Berlin und Potsdam - Mehrere hundert Menschen demonstrieren wegen steigender Preise

Sa 15.10.22 | 16:35 Uhr
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#ichbinarmutsbetroffen Demo in Berlin (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
Video: rbb24 Abendschau | 15.10.2022 | Margarethe Neubauer | Bild: dpa/Michael Kuenne

Mit Slogans wie "Sofort Hilfe für Arme" haben Aktivisten am Samstag vor dem Kanzleramt in Berlin mehr Unterstützung für Menschen mit niedrigen Einkommen gefordert. Nach Angaben der Berliner Polizei beteiligten sich 200 Menschen an dem Protest gegen die Sozialpolitik der Bundesregierung. Betroffene beklagten bei der Kundgebung mangelnde Möglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben.

Angesichts steigender Energie- und Lebensmittelpreise wachse die Not von knapp 14 Millionen Armutsbetroffenen in Deutschland mit jedem Tag, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband anlässlich der Demonstration. Der Protest sei überzeugend, weil auch betroffene Menschen auf die Straße gingen und ihr Gesicht zeigten, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider bei dem Protest dem Evangelischen Pressedienst (epd): Die Betroffenen machten deutlich, "Armut ist nicht erst dann gegeben, wenn Menschen unter Brücken schlafen müssen, zu wenig zu essen oder keine Kleidung haben, sondern Armut ist Ausgrenzung".

Demonstrierende in Potsdam fordern staatliche Hilfen

Parallen dazu haben mehrere hundert Menschen bei einer Demonstration in Potsdam mehr staatliche Hilfe in der Energiekrise gefordert. "Hier geht es um die Sicherung von Existenzen", sagte Brandenburgs Linksfraktionschef Sebastian Walter am Samstag auf dem Alten Markt am Landtag. Deshalb seien jetzt Hilfen nötig, nicht erst später. Auf Plakaten der von einem Bündnis aus Gewerkschaften und Sozialverbänden organisierten Demo stand zum Beispiel: "Schluss mit teuer! Deckel drauf!" oder "Umschichtung der deutschen Rüstungsmilliarden für soziale und ökologische Aufgaben".

Der Linksfraktionschef kritisierte, dass die Gaspreisbremse der Bundesregierung für alle erst im März nächsten Jahres kommen soll. "Im März brauche ich keine Gaspreisbremse mehr, da ist die Heizung abgestellt", sagte Walter. Der rot-schwarz-grünen Koalition in Brandenburg warf er angesichts des geplanten Rettungspaketes von zwei Milliarden Euro vor, sie stelle nur eine Zahl ins Schaufenster, aber habe noch keine konkreten Maßnahmen.

Die Vorstandschefin der Arbeiterwohlfahrt Potsdam, Angela Schweers, verlangte von Bund und Land eine gezieltere Unterstützung. "Wir brauchen differenzierte Hilfen, wir brauchen keine Gießkanne", sagte sie. Der Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Potsdam-Nordwestbrandenburg, Mike Döding, hält die Hilfen aus dem Rettungspaket des Bundes nicht für gerecht. Er kritisierte, dass große Industriefirmen nach dem Vorschlag einer Kommission noch vor anderen von der Gaspreisbremse profitieren sollen.

Das Bündnis ist ein Zusammenschluss unter anderem aus dem Arbeitslosenverband Brandenburg, der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Potsdam, Deutschem Mieterbund Brandenburg, der Partei Die Linke Brandenburg, Verdi Potsdam-Nordwestbrandenburg, der Volkssolidarität Brandenburg und der Tafel Berlin-Brandenburg.

Sendung: rbb24 um 6, 15.10.2022, 18:00 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Lincoln, was wollen Sie mir jetzt sagen?
    Und, was hat das mit dem von mir genannten Personenkreis zutun?
    Denunzianten gab und gibt es in jeder Geselchaftsform und im geschichtlichen Zusammenhang. Gerade auch heute, wo die Meinung Anderer gerne einmal denunziert wird.

  2. 15.

    Vielleicht haben wir eine unterschiedliche Wahrnehmung vom Sinn der Demo. Meine ist die Chancenverbesserung und nicht immer mehr Geld zu Lasten der Einzahler. Denn, Solidarität gehört den wirklich Bedürftigen, nicht wer sich dafür hält und man muss sie sich leisten können.
    Ein armutsgefährdendes Beispiel: Alleinerziehende, wenn sie schuldlos (!) in diese Situation gekommen sind und berücksichtigt haben wieviel Kinder man sich leisten kann. Wäre es nicht gerechter, wenn der Staat ganz anders dieses Armutsrisiko angehen würde? Z.B. mit der rigorosen Umsetzung der Verpflichtung des anderen Elternteiles für eigene Kinder zu sorgen. Konsequentere Überprüfung der Schlüssigkeit aller Kontobewegungen ist so ein Beispiel, oder das Wegnehmen der Fahrerlaubnis, so lange bis Unterhalt fließt.
    Ich ahne schon was jetzt kommt...

  3. 14.

    Das selbst nach Einführung des Bürgerfeld die Regelsätze noch viel zu gering sind, haben ja schon genug Experten errechnet. Der paritätische geht von einer Unterdeckung von etwa 200 eur aus

  4. 13.

    Merken Sie nicht, dass Sie stumpf den Rechts- und Linksextremisten glatt auf den Leim gehen? Kenn Sie die deutsche Geschichte? Vermutlich nicht, den wir hatten in Zeiten der Hyperinflation nach dem WK I fast eine ähnliche Konstellation und was war das Ergebnis? Die Zerstörung der Weimarer Republik durch die Extremisten! Schade, dass Sie Zeitzeugen nicht mehr fragen können. Sie würden Ihnen sehr deutlich ins Gesicht sagen, dass die Mahner, die sie genannt haben recht haben!

  5. 12.

    "Mehr, immer mehr, die sich artikulieren und sich nicht mehr von der Politik vertreten fühlen."

    Und wie soll dann ihrer Meinung nach eine "Alternatve" aussehen?

  6. 11.

    Wählen oder Demonstrieren - bei was werden Wünsche und Hoffnungen mehr beachtet?
    Manchmal wirkt Demokratie schon als Fluch (meiner Meinung nach).

  7. 10.

    Sehr gerne: Am Anfang von allem, zur Wahrnehmung seiner Chancen, steht der Zugang zur Bildung und das was gelehrt wird und wie es gelehrt wird.
    Es hat Ursachen, politische, die immer für schlechte Bildungsergebnisse stehen. In unserer Region sind wir leider immer unter den Letzten. Bildung und Armut stehen in einem starken Zusammenhang.
    Die einfachsten Dinge zuerst machen: Kleinere Klassen und nicht jede Idee als „Konzept“ ausgeben und „wie wild durchs Dorf treiben“...
    Negativbeispiel ist die Inklusion: Eine gute Sache wurde missbraucht um Geld an teuren Speziallehrern und Spezialschulen einzusparen. Die Ergebnisse sind „grottenschlecht“ und der Ruf der Inklusion mindestens beschädigt.

  8. 9.

    Große Sprüche! Das kann jeder.
    Machen Sie doch einfach mal entsprechende Vorschläge. Vielleicht wäre ein Vorschlag von Ihnen für die Politiker übernehmenswert.

  9. 8.

    Mehr, immer mehr, die sich artikulieren und sich nicht mehr von der Politik vertreten fühlen.
    Gut, es wird nicht lange dauern und dann sind sie wieder hier, die Denunzianten, die die Sorgen und Ängste der Bürger als die von Rechtsradikale und AfDler denunzieren.
    Maik, Immanuel, Poster, Martina und wie sie alle heißen, deren Meinungskorridor durch ihre politischen Scheuklappen sich noch verengt.

  10. 7.

    "Ebenso die Preise für Parkplätze für Berliner in der City reduziert werden und für nicht Berliner erhöht."
    Bleibt mindestens die Frage, wie sie dies erkennen wollen.

  11. 6.

    Schnell und wirksam geht Entlastung über eine weitere Reduktion bei Steuern und Abgaben. 7% MwSt. bei Gas ist ein erster richtiger Schritt, Strom und Treibstoff sollten folgen. Auch die GEZ könnte abgeschafft und nach französischem Vorbild auf eine Finanzierung aus einem Teil der Mehrwertsteuer umgestellt werden. Ebenso die Preise für Parkplätze für Berliner in der City reduziert werden und für nicht Berliner erhöht.

  12. 5.

    Na in die Linkspartei Niedersachsen hat ja nun kaum jemand Hoffnung gesetzt.
    Nachher bekommt man noch Berliner Verhältnisse.

  13. 4.

    Immer wenn liberale Demokraten mitregiert haben und Chancen ermöglicht haben, immer dann ging es Deutschland gut. Nicht perfekt, aber wer ist das schon...

  14. 3.

    Wenn es weit über zehn Millionen Armutsbetroffende gibt, wen wählen diese Menschen? In Niedersachsen jedenfalls nicht ihre eigenen Interessen. Für die Umschichtung nur der Hälfte der deutschen Rüstungsmilliarden für soziale und ökologische Aufgaben können sie nicht die SPD, GRÜNEN, FDP und auch nicht die CDU wählen. Die neoliberale marktradikale, teils rechtsextreme AfD vertritt auch nur vordergründig ihre Interessen. Sie alle wollen keine Politik zu wirklicher solzialer Marktwirtschaft und arbeiten weiter an der Ökonomisierung weiterer Lebensbereiche, siehe kapitalgedeckte Rentenversicherung. Die sehr gebildete analytische und Klartext sprechende Frau Wagenknecht kann man nicht wählen. Bleibt guter Wahlrat teuer.

  15. 2.

    Ich glaube kaum daß es den Regierenden viel intressiert die versprechen viel und halten wenig davon ein.

  16. 1.

    Immer mehr, mehr, mehr kommt bei Vielen nicht gut an. Deshalb wäre ein anderes Motto besser: Chancen, um aus der Armut zu kommen, erhöhen/verbessern....

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