Zu wenige Freiwillige - Obdachlosenzählung in Berlin erneut abgesagt

Wie viele Menschen leben obdachlos in Berlin? Das sollte eigentlich bereits im vergangenen Sommer ermittelt werden. Die Zählung musste nun erneut abgesagt werden, weil sich zu wenige Freiwillige gemeldet haben.
Die für Januar 2023 geplante Zählung von Obdachlosen in Berlin ist erneut abgesagt, weil sich nicht genug Freiwillige gefunden haben. Das bestätigte der Verband für sozial-kulturelle Arbeit (VskA) Berlin dem rbb. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.
Bereits im Juni musste die sogenannte "Nacht der Solidarität" verschoben werden, weil sich damals mit 1.200 Menschen nur etwa die Hälfte der nötigen Freiwilligen gemeldet hatte.
Der geplante neue Termin am 31. Januar 2023 kann nun laut Verband ebenfalls nicht gehalten werden.
Verband legt Fokus auf zeitlich flexibles Gesprächsformat
Die "ehrenamtlich engagierten Menschen" in Berlin seien seit Beginn des Krieges in der Ukraine bereits "erheblich beansprucht", so der Verband zu den Gründen für die Absage. "Viele Freiwillige kümmern sich seit Beginn des Krieges um die geflüchteten Menschen aus der Ukraine."
Den Fokus will der Verband nun auf ein zeitlich flexibleres Gesprächsformat legen. Darin will er "die Bedürfnisse, Lebenslagen und Erfahrungen der in Berlin auf der Straße lebenden Menschen genauer in den Blick nehmen". Dies solle mit "freiwilligen, anonymen und qualitativen Befragungen mit obdachlosen Menschen" erreicht werden. Ende Januar 2023 werde zudem eine "Aktionswoche" zum Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit stattfinden.
Das Projekt "Zeit der Solidarität" begann im Sommer 2021, der Verband für sozial-kulturelle Arbeit Berlin koordiniert es. In Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sowie der Freiwilligenagentur Marzahn-Hellersdorf sollten im Rahmen des Projekts auch Daten über obdachlose Menschen erhoben werden.
Rund 2.000 obdachlose Personen im Januar 2020 gezählt
Die erste Obdachlosenzählung dieser Art hatte die Sozialverwaltung im Januar 2020 mit knapp 3.000 Freiwilligen organisiert. Damals waren rund 2.000 Personen gezählt worden – deutlich weniger als erwartet.
Vorbild für die Berliner Erhebung war eine seit Jahren in Paris durchgeführte Straßenzählung. Auch mehrere Großstädte in den USA nutzen ähnliche Methoden, um die Lage der Wohnungslosen aufzuklären.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.11.2022, 19:30 Uhr