Ärzte warnen - Steigende RSV-Fallzahlen stellen Kinderkliniken vor Probleme

Fr 25.11.22 | 17:16 Uhr
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Eine Intensivpflegerin versorgt ein am RS-Virus erkranktes Kind (Bild: dpa/Marijan Murat)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.11.2022 | Stephan Oszváth | Bild: dpa/Marijan Murat

Kinderkliniken kommen an ihre Grenzen: Das RS-Virus verursacht eine große Welle an Atemwegserkrankungen. Betroffen sind vor allem Kleinkinder. Das Problem seien aber nicht die hohen Fallzahlen, sondern Personalmangel, warnt Kinderarzt Jakob Maske.

Das Robert Koch-Institut rechnet damit, dass sich akute Atemwegserkrankungen in den nächsten Wochen noch deutlich stärker ausbreiten als bisher. In der vergangenen Woche sei die Zahl der erfassten Fälle auf sieben Millionen gestiegen, schreibt das RKI in seinem Wochenbericht. Die sogenannten RSV-Infektionen führen dazu, dass vor allem Säuglinge und Kleinkinder ins Krankenhaus kommen - und genau das wird jetzt zum Problem.

RSV steht für Respiratorisches Synzytial-Virus, ein Erreger von akuten Atemwegserkrankungen. Es wird von Mensch zu Mensch verbreitet, vor allem durch Tröpfcheninfektion. Der Nachweis von RS-Viren erfolgt nach einem Abstrich im Labor.

Kinderarzt Jakob Maske, Bundessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, warnte am Freitag im rbb24 Inforadio davor, dass die Krankenhäuser Probleme haben, schwerkranke Kinder aufzunehmen. "Das liegt nicht unbedingt daran, dass die Zahl der schwerkranken Kinder so stark ansteigt, sondern es liegt daran, dass unser Bundesgesundheitsministerium die ambulante und die klinische Medizin regelrecht gegen die Wand fährt und damit Kinder und Jugendliche gefährdet", so Maske. Schuld daran sei vor allem Personalmangel. Hier müsse die Politik gegensteuern, damit medizinische Berufe attraktiver werden.

Kaum freie Kinderbetten in mehreren Bundesländern

In mehreren Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, gebe es schon jetzt kaum ein freies Kinderbett in Kliniken mehr, sagte Florian Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und Oberarzt im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Er sprach von "Katastrophenzuständen" - Familien mit kranken Kindern müssten teils in der Notaufnahme auf einer Pritsche schlafen. Das sei für Deutschland ein Armutszeugnis. Viele betroffene Kinder seien schwer krank und müssten beatmet werden.

Bereits im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich hohe RSV-Welle gegeben - die Lage aktuell sei aber schlimmer, sagte Hoffmann. Nicht nur in Deutschland, generell auf der Nordhalbkugel gebe es ein "dramatisches epidemisches Geschehen". Betroffen seien viele Kinder von ein oder zwei Jahren, die - auch angesichts der Corona-Pandemie und der dagegen getroffenen Maßnahmen - bisher keinerlei Kontakt zum RSV hatten, erklärte Hoffmann.

Corona-Schutzmaßnahmen verhinderten auch RSV-Infektionen

An RSV kann man in jedem Alter erkranken, aber vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Erreger bedeutsam. Innerhalb des ersten Lebensjahres hätten normalerweise 50 bis 70 Prozent und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit RSV durchgemacht. Im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen waren viele solche Infektionen allerdings zeitweise ausgeblieben.

Es kann sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod sind möglich. Zu Risikopatienten zählt das RKI zum Beispiel Frühgeborene und Kinder mit Lungen-Vorerkrankungen, aber auch generell Menschen mit Immunschwäche oder unterdrücktem Immunsystem.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2022, 13:20 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Herr Lauterbach ist Arzt und Medizinprofessor. Vielleicht lassen Sie sich als Gegenkandidat aufstellen, da Suie keine Ahnung von Medizin haben, bzw. Medizin abschaffen möchten?

  2. 12.

    Geschenkt. Hätte sie ihrer Aufforderung selber Folge geleistet, hätten sie vielleicht verstanden, dass mein Desinteresse an kurzfristigen Wahlterminen, nicht Unwissen, sondern der Sinnlosigkeit dieser zur kurzfristigen Problemlösung geschuldet ist. Was nützt der neue Lokführer, wenn der Zug weiter Richtung Wand fährt.

  3. 10.

    Es ist nicht die Politik die an der Misere schuld ist, sondern der Status den das Gesundheitssystem und auch die Pflegenden in der Gesellschaft haben. Ich habe meine Ausbildung 1978 begonnen. Seitdem höre ich immer die Situation, damit meine ich nicht nur die Finanzielle, wird besser. Jeder Einzelne sollte sich fragen: Was ist mir eine gute Versorgung, Erreichbarkeit, Ausstattung einer Klinik,
    genügend Personal wert, denn die Kosten zB der KV ( Kasse und Privat) würden stark steigen.

  4. 9.

    Welcher Wahlkampf? Absolut ALLE Parteien, die die letzten 30 Jahre in Regierungsverantworung standen haben zu diesem Zustand beigetragen. Und von irgendwelchen Rattenfängern am linken oder rechten Rand ist auch nichts zu erwarten. Das Gesamtkonzept dieses Staates muss überarbeitet werden. Und ich sehe die Strukturen der 60 /70er Jahre, was Daseinsvorsorge und Versorgung angeht, als Vorlage.

  5. 8.

    Seit 20 Jahren wird die Kommerzialisierung im Gesundheitswesen vom Wahlvolk mitgetragen oder es herrscht Desinteresse. Jetzt wird eine weitere Quittung dafür präsentiert.

  6. 7.

    In letzter Konsequenz ist nicht die Politik, sondern wir als Wähler in der Verantwortung. Die Weichen, die zu diesem Zustand führten, wurden schon unter Kohl und Schröder gestellt. Privatisierung spart Geld, Konkurrenz erhöht die Leistung. Dieses Märchen zog sich durch alle Bereiche der Versorgung. Das Resultat sehen wir heute. Hohe Abgaben, immer weniger Leistung. Die einzigen Gewinner sind Versicherungskonzerne, Anleger, und Inhaber. Ohne Rekommunalisierung wird es beim weiter so bleiben.

  7. 6.

    Jetzt tun wieder einige Foristen so als ob nur die heutige Regierung Schuld hat.
    Leider ist die Personalnot bereits seit Jahren bekannt. Ich kenne nicht eine Partei in Deutschland die sich je drum gekümmert hat.
    Wie lange war noch mal die Frau Merkel an der Macht ? Ja das waren Zeiten , gut bezahltes Personal in Massen und keine Kliniken wurden geschlossen.
    Ist schon lustig wie hier bereits Wahlkampf gemacht wird.

  8. 5.

    Danke, dass auch ihr das Thema nun aufgreift, denn das Problem besteht seit beinahe 2 Jahren und bessert sich nicht, erhält kaum Aufmerksamkeit. Warum wird hier nicht endlich mehr unternommen und das Gesundheitssystem lieber weiter kaputt gespart? Es ist eine Schande, dass wir als Erwachsene die Kinder gefährden und nicht umgekehrt, wie in den letzten 2 Jahren gern angemahnt!

  9. 4.

    Hat Lauterbach sich schon dafür entschuldigt, dass er als Berater (u.a für Gesundheitsministerin Ulla Schmidt) an der Privatisierung und damit am Kaputtsparen des Gesundheitswesens einen Anteil hatte? Aber er ist ja nur Coronaminister!

  10. 3.

    Da kann man dem ehemaligen und amtierenden Gesundheitsminister doch nur gratulieren. Tolle Leistung. Weiter so. Aber wenn die Paranoia und die Rendite bedient werden muß, was sind da ein paar Kinder. Genau vor diesen Entwicklungen wurde gewarnt.

  11. 2.

    Lieber rbb, die Schlagzeile ist irreführend. Im Artikel steht schließlich geschrieben, dass der Personalmangel die Gesundheitsversorgung gefährdet und nicht der Virus. Eigentlich beschreibt der Artikel sogar das Gegenteil von dem, was die Schlagzeile behauptet.

  12. 1.

    Wir bräuchten Mal einen Gesundheitsminister, im Moment haben wir nur einen C Verwalter!

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