Defekte Kommunikationskabel - Landeskriminalamt Berlin übernimmt Ermittlungen zur Bahn-Sabotage

So 09.10.22 | 12:36 Uhr
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Archivbild: Reisende am Hauptbahnhof in Berlin am 29. September 2022 (Bild: imago images/Emmanuele Contini)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2022 | Alexander Schmidt-Hirschfelder | Bild: imago images/Emmanuele Contini

Nach wie vor ist unklar, wer hinter den Sabotage-Aktionen gegen die Deutsche Bahn steckt. Ermittelt werde in alle Richtungen, heißt es am Sonntagmorgen. Ein Bundeswehr-General erwartet derweil weitere ähnliche Anschläge.

Der Staatsschutz beim Berliner Landeskriminalamt hat die Ermittlungen zu den beschädigten Bahnkabeln übernommen, die am Samstag zu großflächigen Zugausfällen geführt hatten. "Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen", sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin am Sonntagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. "Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen."

Am Samstag hatten Unbekannte wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn in Berlin-Hohenschönhausen und auch in Nordrhein-Westfalen zerstört und so für Chaos gesorgt. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass es einen politischen Hintergrund gebe, ermittelt werde aber in alle Richtungen, sagte eine Polizeisprecherin. Mit Ergebnissen sei am Sonntag nicht mehr zu rechnen.

Verkehrsminister: "Bahn war Ziel eines Anschlags"

Der Kabelschaden in Berlin sei auf offener Strecke zwischen dem S-Bahnhof Gehrenseestraße und dem S-Bahnhof Hohenschönhausen festgestellt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen. "Aktuell ist von einer zielgerichteten Fremdeinwirkung von außen auf Kabel der Deutschen Bahn auszugehen", sagte der Sprecher. Zu weiteren Details könne er auch aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuvor gesagt, die Störungen gingen auf Sabotage an zwei Standorten zurück. "Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind." Die Bahn sei Ziel eines Anschlags geworden.

GdP fordert Überwachungssystem

Ein Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mit Blick auf die Sabotagen einen Ausbau des Überwachungssystems. "Aufgrund der strukturierten Planung der Sabotage müssen wir davon ausgehen, dass es sich womöglich um terrorartige Strukturen auf Seiten der Täter handelt", sagte Andreas Roßkopf, bei der Gewerkschaft zuständig für den Bereich Bundespolizei und Zoll, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). "Bei der Bahn ist solch eine Sabotage immer wieder möglich, weil auch die Kabelleitungen häufig auch auf offener Strecke liegen und diese nicht vollständig überwacht sind".

Nötig seien daher moderne Überwachungsstrukturen bei der Bahn, "also Drohnen und Sensortechnik in den Kabelschächten, sowie eine Verstärkung des Bahn eigenen Sicherheitspersonals", so Roßkopf weiter.

Bundeswehr-General rechnet mit weiteren Anschlägen

General Carsten Breuer, Befehlshaber des neuen Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, befürchtet derweil in Deutschland eine Zunahme von Anschlägen und Einflussnahmen aus dem Ausland. "Wir stellen uns hier im Kommando vor allem auf hybride Bedrohungen ein. Das ist der Zustand zwischen nicht mehr ganz Frieden, aber auch noch nicht richtig Krieg", sagte Breuer der Zeitung "Bild am Sonntag".

"Es geht hier nicht um eine feindliche Armee mit Soldaten und Panzern, die unser Land angreift. Aber es gibt Einflussnahmen, mit Anschlägen auf Infrastruktur und mit Cyberangriffen, oder zum Beispiel Aufklärungsflüge mit Drohnen über Kasernen. Also Nadelstiche, die in der Bevölkerung, die bei uns Verunsicherung schüren und das Vertrauen in unseren Staat erschüttern sollen."

Die Sicherheitsbehörden müssen sich laut Breuer auf diese Bedrohungslage einstellen: "Jede Umspannstation, jedes Kraftwerk, jede Pipeline kann attackiert werden, kann ein mögliches Ziel sein. Deutschland muss mit seinen Sicherheitsbehörden ein Auge darauf und ein Ohr daran haben, wogegen mögliche Anschläge geplant werden, was die wahrscheinlichsten Szenarien sind."

Auch internationale Verbindungen betroffen

Betroffen von der Sabotage waren der Fern- und teils auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn in weiten Teilen Norddeutschlands. Unzählige Fahrgäste strandeten an den großen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen.

Im Laufe des Samstagvormittags meldete die Bahn, dass die Störung behoben sei, es aber weiter zu Beeinträchtigungen kommen könne. "Leider müssen Sie weiterhin mit Zug-, Haltausfällen und Verspätungen rechnen", twitterte die Bahn am Samstagmittag.

Auch internationale Verbindungen waren betroffen. So fuhren keine IC-Züge zwischen Berlin und Amsterdam. IC-Züge von Kopenhagen endeten an der dänisch-deutschen Grenze in Padborg. Stillstand herrschte teils auch bei Regionalzügen - so bei RE- und RB-Verbindungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, wie die Bahn mitteilte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.10.2022, 8:00 Uhr

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37 Kommentare

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  1. 37.

    "Die Bundesgeschäftsführerin von „Aufstehen gegen Rassismus“, Irmgard Wurdack, sagte: „Es ist erschreckend, dass trotz Zugausfällen so viele Menschen zur AfD-Demo nach Berlin gekommen sind“"

    Schade, ich habe meine Wette wegen 1 Tag verloren. Ich dachte schon gestern würde hier ein AfD Lemming einen Zusammenhang herstellen. Aber immerhin haben sie heute ihre markannten Schreibfehler vermieden und sich keine fremden nicks angeeignet.

    Auch wenn es Loriot nicht verdient hat dass sie sich den Namen seiner Figur aneignen um hier wirre Verschwörungstheorien ala Hildmann zu verbreiten.

    Wer sagt denn dass es nicht ein AfD Mitglied war um seiner "Partei" Aufmerksamkeit zu verschaffen. " "Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD." Bologna lässt grüßen.

    Oder die Fünfte Kolonne Putins hat zugeschlagen, also wieder einer aus ihrer Richtung. Aber im Gegensatz zu ihnen warte ich die Ermittlungen ab und streue hier nicht absichtlich wirre Verschwörungstheorien.

  2. 36.

    Einbruchschutz an Schaufensterscheiben werden viele kennen. Bahn- und Signalkabel liegen doch in Schutzprofilen oder in Betonteilen mit Deckplatte. Es bieten sich doch mit eingelegte dünne "Signalkabel" an, die den Störbereich melden. Jeder Elektriker könnte so etwas realisieren. Bei Fernstrecken reicht auf 1-2 km genau die "Zerreißung"- Unterbrechung zu erfassen.

  3. 35.

    "Du hast Angst, stimmts?"

    1. ist mir nicht bakknt dass wir beide mal zusammen Schafe gehütet hätten. Also ersparen sie sich ihr kumpelhaftes "Du". Sparen sie sich das für ihre Gesinnungsgenossen auf.

    2. Nein, ich habe keine Angst. Aber man sollte wachsam sein damit solche wie sie nicht weiter versuchen können unsere Demokratie zu unterwühlen. Ihre Einstellung wird hier sehr deutlich.

  4. 34.

    Die Bundesgeschäftsführerin von „Aufstehen gegen Rassismus“, Irmgard Wurdack, sagte: „Es ist erschreckend, dass trotz Zugausfällen so viele Menschen zur AfD-Demo nach Berlin gekommen sind“

  5. 33.

    Nein, auch wenn die VS Ämter gerne auf dem rechten Auge blind sind. Wer einen Überwachungsstaat fordert der sollte seine Einstellung zur FDGO und unserem GG überprüfen.

    Ihre Gesinnung ist hier hinlänglich bekannt, sie machen ja kein Hehl daraus. Soviel zum Verorten.

  6. 32.

    Es sind ja keine Bildleiterkabel ! Die Telekom verbindet j auch mehrere Kabel an Stoßstellen.

  7. 31.

    Sonst waren es doch stets Kupferkabel, die die Diebe zu Geld machen wollten oder es wurde sogar eine ganze Kabelbrücke ( Provisorium ) am Ostkreuz angezündet. ( Ich konnte es damals nicht fassen, dass da nicht wirksam geschützt wurde ). Seltsam ist diesmal die Beschädigung an 2 weit entfernten Orten und gleichartige Kabel. ( Glasfaser ). Habe schon immer nach Beschädigungen oder Diebstahl gedacht: Warum so wenig Schutz ? Aber wie kommt man jetzt auf Attentäter, die gezielt Infrastruktur zerstören ? Bürger sollten wachsam sein und seltsame Vorgänge sofort melden.

  8. 29.

    Muss das echt sein, dass sich immer wieder jemand findet, der bei irgendwelchen Untaten und Missständen der Obrigkeit / den Politikern / der Polizei / dem System / dem Kapitalismus / den Kapitalisten die Schuld gibt?
    Wohngegenden vermüllen. Für mich haben diejenigen die Schuld, die dort ihren Müll abladen.
    Verbrechen werden begangen. Und daran haben für mich die Verbrecher Schuld.

  9. 28.

    Auch wenn ich kein Fan von Mutmaßungen bin:
    In diesem Fall von Diebstahl auszugehen, finde ich (sorry) sehr naiv.

  10. 27.

    Mal eine zwei Fragen:

    1. Wenn es Glasfaserleitungen waren, die durchtrennt wurden, wie repariert man die eigentlich?
    Ich stelle es mir bockschwer vor, eine solche Leitung so wiederherzustellen, dass die Daten danach wieder mit der gleichen Geschwindigkeit durch fließen wir zuvor.

    2. Warum gilt ein solcher Sabotageakt eigentlich nicht automatisch als terroristischer Angriff und wird dann dem Staatsschutz anvertraut?

  11. 26.

    Jawoll! Sanktionen ohne Ende ... egal, welche Folgen diese für die Wirtschaft in den EU-Staaten haben werden. Warten wir ab, wie es in 3, 4 Monaten, in einem vielleicht kalten oder gar strengen Winter, hier aussehen wird.

  12. 25.

    Kabeldiebe fallen als Täter offenbar aus, denn die Kabel wurden getrennt, aber wohl nicht gestohlen. So wurde es jedenfalls gemeldet.
    Dass die Bundeswehr die Drohnen über den Kasernen nicht abschiesst, ist schon verwunderlich. Was die sich so alles bieten lassen!
    Die Kabelzerstörung ist ja in Berlin nichts Neues, nur der Umfang ist erschreckend. Da muss wohl schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden.

  13. 23.

    Mit dieser Antwort, kann man einen Kommentator sehr gut verorten, und gerade für solche Gessinungsgenossen ist der BfV da.

  14. 22.

    Diese ganze Malaise ist doch haus-und selbstgemacht. Immer wieder wurde von Kabeldiebstählen und Brandanschlägen berichtet, ohne daß sich etwas dagegen getan hat. Bedeutungsvoll aber die Meldung, ..."der Staatsschutz ermittelt". Doch der nicht auch nur mit Wasser. Wenn die Täter nicht auf frischer Tat erwischt werden ist die Aufklärungsquote verschwindend klein. Fazit: die "kritische Infrastruktur" war, ist und bleibt die Achillessehne. Da können die Politiker noch so aktionistisch palavern.

  15. 21.

    Hallo und so!
    Es ist interessant und bezeichnend für die momentane, auch politische Situation, dass links linke Linksextreme so einen Aufwand betreiben und solch kriminelle Skrupellosigkeit an den Tag legen, nur um zu verhindern dass eine Demonstration in Berlin nicht so groß wird, dass ihre schon längst bröselnde Argumentation bezüglich "paar Spinner" und ähnlichen Unfug nicht ad Absurdum geführt werden.
    Ihr seid weder "Viele", noch die "Guten" also Shame on grüne #AntiFanten!
    Helge

  16. 19.

    "Als erstes gehören linke Strukturen unterwandert und überwacht mittels Geheimdienste."

    Wenn sie über Insiderwissen verfügen sollten sie sich der Polizei stellen. Ansonsten einfach mal die Klappe halten.

    "Nach wie vor ist unklar, wer hinter den Sabotage-Aktionen gegen die Deutsche Bahn steckt. Ermittelt werde in alle Richtungen, heißt es am Sonntagmorgen."

  17. 18.

    Ein gewisser Robert H. wird uns sicher demnächst dazu raten, statt Autos und Bahnen lieber Fahrräder zu benutzen.
    Und bez. des Winters rechne ich mit einer Renaissance des Pferdeschlittens.

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