Im Alter von 72 Jahren - DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz stirbt bei Veranstaltung im Schloss Bellevue

Mi 09.11.22 | 15:04 Uhr
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Archivbild: Werner Schulz, DDR-Bürgerrechtler. (Quelle: dpa/K. Schindler)
Video: rbb24 | 09.11.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/K. Schindler

Er war DDR-Bürgerrechtler und dann über viele Jahre ein profilierter Bundes- und Europapolitiker: Werner Schulz ist am Mittwoch gestorben. Bei einer Veranstaltung im Berliner Schloss Bellevue ist er plötzlich zusammengebrochen.

Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Politiker von Bündnis 90/Die Grünen Werner Schulz ist tot. Er starb am Mittwoch im Berliner Schloss Bellevue während einer Veranstaltung.

Das gab Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Angaben von Teilnehmern der Tagung bekannt. Schulz wurde 72 Jahre alt. Das Bundespräsidialamt beendete seine Veranstaltung zum 9. November vorzeitig und begründete dies mit einem Todesfall im Kreis der Teilnehmer. Zunächst sollten umgehend die Angehörigen informiert werden.

Am Rande der Tagung zusammengebrochen

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) brach Schulz am Rande der Tagung zusammen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Arzt ist, versuchte demnach noch, den Grünen-Politiker zu reanimieren. Dies gelang jedoch nicht. Es war aufgefallen, dass Schuster unmittelbar vor seiner vorgesehenen Rede den Großen Saal im Schloss Bellevue verließ - wegen eines "Notfalls", wie die Moderatorin der Tagung sagte.

Schulz wurde am 22. Januar 1950 in Zwickau geboren. Er absolvierte ein Studium der Lebensmittelchemie und -technologie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1968 war er in verschiedenen Oppositionsgruppen der DDR aktiv. 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, das er am Runden Tisch vertrat. 1990 wurde Schulz Mitglied die ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Vom Oktober 1990 bis Oktober 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament.

Einsatz für die Opposition in Russland

Für seinen Einsatz für die Demokratie und für die Opposition in Russland wurde Schulz erst im vergangenen Juni mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt. Der Bundespräsident und sein Vorgänger Joachim Gauck würdigten ihn als meinungsstarken Streiter für demokratische Werte. "Unsere Zeit, geprägt von zum Teil hasserfüllten, faktenleugnenden Debatten und einer bemerkenswerten Anzahl von Wutbürgern, die die liberale Demokratie ablehnen, braucht derartige Vorbilder", sagte Gauck seinerzeit.

Sendung: rbb24 Abendschau, 09.11.2022, 19:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    72.
    Das ist ja kein Alter.
    Ein Mann, der wusste wovon er sprach!
    Sehr traurig.

  2. 13.

    Unfassbar und traurig: einer der bedeutendsten Bürgerrechtler der DDR ist von uns gegangen, damit auch ein aufrechter Verfechter für Demokratie und Freiheit eines gesamtdeutschen Staates, der stets für eine Verständigung unterschiedlicher politischer Meinungen eintrat und als Kommunikator gerade bei polarisierenden Standpunkten authentisch ehrlich vermitteln konnte.

  3. 12.
    Antwort auf [RN] vom 09.11.2022 um 22:12

    Ich stimme Ihnen gerade in Ihrem Wortlaut zu.
    Es geht ja wirklich nicht nur um organisierte Übereinstimmung, sondern um ehrliche, personengebundene Sichtweisen.

    Eher wähle ich Jemanden, mit dem ich ggf. weniger übereinstimme, der aber ein persönlich lauterer Mensch mit wirklich eigener Überzeugung ist, als dass ich Jemanden wähle, mit dem ggf. eine größere Übereinstimmung in der Zielsetzung besteht, der aber nur Hinterbänkler und Zustimmender irgendeiner Parteiführung ist.

  4. 11.

    Wer wie Werner Schulz den Bundestag bei der Rede Putins 2001 verlässt, ist für mich ein Held. Ich denke, Werner Schulz wusste sehr genau, mit wem er es da zu tun hatte.

  5. 10.

    Habe seine Ansichten in vielem nicht geteilt, aber ihn - ohne ihn persönlich zu kennen - immer sehr geschätzt als einen unbestechlichen eigenständigen Kopf im Politikbetrieb, der sich auch keiner Parteiräson untergeordnet hat. Solche Leute sollten in allen politischen Lagern zahlreicher vertreten sein.

  6. 9.

    Ich verneige mich vor Werner Schulz. Solche Leute braucht das Land.

  7. 8.
    Antwort auf [Erika] vom 09.11.2022 um 19:31

    Ja Erika, da haben Sie recht.
    Ich denke aber,dass mich trotzdem jeder verstanden hat.

  8. 7.
    Antwort auf [Realist ] vom 09.11.2022 um 14:47

    Danke für Ihre Worte.. diesen kann ich mich nur anschließen. Mein Beileid gilt der Familie.

  9. 6.
    Antwort auf [Cl] vom 09.11.2022 um 14:47

    Ich kannte Ihn noch aus Zwickauer Zeiten.In Berlin haben wir dann oft sogenannte verbotene Westliteratur getauscht.Es macht mich fassungslos und stimmt unendlich traurig das Er so vorzeitig gehen musste. Die aufreibende jahrelange politische Arbeit hat ihren Tribut gefordert.Ruhe in Frieden - Schade,Schade !

  10. 5.

    RIP

    Mein Mitgefühl allen Angehörigen und Freunden.

  11. 4.

    Und wieder geht einer, der sich mit aller Kraft für die Demokratie eingesetzt hat. Möge er in Frieden ruhen.

  12. 3.

    R.I.P.

  13. 2.

    Werner Schulz war ein mutiger ehrlicher Politiker. Er hat alles angesprochen,auch wenn die Wahrheit unbequem war. Davon gibt es heute weder in der Politik noch bei den Journalisten viel zu wenig. Mein herzliches Beileid allen Angehörigen.

  14. 1.

    Mein Beileid den Angehörigen.

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