Prozess in Neuruppin - Raser will keinerlei Erinnerung an katastrophalen Unfall haben

Di 04.10.22 | 14:00 Uhr
Archivbild: Ein zerstörter PKW steht auf einem Radweg. Bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 96a zwischen Schildow und Schönfließ sind zwei Personen ums Leben gekommen. (Quelle: dpa/C. Sappeck)
Video: rbb24 | 04.10.2022 | Material: rbb24 Brandenburg Aktuell | Bild: dpa/C. Sappeck

Bei einem Unfall in Oberhavel starben im vergangenen Jahr zwei junge Frauen und ein ungeborenes Kind, zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Seit Dienstag steht der mutmaßliche Unfallverursacher vor Gericht - die Anklage lautet auf Mord.

Nach einem Verkehrsunfall mit zwei Toten und zwei Verletzten muss sich der Unfallfahrer wegen Mordes vor dem Landgericht Neuruppin verantworten. Der 24-Jährige habe am 10. Juli vergangenen Jahres in einem 510 PS starken Sportwagen den Unfall mit einem entgegenkommenden Auto auf einer Bundesstraße im Mühlenbecker Land verursacht, sagte Staatsanwältin Lara Garnkäufer am Dienstag bei der Anklageverlesung zum Prozessauftakt.

Der Angeklagte sagte vor Gericht aus, dass er mit einem Freund von einer Geburtstagsparty in Schildow zu der Tour aufgebrochen sei, um zu Hause in Hohen Neuendorf etwas zu holen. An den Unfall habe er jedoch keine Erinnerung, sagte der Angeklagte. Er wisse aber wieder, dass er nach dem Unfall mit seinem Freund aus dem beschädigten Sportwagen geklettert sei. Wenig später seien Polizeibeamte gekommen und hätten ihre Personalien aufgenommen. Dann wurden die beiden leicht verletzten Männer im Krankenhaus behandelt.

"Kollision in Kauf genommen"

Staatsanwältin Garnkäufer erklärte, der 24-Jährige habe versucht, vom Unfallort zu flüchten. Die beiden Männer seien jedoch wenig später von Polizisten gestellt worden.

Ein Verkehrspsychologe sagte als Gutachter vor Gericht, dass der Angeklagte zum Unfallzeitpunkt einen Blutalkoholwert von 1,9 Promille gehabt haben müsse. Denn bei dem 24-Jährigen sei noch Stunden nach dem Unfall ein Blutalkoholwert von gut 1,3 Promille festgestellt worden. Der Angeklagte war im April in Untersuchungshaft genommen worden, nachdem Gutachter die Umstände des Unfalls geklärt hatten.

Auch ein ungeborenes Kind getötet

Der Mann habe seinen Sportwagen auf bis zu 230 Kilometer pro Stunde beschleunigt, um seinen Beifahrer zu beeindrucken, so die Anklage. In einer Kurve sei der betrunkene 24-Jährige mit voller Beschleunigung auf die Gegenfahrbahn geraten und dort mit einem Auto zusammengestoßen.

In dem entgegenkommenden Fahrzeug starben zwei Frauen im Alter von 32 und 28 Jahren. Die Jüngere war nach Angaben der Polizei im sechsten Monat schwanger - auch das ungeborene Kind überlebte den Unfall nicht. Ein Mann und eine weitere Frau in dem Fahrzeug wurden schwer verletzt.

Nachdem ein Sachverständiger die Daten des Fahrzeugcomputers im Unfallauto ausgewertet hatte, war der Fahrer im April in Untersuchungshaft genommen worden. Gegen den Beifahrer wurde gesondert ermittelt.

Der Fall erinnert an ein tödliches Autorennen auf dem Berliner Ku'damm, bei dem am 1. Februar 2016 ein unbeteiligter 69 Jahre alter Rentner in seinem Jeep erfasst und getötet worden war. Der Unfallfahrer wurde vom Landgericht Berlin wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, der zweite Raser erhielt 13 Jahre Haft wegen Mordversuchs.

Sendung: rbb24 Fernsehen, 04.10.2022, 13: 00 Uhr

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