Finanzierungsprobleme - rbb beendet Planungen für Digitales Medienhaus

Do 01.12.22 | 14:45 Uhr
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Der Rundfunkrat vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat die Beauftragung von Baumschlager Eberle Architekten für die Planung des Digitalen Medienhauses zustimmend zur Kenntnis genommen. (Quelle: rbb/Baumschlager Eberle Architekten)
Video: rbb24 Abendschau | 01.12.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: rbb/Baumschlager Eberle Architekten

Der rbb wird die Planungen für ein "Digitales Medienhaus" sofort beenden. Denn das umstrittene Gesamtprojekt hätte noch einmal erheblich mehr verschlungen als zuletzt bekannt.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) beendet die Planungen für den Bau eines "Digitalen Medienhauses" an seinem Standort Berlin endgültig. Der rbb-Verwaltungsrat stimmte einem
entsprechenden Vorschlag von Intendantin Katrin Vernau am Donnerstag zu. Gründe für den Stopp sind demnach sowohl die fehlende Akzeptanz in der Belegschaft des rbb als auch Finanzierungsprobleme.

Mit dem Neubau des "Digitalen Medienhauses" (DHM) wollte der rbb auf 13.000 Quadratmetern optimale Arbeits- und Produktionsbedingungen für Online, Radio und Fernsehen schaffen. Im Zuge der Affäre um die frühere rbb-Intendantin Patricia Schlesinger wurde allerdings bekannt, dass die Kosten zur Finalisierung des Projekts explodiert waren.

Unterm Strich Kosten von 311 Millionen Euro

Der rbb hatte das Bauprojekt nach umfangreichen Vorplanungen 2020 mit einem Architekturwettbewerb eingeleitet. Bei einer nun erstmals vorgenommenen Vollkostenbetrachtung summierten sich die zu erwartenden Kosten auf insgesamt 311 Millionen Euro.

In dieser Summe enthalten sind neben den Planungs-, Beratungs- und Baukosten die Kosten für bauvorbereitende Maßnahmen und für die Kreditaufnahme. Dazu zählen die Umzüge aus dem Baufeld, die Bereitstellung und Anmietung von Ausweichquartieren sowie die zusätzlichen internen Personalkosten und die Kosten für die Finanzierung. Zuvor war lediglich eine Kostensteigerung von 60 auf 188 Millionen Euro bekannt geworden.

Der rbb wird nach dem Stopp des Projekts "Digitales Medienhaus" am Ende (inklusive der Abwicklungskosten) rund 32 Millionen Euro in Planungen, Vorbereitungen am Baufeld und Projektarbeit für das Vorhaben investiert haben. Rund 14 Millionen Euro davon sind nachhaltig investiert, beispielsweise in das Fernsehzentrum an der Masurenallee oder das große Fernsehstudio A am Kaiserdamm, die übrigen 18 Millionen Euro sind als Verlust abzuschreiben.

Der rbb will jetzt auf alle Partner im Bauvorhaben zugehen, mögliche Regressansprüche prüfen und die Bedingungen für das Ende des Gesamtprojekts klären.

rbb in der Krise

Im August war die bisherige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger fristlos gekündigt worden. Gegen Schlesinger, ihren Ehemann und den früheren rbb-Verwaltungsratsvorsitzenden Wolf ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin unter anderem wegen Vorteilsannahme. In der Folge dieser Ereignisse war die Bezahlung von Führungskräften in die Kritik geraten, außerdem wurden die Finanzverhältnisse des Senders überprüft. Kürzlich wurde bekannt, dass der Sender 41 Millionen einsparen muss.

"In unseren bereits reduzierten Planungen sind die Verluste beim DMH weitestgehend eingerechnet, sodass wir keine zusätzliche Sparrunde erwarten", sagte nun Claus Kerkhoff, Leiter der Hauptabteilung Finanzen des rbb. "Es ist aber möglich, dass wir für 2023 noch einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag in der Finanzplanung berücksichtigen müssen."

"Nie gelungen, durch die Baupläne Aufbruchstimmung zu erzeugen"

"Wir wenden mit dem Stopp des Projektes eine große Belastung des rbb in der Zukunft ab", teilte Intendantin Vernau mit. "Es ist anders als in anderen Sendern nie gelungen, durch die Baupläne auch Aufbruchstimmung im rbb zu erzeugen, im Gegenteil." Nun müsse sich der rbb neu besinnen. Die Herausforderung, mit dem Programmangebot möglichst viele Menschen auf unterschiedlichen Verbreitungswegen zu erreichen, bleibe bestehen, sagte Vernau.

"Wir ziehen die Notbremse spät, aber nicht zu spät, und beenden das Projekt im
Sinne des rbb und der Beitragszahlenden", stellte Vernau fest. Sie betonte zugleich: "Die Entscheidung hat weder mit der Arbeit des Architekturbüros noch mit den Projektpartnern noch mit den vielfältig an dem Projekt beteiligten Mitarbeitenden im Haus zu tun.

Kostenschätzungen und kritische Rückfragen hätten "an der rbb-Spitze in der Vergangenheit kein Umdenken" ausgelöst. "Wer konkret welche Verantwortung trägt, werden die laufenden Untersuchungen zeigen. Wir setzen den wenig verantwortungsvollen Umgang mit den finanziellen Ressourcen des rbb nicht fort. Ebenso wenig ignorieren wir, dass wir heute auf andere Art und Weise zusammenarbeiten als noch vor Corona. Wir finden - gemeinsam mit der Belegschaft - neue Lösungen, um dem zu begegnen", versprach Vernau.

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.12.2022, 19:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Die eigentliche Sache ist, dass man sich nicht auf das konzentriert, was die Qualität aus macht: Die Mitarbeiter...
    Die müssten hofiert werden. Das Medienhaus steht für Protzigkeit indem man (freie!) Mitarbeiter solange "drückt" bis (preiswerte) Qualität abgeliefert wird? Selbst der Qualitätsbegriff scheint mit den Jahren verkommen zu sein. (Siehe Umerziehungsanspruch mit Doppelmoral und Genderdebatten)

  2. 18.

    Oh nun sind es 311 Millionen €! Wer will diesen Zahlen denn noch glauben. Zu glauben ist auch nicht, dass das alles nur die Intendatin Patricia Schlesinger mit ihren Direktoren heimlich beschlossen und zu verantworten hat. Es wurden extra Personal für dieses Projekt eingestellt. Unter anderem wurde eine Projektgruppe aus dem Boden gestampft, die für die wahrscheinlich größten Kostensteigerungsfaktoren, den Baukosten und die der Technik, verantwortlich sein sollte. Wenn man sich das "Test-Labor" Cross-News-Center der selben handelnden Personen ansieht, kann man zufrieden sein, dass das Mediehaus nicht gebaut wird.

  3. 17.

    Ich fordere: Gehalt, Pensionsansprüche und sonstige Zulagen der Verantwortlichen ersten bis dritten Grades dauerhaft kürzen auf Mindestlohn bis der abgeschriebenw Verlust abbezahlt ist!

  4. 16.

    18 mio in den sand setzen, ist immerhin besser als mindestens 311 mio, aus denen schnell auch mal das vielfache werden kann. Dann kann wenigstens das Rundfunkorchester bald wieder zurück in die alten Räumlichkeiten. Das spart dann auch wieder was ein.

  5. 15.

    Eine Selbstverständlichkeit die Sache zu beenden. Diese Erkenntnis hätte eher kommen müssen. Digitales Medienhaus. So'n Quatsch.

  6. 14.

    Wie ich den Sender kennengelernt habe, es sind unfähige Leute an der Spitze, die was entscheiden, wovon sie überhaupt keine Ahnung haben. Sie können sich nur “gut“verkaufen und haben nichts dahinter…

  7. 13.

    Wenn man die Geldsummen hier ließt kann schon ganz schwindelig werden. Ist aber gut daß der Bau dieses Gebäude gestoppt wurde. Wer kommt denn jetzt für die 18 Millionen auf die in Sand gesetzt wurden hoffentlich nicht die Gebührenzahler. Diesen Verlust sollte sich der RBB von den Leuten wieder holen die dieses zu veranworten haben der alten Geschäftsleitung oder Frau Vernau spendiert jeden Monat Ihren Mietszuschuss von bis zu 1500 Euro im Monat.

  8. 12.

    Na der Schaden ist ja nun wirklich kein Pappenstiel.Wer das wohl wieder bezahlt. Freuen wir uns weiter auf sehr dröge Fernsehkost und auf die Wiederholung der Wiederholung.

  9. 11.

    >"311 Millionen - kann man sich schon mal gönnen."
    Die 311 Mio sind nur die theoretische Kalkulation. Da würden locker 100 Mio bei einem reellen Bau noch drauf kommen.
    400 Mio Eus für ne hippe Schickimicke-Bude vom Beitragszahler? Was soll denn da für ein Programm rauskommen, wenn kein Geld nach so nem Bau mehr für eben dieses Programm da ist? Ich zahle den Rundfunkbeitrag nicht für ein Museum, dass ich eh nicht sehe. Ich sehe das Programm im TV! Dafür muss das Geld da sein!
    Sicher brauchen neue Medien bzw. die kreative Kombination aus diesen und derzeitigen klassichen Medien auch andere Arbeitsräume. Es muss aber keine teure Kunsthalle mit Architekturpreis sein.

  10. 10.

    Na ja. Die Gründe für die Beendigung des Projektes dürften wohl eher darin liegen, die noch aufgrund der irren Berater- und Versorgungsberträge "bockige" und verstörte Zivilgesellschaft nicht überzustrapazieren.

  11. 9.

    311 Millionen - kann man sich schon mal gönnen. Beim Abschreiben & ungeprüften Weitergeben von Polizeiberichten und BILD-Meldungen ("wie andere Medien berichten")will man es als Journalist doch schließlich bequem haben.

  12. 8.

    Also, das Baufeld verkaufen, dann ist der Verlust hoffentlich geringer als 18 Mio., alle Beteiligten an den Restkosten prozentual beteiligen und vorallem zur Entlastung der Bürger zum 01.01.2023 Finanzierung umstellen auf Abo und Teil der Mehrwertsteuer, den Mitarbeitern des Beitragsservice Jobs in anderen Verwaltungseinheiten über Auffanggesellschaft anbieten oder Bleiberecht im Abo-Service für 1/2Gehalt. Angebot auf Wettbewerbsfähigkeit trimmen, sonst nach 2-Jahres-Übergangs-Frist als Liebhaberei wirtschaftlich abwickeln. Viele Mitqrbeiter gehen bestimmt woanders hin und wir lösen auch noch den Arbeitskräftemangel in der Verwaltung. Top!

  13. 7.

    Bitte die 18 Million Verlust von Leuten zurückholen, die es letztendlich verbockt haben. Inzwischen ist genug geleakt was für horrende Renten und Abfindungen von rbb ausgezahlt werden, da sollte das innerhalb absehbarer Zeit möglich sein.

    Wenn man das nicht macht, hat man die Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert.

  14. 6.

    Na, endlich mal eine sehr gute Entscheidung! Müssen wir denn GEZ-Gebühren für Immobiliendeals bezahlen?
    Also ehrlich, ich nicht. Außerdem ist Glas zwar ein toller Baustoff, aber nicht ganz frei von erheblichen Problemen energetischer Art und, ja, so ein Glaskasten muss auch von außen clean gehalten werden! Wollte das Frau Schesinger selber in die Hand nehmen?
    Macht ordentliche Berichterstattung, mischt euch ein, damit am Ende vernünftige und konsensfähige Löösungen gefunden werden können. Bringt Informationen übersichtlicher Art, wie hier an dieser Stelle schon praktiziert an den Mann & an die Frau! In der Politik, in Gesellschaftsthemen, im Wissens- und Kulturbereich.... Es gibt viel wahrlich viel zu tun.

  15. 5.

    Die nun unnötigen Planungskosten sollte der RBB Frau Schlesinger von der zu erwarteten Ruhestandspension abziehen.

  16. 4.

    Und, wird irgendjemand dafür haftbar gemacht?
    Die Hauptverursacherin vielleicht?
    Oder die beiden Abnickräte?
    Oder ist das im System ÖRR einfach nur Schwund...

  17. 3.

    Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht, auch wenn sie 2 Jahre zu spät ist und für 18 Mio erkauft wurde. Ich habe schon länger keine Lust mehr meine Rundfunkbeiträge zu bezahlen, wenn dabei auch solche Strukturen bezahlt werden, die zu diesen "großfrausüchtigen" Fehlentscheidungen führten.

  18. 2.

    Leider veranschaulicht ein Kostenansatz von rd. 24.000€/qm den Realitätsbezug der Beteiligten. Ginge es allein darum, funktionelle Arbeits- und Begegnungsflächen herzustellen, liesse sich das auf angemessenem Niveau schon mit einem Sechstel dessen bewerkstelligen. Alles darüber muss einem unverhältnismäßigen Selbstdarstellungstrieb und/oder vollständiger Inkompetenz zugeschrieben werden. Es ehrt den RBB jedoch, wenn Sie dies nun öffentlich machen.

  19. 1.

    " Planungskosten in Höhe von 18 Millionen Euro als Verlust abschreiben ! " Wird das jetzt mit den Ruhegeldern verrechnet ?
    Da der RBB immer gern die Moralkeule schwingt und die Leviten liest, besonderns bei den Anderen, müsste das doch eine Selbstverständlichkeit sein, oder ? Wahrscheinlich wird wieder Ablage " P " wie Papierkorb zur Anwendung kommen.

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