Teilweise lange Wartezeiten - Berliner Standesämter kämpfen mit Personalknappheit

Fr 02.12.22 | 07:24 Uhr
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Standesamt, Alt-Lietzow, Berlin-Charlottenburg (Quelle: dpa/Schoening)
Bild: dpa/Schoening

In den Berliner Standesämtern sind aktuell viele Stellen unbesetzt. Die Auswirkungen zeigen sich vor allem in kleineren Ämtern. Teils muss lange auf Termine und Dokumente gewartet werden. Die Nachbesetzung der Stellen ist schwierig.

Die Personalsituation in den Berliner Standesämtern ist angespannt. Das teilte die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport auf eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Maren Jasper-Winter (FDP) mit, wie am Donnerstag bekannt wurde.

In einem Bezirk liegt die Anwesenheitsquote demnach unter 50 Prozent. Zudem seien viele Stellen unbesetzt. Die Auswirkungen machen sich nach Angaben des Senats in kleineren Ämtern stärker bemerkbar. Die Stellennachbesetzung sei aufgrund der Einstellungsvoraussetzungen und der Bewerberlage schwierig, hieß es weiter.

Große Unterschiede von Bezirk zu Bezirk

Der Personalmangel macht sich unter anderem bei der Terminvergabe bemerkbar, dabei gibt es von Bezirk zu Bezirk große Unterschiede. So kann es nach Senatsangaben in Spandau zwei Monate dauern, bis man einen Termin zur Anmeldung einer Ehe erhält - in Tempelhof-Schöneberg geht das in ein bis zwei Wochen.

Auch bei der Versendung von Dokumenten gibt es große zeitliche Unterschiede: In Treptow-Köpenick gehen Unterlagen aus dem Geburtenregisten nach sieben Tagen raus, in Mitte nach sechs Wochen. Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg erfolgt der Versand "je nach Personalstärke" im Zeitraum zwischen zwei Tagen und mehreren Wochen.

Tabelle durchschnittlische Wartezeit nach Bezirk.(Quelle:Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport )Quelle: Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport

Große Unterschiede auch bei Urkundenstellen

Auch die Urkundenstellen der Bezirke versenden Dokumente unterschiedlich schnell. In Friedrichshain-Kreuzberg werden die angefordertern Unterlagen nach Angaben der Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport bereits nach einen Tag versandt, in Spandau erst nach acht Wochen.

Die Berliner Standesämter hatten zuletzt außerdem mit Softwareproblemen zu kämpfen. Dadurch konnten bestimmte Urkunden vorübergehend nicht ausgestellt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.12.2022, 18:30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Auch muss man schon etwas schmunzeln (wenn man gut gelaunt ist):
    "Senatsverwaltung für Inneres, DIGITALISIERUNG und Sport" plus
    "Die Berliner Standesämter hatten zuletzt außerdem mit Softwareproblemen zu kämpfen. Dadurch konnten bestimmte Urkunden vorübergehend nicht ausgestellt werden."
    Nun, manches funktioniert halt unter WindowsXP auch mit besten Absichten nicht!

  2. 19.

    Vielleicht sollte man den Kapitänen (Schifffahrt, Großflugzeugen, Fussballmanschaften) ne Nebentätigkeit im Standesamt/ für Trauungen ermöglichen und schwupp können die anderen sich wieder Geburts- bzw. Sterbeurkunden widmen.
    Das ist zumindest ne Vorstellung meinerseits.

  3. 18.

    Ach Leute - Gifta sig i sverige. Schöner gehts nicht. Der hiesige Behördentüddelkram kann warten.

  4. 17.

    So ein Quark für diese ganzen verwaltungs technischen Aufgaben braucht man mit Sicherheit keine 3 Jahre Ausbildung, ein Jahr maximal wenn überhaupt.
    Das meiste wird eh im und am Computer erledigt.
    Das größere Problem sehe ich darin dass eben nur 50% anwesend sind, da fragt man sich tatsächlich sind dort die krankheitsregeln zu lasch.
    Diese Beamten sollten sich was schämen.

  5. 16.

    In welchem Wirtschaftsbetrieb besteht eine "Anwesenheitsquote" von 50 %? Sobald ein Angestellter ins Krankengeld fällt, wird es knapp im Supermarkt, bei einem Beamten freilich nicht...

  6. 15.

    "kämpfen mit..."
    Wer so formuliert, suggeriert dolle kämpferische Anstrengungen? Der Artikel lässt nicht das Geringste davon erkennen. Langfristige Terminvergabe ist kein Kämpfen, es ist abarbeiten.

  7. 14.

    Ohne Sterbeurkunde muss tote Oma im Bett liegen bleiben!

  8. 13.

    Vielleicht sind die Prozesse aktuell auch einfach noch zu kompliziert. Eigentlich sollte es gleich im Krankenhaus digital unter Mithilfe der Eltern möglich sein, das eigene Kind anzumelden. Auch sollte die Bundesregierung endlich unverheiratete mit verheirateten Paaren gleich stellen, dann würde hier auch die Nachfrage entsprechend sinken. Ein Großteil heiratet doch nur aus Steuervorteilen, das gehört abgeschafft und bei Erbschaft und Schenkung angepaßt.

  9. 12.

    Alles richtig was sie sagen, aber heute erleichtert der Computer die Arbeit. Wenn aber auch schon die Software nicht funktioniert, wo doch die Digitalisierung das Wundermittel zur Lösung vieler Probleme sein soll, dann hat das nichts mit fehlendem fachlich geeigneten Standesbeamten zu tun.

  10. 11.

    1.) Warum muss ich zum Heiraten eine neue Geburtsurkunde beantragen? Völlig überflüssiger Vorgang!
    2.) Will ich außerhalb meines Wohnbezirks heiraten, muss ich sogar 2 Berliner Standesämter beschäftigen, da ich mich zuerst im Wohnbezirk anmelden muss und danach nochmal im Wunschbezirk. Warum ist das innerhalb einer Stadt so umständlich? Mit nur 1 Anmeldung am Wunschort könnte man viele Termine einsparen und Kapazitäten schaffen.

  11. 10.

    Nun ja, das ist nicht nur in Berlin so. Früher bekam man die Geburtsurkunde für's Baby bei der Entlassung im Krankenhaus. Zugegeben, ist lange her. Der Fachkräftemangel ist hausgemacht. Bei einem derartig desolaten Bildungssystem kommen halt nicht so viele ausbildungsfähige junge Menschen heraus. Da lernt man alles über seine Rechte, die Pflichten kommen später oder gar nicht dran. Lesen, Schreiben und Rechnen sind die Grundlagen für alles Weitere. Daran scheitern schon viele. Aber für die gibt es dann später ja Bürgergeld. Dumm nur, wenn Nieman mehr da ist, der die Gelder erarbeitet, die so großzügig verteilt werden.

  12. 9.

    Da gebe ich Ihnen recht. Aber damals war die Welt noch kleiner. Man achtete sorgfältig auf seine Urkunden und ging vorbereitet zum Standesamt, legte die benötigten Dokumente vor und das wars. Namensrechte fremder Länder waren unbeachtlich und die Auswahl an Namen und deren Schreibweisen waren begrenzt. Man kam aus seinem Bezirk kaum heraus, sodass nicht selten alle Familienangehörigen mit jedem Personenstandsfall zum selben Standesamt gingen. Dann lag ja auch schon alles vor. Heute sind die Menschen viel mobiler. Heutzutage wird viel mehr Allgemeinbildung benötigt, um ein Gespür für die Herausforderungen des Einzelfalls zu entwickeln. Berlin ist vielfältig und das macht sich bemerkbar bei der Beurkundung von Geburten, Eheschließung, Namenserklärungen, Sterbefällen. Ehen halten auch nicht mehr so lange, also suchen viele Ihr Glück mehrfach, auch im Ausland.

  13. 8.

    Tolle Idee. Anschließend kommen die Paare doch wieder zum Standesamt, weil noch ein gemeinsamer Ehename gewünscht wird. Den gibt es dort nämlich nicht. Also wir können in Berlin sicher nicht mit Meerblick dienen, aber unsere Zeremonien haben trotzdem mehr Stil und Würde. Das höre ich schon öfter. Und wenn alle Verwandten und Freunde erst nach Dänemark fahren müssen, ist das schon umständlich, oder nicht machbar.

  14. 7.

    Die Bevölkerung bekommt die Verwaltung, die sie zu zahlen bereit ist

    Jahrelang wurde der öffentliche Dienst stiefmütterlich behandelt und jetzt fehlen Fachkräfte. Und für neue Fachkräfte benötigt man mindestens 3 Jahre und Verbeamtungen.

  15. 6.

    Ihre Antwort zeugt von Unwissenheit des Personenstandswesen und was dies alles beinhaltet.
    Nein, diese Arbeit können keine angelernten machen.

  16. 5.

    Wie haben das nur die Berliner Standesämter um 1900 bewältigt. Es gab wesentlich mehr Geburten als heute und die Kindersterblichkeit war auch wesentlich höher. Also wesentlich mehr zu bearbeitende Fälle. Damals wurden die Personenstandsbücher mit der Hand geschrieben und die Urkunden ebenfalls. Die Einträge im Geburten- u. Sterbebuch wurden sofort erledigt und vom Anzeigenden per Unterschrift bestätigt. Allenfalls zum Heiraten brauchte man einen Termin.

  17. 4.

    Ja, gibt es schon, aber nicht in Berlin. Bei Geburt eines Kindes wird gleichzeitig die Geburtsurkunde erstellt, Kindergeld beantragt,.... Gibt dazu Modellstädte in D. Als Frau Giffey noch Familienministerin war, gab es dazu Berichte.

  18. 3.

    Wann beendet die Bundesregierung endlich die Ungleichbehandlung z.B. bei Einkommensteuern, Witwenrente, Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuerfreibeträgen etc. von verheirateten und unverheirateten Paaren, die "Erstanmeldung" eines neuen Erdenbürgers sollte digital über die Geburtskliniken erfolgen, dann nimmt auch die Nachfrage nach Terminen sprunghaft ab. Somit hätte man hier in Kombination mit Digitalisierung und Automatisierung in der Verwaltung das Problem schnell gelöst und würde mit dem bestehenden Personalschlüssel auskommen können.

  19. 2.

    Das zur Durchführung von Eheschließungen gewisse besondere Qualifikationen erforderlich sind sehe ich ein. Aber Geburts- und Sterbeurkunden ausstellen müsste doch jeder gelernte Verwaltungsangestellte nach kurzer Einarbeitung hinbekommen.

  20. 1.

    Einfach woanders heiraten. In meinem Freundeskreis haben viele in Dänemark geheiratet, wo es seinerzeit einfacher und schneller ging - noch dazu mit einem schönen Kurzurlaub :)

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