Verdreifachung gegenüber 2021 - 119 Waldbrände in Brandenburg möglicherweise mit Absicht gelegt

Di 27.09.22 | 20:46 Uhr | Von Roberto Jurkschat
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Brennende Bäume blockieren den Weg während eines Waldbrandes. (Quelle: dpa/Jan Woitas)
Bild: dpa/Jan Woitas

Brandenburg hat dieses Jahr besonders viele Waldbrände erlebt. Ein Grund dafür liegt in der deutlichen Zunahme von Feuern, die möglicherweise absichtlich gelegt wurden. Ein Schwerpunkt ist der Landkreis Oberhavel. Von Roberto Jurkschat

Die Zahl mutmaßlich absichtlich gelegter Waldbrände in Brandenburg hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht. Von den 501 Waldbränden, die der Landesforstbetrieb in diesem Jahr registriert habe, bestehe in 119 Fällen ein Verdacht auf Vorsatz, sagte der Brandenburger Waldschutzbeauftragte, Raimund Engel rbb|24.

340 Hektar Wald vermutlich von Brandstiftern beschädigt

Waldbrandberichten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge lag die Zahl mutmaßlicher Brandstiftungen in den zehn Jahren davor im Schnitt bei 43, auch im Jahr 2021 vermerkten Feuerwehren in Brandenburg in 43 Fällen einen Verdacht auf Vorsatz in den Einsatzprotokollen.

In wievielen Fällen Strafanzeigen gestellt und Ermittlungen aufgenommen wurden, lasse sich statistisch kaum auswerten, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Potsdam mit. In den meisten Fällen dürften die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sein.

Auch der flächenmäßige Schaden, die vorsätzlich gelegte Brände verursacht haben, ist 2022 überdurchschnittlich groß. Insgesamt brannten dieses Jahr 1.411 Hektar Wald. Davon seien 340 Hektar aufgrund mutmaßlicher Brandstiftungen in Mitleidenschaft gezogen worden, so Engel. Das ist mehr als in den zehn Vorjahren (211 Hektar) zusammen.

"Massive Häufung" im Landkreis Oberhavel

Hauptgrund für die außergewöhnlich große Schadenfläche von 340 Hektar ist der Waldbrand, der im Juli an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen bei Falkenberg (Landkreis Elbe-Elster) wütete und allein auf Brandenburger Seite 316 Hektar Wald beschädigte oder vollständig zertörte. In Sachsen hat die Polizei inzwischen einen 16-Jährigen ermittelt, der das Feuer in der Gohrischheide auf sächsischer Seite gelegt haben soll.

In den übrigen Fällen, in denen Verdacht auf Vorsatz bestehe, ist die Schadensfläche laut Engel überschaubar. Einen Grund dafür sieht der Waldschutzbeauftragte darin, dass viele dieser Feuer bei niedrigeren Waldbrandgefahrenstufen und in der Nacht festgestellt worden seien. "In der Regel sind die Böden dann weniger trocken", sagte Raimund Engel rbb|24.

Mit Blick auf den Landkreis Oberhavel sprach Engel von einer "massiven Häufung" möglicher Brandstiftungen: Bei 37 der 62 Brände im Landkreis bestehe Verdacht auf Vorsatz. Die meisten dieser Brände, so der Waldschutzbeauftragte, hätten sich in wochenweisen Blöcken im Mai ereignet.

20.000 Euro Belohnung

Vier Kommunen haben inzwischen eine Belohnung von 20.000 Euro für Hinweise auf die mutmaßlichen Täter ausgesetzt. Ein Großteil der Feuer in den Gemeinden sei absichtlich gelegt worden, wie es in einer Mitteilung der Kommunen Oranienburg, Löwenberger Land, Zehdenick und Liebenwalde (Landkreis Oberhavel) in der vergangenen Woche hieß. Nach Angaben der Stadt Oranienburg gab es in den Vorjahren ähnliche befristete Auslobungen, diesmal ist sie unbefristet. Hinweise können bei der Polizeiinspektion Oberhavel oder den Kommunen abgegeben werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.09.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Roberto Jurkschat

23 Kommentare

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  1. 23.

    Ich wünsche mir, dass viele, möglichst alle fahrlässigen oder vorsätzlichen Waldbrandverursacher (und damit meine ich Menschen) ermittelt werden können. Weiterer Wunsch: Fahrlässige Brandleger sollten mal von Hand einen Hektar verbrannten Wald wieder aufforsten. Und bei Vorsatzbrandstiftern bedaure ich, dass das mittelalterliche Strafsystem (Strafe erfolgt mit dem, was der Straftäter verursacht hat) abgeschafft wurde.

  2. 22.

    Viele Fachleute haben bereits den Sommer über dargelegt, dass die Waldbrände fahrlässig oder mutwillig durch Menschen verursacht werden. Sie schrieben auch, dass die legendäre Glasscherbe ins Reich der Märchen gehört. Fahrlässig = weggeworfene Zigaretten und Grillkohle.

  3. 21.

    Grundschulwissen.
    3 Dinge braucht ein Feuer.
    Sauerstoff
    Brandfähiges Material, (hier steckt der Klimawandel verstärkt drin, weil die Wälder immer häufiger zu trocken sind)
    Zündquelle (Brandstifter, Blitzschlag, weißer Phosphor, Unachtsamkeit etc.)
    In einem gesunden feuchten Wald wird es eher selten brennen, auch Brandstiffter haben da ihre Mühe ein Feuer zu legen.

  4. 20.

    Langeweile und Dummheit sind mittlerweile der Hintergrund für viele Beschädigungen, Zerstörungen und ähnliche Taten!

  5. 19.

    Offenbar können Sie keine Zusammenhänge erfassen. Die Tatsache, dass der Wald so trocken ist, dass er schnell brennt, wird mit durch den Klimawandel verursacht. Die Tatsache, dass vermehrt Brände tatsächlich ausbrechen, wird durch Brandstifter vermutet. Dafür, dass ein Brand entsteht, sind hier also 2 Faktoren entscheidend.
    Unangenehme Wahrheiten ertragen und selbst mitverantwortlich zu sein, dass es dazu gekommen ist, ist für schwierig für jene, die wenige Handlungsstrategien erlernt haben,

  6. 18.

    Der Klimawandel hat die Feuer nicht entzündet, aber die lange Trockenheit hat dazu geführt, dass sich die Brände schneller ausgebreitet haben und schwieriger zu löschen waren...

  7. 17.

    Lieber Sorgo,
    diejenigen, die sich um unsere künftigen Lebensbedingungen in Abhängigkeit von einem sich weltweit gefährlich entwickelnden Klima und einer zunehmend zerstörten Umwelt sorgen, sind großenteils diejenigen, die durch Schule, Studium, Beruf, Forschung, Wissenschaft und privates Interesse eine große Kompetenz erworben haben und erwerben,-
    und weil unser aller Lebensbedingungen und Zukunft tatsächlich sehr gefährdet sind, nun dafür kämpfen, daß wir alle dies erkennen und alles dafür tun, um sie uns lebenswert und gesund zu erhalten.-
    Diese Menschen legen keine Brände.-
    Informieren Sie sich ernsthaft über unser/e Klima, Umwelt und Lebensbedingungen;- und helfen Sie mit sie uns allen gesund und lebenswert zu erhalten.-

  8. 16.

    Vielleicht braucht jemand Bauland, oder Flächen für Solaranlagen oder Windräder. Da müsste man dranbleiben, um in 1-2 Jahren zu gucken ob wieder aufgeforstet worden ist.

  9. 15.

    Das ist eine gedankenlose Schlussfolgerung die eher in der Welt der "Schwürbler" und Klimawandel-Leugner passt, dazu gehören Sie hoffentlich nicht Herr Lorenz. Das eine schliesst das andere nicht aus oder? Genau durch den Klimawandel sind die Bedingungen entstanden wodurch einen Waldbrand sich rascher und intensiver ausbreiten kann. Oder woher meinen Sie brennt der Wald schneller? Nur wegen des Brandbeschleunigers wohl eher nicht.

  10. 14.

    Da gebe ich Ihnen völlig Recht.
    Es wird vieles den Klimawandel zugeschrieben dabei hat es ganz andere Ursachen .

  11. 13.

    Diese drolligen Trollkommentare, die hier fordern man möge bitte die vorher gemutmaßte Brandursache 'Klimawandel' quantifizieren zeigen fabelhaft, daß schlicht nicht richtig nachgedacht wird.

    Es wurde nie behauptet, der Klimawandel sei eine Brandursache. Wie in drei Teufels Namen soll das auch möglich sein? Der Klimawandel hat keinen Flammenwerfer, der Klimawandel wirft auch keine Zigarette aus einem Auto oder raucht bei Waldbrandstufe 5 Shisha im Wald. Meine Güte, wenn man am Klimawandel zweifelt, dann doch bitte mit Verstand!
    Man wird ja wohl noch zwischen Ursache und begünstigenden Umständen unterscheiden können. Das ist doch nicht zu viel verlangt.

  12. 11.

    Lorenzo:
    "Aha. Und uns wurde im Sommer in einer Dauerpenetranz eingetrichtert, dass das nur der Klimawandel sein kann."

    In welchem Land leben Sie? Offenbar nicht in Deutschland!

    Uns in Deutschland wurde jedenfalls NICHTS "in einer Dauerpenetranz eingetrichtert"!

    Sie haben offenbar eine Aversion gegen Journalismus. Das ist aber Ihr Problem und nicht unser Problem!

  13. 10.

    Sorgo:
    "Ist ja auch kein Wunder, die emsigen Kämpfer gegen den Klimawandel müssen ja ihre anderen Aktionen irgendwie rechtfertigen…"

    Belegen Sie bitte Ihre in Ihrem Kommentar geäußerte Behauptung, dass die Waldbrände von den "emsigen Kämpfer gegen den Klimawandel" gelegt worden seien! Oder ist dies wieder nur populistischer Unfug?!?

  14. 9.

    https://forst.brandenburg.de/lfb/de/themen/wald-schuetzen/waldbrandgefahr-in-brandenburg/
    Unten, unter Downloads aber nur 2018-2020 und leider kein direkter Vergleich.
    Aber Verteilung nach Flächengröße ist dabei da kann man schon abschätzen und Ausreißer gedanklich ausblenden wenn man möchte.

  15. 8.

    „Und uns wurde im Sommer in einer Dauerpenetranz eingetrichtert, dass das nur der Klimawandel sein kann.
    Offenbar tut man gut daran, auch mal Dinge zu hinterfragen.“

    Die duch den Klimawandel verursachte extreme Trockenheit ist der Grund dafür, warum dann alles so schnell lichterloh gebrannt hat und so große Flächen abgefackelt sind … Jetzt verstanden? Hinterfragen lohnt sich durchaus, um dann auch Zusammenhänge zu verstehen … Einfach bloß immer alles per se in Frage zu stellen, bringt einen (ja ganz offensichtlich) auch nicht weiter.

  16. 7.

    Das stimmt so nicht.
    Eigentlich war sehr häufig von Brandstiftung und weggeworfenen Kippen die Rede.
    Dass zum Feuer 3 Bedingungen erfüllt ein müssen ist Grundschulwissen.
    Sauerstoff haben wir in jedem Wald.
    Brennstoff (trockener Wald--> Klimawandel, weil immer häufiger)
    Zündquelle (Brandstifter, Unachtsamkeit, weißer Phosphor in alter Munition und ...)

  17. 6.

    Damit waren aber wohl eher nicht die Ausbrüche der Feuer gemeint, eher die Folgen dieser. Also ich meine feuchte Böden und gesundes, frisches Holz brennt einfach schlechter - is' so.

  18. 5.

    "Hauptgrund für die große Schadensfläche in diesem Jahr ist der Waldbrand, der im Juli an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen bei Falkenberg (Landkreis Elbe-Elster) wütete und allein auf Brandenburger Seite 316 Hektar Wald beschädigte oder vollständig zertörte. " Dann taugt die Summe der Flächen nicht als Jahresvergleich, wenn es so durch Ausreißer bestimmt wird. Gibt es eine Verteilung oder wenigstens Mittelwerte mit Varianzen oder Quantilen der Flächengrößen der Brände die man zwischen den Jahren vergleichen könnte?

  19. 4.

    Aha. Und uns wurde im Sommer in einer Dauerpenetranz eingetrichtert, dass das nur der Klimawandel sein kann.
    Offenbar tut man gut daran, auch mal Dinge zu hinterfragen.

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