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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 10.12.2022 | Charlotte Gerling | Quelle: dpa/F.Hammerschmidt

Züge, Takte, Fahrzeiten

Das ändert sich mit dem Fahrplanwechsel in Brandenburg

Mehr Sitzplätze, dichtere Taktungen, mehr Komfort: Ab Sonntag gilt der Winterfahrplan, der die Menschen in Brandenburg schneller voranbringen soll. Viele Passagiere werden davon profitieren - aber längst nicht alle. Von Christoph Hölscher

Von der "größten Fahrplanerweiterung, die es im Land je gegeben hat" schwärmt Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) bei der Vorstellung des neuen Winterfahrplans. Tatsächlich verbessert sich einiges für Bahnpendler in der Mark: Ab dem 11. Dezember fahren auf vielen Strecken mehr und längere Züge, es gibt neue Verbindungen und größeren Komfort wie WLAN oder zusätzliche Sitzplätze in den Zügen. Doch neben viel Lob gibt es auch Kritik von Verkehrspolitikern.

Taxitarife, Winterfahrplan, Gehälter

Das ändert sich im Dezember

Der Dezember bringt Änderungen zum Beispiel für Reisende, Pendler oder Bauarbeiter: Taxitarife steigen, die Deutsche Bahn stellt ihre Fahrpläne um, einige Arbeitnehmer bekommen mehr Geld - und vom BER gibt es Flüge direkt nach Florida.

Odeg schickt länger Züge auf die Gleise

Eine der auffälligsten Veränderungen: Der RE1 zwischen Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) fährt werktags künftig im 20-Minuten-Takt statt wie bisher nur halbstündlich. Außerdem verkehren dort dann statt der gewohnten roten Doppelstockzüge der Deutschen Bahn die grün-weiß-gelben Züge der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg).

Die Odeg hat für den Betrieb der Strecke eigens 37 neue Triebwagenfahrzeuge angeschafft und 16 vorhandene modernisiert. Die Züge haben nun bis zu 800 Sitzplätze - vor allem, weil sie länger sein werden als die alten. An einigen Bahnhöfen an der Strecke, etwa in Hangelsberg, Pillgram, Briesen oder Jacobsdorf, mussten dafür sogar die Bahnsteige verlängert werden.

Deutsche Bahn und Odeg haben den Fahrgästen kostenloses WLAN in den Zügen versprochen. Zudem soll sich der Mobilfunkempfang durch neuartige Fensterscheiben verbessern. Beide Unternehmen weisen auch auf Live-Informationen über Monitore hin, die auch die Sitzplatzauslastung in den einzelnen Wagen anzeigen sollen.

Tesla-Ansiedlung

Neuer Bahnhof Fangschleuse soll tausende Fahrgäste und hunderttausende Autos abwickeln

Seit Ansiedlung der Tesla-Fabrik hat das Fahrgast-Aufkommen auf der Linie RE1 massiv zugenommen. Die Deutsche Bahn will den Bahnhof Fangschleuse näher ans Werk verlegen. Auch der PKW-Transport soll auf die Schiene. Von M. Krauß, T. Schönberg

RE2 mit mehr Platz und dichterem Takt

Den RE2 zwischen Berlin und Cottbus betreibt dafür statt der Odeg künftig die Deutsche Bahn – zwar nicht mit neuen, aber immerhin generalüberholten Zügen, die neben Gratis-WLAN und klappbaren Armlehnen 25 Prozent mehr Sitzplätze und fast doppelt so viele Fahrradplätze bieten wie bislang. Der Takt wird ebenfalls erhöht: Bis zu drei Züge pro Stunde und Fahrtrichtung sollen zumindest auf dem Abschnitt Berlin-Lübbenau fahren.

Auch auf anderen Strecken wird das Angebot zum Teil deutlich verbessert: So pendelt der RE13 künftig zwischen Cottbus und Senftenberg im Stundentakt. Von Falkensee, Nauen oder Bad Belzig verdoppelt sich die Zahl der Regionalzüge nach Berlin – auf bis zu vier pro Stunde und Fahrtrichtung.

Mit dem RB21 gibt es künftig eine Direktverbindung zwischen Spandau und Potsdam - die Fahrzeit steigt allerdings im Vergleich zur bisherigen Variante mit Umstieg um ein paar Minuten. Außerdem ist der Flughafen BER mit dem neuen Fahrplan von Ludwigsfelde und Oranienburg aus besser zu erreichen.

Fahrplanwechsel am 11. Dezember

Viele Bahn-Pendler aus Brandenburg fahren künftig länger nach Berlin

Eigentlich sollte sich das Zugangebot in der boomenden Hauptstadtregion verbessern, für manche Pendler bringt der Winterfahrplan der Bahn aber vor allem ungünstigere Fahrzeiten mit sich - während manche Verbesserungen noch auf sich warten lassen.

Mehr Angebot führt zu längeren Fahrzeiten

Doch weil das schon jetzt oft überlastete Schienennetz nicht mitwächst, hat das größere Angebot seinen Preis: So dauert die Fahrt aus vielen Gegenden Brandenburgs nach Berlin demnächst länger. So brauchen etwa Reisende aus Treuenbrietzen mit der RB33 künftig 81 statt bislang 66 Minuten bis zum Berliner Hauptbahnhof. Auch die Reise mit dem RE1 vom Berliner Hauptbahnhof nach Potsdam verlängert sich um wenige Minuten - genauso wie die Fahrt mit dem RE2 nach Cottbus, der dafür aber zusätzlich in Kolkwitz, Kunersdorf und Raddusch hält.

Linke: Ländlicher Raum wird benachteiligt

Auch wenn die Fahrplanänderungen größtenteils schon vor Jahren von der Vorgängerregierung auf den Weg gebracht wurden, lobt Brandenburgs CDU-Verkehrsminister Guido Beermann sie mit merklichem Stolz als Beleg dafür, "dass es mit der Verkehrswende vorangeht." Bis 2031 wolle man den Schienennahverkehr im Vergleich zu 2017 um 45 Prozent erweitern. "Damit sind wir Spitzenreiter in Deutschland", ist sich Beermann sicher.

Die oppositionellen Linken sind da nicht so euphorisch. Die jetzt umgesetzten Verbesserungen würden sich vor allem auf die Verbindungen nach und von Berlin beschränken. "Richtig ist, dass wir eine deutliche Angebotserweiterung bekommen", räumt Andreas Büttner, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Potsdamer Landtag ein. "Richtig ist aber auch, dass Strecken gestrichen werden wie die RB63 von Eberswalde nach Templin, und dass wir die Frage der Querverbindungen nicht richtig lösen können, insbesondere im ländlichen Raum."

Mobilität im Süden Brandenburgs

Elbe-Elster erhält zwei neue Plus-Bus-Linien

"Plusbus" statt Bahn?

Für die Querverbindungen hin zu den größeren Bahnhöfen fernab Berlins gebe es ja die "Plusbusse", argumentiert die CDU. Insgesamt 37 Linien sind jetzt im Einsatz, im Stundentakt und auch am Wochenende – beispielsweise im Kreis Elbe-Elster, wo mit dem Fahrplanwechsel zwei zusätzliche Linien an den Start gehen. Man könne nicht im ganzen Land Bahntrassen bauen, findet die CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Walter-Mundt. Deshalb sein der "Plusbus" im ländlichen Raum eine gute Alternative zur Bahn.

Das sieht Verkehrsexperte Clemens Rostock vom Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen etwas anders: "Plusbusse können allenfalls eine Ergänzung zum Bahnverkehr sein, kein Ersatz." So seien in den kommenden Jahren noch weitere Verbesserungen beim Schienennahverkehr nötig, so Rostock. Stillgelegte Strecken müssten reaktiviert, Taktzeiten auf bestehenden Strecken weiter verkürzt werden.

Fahrplanwechsel am Sonntag

BVG verlängert Tramlinie 18 nach Friedrichshain

Fernverkehr: neue Nachtzuglinie und mehr Züge an den Feiertagen

Zudem gebe es laut Bahn eine neue Nachtzuglinie, die Zürich mit Berlin beziehungsweise Prag verbindet - mit Halten unter anderem in Erfurt, Halle, Leipzig und Dresden.

Für die Tage zwischen dem 23. Dezember und 2. Januar verstärkt die Bahn nach eigenen Angaben das Angebot: Insgesamt 80 zusätzliche Züge sollen auf den stark nachgefragten Strecken zwischen Berlin und Stuttgart/München und zwischen Berlin und Köln/Düsseldorf verkehren. Damit stünden laut Bahn 40.000 zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung.

Da die Festtage dieses Jahr auf das Wochenende fallen, erwarte die Bahn besonders viele Reisende, hieß es.

Fahrgastverband begrüßt besseres Angebot

Peter Cornelius vom Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg begrüßt dagegen erstmal uneingeschränkt, dass sich mit dem Fahrplanwechsel das Angebot für die Masse der Pendler in Berlin und Brandenburg verbessere. Er sehe dem Start mit "freudiger Erwartung" entgegen, sagte Cornelius dem rbb. Er hoffe, dass ab dem 11. Dezember dann auch alles so klappe, wie es geplant sei.

Der Sprecher des Berliner Fahrgastverbandes IGEB e.V. Jens Wieseke sprach im Zusammenhang mit den Veränderungen auf der RE1-Linie im rbb von einem großen Qualitätssprung für Brandenburg und einem "Geschenkpaket zu Weihnachten".

Der Start werde für alle Beteiligten spannend. Allerdings gebe es mit der Umstellung teilweise auch längere Fahrtzeiten, beispielsweise zwischen Brandenburg an der Havel und Berlin Hauptbahnhof. Fahrgäste sollten sich rechtzeitig über Änderungen informieren.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.12.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Christoph Hölscher

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