rbb-Programmchef - Schulte-Kellinghaus: Neue Hauptabteilung war nur "rohe Gedankenidee"

So 30.10.22 | 14:15 Uhr
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Jan-Schulte Kellinghaus, Programmdirektor des RBB (Bild: dpa/Soeren Stache)
Audio: Radioeins | 29.10.2022 | Jörg Wagner | Bild: dpa/Soeren Stache

Der Programmdirektor des rbb, Jan Schulte-Kellinghaus, hat auf die jüngsten Vorwürfe der Vetternwirtschaft beim rbb reagiert.

Im Interview mit dem "Medienmagazin" auf Radioeins vom rbb sagte er am Samstagabend, die Idee einer neuen Hauptabteilung für das rbb Fernsehen mit einer kommissarischen Besetzung ohne Ausschreibung mit Oliver Jarasch, Ehemann der Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne), sei durch die damalige Belastung des rbb durch den ARD-Vorsitz begründet.

Doppelbelastung sollte aufgelöst werden

Der Leiter des Programmbereichs Programm-Management, Jens Riehle, und er selbst seien "extrem" in den ARD-Vorsitz eingebunden gewesen, sagte Schulte-Kellinghaus. "Da ist es dann die Aufgabe, neun Anstalten zu koordinieren. Es ging um die Mediathek, digitale Transformation, wie man die ARD zukunftsfähig aufstellt, das war unsere Mission (...), und gleichzeitig waren wir in der schwierigen Situation, dass die Reichweite des rbb-Fernsehens trudelte. Dies hatte auch mit Entscheidungen von mir zu tun", sagte Schulte-Kellinghaus, der unter anderem die Einstellung des Vorabend-Magazins "zibb" zu verantworten hatte.

Weil das rbb Fernsehen in einer schwierigen Situation gewesen sei, sei es seine Idee gewesen, diese Doppelbelastung aufzulösen und auf mehrere Schultern zu verteilen. Jens Riehle sollte demnach zusammen mit Schulte-Kellinghaus den ARD-Vorsitz organisieren. Oliver Jarasch, derzeit Leiter Prozess- und Innovationsmanagement Crossmediales Newscenter (CNC), sollte für die Zeit des ARD-Vorsitzes kommissarisch die neue Hauptabteilung "Koordination" übernehmen.

Zuerst berichtete am Freitag der "Spiegel [Bezahlinhalt]" über diese Pläne und zitierte aus einer privaten Mail von Schulte-Kellinghaus an die damalige Intendantin Patricia Schlesinger aus dem Juli, in der er vorschlug, die Stelle "hoffentlich ohne Ausschreibung" besetzen zu können.

Idee ein "sensibles Thema"

In dieser Mail habe Schulte-Kellinghaus nur eine "rohe Gedankenidee" teilen wollen. Dies sei aus seiner Sicht ein sensibles Thema gewesen - weshalb er diese Nachricht von seinem privaten Account geschrieben habe. Wie diese Mail in die Hände des "Spiegel" gelangen konnte, darüber könne er "nur spekulieren", was er aber nicht tun wolle. "Es haben nur Zwei diese Mail gekriegt auf deren privaten Accounts. Entweder wurden unsere Accounts gehackt - oder es ist irgendwie anders zum Spiegel gekommen", so Schulte-Kellinghaus.

Die Pläne der Besetzung der neuen Hauptabteilung ohne eine Ausschreibung habe Schulte-Kellinghaus nach Rücksprache mit der Frauenbeauftragten des rbb dann verworfen. Er habe schließlich doch eine Ausschreibung vorbereitet - als Schlesinger den Vorsitz der ARD abgab, hätte sich das ganze Thema Doppelbelastung aber erledigt, hieß es.

Schulte-Kellinghaus: Jarasch hätte keine Programminhalte verantwortet

Vorwürfe, mit dem neuen geplanten Posten hätte der Ehemann der Berliner Umweltsenatorin in das rbb-Programm eingreifen können, wies Schulte-Kellinghaus zurück. Jarasch hätte keine Programminhalte verantwortet und keine journalistischen Entscheidungen getroffen. Seine Aufgaben hätten unter anderem im Bereich Programmplanung, Programmbewerbung, Trailerproduktion und Design gelegen. Fragen, ob und wann es Sondersendungen zu bestimmten Themen gäbe oder wie der rbb die Wahlberichterstattung angehen werde, hätten ausschließlich der Chefredakteur David Biesinger und er selber getroffen, so Schulte-Kellinghaus. "Gerade in dieser Funktion wäre eine Programmferne erhalten geblieben", hieß es weiter.

Auf die abschließende Frage, welche Fehler Schulte-Kellinghaus sich selber vorwerfe, sagte er: "Ich hätte es nicht aufschreiben dürfen - und vor allem nicht von meinem Privataccount schicken sollen". Die Grundidee sei "nicht falsch gewesen".

Sendung: Radioeins "Medienmagazin", 29.10.22, 18:42 Uhr

 

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3 Kommentare

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  1. 3.

    Ich bin einfach nur sprachlos über die fast „scheibchenweise empörenden Enthüllungen“. Scheinbar geht es Vielen so, denn eigentlich müssten wir Zuschauer unseren Protest darüber laut und dauerhaft kund tun bis der ganze „Selbstbedienungsladen ÖRR“ aufgelöst wird. Für mich ist aber der „Zustand des gesamten ÖRR“ auch gleichzeitig ein Abbild der aktuellen Verhaltensweisen unserer Eliten in Politik und Wirtschaft. Überall geht es nur noch um Bereicherung, Korruption, Vetternwirtschaft usw….

  2. 2.

    Wie soll man diesem Mann noch vertrauen können?

  3. 1.

    Fadenscheinige Argumente! Unseren ÖRR in dieser Art und Weise der Lächerlichkeit preiszugeben ist nur noch peinlich. Schämt euch- ihr „ Führungskräfte „

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