Inflation und Energiekrise - Berliner Krankenhäuser fordern Rettungsschirm wegen steigender Kosten

Di 20.09.22 | 17:22 Uhr
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Symbolbild: Eine Assistenzärztin (M) schiebt am 29.12.2021 mit Intensivfachpflegerinnen auf der Intensivstation des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe das Krankenbett eines Patienten. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.09.2022 | Helena Daehler | Bild: dpa/Christoph Soeder

Die aktuell schnell steigenden Energiepreise sowie die allgemeine starke Preissteigerung setzen Krankenhäuser enorm unter Kostendruck. Berliner Betreiber fordern, dass schnell ein Rettungsschirm aufgesetzt wird.

Die Berliner Krankenhausgesellschaft fordert angesichts immer weiter steigender Preise einen Rettungsschirm für Kliniken. Geschäftsführer Marc Schreiner sagte dem rbb am Dienstag, dass den Berliner Krankenhäusern in diesem Jahr 100 Millionen Euro fehlen werden. Diese Summe werde sich im nächsten Jahr vervielfachen.

Schreiner verwies auf Erhebungen der Krankenhausverbände in Deutschland, wonach sich 96 Prozent der Kliniken nicht in der Lage sehen, die steigenden Energiekosten aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

"Hier erwarten wir eine Verzehnfachung der Preise", so Schreiner. "Das heißt, ein Krankenhaus, welches bislang 300.000 Euro für Energie aufgewendet hat, muss dann im nächsten Jahr wahrscheinlich bis zu drei Millionen Euro für die gleiche Leistung bezahlen. Das können wir nicht alleine stemmen." Hinzu kämen die Preissteigerungen bei Zulieferern und Fremdfirmen, etwa für Medizinprodukte oder die Reinigung. Dort sei ein Anstieg von bis zu 30 Prozent zu beobachten.

Deswegen brauche es jetzt Hilfe von der Politik, betonte Schreiner, "denn wir können die Preise mit den Kassen nicht neu verhandeln." Möglich sei auch, dass Preissteigerungen durch einen Inflationsausgleich abgefedert werden. Anderenfalls könnten die Häuser die Versorgung im nächsten Jahr nicht sicherstellen.

Warnung vor Krankenhaus-Sterben

Ähnlich äusserte sich der Vorsitzende der Geschäftsführung der Vivantes-Kliniken, Johannes Danckert. Dem rbb sagte er am Dienstag, die Politik müsse massiv eingreifen, um ein unkontrolliertes Krankenhaus-Sterben zu verhindern. Für seine Häuser rechnet er mit einer Verdoppelung der Energiekosten im nächsten Jahr. Hinzu kämen die Preissteigerungen bei Lieferanten.

Danckert forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung zu reformieren und ein neues Finanzierungssystem zu erarbeiten: "Und das kann nicht erst in ein paar Monaten oder Jahren geschehen. Jetzt sterben Krankenhäuser. Und das ist eine kalte Strukturreform, die hier angestoßen wird", betonte Danckert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.2022, 18.25 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Die Krankenhäuser erhalten Vergütung nach den aktuellen DRG. Seit Einführung dieser DRG haben sich die Liegezeiten deutlich verkürzt. Leider werden viele Eingriffe noch immer stationär durchgeführt, obwohl das ambulant möglich ist.
    Damit belasten Patienten das Budget unnötig.

    Ebenso kann jeder Patient zuerst den Hausarzt aufsuchen, oder den kassenärztlichen Notdienst oder aber die Notdienstpraxen. Die Notaufnahme ist ausschließlich für lebensbedrohliche Zustände gedacht.

    Da die deutschen Versicherten das nicht verstehen, sollte man einen Zwischenarzt (Legevakt) wie in Norwegen einführen.
    Ich arbeite selbst 1 Woche pro Monat in Norwegen in dieser Funktion. Jeder Patient muss erst zum Zwischenarzt gehen und dieser entscheidet, ob eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich ist oder nicht.

    Wenn eine Behandlung im Krankenhaus nötig ist, wird ein Krankenhaus zugewiesen. Das kann um die Ecke oder weiter weg sein. Krankentransport ist nicht.

  2. 11.

    Unter 116117 herrscht kein Chaos. Jeder Patient kann dort seine Beschwerden schildern und bei Erforderlichkeit kommt ein Arzt ins Haus.

    Wie kommen Sie auf die Idee, dass Patienten nicht um die Notaufnahme herumkommen? Unsinn. Jeder kann einen Arzt ins Haus kommen lassen oder den Hausarzt aufsuchen. Dann gibt's auch noch die Notfallpraxen.

    Ich bin lange Notarzt und erlebe es täglich, dass nur etwa ,20% der Patienten echte Notfälle sind.
    Investorenbashing ist unnötig.

  3. 10.

    Wo haben Sie nur diesen Unsinn her?

    Keine Klinik entlässt Ärzte. Letztlich sind es die Patienten, die für eine Kostenexplosion sorgen. Unnötige Besuche in der Notaufnahme. Stationäre Eingriffe, die sehr gut ambulant durchgeführt werden können.

    Ich bin lange Notfallmediziner und kümmere mich gerne um echte Notfälle. Aber nicht um Patienten, die zu faul sind zum Hausarzt zu gehen.

    Vielleicht sollte man eine hohe Kostenbeteiligung einführen wenn sich herausstellt, dass kein Notfall vorliegt



  4. 9.

    Ich arbeite seit Jahren in einer großen Notaufnahme. Etwa 80 % unserer Patienten sind keine Notfälle und Lebensgefahr besteht auch nicht.

    Rückenschmerzen, verstauchte Knöchel, Bronchitis, Durchfall oder Erbrechen sind keine Indikatonen für eine Notaufnahme.

    Wenn viele Patienten anstatt gleich in die Notaufnahme zu rennen lieber zu Hausmitteln greifen oder zum Hausarzt gehen würden, könnte viel Geld gespart werden.

    Notaufnahme ist nur für Lebensgefahr da. Für alles andere der Hausarzt

  5. 8.

    Falsch, schon längst arbeiten diese Einrichtungen nicht nur nach dem Wohlbefinden und der Gesunderhaltung der Menschen, sondern sie arbeiten kontinuierlich Fallpauschalen ab und belasten Klienten mit mehreren invasiven Eingriffen, die eigentlich nur mit einem Eingriff erledigt gewesen wären. Wissen Sie auch, warum man diese Menschen und ihre Gesundheit so belastet? Weil dann die Dividenden steigen, weil man nämlich mehr abrechnen kann, mehr Einnahmen, mehr Dividenden. Wenn Ärzte in Krisen entlassen werden und gleichzeitig die Ausschüttung der Dividenden erhöht wird, dann stimmt Ihre These nur auf dem Papier.
    Mittlerweile werden Ophtalmologische Einrichtungen von einer Aktionärsgruppe aufgekauft und diese fallen durch erhöhte Abrechnungszahlen auf, denn dort wird die Krankenkasse geschröpft, nicht zugunsten des Klienten, nein, für höhere Dividenden anderer. Das Plündern zulasten jener, die diesem System vertrauen und einzahlen.

  6. 7.

    Das ist Unsinn, denn erstens erreicht man Notärzte selten oder nie, auch unter der 116117 erleben Sie Chaos und Notfälle haben keine andere Chance, als sich in der Notaufnahme zu melden. Wer sagt denn, dass der Mann mit Schmerzen im Abdomen nur eine harmlose Obstipation hat oder doch eher eine Appendizitis, wer sagt ihnen denn, dass der Notfall kein Notfall ist. Bashing von Klienten ist erbärmlich, die Ursachen liegen anderswo.
    Jeder Mensch muss in seiner Not ernst genommen werden.

  7. 6.

    Warum immer nur auf Aktionäre schimpfen? 80% aller Behandlungen in den Notaufnahmen sind kein Fall für die Notaufnahme. Es liegen weder schwerste noch lebensbedrohliche Erkrankungen vor.

    Wenn die Patienten die Notaufnahme nicht missbrauchen würden und alle möglichen ambulanten OP auch ambulant durchgeführt werden, kann sehr viel Geld gespart werden.

    Hier wird auf Aktionäre geschimpft aber die Bequemlichkeit und Faulheit vieler Patienten geduldet.

  8. 5.

    Investitionen haben nichts mit Dividende zutun. Man kann investieren und gleichzeitig eine gute Dividende ausschütten.

    Fällt die Dividende weg, ziehen Anleger ihr Geld ab.

    Letztlich finanzieren sich Krankenhäuser über die Leistungen der Krankenkassen.

    Wenn die Kosten steigen, müssen auch die Kosten für die DRG steigen. Also müssen die Kassen mehr zahlen.
    Krankenhäuser arbeiten in Deutschland oft nicht kostendeckend. Viel zu wenig ambulante OPs.

  9. 4.

    Sie haben Recht! Die Gewinne wurden jahrelang schamlos eingesteckt, um die Aktionäre gut zu bedienen, und wenn man in seinen Betrieb auch mal investieren soll, wird sofort gejammert und nach dem Staat gerufen!

  10. 3.

    Erwartungsgemäß versuchen die privaten Betreiber ihre Kosten auf den Steuerzahler abzuwälzen. Im Gegensatz zu den bisherigen Gewinnen. Nun, Unternehmen wie 'Uniper" und diverse andere Firmen können gerne im Staat 'aufgehen". Plus für die Gesellschaft, nicht für Aktionäre.

  11. 2.

    Sollen Dividenden streichen, dann bleibt ausreichend übrig. Das sind doch nur noch Personalverbrennungsintitutionen für den Profit der Aktionäre, die Welt funktioniert bei uns nur noch so, alles für den Profit einiger auf den Rücken von Klienten und Personal. Ausgenommen die Universitätskliniken, so hoffe ich.

  12. 1.

    Ach nee, dafür haben die gewinnorientierten GmbH/AG Krankenhäuser kein Geld?! Kann gar nicht verstehen warum!

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