Vereinzelt Pyrotechnik gezündet - Hunderte Menschen demonstrieren in Berlin gegen Räumung von Lützerath

Mo 09.01.23 | 21:25 Uhr
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Freiräume verteidigen, Solidarität mit Lützerath - Demonstrationen in Friedrichshain (Quelle: Dominik Totaro)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.01.2023 | Nachrichten | Bild: Dominik Totaro

Mehrere hundert Menschen haben am Montagabend in Berlin-Friedrichshain gegen die Räumung des Örtchens Lützerath in Nordrhein-Westfalen demonstriert. Es sollen sich etwa 500 Demonstrierende beteiligt haben, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei rbb|24.

Vereinzelt wurde von Dächern und aus dem Demonstrationzug heraus Pyrotechnik gezündet. Trotzdem sei die Lage insgesamt ruhig geblieben, so der Sprecher.

In der Rigaer Straße zünden Menschen am 09.01.2023 Pyrotechnik von einem Haus, während Demonstranten gegen die Räumung von Lützerath auf die Straße gehen (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Während der Demonstration wurde Pyrotechnik auch auf Dächern gezündet | Bild: dpa/Annette Riedl

Polizisten wurden den Angaben zufolge nicht verletzt. Ob es Festnahmen gab, war zunächst unklar.

Auf Bildern war zu sehen, dass die Demo-Teilnehmer schwarz gegkleidet und vermummt waren. Auf Bannern stand: "Freiräume verteidigen: Solidarität mit Lützerath" oder "RWE enteignen: Bagger zu Altmetall".

Lützerath soll abgebaggert werden

Das Örtchen Lützerath südwestlich von Düsseldorf soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. In den Häusern, deren einstige Bewohner weggezogen sind, leben Aktivisten, die um den Ort kämpfen wollen.

Der Energiekonzern RWE will das zu Erkelenz gehörende Lützerath abreißen, um die darunter liegende Kohle abzubauen. Der Kreis Heinsberg erließ vor Weihnachten eine Allgemeinverfügung zur Räumung des Dorfes. Die Allgemeinverfügung untersage Personen den Aufenthalt vom 23. Dezember 2022 bis zum 13. Februar 2023, hieß es. Werde diesem Platzverweis keine Folge geleistet, so biete die Verfügung die Grundlage "zur Ergreifung von Räumungsmaßnahmen ab dem 10. Januar".

Die grün geführten Wirtschaftsministerien in Bund und NRW hatten Anfang Oktober mit RWE einen auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinischen Revier vereinbart.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.01.2023, 21:00 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    "Auf Bildern war zu sehen, dass die Demo-Teilnehmer schwarz gegkleidet und vermummt waren"

    Gibt es eigentlich kein Vermummungsverbot mehr auf Demos und ist einen einheitliche Uniformierung nicht auch verboten? Naja, an die Doppelmoral des Rechtsstaates hat man sich ja inzwischen schon gewöhnt.

  2. 17.

    Bisher war es ein Ernst Albrecht, der ein paar Jahre vor seinem Abgang ein Loch in der Gefängnismauer von Celle sprengen ließ, um anschließend zu erklären, dass ein Staat mit seinem Eigentum doch machen könne, was er wolle. Diese Art von "Sonnenkönig"-Selbstverständnis hat in Deutschland allerdings keine Konjunktur und selbst in Bayern ist das so, wie die Aufdeckung der CSU-Machenschaften seitens Gabriele Pauli zeigen.

    Das Argument für das Verstecken halte ich für vorgeschoben; es ist zu einer Art Selbstverständnis geworden, bei jeweils wechselnder Begründung.

  3. 16.

    Na super,es wurde Pyrotechnik abgebrannt,von Umweltschützern Passt doch.

  4. 15.

    Gebe Ihnen völlig Recht ! Man muß sich nur die Art der Plakate ansehen begleitet von Pyros von den Dächern und die eine Person die immer wieder für diese Leute einsteht , dann kann man sich zusammenreimen , wer dort "demonstriert".

  5. 14.

    Ihr Kommentar zum "Helmut Krüger"-Kommentar:
    "Aber schon gut. Alles zu kompliziert und komplex für Sie. Dessen Gesicht mit seinem Kommentar auch nicht öffentlich ist. Und Körper auf einer Demonstration sowieso nicht anwesend. Weil er ja im Wohnzimmer sitzt."

    Bisher hat er redlich geschrieben, komplexe Zusammenhänge verstanden, Diskussionen nach vorne gebracht, ausgewogen und menschlich argumentiert was so Viele ansprechen dürfte, dass man auf einer Demo nicht erreichen kann. Sie etwa auch? Mal sehen was die Anderen sagen...

  6. 13.

    "Sorry, was anderes fällt mir bei solchen Bildern nicht ein. ;-"

    Wollen Sie dafür bemitleidet werden, oder weshalb schreiben Sie das?

    Es könnte einem nämlich eine Menge anderes dazu einfallen. Zum Beispiel, dass man im Angesicht des massenweise ausgekübelten Hasses, der Kriminalisierung und Denunzierung von Widerstand alles Recht hat den Hatern sein Gesicht nicht zeigen zu wollen. Und damit meine ich sowohl die Hobby-Hater, als auch die strukturell-professionellen, die ihn mit schönster Selbstverständlichkeit in Anschlag bringen.
    Es könnte einem aber auch einfallen: Es handelt sich um ein Foto. Den Bruchteil einer Sekunde. Möglicherweise war es also die Entscheidung des Fotografen, ein Transparent in einem Moment zu zeigen, als Gesichter nicht erkennbar waren.

    Aber schon gut. Alles zu kompliziert und komplex für Sie. Dessen Gesicht mit seinem Kommentar auch nicht öffentlich ist. Und Körper auf einer Demonstration sowieso nicht anwesend. Weil er ja im Wohnzimmer sitzt.

  7. 12.

    Es geht um 280 Millionen Tonnen Kohle, die vor der Verbrennung gerettet werden sollen. Wenn Aktivisten als Terroristen bezeichnet und als "terroristische Vereinigung" mit Verfolgung bedroht werden, dann wollen viele nicht mehr fotografiert werden. Manche beteiligen sich bereits nicht mehr an öffentlichen Aktionen und treffen sich konspirativ. Aktuell wird durch die politische Unterdrückung die Entstehung einer Untergrundbewegung befördert. Frage mich, ob das von den aktuellen Regierungsparteien in vielen Ländern politisch so gewollt ist, Umweltschutzaktivitäten wieder stärker zu kriminalisieren und zu bekämpfen?!
    Ich erinnere mich noch an die Spitze des Eisbergs: wikipedia.org/wiki/Versenkung_der_Rainbow_Warrior

  8. 11.

    "Erst mal wurde das Dorf nicht aus wirtschaftlichen Interessen von RWE enteignet sondern für eine garantierte Stromversorgung unserer Gesellschaft."

    Das ist ja nun die dümmste Lüge ever.

  9. 10.

    NRW ist ein gebeuteltes Land. Wenig Platz, viel Industrie mit Energiehunger. Das führte unter den Nazis zu rücksichtslosen Umsiedlungen für die vielen (benötigten) Stauseen (dagegen ist China ein Waisenknabe) . Dann kam die Kohle. Die Generationen dort haben auf engsten Raum so einiges durch. Schade eigentlich, dass man Lützerath u.a. nicht halten kann. Indem man die Kohleförderung nach der Wende in der Lausitz konzentriert hat. Längerer Betrieb, wenn es ohne Kohle nicht geht, durch Synergien wäre möglich gewesen. Oder sogar immer noch? RWE ist doch sicher "bestechlich"? Und die Lausitz auch. Und das Klima? Wenn in Summe die bisher verschleuderten 800 Millionen Tonnen CO2 am Ende deutlich weniger geworden sind, dann war der Job gut...

  10. 9.

    Es gibt Menschen, die Transparente mit sich führen, weil sie mit vollem Gesicht zu ihrer Meinung stehen. Und es gibt Transparente mit Menschen dahinter, deren Gesichter verborgen bleiben.

    Sorry, was anderes fällt mir bei solchen Bildern nicht ein. ;-

  11. 8.

    Erst mal wurde das Dorf nicht aus wirtschaftlichen Interessen von RWE enteignet sondern für eine garantierte Stromversorgung unserer Gesellschaft. Da wir Atomstrom als Gesellschaft ja auch nicht wollten, muss momentan nun mal leider noch Kohle verstromt werden. Die Enteignung erfolgte daher zum Wohle und im Sinne der Gesellschaft. Lützerath ist Opfer einer vermurksten Energiewende und einer Gesellschaft, die sich nicht entscheiden kann und will, was für sie wichtiger ist. Eine Enteignung rein aus wirtschaftlichen Interessen lässt das Grundgesetz im Übrigen überhaupt nicht zu.

    Die Proteste und Besetzungen jetzt dort vor Ort dienen nur noch dazu, Symbolpolitik gegen den "rücksichtslosen Staat" zu generieren. Je hässlicher die Bilder, um so mehr Opferstatus erhofft man sich. Dass das Verfahren rechtsstaatlich vollständig überprüft und abgeschlossen ist, interessiert dabei niemanden.

  12. 7.

    "Scheinbar wurden alle entschädigt". Oh,ja reichlich.
    Wirhaben entfernte Verwandtschaft in der Nähe von Bergheim/,Oberaußem. Als das Nochbardorf Fortuna für die Kohle geräumt wurde, klingelten die Kassen, u.a günstige Ersatzgrundstücke etc. zahlte RWE.

  13. 6.

    GRÜNE regierende Gutmenschen, GRÜNE regierende Weltverbesserer haben diese Abbaggerung ermöglicht.

    Warum vermummt man sich bei legitimen Protesten?

  14. 5.

    Klar muss es nicht in schwarz und mit pyros sein. Aber ich finde es super, dass sich auch hier Leute auf die Straße gemacht und demonstriert haben.

    Danke an alle die da waren

  15. 4.

    Ein bisschen spät. Dort wohnt doch gar kein einziger Einwohner mehr. Scheinbar wurden alle entschädigt. Die Politik hat einen Ort für wirtschaftliche Interessen aufgegeben. Das ist der eigentliche Skandal. Nur RWE die Schuld zu geben, ist nur die halbe Wahrheit.

    Die Räumung des Ortes von Aktivisten, die sich illegal dort aufhalten, wird medial begleitet. Aber was bringt der späte Protest noch? Er kostet doch nur noch Steuergelder (Polizei, Gerichte usw.), die für Klimaschutz fehlen werden.

  16. 3.

    Es gibt Alternativen, das man nicht Menschen ihre Heimat zerstören muss

  17. 2.

    Ich habe Angst um die Zukunft nachfolgender Generationen und kann diesen Widerstand, in Anbetracht der erschreckenden klimatischen Schäden, nur begrüßen. Ich hoffe dass dieser Widerstand ein Umdenken auf politischer Ebene beschleunigt.

  18. 1.

    Indem sich die Leute vermuten, sind sie keinen Deut besser als die Leute, die sich bei ihrer Sylvesterandale vermummten. Wenn sie gegen die Abbagerung Lüthzerats sind sollten sie sich mit offenen Gesichtern zeigen, ansonsten ist das Alles eine Farce nur um gegen den Staat zu sein, ohne belegbare, verlässliche Alternativen.

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