Schafe getötet - Brandenburg gibt Wolf in Teltow-Fläming zum Abschuss frei

Mi 30.11.22 | 17:30 Uhr
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Ein Wolf steht in Sachsen-Anhalt in seinem Gehege. (Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.11.2022 | Torsten Sydow | Bild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Eine Änderung der Wolfsverordnung macht es möglich: In Brandenburg darf ein Wolf abgeschossen werden, weil er wiederholt Schafe getötet hat. In Oder-Spree wurde ein Wolfshybrid samt Welpen zum Abschuss freigegeben - aus einem anderen Grund.

In Brandenburg ist ein Wolf zum Abschuss freigegeben worden. Das Tier in der Region Teltow-Fläming habe gelernt, Schutzzäune zu überwinden und wiederholt Schafe in einer Herde gerissen, sagte der Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Thomas Frey, in Potsdam.

Der Brandenburger Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, es seien schon mehrfach solche Genehmigungen erteilt worden. Mit der Tötung solle verhindert werden, dass die Wölfe ihr Wissen an ihr Nachkommen weitergeben.

Neue Wolfsverordnung in Brandenburg

In Brandenburg leben im deutschlandweiten Vergleich die meisten Wölfe. Mit einem großen Zuwachs der Population rechnen Fachleute derzeit nicht mehr, die Zahl der Wolfsrudel stagniert seit drei Jahren, wie es aus dem Brandenburger Umweltamt hieß.

Wölfe sind eigentlich geschützt. Nach der geänderten Wolfsverordnung in Brandenburg dürfen aber Wölfe geschossen werden, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten überdurchschnittlich viele Weidetiere in ihrem Territorium getötet haben. Auch Fälle gerissener Rinder und Pferde wurden – sofern die Herde nicht geschützt werden kann – neu in die Verordnung aufgenommen.

Der Wolf in Teltow-Fläming wurde laut Landesumweltamt mit Hilfe genetisch untersuchter Proben identifiziert, die bei den Vorfällen genommen wurden.

Wolfshybrid und Welpen sollen abgeschossen werden

Am Mittwoch wurde ein weiteres Tier zum Abschuss freigegeben: Im Landkreis Oder-Spree soll ein Wolfshybrid – eine Mischung zwischen Wolf und Hund – mit Nachwuchs getötet werden, wie das Landesamt für Umwelt auf Nachfrage weiter mitteilte. Diese Tiere in der freien Natur sollen laut dem Bundesnaturschutzgesetz so schnell wie möglich "entnommen" werden:

Ein Wolfshybrid "hebt sich von den normalen Wölfen ab", sagte Robert Frank, zuständiger Wolfbeauftragter des Landesjagdverbandes, Robert Franck, dem rbb. Nachweisen könne man das anhand äußerlicher Merkmale wie Fell und Gesicht, aber auch mit genetischen Proben.

Hundehalter sollten deswegen keine Angst davor haben, dass ihre Hunde versehentlich abgeschossen werden. "Natürlich wird nur auf das geschossen, was man auch erkennt und wo man weiß, auf was man schießt", so Franck. Bei einem Waldspaziergang sollte man aber sowieso seinen Hund am besten an der Leine lassen.

Es geht nicht um die Regulierung der Wolfspopulation

Der Wolfsexperte Eckhard Fuhr rechnet nicht mit einer großen Zahl von Tieren, die abgeschossen werden dürfen. Es gehe hier nicht um eine Regulierung der Wolfspopulation, dafür gebe es keine rechtliche Grundlage, sagte Fuhr der Deutschen Presseangegentur. Fuhr ist auch stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Brandenburg-Berlin.

Im Beobachtungsjahr 2021/2022 wurden in Brandenburg insgesamt 47 Rudel und 14 Wolfspaare gezählt. Die Zahl der Welpen, die jährlich geboren werden, scheine laut Angaben des Umweltamts einzuschwingen. Zudem gebe es nur noch wenige geeignete Flächen für die Ansiedlung eines neuen Rudels, vor allem im Norden Brandenburgs.

In früheren Jahren war es immer wieder auch zu illegalen Wolfstötungen gekommen, was strafrechtliche Ermittlungen nach sich gezogen hatte. Einige Tiere wurden außerdem überfahren.

Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 30.11.2022, 13:00 Uhr

34 Kommentare

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  1. 34.

    Hatte ich eigentlich. Das größte Raubtier ist mit Abstand der Mensch und nicht der Wolf. Und die natürlichen belebten Prozesse auf unserer Erde lassen sich unter dem Begriff Evolution (Charles Darwin) zusammenfassen.
    Der Wolf ist ein robustes Ergebnis dieses Evolutionsprozesses, dass heißt die Anwesenheit des Wolfs verbessert offenbar die natürlichen Prozesse in seinem Umfeld, sonst wäre er längst ausgestorben.

    Abgesehen von den domestizierten Tieren können sich zwischen einem der Gleichgewichtszustände beim Wild in deutschen Gefilden entscheiden, entweder des Jägers Flinte oder dem Wolf. Nun sollte klar sein, worin das Hauptproblem bei Grimms Märchen besteht und wer hier offenbar das größte Interesse hat, die heimischen Raubtiere auszurotten.

  2. 33.

    Warum regt sich keiner über solche Naturschutzgebiete auf, in denen sogar totales Jagdverbot gilt. Ergebnis (allen Argumenten für pro-Jagd zum Trotz): in genau solchen Naturschutzgebieten, in denen sogar totales Jagdverbot gilt, steigen die Wildpopulationen überhaupt nicht an - zu deuten mit Mensch=Fehler Mensch=nicht das Wesen mit der "höchsten" Intelligenz.

  3. 32.

    Lesen Sie einfach einmal meinen Kommentar durch, vielleicht fällt Ihnen dann auf, dass Sie mir etwas unterstellen, was ich so nicht formuliert habe. Aber das haben Sie sicher nicht absichtlich getan. Vielleicht antworten Sie sachlich und quellenbezogen. Ich habe kein Interesse an dümmlichen Antworten.

  4. 31.

    Damit wäre der Wolf als „größtes“ Raubtier der Erde das einzige Tier, was sich durch wundersame Weise ungehemmt vermehren kann.
    Charles Darwin hätte seine wahre Freude an ihrer These.

  5. 30.

    Sie widersprechen sich ja selbst. Einerseits unterstellen sie dem Wolf ein ungehemmtes Populationswachstum und andererseits postulieren sie die Abschaffung des Menschen als eine mögliche Lösung. Damit implizieren sie, dass sich der Wolf nur bei Anwesenheit des Menschen ungehemmt vermehrt.

    Tatsächlich meinen sie aber konkurrierende Interessen zwischen einigen Menschen und dem Wolf bzw. allen vergleichbaren Lebewesen.
    Aber genau das ließe sich lösen, wenn man es nur ernsthaft wollte, ohne den Wolf zu dezimieren oder gar auszurotten.

  6. 29.
    Antwort auf [Nick] vom 30.11.2022 um 19:34

    Wenn Sie der Natur mehr Platz einräumen wollen, was grundsätzlich gut wäre, dann fangen Sie mal an, das Bevölkerungswachstum zu bremsen. Die Leute wollen nämlich alle irgendwo wohnen, also nix mit Platz für die Natur. Aber gerade die Berliner heulen rum, dass zu wenig gebaut wird. Das passt irgendwie nicht zusammen.

  7. 28.

    Oh man, das ist nur ein Beispiel zu Aufwand und Nutzen. Selbstverständlich gehen meine Tiere nachts in den sicheren Stall. Fakt ist, Brandenburg hat mit Abstand die höchste Wolfsdichte und irgendwann ist ja dann mal eine Zahl erreicht, die nicht mehr händelbar ist. Also doch, wie schon angemerkt, die Menschen abschaffen?

  8. 27.

    Die Kommentarspalte ist Zeugnis der Unausgewogenheit Im Verständnis um das Zusammenleben von Mensch und Tier in Natur und Ortschaften. Manch einer versteht den Wolf als Kult-Tier, wie die heilige Kuh, unantastbar, besonders erhaben und faszinierend. Der Wolf ist das größte Raubtier und hält man diese Population nicht in einer Ausgewogenheit, gibt es unkontrollierte Ausbreitung. Um dies zu vermeiden, muss der Bestand kontrolliert werden, denn wer etwas von der Natur versteht, der weiß, der Wolf ist uns nicht wohl-gesonnen und dieses Fehlempfinden einiger weltfremden Theoretiker basiert auf Fantasien, die sie selbst nicht begründen können. Die Vermenschlichung des Wolfes ist ungesund.
    Hinter unserem Haus lebt ein Wolfsrudel und reißt wöchentlich Rehe, die derart ausgeweidet werden, als hätte ein Monster darin gewütet, muss man erleben. Wo bleibt der Aufschrei für die toten Rehe, Schafe, Kühe, Hunde, Katzen, Ziegen?

  9. 26.

    Warum wurden Wölfe in Deutschland ausgerottet? Und genau deshalb sollte man jetzt eingreifen und die Wölfe zum Abschuss freigeben, - und zwar alle.

  10. 25.
    Antwort auf [Nick] vom 30.11.2022 um 19:34

    Geht mir ähnlich. Wir hatten diesen Sommer genug Vorgeschmack in Brandenburg, was Klimawandel im Kern bedeutet. Und ich vermisse hier inbesondere bei den Grünen ein anderes Vorgehen, auch wenn Axel Vogel im Kenia-Kabinett sicher dem Kompromis verfangen ist, muss er der Jagdlobby nicht auch noch zu Kreuze kriechen.

    Vogel sollte wissen, wer hier überhaupt und warum grün wählt und wie empfindlich sich die Ignoranz sich gerade in Osdeutschland auf das Wahlergebnis niederschlägt.

  11. 24.

    und wieder schäme ich mich ein Mensch zu sein

  12. 23.

    Die in Niedersachsen offiziell aus den gleichen Gründen zum Abschuss freigegebenen Wölfe waren adulte Rüden. Von den Jägern erschossen wurden ausschließlich weibliche Wolfswelpen. Die "Schadwölfe" blieben indes auf freiem Fuß. Und wem ist damit geholfen? Jäger verwechseln bei Jagdunfällen regelmäßig Pferde, Kühe und sogar Menschen mit Wildschweinen. In Niedersachsen hat ein Jäger einen Jagdkollegen erschossen, weil er ihn mit einer Nutria verwechselt hat. Mit einer Nutria! Wolfsbejagung ist eine reine Scheinlösung, damit die Jäger ihren Traum von der Wolfsjagd im eigenen Land verwirklichen können. Dass ihnen ein Grüner dabei hilft, ist schlimm genug.

  13. 22.

    Absolut inakzeptabel. Einfach nur zum kotzen

  14. 21.

    In Schweden werden Wölfe per Lizenzjagd und Schutzjagd geschossen, und trotzdem kriegt die Jagdlobby den Hals nicht voll. Denn die Bejagung der Wölfe verhindert weder Nutztierrisse noch bringt sie Wölfen "Scheu" bei in dem Sinne, dass Siedlungen gemieden werden noch das schlecht geschützte Schafe von "erlaubten" Beutetieren unterschieden werden können. Der Jagdverband Jägarnas Riksförbund fordert ganz ungeniert die erneute Ausrottung der Wölfe in Schweden. Wölfe in Deutschland nach schwedischem Vorbild zu bejagen, ist kein "Kompromiss" und auch keine Lösung für die Probleme, sondern der erste Schritt in die erneute Ausrottung.

  15. 20.

    Straftaten aus "reiner Vernunft"? Dann hätten Sie vermutlich auch nichts dagegen, wenn radikale Jagdgegner Hochsitze ansägen? Die handelten aus ihrer Perspektive schließlich auch aus "reiner Vernunft", wenn die Politik ihren Forderungen nicht nachkommt. Wenn, dann gleiches Recht für alle!

  16. 19.

    Solange der Einfluss von Lobbygruppen aus Nutztierhaltenden sowie Jagd erheblich größer ist als der der Umwelt- und Tierschützenden, wird es solchen Missbrauch von Recht wiederholt geben. Der Wolf ist geschützt, nicht ohne Grund. Er soll v.a. vor solcher Willkür geschützt werden, die darüber hinaus, so ökonomistisch sie motiviert ist, unfähig ist, zu rechnen: Der "Schaden", sprich die Folgen, von zu viel Schalenwild ist erheblich größer als einige Risse, die immer wieder mal vorkommen.

    Darüber hinaus verbreitet, nicht verwunderlich, der Vertreter der Jagdverbände vorsätzlich und manipulativ Falschaussagen. Es gibt keine "Wolfshybriden", das ist frei erfunden, unwissenschaftlich und soll Wolfsabschüsse legitimieren. Die einzigen tatstächlichen Hybride waren eine Handvoll vom Menschen gekreuzter Exemplare, die allesamt erfasst waren und schon lange tot sind.

    Am Abbau der Bürokratie in Rissfällen ist zu arbeiten, nicht daran, gesetzlich verbindlichen Tierschutz zu umgehen.

  17. 18.

    Wenn Menschen Tiere töten, um sie zu essen, ist es völlig normal.
    Wenn Tiere Tiere töten, um zu fressen müssen wir das verhindern?
    Solange der Mensch nicht mit der Natur lebt, sondern sie nur ausbeutet und zu seinen Gunsten manipuliert, wird er über lang oder kurz nicht überleben.

  18. 17.

    Absoluter Mist

  19. 16.

    Wenn Sie nicht in der Lage sind Ihre vier Schafe sicher unterzubringen macht der Wolf schon mal nichts falsch.

  20. 15.

    Das Rudel ausrotten würde auch gehen. Aber wenn sie den Text gelesen hätten, wüssten sie, dass nur genetisches Material von 1 Wolf gefunden wurde. Also reißt er die Schafe bisher alleine. Hmm ihre Kenntnisse der Wolfslebensweise sind wohl doch zu begrenzt, um hier was stichhaltiges beizutragen.
    Wenn es so weitergeht, dann praktizieren immer mehr Jäger "3x S", und dies aus reiner Vernunft.

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