Bestattung ohne Angehörige - Wenn Würde nicht viel kosten darf

Di 15.11.22 | 20:30 Uhr
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Ein Urnenfeld auf dem Alten Domfriedhof St. Hedwig in Berlin-Mitte. Die Kosten ordnungsrechtlicher Bestattungen werden von den Berliner Bezirken übernommen.(Quelle:imago images/S.Gudath)
Bild: imago images/S.Gudath

Auf keinem anderen Friedhof in Berlin gibt es so viele Sozialbestattungen, wie auf dem Alten Domfriedhof St. Hedwig. Dessen Leiterin bemüht sich um einen würdevollen Abschied für alle Verstorbenen - auch wenn es dafür nicht viel Spielraum gibt.

Auf dem Alten Domfriedhof St. Hedwig in der Nähe des U-Bahnhofs Schwarzkopffstraße in Berlin-Mitte stehen manche bekannte Namen auf den alten Grabsteinen: Der Hotelier Lorenz Adlon liegt hier begraben, auch der Geschäftsmann James Cloppenburg, der das gleichnamige Modeimperium gegründet hat.

Friedhofsleiterin Kalugina: "Nicht alle waren arm und einsam"

Auf dem historischen Friedhof an der Liesenstraße werden aber auch viele ärmere Menschen begraben, in sogenannten ordnungsrechtlichen Bestattungen, die von Berliner Gesundheitsämtern bezahlt werden, etwa wenn es keine Angehörigen mehr gibt.

Die Leiterin des Alten Domfriedhofs und fünf weiterer Hedwigsfriedhöfe des Erzbistums Berlin, Galina Kalugina betont im Gespräch mit rbbl24, dass es sich hierbei nicht nur Menschen handelt, die arm und einsam gelebt haben. "Häufig sind es Personen, die keine Vorkehrungen getroffen haben und deren Geld auf der Bank erst nach einer Erbschaft zugänglich ist. Oder es sind Menschen, die zwar keine Angehörigen, dafür aber viele Freunde hatten, die dann auf dem Friedhof Abschied nehmen."

Der Alte Domfriedhof St. Hedwig in Berlin-Mitte.(Quelle:imago images/S.Gudath)
Bild: imago images/S.Gudath

Suche nach Angehörigen

Wenn Menschen sterben, die keine Vorkehrungen getroffen haben, suchen die Gesundheitsämter zunächst nach Angehörigen. Als bestattungspflichtig gelten Eltern, Geschwister, Ehepartner, Großeltern, Kinder oder Enkel - sie müssen auch die Kosten für eine Beerdigung tragen. An Friedhöfen fallen - je nach Wahl der Grabstätte - Kosten für Nutzungsrechte, allgemeine Friedhofskosten und Bestattungsgebühren an. Wenn niemand zu finden ist, der diese Kosten übernimmt, wählt das Bezirksamt einen Friedhof und ein Bestattungsunternehmen aus.

Im Jahr 2021 wurden in Berlin pro Tag sieben bis acht ordnungsrechtliche Bestattungen durchgeführt, insgesamt waren es 2.733, in 2020 insgesamt 2.614, wie Zahlen der Senatsverwaltung für Gesundheit zeigen.

Namensschilder an allen Gräbern

Eine Beerdigung mit Trauerfeier und Gebet gibt es in solchen Fällen nicht. "Der Spielraum, den wir haben ist klein, für viele klassischen Elemente einer Trauerfeier werden die Kosten nicht übernommen", sagt Kalugina. Trotzdem sieht man hinter den Mauern des Alten Domfriedhofs nach einer Beerdigung nicht, ob sie privat oder vom Amt bezahlt wurde.

Die gesetzlichen Mindeststandards garantieren aus der Sicht der Friedhofsleiterin nicht unbedingt eine würdevolle Beerdigung. "Es gibt Massenbestattungen, bei denen einfach viele Menschen gleichzeitig beerdigt wurden." Auch bestehe per Gesetz keine Pflicht, ein Namensschild anzubringen. "Bei uns werden alle Bestattungen einzeln durchgeführt, jeder Termin dauert eine Stunde. Namensschilder bekommen alle, weil es uns wichtig ist, die Würde jedes und jeder Verstorbenen zu achten", sagt Kalugina.

Eine Frage der Einstellung

Obwohl der Friedhof mehr macht als das Gesetz vorschreibt, liegen die Kosten für Bestattungen auf den Hedwigsfriedhöfen laut Kalugina nicht höher als anderswo. "Dass wir mehr machen, hat vor allem etwas mit der inneren Einstellung zu tun."

Ein Urnenbegräbnis in einer Gemeinschaftsanlage kostet auf dem Alten Domfriedhof 365 Euro, dabei fallen 200 Euro Nutzungsgebühren an, 157 Euro kosten Gruftöffnung und das Tragen der Urne, 8 Euro kostet das Namensschild.

Dass auch die Kosten von 694 Euro für eine Sargbeerdigung übernommen werden können, wüssten aber nur wenige Menschen, sagt Kalugina. "Die meisten gehen davon aus, dass sie nach dem Tod eingeäschert werden, wenn sie kein Geld und keine Angehörigen haben. Dabei reicht oft ein Blatt Papier, auf dem dieser Wunsch festgehalten ist. Eigentlich genügt es schon, sich einmal ganz kurz mit dieser Frage auseinandersetzen."

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23 Kommentare

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  1. 22.

    Dann sollte man eine Bestattungsvorsorge treffen und seine Wünsche schriftlich fixieren. Solche Dinge können offiziell über das Vorsorgeregister registriert werden.

    Wer möchte, sollte seine Wünsche zur Bestattung schriftlich fixieren.

    Wenn eine Versicherung vorhanden ist, kann man mit einem Bestatter einen Vorsorgevertrag abschließen

  2. 21.

    Dann lesen Sie bitte noch einmal, worauf ich geantwortet habe, nur darauf bezog sich meine Antwort.

  3. 20.

    Schon ein wenig frech, die Sache mit dem "HeideNkind". Ich für meinen Teil huldige keinem Götzen und von Paganismus halte ich auch nichts. Atheistin wäre zutreffend. Ich meine, ich bezeichne sie ja auch nicht als Höhlenmensch.

  4. 19.

    Es gibt Leute, die können keine Vorsorge treffen - also in leichter Sprache: Ohne Moos nix los. Wollen sie jemanden, der keine Vorsorge treffen kann, Reife und innere Größe absprechen? So mancher Obdachloser hat davon mehr als bürgerliche Phrasendrescher.

  5. 17.

    Und dann gibt es noch die Variante, die ich gewählt habe: Ganzkörperspende an die Charite. Die Studenten wollen nicht immer an Bananen üben . Mußte 1000,00 € überweisen. Dafür werden sie im Todesfall benachrichtigt und erledigen kpl. alles.
    Wird natürlich vielen grauselig vorkommen, aber nachdenkenswert find ich es allemal.

  6. 16.

    Hallo #Sommer, wer hat denn 10.000 Euro in der Woche für Essen zur Verfügung?!? Die meisten haben das nicht mal in 10 Monaten!!!

  7. 15.

    Zur Wahrheit gehört auch, dass Verstorbene gibt, die zwar keine Angehörigen, aber wohl Freunde und Bekannte haben. Diese haben keine Chance, sich in die Bestattung einzubringen und diese würdig zu gestalten, wenn das Nachlassgericht und das Gesundheitsamt eingeschaltet sind. Denn diese wollen alles routiniert und ganz fix ablaufen lassen und sind nicht einmal bereit, den Freunden des Verstorbenen den Beisetzungstermin mitzuteilen.
    Habe ich selbst so erlebt.

  8. 14.

    Eigenes Leben in Unabhängigkeit leben zu wollen, und die Vorsorge, nach dem Tod die eigene Beerdigungskosten die Angehörigen nicht bezahlen lassen zu wollen, das ist ein Ausdruck von Reife und inneren Größe.

  9. 13.

    Naja - wer Realitäten verweigert, kann sowas nicht nachvollziehen. Ich kenne solche Zeiten und kann jeden verstehen, der sich diese 10 Euro nicht leisten kann - verstehen Sie nicht, was gemeint ist? Der ausgemachte Spaßvogel sind im Übrigen Sie, der das nicht kapieren kann oder will. Ich gönne jedem den ihm/ihr erarbeiteten Wohlstand - verstehe allerdings auch, dass es nicht jeder so kann. Sowas nennt sich Empathievermögen, ich kann das schreiben und weiß was dies ist - Sie auch?

  10. 12.

    Stimmt, aber Kinder müssen im Fall der Fälle für das Begräbnis der Eltern zahlen. Die Bestattungspflicht im Ordnungsrecht hat nichts mit der Kostenpflicht im Sozialrecht zutun.

    Selbst das Ordnungsamt fordert bei Angehörigen die Kostenerstattung. Zu Recht.

    Auch die Ausschlagung der Erbschaft hilft nix.

  11. 10.

    Hier wird gesagt 10.00€ ist nicht viel. Für viele Menschen sind 10.00€ eine Woche Essen.

  12. 9.

    Interessant, dass Kinder nicht bestattungspflichtig sind, Enkel aber schon.

  13. 8.

    Beim lesen Ihres Kommentars scheint mir, Sie haben die Aussage von Heidekind nicht verstanden.

  14. 7.

    Ach, 10 Euro monatlich in eine Vorsorgeversicherung zu investieren, ist also nicht zumutbar? Sie sind ja ein Spaßvogel

  15. 6.

    Sie nennen sich "Heidekind" doch beim Lesen Ihres Kommentars scheint es mir, als sie hätten Sie einen Buchstaben vergessen: "HeideNkind". Denken Sie mal über Ihre Worte nach.

  16. 5.

    Es soll Menschen geben, denen es komplett egal, ist was mit ihrem Körper nach dem Tod passiert. Merkwürdig, dass dies nicht im Artikel erwähnt wird. Da steht was von würdevoll etc. Wenn ich tot bin, bin ich tot. Warum Vorsorgen, wenn ich diese Einstellung habe? Warum ist einäschern etwas Schlimmes und einer Sargbestattung vorzuziehen? Und der “Abschied” ist - genau wie die Beerdigung und das ganze Tamtam drum herum - ausschließlich für die Lebenden, nicht die Toten. Wenn es niemanden gibt der Abschied nehmen kann/will, dann ist das halt so. Den Toten ist das egal. Sie sind tot.

  17. 4.

    Sie sind ja gar ein Spaßvogel. Vorsorge für die eigene Bestattung ist für viele kaum zu stemmen, warum wohl gibt es soviele solcher Bestattungen? Einfach ist es für die, denen das Leben auch pekuniär keine Sorgen bereitet.

  18. 3.

    Unwürdig und schäbig ist die Abzocke , die beim Tod eines Menschen betrieben wird. Der Totenkult gerät immer mehr ins Hintertreffen und sollte auch einmal zur Diskussion gestellt werden, ob das alles so noch zeitgemäß ist. Sonst ist man bei heiklen, gesellschaftlichen Fragen doch auch immer so schön progressiv. Und sollte wirklich mal eine wirklich schreckliche Seuche über uns kommen oder der Krieg, dann spielt die sog, Bestattungskultur auch keine Rolle mehr. Das mag zynisch klingen. Ist so.

  19. 1.

    Sozialbestattungen sind einfach nur unwürdiges Verscharren und nicht um eine würdevolle Beisetzung.

    Vorsorge ist einfach und kostet nicht viel.



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