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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.11.2022 | Diana Azzam | Quelle: rbb

Streit um Preiserhöhung

Vermieter in Kyritz lehnt Angebot von Energieversorger ab

Weil in Kyritz eine Wohnungsbaugesellschaft und der Energieversorger im Clinch um die Preise liegen, könnte 2.200 Mietern die Fernwärme abgestellt werden. Der Vermieter hat ein Angebot des Energieversorgers nun abgelehnt.

Im Streit um die Erhöhung von Kosten hat der Aufsichtsrat der Kyritzer Wohnbaugesellschaft (KWG) sich dazu entschieden, ein Angebot des Energieanbieters Energicos nicht anzunehmen. Das sagte Bürgermeisterin Nora Görke (parteilos) am Montag dem rbb: "Wir lassen uns nicht erpressen". Derzeit gehe man nicht davon aus, dass Energicos ernst mache und die Wärme am Montag abstelle.

Energicos hatte der KWG nach rbb-Informationen zuvor ein Angebot vorgelegt. Sollte sie zeitnah die Hälfte der offenen Abschlagszahlungen überweisen, werde Fernwärme und Warmwasserversorgung nicht abgestellt. Inzwischen hat der Energieanbieter dem rbb mitgeteilt, dass zumindest am Montag die Fernwärme nicht abgestellt werde. Am Nachmittag hatten Anwohner dem rbb noch bestätigt, dass die Heizungen weiterhin warm seien.

Energicos: Sechsstelliger Betrag ist noch offen

Der Fernwärmeversorger Energicos aus Kleinmachnow hatte am Freitag die Mieter darüber informiert, dass am Montag die Fernwärme abgestellt werden solle, weil die Wohnungsbaugesellschaft den Zahlungsverpflichtungen nicht nachkomme. Die Versorgungseinstellung sei von Energicos bereits am 18. Oktober 2022 angedroht worden, teilte Thomas Rose, Geschäftsbereichsleiter Marketing von Energicos, dem rbb auf Nachfrage mit. Mehr als 2.200 Bewohner wären betroffen.

Energicos habe aufgrund der Gaspreisentwicklung die Abschläge zum 1. April 2022 anheben müssen, so Rose. Seitdem habe die KWG nur etwa 40 Prozent der fälligen Abschläge gezahlt. Wie hoch die Abschläge konkret sind, gab Energicos nicht bekannt, es sei aber eine sechsstellige Zahl, die von der KWG laut Rose noch zu zahlen sei.

Rose warf der KWG in seiner Stellungnahme vor, die erhöhten Kosten nicht bereits seit April 2022 auf die Mieter umgelegt zu haben und nun nicht in der Lage zu sein, die Abschlagszahlungen zu leisten.

Wohnungsbaugesellschaft kündigt einstweilige Verfügung an

Laut KWG-Chefin Schuster verlangt Energicos jetzt 38 Cent pro Kilowattstunde. Das sei mehr als vier Mal so viel wie vor zwei Jahren und deutlich mehr als bei anderen Versorgen. "Die Energicos fordert in unseren Augen überdimensional hohe Abschlagszahlungen auf die Fernwärme", sagte Schuster. "Wir sagen im Interesse unserer Mieter: Solche Preise zahlen wir nicht." Sollte Energicos tatsächlich die Fernwärme abstellen, werde die Wohnungsbaugesellschaft wie angekündigt eine einstweilige Verfügung bei Gericht beantragen.

Bürgermeisterin Görke sagte dem rbb am Montag, es handele sich bei den Forderungen um "einen dreisten Erpressungsversuch". Die Wohnungsbaugesellschaft verhandele seit Monaten mit dem Energieversorger und sei bislang zu keiner Einigung gekommen. "Die Wohnungsbaugesellschaft kümmert sich um die Portemonnaies ihrer Mieter. Die will nämlich diese überhöhten Forderungen nicht zahlen - im Interesse ihrer Mieter", so Görke. Sie gehe weiterhin nicht davon aus, dass die Fernwärme abgestellt werde.

Der Mieterbund rät Mietern sich zu organisieren

Sollte Energicos die Heizungen abstellen, hätten die Mieter Ansprüche gegenüber ihrem Vermieter, nicht aber gegenüber dem Energieversorger, sagte Matthias Blunert, Mitglied des Landesvorstandes des Mieterbunds Brandenburg. Mit dem hätten sie schließlich keinen Vertrag abgeschlossen. Gegenüber dem Vermieter hätten sie Anspruch auf Schadensersatz und Mietminderung, so Blunert. Das allein bringe einem aber nichts, wenn einem "der Hintern kalt werde", so das Vorstandsmitglied. Er empfehle den Mietern sich im Ernstfall zusammenzuschließen und per Demonstration vor dem Rathaus die Kommunalpolitik aufzufordern, die "Daseinsversorung abzusichern".

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.11.2022, 06:30 Uhr

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