder? Wenn Sie mal ein Event in auch nur ansatzweise ähnicher Dimension geplant hätten, dann wüssten Sie, dass man eine solche Veranstaltung nicht binnen 2 Wochen organisiert, erst recht nicht in einem Gebäude mit derlei Sicherheitsanforderungen. Außerdem kann es bei rationaler Sicht auch nicht verwundern, dass der Bundespräsident schon Termine für die nächsten Wochen im Kalender haben dürfte, also sowohl auswärts als auch dahei im Schloss Bellevue, die man auch nicht mal eben vertagt, nur weil höhere Gewalt Ehrenamtlern die Gelegenheit versaut hat, ein dickes Danke sich abzuholen. Da vertagt man nicht mal eben so eine Aktion derart kurz.

    Und ja, ich engagiere mich auch ehrenamtlich, und nein, ich würde dafür kein Danke erwarten, da ich sonst im kantischen Sinne mein Engagement moralisch entwerten würde. So ein Fest wäre sicher nett, aber darauf zu verzichten auch keine Enttäuschung wert.

  16. 98.

    Sie haben Frust und jammern, weil Ihnen der Keller nicht abgesoffen ist? Wären Sie eher zufrieden, wenn Sie Ihr Auto bis zum Armaturenbrett voller Wasser vorfinden? Kann nicht wahr sein, woraus Menschen schlechte Laune generieren.

  17. 96.

    Und wieder einmal ein Anzeichen für den Klimawandel. Südeuropa wird immer wärmer und je weiter man nach Norden geht umso besser werden die Bedingungen für ein gutes Klima zu. Leben.

  18. 95.

    Endlich Regen!!!

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