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Audio: rbb24 Inforadio | 26.08.2022 | Matthias Gindorf | Quelle: 7aktuell

Unwetterwarnung für die Region

Überschwemmungen in Brandenburg - Berliner Feuerwehr im Ausnahmezustand

Eine Unwetterfront mit starken Regenfällen und Gewittern zieht über Brandenburg und Berlin hinweg. Im Norden Brandenburgs verursachte das Unwetter am Freitagnachmittag Schäden, auch in der Hauptstadt hatte die Feuerwehr gut zu tun.

Der Deutsche Wetterdienst warnt vor örtlich schweren Gewittern in Berlin und Brandenburg noch bis in den Samstag hinein. In mehreren Brandenburger Landkreisen und in Teilen Berlins bestand am Freitag zeitweise die höchste Warnstufe vor extremem Unwetter, am Abend wurden die kräftigen Gewitter aber vielerorts schwächer.

Unwetter-Warnung

Ärzte-Konzert auf dem Tempelhofer Feld abgesagt

Am Freitag sollten "Die Ärzte" in Berlin ihr erstes von drei Konzerten auf dem Tempelhofer Feld spielen. Doch aufgrund des aufziehenden Unwetters sah sich der Veranstalter gezwungen, die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen zu beenden.

Überschwemmungen in Ostprignitz-Ruppin

Örtlich kam es bereits am Freitagmittag zu heftigem Starkregen, wie Torsten Walter, Meteorologe des ARD-Wetterdienstes, rbb|24 sagte. Im Havelland und in Potsdam-Mittelmark wurden mehrere Bundesstraßen überschwemmt.

Im Kreis Ostprignitz-Ruppin verursachten Unwetter Überschwemmungen. Besonders betroffen sind die Orte Neuruppin, Wusterhausen, Neustadt, Kyritz und Heiligengrabe. Die Feuerwehr musste nach Angaben der Leitstelle innerhalb kürzester Zeit zu rund 30 Einsätzen ausrücken.

Zahlreiche Straßen seien unter Wasser gesetzt worden und Keller von Häusern vollgelaufen, weil die Kanalisation die Regenmassen nicht so schnell aufnehmen konnte, hieß es von der Feuerwehr. Es seien auch Bäume umgestürzt und Äste abgeknickt.

In Wusterhausen musste die Bundesstraße 5 gesperrt werden. Der Verkehr wurde laut Polizei durch die Stadt umgeleitet. An vielen Stellen wurden Gullydeckel durch das Wasser hochgedrückt. In Neuruppin kam es kurzfristig auch zu Stromausfällen.

In Kyritz in der Prignitz seien am Mittag bereits über 30 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte ARD-Meteorologe Walter. "Nach wie vor ist aber kaum abzuschätzen, wo genau sich im Tagesverlauf und am Samstag die Unwetter bilden werden."

Saison noch nicht vorbei

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Brandenburg trocknet aus. Es fehlt an Niederschlag, gleichzeitig ist es ungewöhnlich warm. Immer wieder kommt es zu Waldbränden. Doch ein Forschungsprojekt bei Treuenbrietzen macht Hoffnung. Von Naomi Donath

Störung am BER - Ärzte-Konzert in Tempelhof abgesagt

Am Flughafen BER wurden zeitweise die Arbeiten auf dem Vorfeld zur Sicherheit für die Beschäftigten vorübergehend unterbrochen. Für rund zwei Stunden lief die Abfertigung wegen des Unwetters eingeschränkt, sagte ein Flughafensprecher am Freitagnachmittag. Es wurde mit weiteren Verzögerungen im Flugverkehr aufgrund der gestörten Abläufe gerechnet. Nach Angaben des DWD fielen im Bereich des Flughafens innerhalb einer Stunde 52 Liter Regen pro Quadratmeter.

Wegen des Unwetters wurde in Berlin auch ein für Freitagabend geplantes Konzert der Band "Die Ärzte" auf dem Tempelhofer Feld kurzfristig abgesagt. Wie die Veranstalter auf Twitter mitteilten, wurde das Konzert aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Besucher wurden gebeten, das Veranstaltungsgelände zu verlassen.

Der Rapper Marteria musste sein geplantes Konzert in der Waldbühne ebenfalls absagen. Auch die Schiffstour des Staatsballetts Berlin auf der Spree wurde verschoben.

Steinmeier bricht Bürgerfest ab

Das Bürgerfest von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender wurde sicherheitshalber abgebrochen. Wegen möglicher Gefahren durch Gewitter im Laufe des Abends hätten seine Frau und er sich zu dieser "bitteren Nachricht" entschlossen, sagte Steinmeier den rund 1.500 Gästen im Park von Schloss Bellevue. Der Bundespräsident versprach den Gästen, die für ihr ehrenamtliches Engagement eingeladen worden waren, dass sie im kommenden Jahr erneut eingeladen würden. Das Bürgerfest war in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausgefallen.

Quelle: rbb/Abendschau

Berliner Feuerwehr ruft Ausnahmezustand aus

Trotz schwerer Regenfälle und Gewitter blieb die Einsatzlage für die Berliner Feuerwehr bislang übersichtlich. "Wir haben rund 100 kleinere Einsätze etwa wegen vollgelaufener Keller", sagte ein Feuerwehrsprecher am Abend auf Anfrage.

Allerdings sei bereits der Ausnahmezustand Wetter ausgerufen worden, um im Ernstfall ausreichend Kräfte mobilisieren zu können. Fast ein Dutzend freiwillige Feuerwehren insbesondere im Südosten Berlins stünden bereit, um bei größeren Lagen auszuhelfen. Einsätze würden jetzt priorisiert. Vorrang vor Sturmschäden hätten Einsätze, in denen Menschenleben in Gefahr seien.

Der Ausnahmezustand wird bei der Feuerwehr dann ausgerufen, wenn die Rettungswagen zu 80 Prozent ausgelastet sind und die vorgegebene Eintreffzeit von höchstens zehn Minuten kaum noch eingehalten werden kann.

Luftmassen hängen fest

Konkret warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Freitag und in der Nacht zu Samstag vor starken Gewittern mit teils unwetterartigem Starkregen zwischen 25 und 40 l/qm in kurzer Zeit und Sturmböen bis 75 km/h (Bft 9) und Hagel. Vereinzelt könne es auch "extreme Unwetter mit Starkregenmengen über 40 l/qm" geben oder auch "mehrstündige, teils auch ungewittrige Regenmengen über 50 l/qm".

"Es quellen immer mehr Wolken, vor allem in der Südwesthälfte von Brandenburg", sagte ARD-Meteorologe Walter am Freitagmittag. Auch Berlin sei bereits in Teilen betroffen. Wie Walter erklärte, kann kalte Luft aus dem Norden und Westen die warmen Luftmassen in der Region jedoch nur langsam in Richtung Osten drücken. "Der Höhenwind, der die Luftmassen bewegt, ist so schwach, dass es keine nennenswerten Strömungen gibt." Das mache eine konkrete Vorhersage von gewittergefährdeten Regionen nicht oder schwer möglich. Diese Lage habe auch zur Folge, dass Gewitter und Starkregen länger in bestimmten Gebieten anhalten könnten.

Wenig Regen, hohe Temperaturen

Brandenburger Landwirte fahren bisher unterdurchschnittliche Ernte ein

Die Ernte in Brandenburg fällt bisher durchwachsen aus. Bei Fläche und Ertrag liege man zwar etwa auf dem Niveau des Vorjahres, hohe Temperaturen und Trockenheit hätten aber viele Spuren bei der Futterernte hinterlassen, so Bauernpräsident Wendorff.

Große Unterschiede in der Region

Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes betonten, dass die Gewitter "typischerweise sehr lokal" aufträten und meist nur wenige Orte "mit voller Intensität" träfen. Auch ARD-Wetterexperte Walter erklärte rbb|24: "Es ist möglich, dass es an manchen Orten komplett trocken bleibt übers Wochenende. Oder dass es in manchen Gebieten zweimal stark gewittert."

Auch große Temperatur-Unterschiede seien deshalb schon gemessen worden. "Während es in Kyritz nach dem starken Regen auf 19 Grad abgekühlt ist, zeigten die Messungen in anderen Regionen zur selben Zeit noch 31 Grad an", so Walter.

Am Sonntag sind die Unwetter weitergezogen

Auch am Samstag kann es laut DWD-Vorhersage weiterhin Schauer und kräftige Gewitter geben, örtlich auch Starkregen. Bis Samstag oder sogar bis in die Nacht zum Sonntag kann sich die Wetterlage ziehen.

Endgültig vorbei mit dem wechselhaften Wetter ist es am Sonntag. "Bis Sonntagmorgen hat eine Kaltfront Berlin und Brandenburg überquert und räumt dabei die Regenwolken final auf", so Walter. Aber auch wenn der Regen am Sonntag nach Polen weitergezogen ist, das heiße Sommerwetter ist fürs Erste vorbei.

Sendung: Fritz, 25.08.2022, 20:30 Uhr

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