Software-Probleme - Berliner Standesämter können keine Geburts- oder Sterbeurkunden ausstellen

Di 01.11.22 | 16:37 Uhr
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Standesamt Charlottenburg-Wilmersdorf. (Foto: picture alliance / Fotostand)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.11.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: picture alliance / Fotostand

Wer zurzeit die Dienste der Berliner Standesämter in Anspruch nehmen möchte, könnte Probleme bekommen. Wegen eines Software-Updates können bestimmte Urkunden nicht ausgestellt werden, wie der Eintrag ins Eheregister. Immerhin: Geheiratet werden kann trotzdem.

Die Berliner Standesämter kämpfen mit Software-Problemen - und das voraussichtlich bis Ende der Woche. Das erfuhr der rbb auf Nachfrage von den verschiedenen Bezirksverwaltungen. Bestimmte Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger können daher nicht erbracht werden.

So ist es bis auf Weiteres nicht möglich, zum Beispiel Geburts- oder Sterbeurkunden auszustellen. Das hat unter Umständen Auswirkungen auf die Beantragung von Leistungen wie Kinder- oder Elterngeld, die Kündigung von Mietverträgen oder Rentenanträge. "Eheschließungen können trotzdem durchgeführt, aber noch nicht im Eheregister eingetragen werden", teilte das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg dem rbb mit.

Software-Update läuft länger als geplant

Auslöser der Probleme sind den Angaben zufolge Verzögerungen bei einem Software-Update. Dieses liege in der Zuständigkeit des Landesamtes für Ordnungsangelegenheiten, hieß es. Die Bezirke können deswegen aktuell nicht auf das sogenannte Personenstandsregister zugreifen oder Einträge erstellen. Das Register dokumentiert neben Verwandtschaftsverhältnissen auch Namensänderungen.

Einige Bezirksämter teilten auf rbb-Nachfrage mit, durch Umorganisation die Probleme abmildern zu wollen. "Im hiesigen Standesamt wurde die Arbeit so organisiert, dass es für die Bürger zu so wenig Einschränkungen wie möglich kommt", teilte der Bezirk Treptow-Köpenick mit. Bereits beantragte Beurkundungen wurden, wenn möglich, so vorbereitet, dass sie auch ohne Zugriff auf das Register bearbeitet werden können. Auch Eheschließungen sollen weiterhin möglich sein, allerdings könnte die Eheurkunde in einigen Bezirken erst später zugestellt werden. In Steglitz-Zehlendorf zum Beispiel soll bei Sterbefällen ein Vorbescheid ausgestellt werden, mit dem Antragsteller weitere Behördengänge erledigen können.

Kritik an neuer Personalie

Eigentlich hätte das Update der Software am vergangenen Wochenende umgesetzt werden sollen, hieß es. "Ziel ist es, dass die Antragstellerinnen und Antragsteller, die Kundinnen und Kunden keine Auswirkungen bei der Bearbeitung ihrer Anliegen feststellen", hatte Berlins neuer Chief Digital Officer, Ralf Kleindiek, vergangene Woche angekündigt. Doch am Anfang der Woche war die Aktualisierung der Software nicht abgeschlossen, die Probleme dauern an.

"Ich bedaure die Einschränkungen für Kundinnen und Kunden der Standesämter sehr", sagte der Bezirksstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Arne Herz. "Ich stelle mir die Frage, welchen Sinn ein dafür extra eingerichtetes Steuerungsgremium unter Vorsitz des CDO Staatssekretär Kleindiek hatte, wenn dann doch nichts klappt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.11.2022, 15:20 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Ja, gibt es. Es gibt aber Verträge mit überforderten Softwarefirmen der Privatwirtschaft, Stichtagsupdates, die zu einem festen Datum eingespielt werden müssen und ein Landesrechenzentrum das seit 20 Jahren mit seiner ständigen Umorganisation beschäftigt ist und nie funktioniert hat.

  2. 21.

    Wegen einer tageweise Verzögerung durch ein Softwareupdate wird der Untergang des behördlichen Abendlandes herbeigeredet. Einfach mal locker bleiben. Die IT ist hier in Berlin das absolut kleinste Problem.

    In jeder Landesbehörde werden seit Jahren die Personalbestände minimiert. Es war und ist abzusehen, dass Tausende Angestellte der Babyboomerjahrgänge in Zukunft ausscheiden werden. Trotz allem verharrt man in der für Berlin typischen Schockstarre und hofft das schon alles gut wird. Gar nichts ist gut.
    Bereits jetzt sind sämtliche Ämter in Berlin eklatant unterbesetzt wie man während der Corona-Pandemie gesehen hat. Derzeit muss sogar das Sozialamt Neukölln wegen Überlastung schließen.

    In den JC in Berlin sieht es genauso aus. Derzeit wird geplant zum 01.01.23 nur die Erhöhung der Regelleistung beim Bürgergeld umzusetzen. Alles andere wird Ende Q1 bis Ende Q2 umgesetzt. Es fehlt der zeitliche Vorlauf und das Personal.

  3. 20.

    Was soll denn so ein Mist hier, DAS hat mit alldem überhaupt nichts zu tun. Dasselbe Programm läuft auch im ganzen Rest der Republik, also auch dort, wo andere politische Verantwortlichkeiten herrschen.
    Immer schön sachlich bleiben!

  4. 19.

    Ja, das gibt es wohl!
    Die Funktionalität dieser Software wird immer überprüft. Aber dann gibt es eben auch noch das für die Datenbanken und die Übertragungswege zuständige ITDZ...

  5. 18.

    "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt"
    Selbst wenn man als Angehöriger eines Gestorbenen ein Provisorium für die Behördengänge bekommt, kann man mit dem Thema Bürokratie wegen Unfähigkeit der Verwaltung nicht abschließen. Ich vermute, dass überall dort, wo das Provisorium vorgelegt wird, die eigentliche Urkunde nachgereicht werden muss. Wir haben gerade kürzlich noch etwas zu regeln gehabt (Tod war vor nahezu zwei Jahren!).
    Ist ja zum Glück so, dass man nach dem Tod eines seiner Lieben prächtig aufgelegt ist und einem alles ganz wunderbar von der Hand geht ... Ironie aus.
    Unglaublich!

  6. 17.

    Was kann man in einer von RRG regierten Stadt erwarten?

  7. 16.

    Vielleicht zahlen private Softwarefirmen mehr, und darum gehen die besten Softwareentwickler lieber in die Privatwirtschaft.

  8. 15.

    Da würde wahrscheinlich die billigste Variante der Software gekauft. Gab und gibt es im öffentlichen Dienst. Vielleicht einfach mal an den richtigen Stellen investieren, statt anderswo Gelder aus dem Fenster zu werfen.

  9. 14.

    Da hab ich doch mal eine ganz dumme Frage : kann man,zumindest den dringendsten Teil der benötigten Urkunden nicht auch händisch ausstellen? Wie war das vor 20 Jahren, als an Digitalisierung noch nicht zu denken war??

  10. 13.

    Gibt es aber die Rot-Grün-Versiften haben alle fähigen Leute rausgeworfen und die Posten mit Parteikadern besetzt.....
    Siehe z.B. RBB (z.B. Programmdirektor!), öffentliche Verwaltung, Bundeswirtschaftsministerium....

  11. 12.

    Technik ist eine schöne Sache wenn sie gewartet und richtig bedient wird. Sie ist aber auch schnell störbar. Warum gibt es aber nicht die Möglichkeit auch noch was per Hand zu machen? Man kann z. B. bei Stromausfall nichts mehr machen, noch nicht mal einkaufen. Vieleicht sollte man mal daran denken!
    Eine Geburtsurkunde ausschreiben per Hand dauert max. 10min. Ich habe die Geburtsurkunde meiner Kinder immer innerhalb von 3 Tagen nach der Geburt gehabt. Noch Fragen?

  12. 11.

    Gehört nicht zu den Aufgaben des CDO. Dafür gibt es andere Leute. Dafür dass Sie keine Ahnung haben sind Sie schnell mit Vorwürfen von Versäumnis und Versagen dabei.

  13. 10.

    Die Spezialdemokraten, die Verbots-, Vorschriften- und Bevormundungspartei und die viermal umbenannten Postkommunisten machen die Stadt zum Gespött.
    Was soll's.
    Haben wir das doch zum zweiten Mal "gewählt".

  14. 9.

    ...aber er hat die Kontrollfunktion, d. h. er hätte sich das Ganze von den Entwicklern zeigen lassen müssen und wenn es lief, das "O. K." geben. Anscheinend hat er wohl das versäumt - und somit wohl versagt...

  15. 8.

    eine zeitnahe Bestattung des Verstorbenen war wegen eines Softwarefehlers nicht möglich , sind das zukünftige Grabsteininschriften ?? ein Trauerspiel

  16. 7.

    " Berliner Standesämter können keine Geburts- oder Sterbeurkunden ausstellen "

    da stellt sich doch die Frage, ob die Digitalisierung wirklich sooo toll ist , vorher klappte doch alles ohne Probleme .
    Verzögerungen bei einem Software-Update entschuldigen und rechtfertigen heute alles und der Bürger steht wie blöd da

  17. 6.

    Hallo wir warten seit 13.09.22 auf die Aushändigung einer Sterbeurkunde. Ich frage mich was der Grund war warum es das Amt nicht geschafft hat in einer angemessenen Zeit die Urkunde auszuhändigen,für mich ist das Untätigkeit im Amt

  18. 5.

    Ist etwa die Software für „übliche“ Verwaltungsaufgaben auch Ländersache? Dann wundert mich nix mehr. Falls nicht, warum dann das Problem hier?

  19. 4.

    Gibt es in der IT der Berliner Verwaltung irgendwo einen VERNÜNFTIGEN Software-Test und -Update Prozess?
    Oder sind die so unprofessionell, dass sie Software "mal eben" auf allen Rechnern updaten, ohne die neue Version vorher ausgiebig auf Funktionalität getestet zu haben?
    Hier wird nicht am heimischen PC "herumgespielt", sondern hier werden wichtige Prozesse der Verwaltung behindert!

    Ich hoffe, die IT-Betreuer der Berliner Verwaltung warten nie die Steuerungssoftware von Atomkraftwerken!

  20. 3.

    Dumm gelaufen, aber dem CDO kann man wahrscheinlich keine Vorwürfe machen. Der wird das Update ja nicht selber programmiert oder getestet haben.

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