Diebstähle, Körperverletzungen, Unfälle - Alle sieben Minuten gibt es einen Polizeieinsatz in Berlin-Neukölln

So 02.10.22 | 08:58 Uhr
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Polizei im Einsatz (Quelle: imago/Andreas Friedrichs)
Bild: imago/Andreas Friedrichs

Alle sieben Minuten läuft im Berliner Bezirk Neukölln im Durchschnitt ein Polizeieinsatz - mit einer deutlichen Häufung im Ortsteil Neukölln im Norden des gleichnamigen Bezirks an der Grenze zu Kreuzberg.

Das sind knapp 200 Polizeieinsätze am Tag und rund 72.500 im Jahr, wie aus einer Antwort des Senats auf eine CDU-Anfrage hervorgeht [pardok.parlament-berlin.de]. Die meisten Einsätze gelten laut der Polizeistatistik Diebstählen, Lärmbelästigungen, Hausfriedensbrüchen, Körperverletzungen, Fahrzeugkontrollen und Unfällen.

Belastung für die Polizei "konstant hoch"

"Im Vergleich der fünf Ortsteile weist Neukölln in der Direktion 5 (City) mit Abstand die höchste Belastung auf, wobei diese konstant hoch bleibt", so die Polizei über die Statistik der vergangenen Jahre.

Der Ortsteil Neukölln kam 2021 auf rund 44.000 Einsätze, der Rest des Bezirks auf rund 28.000. Die Unterschiede zeigten sich etwa beim Delikt Hausfriedensbruch mit 1.424 Einsätzen in Neukölln und 550 im übrigen Bezirk.

Ähnlich sah es aus bei Körperverletzung (1.089/560), Diebstählen "mit festgehaltener Person" (1.000/430), Raub (112/57), Schlägerei (434/150) und Schussabgabe (19/8).

Zum Bezirk gehört der Ortsteil Neukölln nahe der Innenstadt mit 160.000 Einwohnern, sozialen Brennpunkten und dem Nachtleben rund um Reuterkiez, Sonnenallee und Hermannstraße. Außerdem die Ortsteile Britz, Buckow, Gropiusstadt und Rudow, die zusammen ebenfalls rund 160.000 Einwohner haben. In den äußeren Gegenden läuft es ruhiger ab.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.10.2022, 12:00 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ich hätte einen einordnenden Vergleich mit den restlichen Stadtbezirken bzw. Ortsteilen wie Mitte, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Moabit inkl. dem Verhältnissen zwischen Einsätzen, Anzahl der Einsatzkräfte und Bewohneranzahl spannend und vor allem wichtig gefunden.

  2. 17.

    Von "Parallelgesellschaften" reden Rechtsextreme, wenn sie sich identitär von aus ihren Augen Nichtdazugehörigen abgrenzen wollen. Eine beleidigende Abwertung ist das, die auch gar nicht erst den Anspruch erhebt, irgendetwas mit der Realität zu tun zu haben. Dass in einer Großstadt mehr Vergehen und Verbrechen begangen werden als in Hintertupfingen, ist schon rein rechnerisch so. Den mutmaßlichen Straftäter*innen aber aufgrund ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Migrationserfahrung einen Hang zu Kriminalität zuzuschreiben, ist nicht nur Rassismus, sondern blanke Volksverhetzung, zudem ein Narrativ der Rechtsextremen. Ironie, dass Neukölln zu über 80% Menschen ohne Migrationserfahrung hat und Verbrechen normalverteilt begangen werden, unabhängig von Herkunft. Ferner existieren keine vermeintlich rechtsfreien Zonen, wie es - Überraschung - Rechtsextreme in Bedrohungsszenarien behaupten. Dieser Bericht fokussiert die Polizeiaktivitäten, aber wen kümmert schon Realität?

  3. 16.

    Schon seit einiger Zeit wird insbesondere Nord-Neukölln / Kreuzkölln in Rekordgeschwindigkeit gentrifiziert. Das betrifft vorallem den nördlichen Bereich. Ganz viele Touristen und neue Bewohner mit gutem Verdienst, die sich die hohen Mieten oder teuren Eigentumswohnungen leisten können. Ur-Neuköllner werden weg-gentrifiziert genauso wie Studenten und (Lebens-)Künstler. Das ist richtig schade, denn das war der Charme von Neu-Neukölln.
    Jetzt hörst du mehr englisch als deutsch auf den Straßen

  4. 15.

    Eine Erinnerung kommt noch hoch. Am Richardplatz gab es eine Wasserpumpe, dort standen die glücklichen Autobesitzer mit ihren Käfer, Goggo-Mobil und DKW Sonnabends zum Waschen am Straßenrand. Allein das Fachsimbeln auf gut Berlinerisch hätte jedem Volkstheater Ehre getan.

  5. 14.

    Verstehe gut was Sie kommentieren. Doch von Kleinstadtidylle keine Spur damals. Hart arbeitende Leute wohnten im Kiez. Rau nach außen hin, aber mit weichen Kern und gutem Herzen. Neukölln war damals verschrien als Proll Gegend. Als ich dorthin zog, meinten meine Freunde zu mir: dahin kommen wir Dich aber nicht besuchen.
    Nun wohne ich in Charlottenburg und hier fühle ich mich im Alter auch ganz wohl. Obwohl gerade hier wo ich wohne eher diese Kleinstadtidylle existiert. Rund um das Einsteinufer.

  6. 13.

    Das klingt ja nach deutschem Kleinstadtidyll. Das fanden manche spießig, langweilig und einfach nur pfui, zurückgeblieben und altmodisch. Jetzt ist es bunt, schrill, gefährlich, laut und schmutzig. Und die o.g. Manchen sind weggezogen, weil das Ergebnis des Tausches ihnen auch nicht so gut gefiel. Ihre Ideologie haben sie mitgenommen und treiben ihr Unwesen weiter. Wer Kalkutta holt, wird Kalkutta bekommen - frei nach einem alten, weiß(s)en Journalisten.

  7. 12.

    Ja, Helmut mit seiner leckeren Currywurst und Schaschlik... die Leute kamen aus allen Bezirken um noch mal eben eine Currywurst zu verspeisen. Heute ist da nichts mehr wiederzuerkennen, auch nicht multikulturell. Es hat sich lediglich eine Parallelgesellschaft gebildet, die dort weitestgehend in der Überzahl ist. Wirklich sehr schade.

  8. 11.

    Man muss sich nur mal die Bevölkerungsstruktur anschauen. Viele Bewohner leben in ihren Parallelgesellschaften und kümmern sich einen Dreck um unsere Regeln und Gesetze. Ich staune ja immer wieder, dass die Polizei diese Gebiete immer noch betreten darf.

  9. 10.

    Neukölln ja, ist halt nicht mehr dass was es einmal ausmachte. Es hat mittlerweile einen anderen bzw. eigenen Kulturkreis, zumindest einige Straßenzüge so wie Sonnenallee, Hermannstr. oder Karl-Marx-Str. Ohne ein passendes Wörterbuch kann man an Hand der Aufschriften an einigen Ladengeschäften oft nur sehr schwerlich erkennen was im Inneren überhaupt feilgeboten wird.

  10. 9.

    Auch bei mir werden viele gute Erinnerungen wach. Von 85 bis 2001 lebte ich in einer bescheidenen 1 Zimmer WG in der Leinestraße. Aber es gab fast alles zu kaufen in der Hermannstraße. Da gab es den Metzger Riez und den Bäcker Bonau. Beim Bäcker standen die Leute am Sonnabend über 20 Meter Schlange um die leckeren Schrippen zu kaufen. Kleine( deutsche) Geschäfte mit angeschlossenen handwerklichen Familien Betrieben waren dort ansässig. Und man konnte damals noch im Kiez des Nachts sogar noch spazieren gehen, ohne befürchten zu müssen überfallen zu werden.
    Karstadt am Hermannplatz bot alles was das Herz begehrt. Die Lebensmittel Etage im Erdgeschoss war berühmt für ihre Auslagen. Der Service wurde noch überall in den Geschäften groß geschrieben. Beim Kiosk gegenüber meiner Wohnung konnte ich immer anschreiben lassen. Abgerechnet wurde am Monatsende. Die Kohlenhändlerin Frau Möller in der Straße war eine Seele von Mensch. Alles Pfutsch und weg.

  11. 8.

    Ja der multikulturelle Charme hat eben seine Schattenseiten. Bloss gut das ich dort nicht leben muss.

  12. 7.

    Hier muss dringend gegengesteuert werden in Neukölln.

  13. 6.

    @ Peter,
    und woher wissen Sie das so genau? Mutmaßen Sie oder haben Sie Zahlen an der Hand?
    Es ist alles eine Frage der Relationen. Und die kann man durchaus mit anderen Bezirken vergleichen und dies war meine Frage um diesen Artikel besser einordnen zu können. Wenn Sie Zahlen, Daten Fakten haben, nur her damit.
    Ansonsten könnte der RBB vielleicht ja noch welche nachliefern.

  14. 5.

    "Diesen Artikel könnte man wahrscheinlich auch zu Reinickendorf oder Pankow schreiben."

    Das entspricht sicherlich alles andere als der Realität.

  15. 4.

    Als Kind /Jugendlicher war ich in den 60er bis Mitte 70er Jahre gern bei meinen Verwandten in Neukölln
    (Richardplatz, Jonasstr.) , war toll, allein in der Karl Marx Straße die vor Hauseingängen stehenden Wurstverkäufer mit den tollen Currywürsten.
    Vor der Pandemie bin ich mal wieder neugieriger Weise am Rathaus Neukölln aus der U-Bahn ausgestiegen. Gruselig, hat mit Berlin nichts mehr zu tun.

  16. 3.

    In Neukölln wäre die Gentrifizierung mal vom Vorteil

  17. 2.

    Diesen Artikel könnte man wahrscheinlich auch zu Reinickendorf oder Pankow schreiben. Es gibt die OT mit sozialem Brennpunkt und die OT mit Einfamilienhäuschen. Hermsdorf wird auch ruhiger sein als Märkisches Viertel oder rund um die Residenzstrasse.
    Ein bisschen mehr Beleuchtung und Hintergrundinfo zum Thema hätte mir vielleicht erschlossen, warum das jetzt die Meldung wert war. Also interessieren würde es mich.

  18. 1.

    Ach Neukölln, wie haste dir verändert.

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