Öko-Test - Viele Schoko-Weihnachtsmänner mit Mineralöl belastet

Mo 28.11.22 | 15:24 Uhr | Von Anna Bordel
  41
Symbolbild: Palette Schokoladen-Nikolaeuse in der Vorweihnachtszeit (Quelle: dpa/blickwinkel)
Bild: dpa/blickwinkel

Mineralöl in Schokolade ist ein Problem. Das zeigt auch ein Test, in dem alle Schoko-Weihnachtsmänner kontaminiert waren. Das Öl gelange häufig schon bei der Ernte in die Kakaobohne, so ein Foodwatch-Experte. Helfen würde nur ein Gesetz. Von Anna Bordel

Vorsicht vor dem Weihnachtsmann? Offenbar schon, zumindest vor denen aus Schokolade. Laut Verbrauchermagazin "Öko-Test" findet sich bei allen getesteten Weihnachtsmännern Mineralöl in der Schokolade, darunter auch Substanzen, die krebserregend sein können. Experten sehen vor allem die Hersteller in der Pflicht, den Verarbeitungsprozess besser zu kontrollieren. Den Verbraucher wirklich schützen würden nur gesetzlich festgelegte Grenzwerte.

Manche Mineralöle können Krebs erregen

Untersucht hat "Öko-Test" 23 Schoko-Weihnachtsmänner. Mit Mineralöl verunreinigt waren laut Testergebnis alle. Sieben allerdings so leicht, dass sie trotzdem bedenkenlos gegessen werden könnten. Fünf wurden dagegen als "mangelhaft" bewertet, weil sie stark mit viel Mineralöl verunreinigt seien. In drei Weihnachtsmännern sei sogar MOAH enthalten, was auf Englisch kurz für Aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe steht. MOAH kann laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit bei Menschen Krebs auslösen und das Erbgut verändern.

In Schokolade, einem Lebensmittel mit einem höheren Fettgehalt, darf laut EU-Richtlinie nicht mehr Moah enthalten sein als ein Milligramm pro Kilo. Den Ergebnissen von "Öko-Test" zufolge hatte keiner der geprüften Weihnachstmänner diesen Wert erreicht. Dennoch findet Matthias Wolfschmidt von Foodwatch nicht, dass Lebensmittel, in denen "Aromate" nachgewiesen wurden, überhaupt auf dem Markt sein sollten, sagt er: "Es gibt keine Rechtfertigung so ein Gesundheitsrisiko zu tolerieren."

Palmkerne werden beispielsweise auf der Straße aufgeschlagen und über den Asphalt kann Mineralöl in das Fett gelangen. Kakaobohnen werden bei der Ernte in Jutesäcke gesteckt, die mit Mineralölen weich gemacht wurden.

Matthias Waldschmidt, Foodwatch e.V.

Mineralöl gelangt häufig direkt in die Rohstoffe

Schoko-Weihnachtsmänner enthalten Kakao, Kokos- oder Palmfett. Häufig würde Mineralöl schon beim Ernteprozess in die Rohstoffe gelangen, so Wolfschmidt. "Palmkerne werden beispielsweise auf der Straße aufgeschlagen und über den Asphalt kann Mineralöl in das Fett gelangen. Kakaobohnen werden bei der Ernte in Jutesäcke gesteckt, die mit Mineralölen weich gemacht wurden. Kokosnüsse werden in manchen Regionen hauptsächlich über dem Feuer getrocknet, das nicht selten Autoreifen verbrennt", nennt Wolfschmidt zahlreiche Beispiele.

Das sei schon seit langem bekannt, sagt er. Entscheidend sei, wie verantwortungsvoll Hersteller mit den Risiken umgehen und ob sie versuchen, sie zu minimieren. Bei der Verarbeitung der Kakaobohnen könnten die genutzten Maschinen zum Beispiel mit mineralölhaltigen Schmierfetten oder eben mit pflanzlichen Fetten gepflegt werden.

Auch Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin sieht die Gründe für Mineralöl in der Schokolade vor allem im Umgang mit Kakaobohnen bei der Ernte. "Sie werden in Jutebeuteln aufbewahrt, die mit mineralölhaltiger Farbe bedruckt sind", so Schautz. Ihr zufolge könnte man nicht ausschließen, dass nicht nur in den getesteten Schoko-Weihnachtsmännern, sondern in allen Schokoladenprodukten Mineralöl enthalten ist. Eine gruselige Vorstellung zu Beginn einer Zeit im Jahr, in der vermutlich die meisten Menschen viel mehr Schokolade essen als sonst. Sollten sie also lieber darauf verzichten?

Schokofreie Weihnachtszeit?

Verbraucher haben tatsächlich im Laden keine Möglichkeit, sicher zu sein, wieviel Mineralöl in der Schokolade ist, so Wolfschmidt von Foodwatch. Ob die Weihnachtsmänner ein Bio-Siegel tragen oder besonders teuer sind, sagt den Testergebnissen zufolge wenig darüber aus, ob Mineralöl enthalten ist oder nicht. Das bestätigt auch Wolfschmidts Erfahrung. "Vielleicht in diesem Jahr einfach nicht so viel davon essen", rät er. Oder sich eben an den Ergebnissen von "Öko-Test" orientieren, ergänzt Schautz von der Verbraucherzentrale.

Beide sind sich einig darin, dass Verbraucher:innen nur ein gesetzlich festgesetzter Höchstwert schützt. "Derzeit haben wir nur einen Richtwert", so Schautz, "was wir brauchen ist ein Grenzwert, damit Hersteller gezwungen sind, die Produkte vom Markt zu nehmen, wenn sie den überschreiten".

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.11.2022, 16:30 Uhr

Beitrag von Anna Bordel

41 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 41.

    Na ja, wenn man eure Inflationsstudie(1.Vegetarier,2.Öko und Bio, versus Fertiggerichte & Co) ließt liegt das schon wieder ein Stück näher. Da wurden auch wieder die vergessen denen die Inflation wirklich die Lebensgrundlage endgültig weggerissen wird, zugunsten zeitgeistlichen Schnick-Schnacks.

  2. 40.

    Ja, genau DAS ist ein Problem. Mineralöl in Nahrungsmitteln wohl anscheinend in Ihrer Sicht nicht.

  3. 39.

    …. und überhaupt: Frauenfeindlicher geht nicht mehr. Wieso nicht wenigstens auch ein paar Weihnachtsfrauen und Weihnachtstransen!

  4. 38.

    Bis dahin habe ich als Nervennahrung schon soo viele Weihnachtsfrauen gegessen, dass ich die Arme um den Bauch zum Umblättern .... und außerdem sind die Seiten voller Schokoladenflecken - DAS sollte mal untersucht werden - nicht die Türklinken auf den Klos

  5. 37.

    Absurd, wenn "Verbraucher:innen" auf "Schokoweihnachtsmänner:innen" treffen... und die "Ölfinder:innen" davor warnen.

  6. 36.

    Plastik in Fischen - das teure Russenöl in Schokolade - Abgasgestank in Stadtstraßen "O Du schöne fortschrittlilche Zeit"

  7. 35.

    Zu den meisten Stoffen haben wir keine gute Studienlage die eine "unbedenkliche" Dosis rechtfertigt. Solche Studien sind sehr teuer, darum sind fast alle Grenzwerte frei aus der Luft gegriffen (i.d.R. was sich in der Produktion ohne viel Mehraufwand leicht erreichen lässt wird einfach zum Grenzwert). Wo genauer hingekuckt wird, werden die Grenzwerte mit der Zeit stetig strenger, siehe zum Beispiel Abgase bei Autos oder PFAS im Wasser.

  8. 34.

    Hallo MD aus Brandenburg das ist mal eine ganz neue Verschwörungstheorie !!!

  9. 33.

    Gut zu wissen, aber die Ausführungen im Artikel lassen so halt auch sehr interessante Rückschlüsse auf die Produktionsbedingungen (auf der Straße etc.) zu. Und ja - Gewinnmaximierung und Lebensmittelsicherheit gehen nicht automatisch Hand-in-Hand.

  10. 32.

    Andy, ein Tipp für dich, wenn du ökotest aktuell lesen willst und Geld sparen: in jeder Stadtbücherei liegt das aktuelle Heft zeitnah zum Lesen vor Ort aus und nach einem Monat kannst du es sogar ausleihen

  11. 31.

    Nee, nicht verstanden. Bitte ihre Meinung noch mit weiteren Ausrufezeichen unterstreichen, erst dann verstehen wir es.

  12. 30.

    Besonders erschüttert bin davon, dass die BIO-Weihnachtsmänner von Alnatura nur mangelhaft sind.
    ÖKO-TEST 12/2022, ab Seite 118

  13. 29.

    Sie können mal davon ausgehen, dass Sie das, was in den Handel kommt, auch bedenkenlos essen können und die Genannten Waren nicht, wenn Sie nicht gerade 10 kg davon essen, auch nicht gesundheitsschädlich sind. Eine Professorin für Ernährungswissenschaften hat kürzlich im Fernsehen gesagt, dass dies die Medien leider immer vergessen zu erwähnen, bringt ja sonst keine Schlagzeile!

  14. 28.

    Da schrieb doch jemand 'alle 6 Sek. stirbt ein Mensch an Diabetes' (Ok, kam Antwort an Diabetes stirbt m /w nicht') - aber eben auch soo eine Aussage. Ökotest hätte gleich schreiben sollen - verbieten Und vorrrechnen, mal das Plastik in meinem Körper, den Stress ob dieses Artikels, das Mineralöl in Butter usw usw. außen vorgelassen - die Wahrscheinlichkeit an einer Mineralölvergiftung, ohne med. Behandlung, weil Ärzte schon vergiftet gestorben, per Weihnachtsfrau bitte in Zukunft zu sterben ab dem 1. Millionsten um 0,0000000001 Proz. steigt. Darauf eine Zig. u. einen Dujardin damit m/w nicht in die Luft geht u. dort mit einer Steinlaus zusammenkracht ....Frohe Weihnachten mit dem Artikel über Osterhasen und Schokolade

  15. 27.

    Naja, man könnte auch mit werben. Ein Stück Schokolade vor dem Sport uns es läuft wie geschmiert.

  16. 26.

    Ihre hanebüchene Aussage wird durch Wiederholung nicht weniger albern...

  17. 25.

    Ist wohl Werbung für Öko-Test und die Testergebnisse kann/muss man kaufen.
    Wen(n) es denn interessiert ....

  18. 24.

    „ Viele Schoko-Weihnachtsmänner mit Mineralöl belastet“
    Da werden sich die Weihnachsmannanbieter sehr freuen über die Pauschalisierung und Verallgemeinerung!

  19. 23.

    Ja genau, das ist Teil einer große Verschwörung von Wissenschaft und Medien, um das Volk zu "Körnerfressern" umzuerziehen!!! Ach herrje . . .

  20. 22.

    Unter den im Text aufgeführten Link können Sie die Testergebnisse nachlesen. Diese sind auf der Öko Test Seite allerdings kostenpflichtig, daher kann rbb24 sie nicht einfach so veröffentlichen.

Nächster Artikel