Tipps eines Berliner Kammerjägers - Wenn die Ratten aus der Toilette kriechen

So 30.10.22 | 15:44 Uhr | Von Yasser Speck
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Symbolbild: Hausratte (Quelle: dpa/F. Hecker)
Bild: dpa/F. Hecker

Ratten und Bettwanzen sind ungebetene Gäste. Selber kann man nicht viel gegen sie unternehmen, doch es muss gehandelt werden. Was bei einem Schädlingsbefall zu tun ist und wie man sich davor schützt, erklärt ein Kammerjäger. Von Yasser Speck

Wenn der Herbst beginnt und das Wetter stetig kälter wird, zieht es Ratten, Mäuse und andere Schädlinge in die Wärme. Durch die Kanalisation finden sie den Weg in Wohnungen und Häuser. Bei einem Rattenbefall muss das Gesundheitsamt innerhalb von zwei Wochen benachrichtigt und ein Schädlingsbekämpfer gerufen werden, wie Daniel Krämer sagt. Er ist Kammerjäger bei der MIBABS Schädlingsbekämpfung Berlin.

Durch die Rohre in die Wohnung

"In Berlin gibt es ein Kanalisationsnetz von rund 10.000 Kilometern. Dort suchen Ratten nach Nahrung. Durch die Grund- und Steigleitungen kommen sie dann ins Haus", erklärt der Schädlingsbekämpfer. Ratten fühlen sich in der Kanalisation wohl. Dort gibt es Nahrung, Wasser und Nestbaumöglichkeiten. Durch dieses Rohrsystem schaffen es die Tiere bis in die Wohnung.

Sie können aber auch durch ein kaputtes Kellerfenster in das Haus gelangen. Außerdem können Ratten gut klettern und über Rankpflanzen an der Hauswand in die Wohnung klettern. In der Wohnung genießen sie die Wärme und schärfen ihre Zähne. Dabei machen sie ein Geräusch, was sie verrät.

Rund 2.000 Einsätze pro Monat

Wenn in den Wänden oder unter den Dielen ein Schaben zu hören ist, bedeutet das meist: ungebetener Besuch. Dieses Geräusch machen Ratten, wenn sie ihre Schneidezähne wetzen. "Der Nagetrieb von Ratten dient nämlich nicht zum Fressen, sondern um ihre nachwachsenden Schneidezähne zu schärfen", so Daniel Krämer.

Wenn die Seife plötzlich angeknabbert ist, Vasen umgekippt sind oder es nach Urin riecht, dann hat es wahrscheinlich eine Ratte oder Maus in die Wohnung geschafft. Wenn es soweit ist, kann man selbst wenig dagegen tun. Nach der Meldung ans Gesundheitsamt muss dann ein Kammerjäger wie Daniel Krämer zum Einsatz kommen. Er und sein Team von 14 Schädlingsbekämpfern werden jeden Monat zu rund 2.000 Einsätzen in Berlin und Brandenburg gerufen. Sie müssen nicht immer Ratten beseitigen, sondern oftmals noch kleinere Schädlinge.

Bettwanzen gehören zu den am schwierigsten zu bekämpfenden Schädlingen.

Daniel Krämer, Kammerjäger

Ungeliebtes Mitbringsel aus den Herbstferien

Wenn die Herbstferien vorbei sind, wartet Daniel Krämer rund zwei Wochen, bis seine Auftragsbücher wieder überquellen, wie er sagt. Dann merkten nämlich einige, dass sie Bettwanzen aus dem Urlaub mitgebracht haben. Bettwanzen hinterlassen an ihren Verstecken Kotspuren, die aussehen, wie kleine schwarze Punkte. Außerdem stechen sie die Menschen, bei denen sie "wohnen", meist im Schlaf. Die Betroffenen wachen dann mit mehreren Stichen auf.

"Bettwanzen gehören zu den am schwierigsten zu bekämpfenden Schädlingen", so der Kammerjäger. Deshalb sei eine intensive Vorbereitung der Kunden notwendig. Sie müssten zum Beispiel gründlich saugen, Möbel mit einem Dampfreiniger säubern und Dübellöcher freilegen. Bettwanzen können sich überall einnisten. Wenn die Kunden das nicht tun, kann es sein, dass die Schädlingsbekämpfer nicht alle Wanzenverstecke erwischen und mehrere Besuche notwendig werden. Auf der Website der MIBABS Schädlingsbekämpfung findet sich eine detaillierte Checkliste [externer Link], was bei einem Bettwanzenbefall zu tun ist.

Rattensperren können helfen

Damit keine Ratten die Kanalisation heraufklettern und plötzlich aus der Toilette herausschauen, gibt es Rattensperren. Rattensperren sind Trichter, die in der Steigleitung (auch Fallrohr genannt) eingebaut werden. Sie hindern die Tiere daran, das Rohr bis nach oben ins Freie zu klettern.

Falls Ratten schon in den Rohren herumturnen, dann lohnt eine Rattstoppklappe. Sie wird direkt am Ablauf des Toilettenbeckens angebracht, ist nur einseitig passierbar und verhindert das Eindringen der Ratten in das Toilettenbecken. Wer sich weder Rattensperren noch Rattstoppklappen einbauen lassen will, für den lohnt schon dieser einfache Tipp: keine Essensreste die Toilette herunterspülen. Das lockt Ratten an. Außerdem sollte der Müll in der Wohnung regelmäßig herausgebracht und sorgfältig in der richtigen Mülltonne entsorgt werden.

Sendung: rbb 88.8, 25.10.2022, 14:30 Uhr

Beitrag von Yasser Speck

9 Kommentare

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  1. 9.

    Brandenburger:
    "Es war ekelhaft. Eine Großstadt eben."

    Auf dem Lande gibt es aber auch genug Ekel: Güllegerüche z.B. aus Mastanlagen. Und der Ekel in den Schlachtbetrieben ist nur gut versteckt, aber trotzdem nicht weniger ekelig.

    Jede Region hat eben ihre eigenen positiven und negativen Seiten.

  2. 8.

    Die Viecher gibt es überall. Nur in der Menge und so wohlgenährt sind diese Berliner schon etwas "auffällig". Und dumm ist lediglich ihre Antwort.

  3. 7.

    Richtig. Auf dem Land sind es vor allem Wanderratten. Noch etwas zur Güte für alle die besonders in Altbauten im Erdgeschoss wohnen. Klodeckel immer unten lassen und Notfalls etwas schweres wie einen halben Eimer voll Wasser daraufstellen. Den Ratten sind Klever. Die heben auch einen Klodeckel locker an.

  4. 5.

    Toilettendeckel unten lassen und keine Essensreste in die Toilette kippen!

  5. 4.

    Ich hatte im Februar eine Ratte in meiner Wohnung im 3.OG. Die Hausverwaltung des Wohnblocks beauftragte einen Kammerjäger. In einem Telefonat sagte mir dieser, er könne nichts machen, nur eine Sperre in der Wohnung könne helfen, dies sei Sache des Eigentümers. Die Nachfrage, ob dieser Vorgang pflichtgemäß dem Gesundheitsamt gemeldet würde, wurde bejaht. Der Vermieter wiederum meinte, die Hausverwaltung (Gemeinschaftseigentum) sei zuständig. Gemacht wurde nichts.
    Ein neugieriger Anruf von mir beim Gesundheitsamt nach 3 Wochen ergab:
    1. Der Vorgang ist nicht gemeldet worden.
    2. Der Mann vom GA kann am nächsten Tag vorbei und war entsetzt, dass der Kammerjäger nie vor Ort war
    3. Natürlich hätte etwas getan werden können. Eine Meldung bei den Wasserwerken und diese hätte im Straßenzug Giftköder ausgelegt.
    ...
    Nach 2 Monaten erzählten Nachbarn, auch sie hätten eine Ratte gehabt. Der (gleiche) HV hatte den(gleichen) Kammerjäger beauftragt. Der sagte, er könne nichts machen...

  6. 3.

    Nee, natürlich nicht. Die Viecher gibt es überall. Nur in der Menge und so wohlgenährt sind diese Berliner schon etwas "auffällig".

  7. 1.

    Wir hatten um 2012 mal einen Teamtag in Berlin verbracht, mit Dampferfahrt. Zu der Zeit war "Hochwasser" und tausende Rattenkadaver schwammen auf dem Wasser (Landwehrkanal ?).
    Der Schiffsführer erklärte uns, dass die ersoffen aus den Regenwassersammlern/Kanalisation herausgespült wurden. Er sagte auch, dass die bis in die Häuser eindringen. Es war ekelhaft. Eine Großstadt eben.

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