35 Prozent der Berliner Drittklässler betroffen - Nichtschwimmer-Quote unter Grundschülern steigt steil an

Di 24.01.23 | 13:02 Uhr
  38
Kinder lernen am 29.07.2020 bei der Sommerschwimmschule im Kombibad Gropiusstadt schwimmen. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Bild: dpa/Fabian Sommer

Immer mehr Grundschüler können nicht schwimmen. In Berlin bekommen Drittklässler eigentlich wöchentlich Schwimmunterricht. Doch aufgrund der Pandemie und kaltem Wasser hat sich die Quote der Nichtschwimmer in der Hauptstadt zuletzt verdoppelt.

Die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter ist enorm angestiegen. Zu diesem Ergebnis ist eine repräsentative bundesweite Umfrage von forsa gekommen. Die Befragung hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 2022 beauftragt.

Demnach konnten etwa 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren 2022 nicht schwimmen – während es 2017, als die letzte Umfrage stattfand, noch nur zehn Prozent Nichtschwimmer unter den Grundschülern gegeben hatte. Damit hat sich die Quote innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Für Berlin hatte die Senatsverwaltung für Bildung im April 2022 mitgeteilt, dass die Nichtschwimmer-Quote beim Schulschwimmen am Ende der dritten Klasse bei etwa 35 Prozent liege. Vor der Pandemie, hatte sie hingegen bei unter 17 Prozent gelegen. Bei jährlich etwa 30.000 eingeschulten Kindern heißt das, dass pro Jahrgang gut 10.000 nicht sicher schwimmen können.

Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, müssen sie auch schwimmen lernen

Ute Vogt, DLRG-Präsidentin

Viele ausgefallene Schwimmkurse während der Pandemie

Die DLRG macht auch die ausgefallene Schwimmausbildung während der Corona-Pandemie für den hohen Anteil der Nichtschwimmer verantwortlich. In der Folge haben derzeit bundesweit 37 Prozent der Jungen und Mädchen im Grundschulalter noch kein Schwimmabzeichen. Selbst der Anteil der Kinder mit Seepferdchen sank 2022 im Vergleich zu 2017 von 69 auf 54 Prozent.

In ärmeren Haushalten gibt es der Umfrage zufolge viel mehr Nichtschwimmer. Die Hälfte (49 Prozent) der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.500 Euro kann nicht schwimmen. Hingegen betrifft dies bei einem Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro nur zwölf Prozent.

"Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen", mahnte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Der Trend laufe derzeit in die falsche Richtung. "Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann." Das gelte auch in der Energiekrise.

Wassertemperatur in Berlin nur bei 26 Grad

In Berlin sind die Hallenbäder zwar geöffnet, die Becken werden jedoch als Energiesparmaßnahme nur noch auf lediglich 26 Grad geheizt. Das sind zwischen zwei und vier Grad weniger als im Normalbetrieb. Das sei für Kinder, die Schwimmen lernen möchten, eine echte Hürde, sagte Manuel Kopitz, der Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands, rbb|24 im September.

Um zu verhindern, dass die Kinder und andere kälteempfindliche Schwimmer stark auskühlen, ist es in den Berliner Hallenbädern inzwischen erlaubt, auch im Neoprenanzug zu baden.

Sendung: Fritz, 24.01.2023, 9 Uhr

38 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 38.

    Die Kinder können nichts für ihre Eltern ...
    und wenn nur ein Kind weniger ertrinkt, ist das "Sparen von Energie" nicht dagegen aufzuwiegen.

  2. 37.

    Ich frage mich mittlerweile, was da für eine Genration an Eltern und deren Kindern herangewachsen ist.

    Ausgefallene Kurse, kaltes Wasser? Ernsthaft? Ich hab nie an Schwimmkursen teilgenommen und bin im Besitz der Rettungsschwimmabzeichen Bronze und Silber des DLRG. Warum? Meine Eltern haben einfach die Verantwortung übernommen und mir das Schwimmen beigebracht. Und das, obwohl beide berufstätig waren.

    Tja, so war das damals. Aber in den Ohren der heutigen Eltern muss das wahrlich archaisch klingen.

  3. 36.

    Vielleicht waren Geld, Konsumrausch und „Wohlstand“ bei Euch nicht Lebenspriorität Nr. 1, sondern Zeit für die Familie?

  4. 35.

    "Aber wie wären Ferienkurse...." viele Vereine haben im Sommer kostenlosen Schwimmunterricht angeboten, man muss sich nur informieren. Das ständige Bild in Strandbädern und an Badestellen war: Kind buddelt am Rand im Sand, Mama und Papa liegen mit Smartphones in der Sonne....ob sie die Anleitung zum Schwimmen gesucht haben???

  5. 34.

    Auch ich erinnere mich an Schwimmenlernen durch Eltern als Lehrer und in den Schulferien im kalten Natursee. Aber als meine Kinder schwimmen lernen sollten, war es dermaßen schwer, einen Platz im Kurs zu bekommen, das hat man neben der extrem verdichteten Arbeit nicht geschafft zu organisieren. Durch Umzug mit Bundeslandwechsel ist das Schulfach auch hinten runter gefallen. Eins hat dann mit Opa in den Ferien gelernt (danke!!!), das andere hat offiziell bis jetzt mit 16 nur Seepferdchen. Bronzekurse oder so: Keine Chance auf freie Plätze!

  6. 33.

    Schwimmen habe ich bei Mutti im See gelernt.

    Bin ich jetzt ein Nichtschwimmer, weil ich kein Seepferdchen habe?

  7. 32.

    Sorry, ich hatte Rabeneltern. Beheizte Schwimmbäder gab es überwiegend nur in Schwimmhallen. Wenige Freibäder waren beheizt. Ich habe meinen Freischwimmer in einem Bad mit 22 Grad gemacht. Im Sommer gab es vielleicht mal Wassertemperaturen von 24 Grad. Wer sich bewegt, dem wird warm.

  8. 31.

    Ich weiss nicht, was ich davon halten soll; keine Möglichkeiten schwimmen zu lernen weil das Wasser zu kalt ist. Ich habe im alten Spandauer Freibad (am Ende zwischen Schützenstr. und Havelschanze - da stehen jetzt Häuser) in der Havel schwimmen gelernt (der "Zehner" war der Hammer :-) ). Jugendschwimmschein und Rettungsschwimmer waren, mit Ausnahme der Tauchprüfungen, auch draußen. In der Havelbrühe "damals" hat man ja kaum was gesehen, geschweige denn Ringe aufsammeln können. Es war oft sch... kalt und wenn die "Algenbrühe" runtergeschrubbt war, sah man auch die Bräune wieder. Verdammt - ich lebe noch. Meinen Kindern habe ich im Glienicker See das Schwimmen beigebracht - und die schwimmen jetzt für die DLRG und Wasserfreunde 04. Mein Enkel, diese kleine Wasserratte, ist sechs und kann auch schon recht ordentlich schwimmen. Arbeiten etc. mussten wir auch alle noch und haben es trotzdem auf die Reihe bekommen. Was haben wir anders gemacht?

  9. 30.

    Ich hatte in Kindheit und Jugend kein geheiztes Schwimmbad. Trotzdem kann ich schwimmen, wie kommt das nur?

  10. 29.

    Natürlich, die wollen ja auch noch ein halbwegs angenehmes Leben haben.
    Höre ja jetzt schon wieder das Gejammer im Sommer. Abgesehen vom vertrockneten Garten hab ich nichts gegen Wärme. Aber wenn die letzten Ernten kaputt gehen, braucht man wegen Wassermangel auch kein Schwimmunterricht mehr.

  11. 28.

    Kein Wunder!
    Man hat ja auch den Eindruck, dass für Kinder vor allem Gender- und Geschlechter-Themen gesellschaftlich fokussiert werden.
    Schwimm- oder Mathe-Kampagnen ließt man nur selten.
    Dazu werden die Kinder ja auch noch von allen Seiten mit Klimathemen zugedrönt.

  12. 27.

    M.W. werden Kurse in den Ferien nicht von den Schulen finanziert.
    Zum anderen fehlen Schwimmlehrer.

    Als Hortgruppe ein Schwimmbad - ohne Kurs - zu besuchen, wird wohl an vielen Berlner Schulen praktiziert.

  13. 26.

    Das Wasser ist kalt und man friert einfach so macht ein Schwimmbadbesuch keinen Spaß.

  14. 25.

    Ja, die Eltern können das immer allein machen. Aber wie wären Ferienkurse von den Schulen als Angebot gewesen oder auch im Ferienhort oder große Gruppe der Kita?

  15. 24.

    „Man LÄSST sprechen, schreiben, rechen, schwimmen lernen und üben“

    Lassen das die Nichtschwimmer (Kinder/Schüler) alles machen? Das ist mir neu.

  16. 23.

    Mit Personalmangel war hier das Personal der BBB gemeint (Rettungsschwimmer u. Schwimmmeister ...)
    Neue SchwimmlehrerInnen werden jährlich gut ausgebildet. Wenn der Schwimmunterricht zentralisiert organisiert werden würde, könnte kontinuierlich Schwimmunterricht erteilt werden und immer mehr SchülerInnen werden sichere Schwimmer.

  17. 22.

    In den Ferien sind dann jedoch die Eltern gefordert.
    In Berlin-Mitte läuft wohl noch die Ausschreibung für die Schwimmbusse ...
    Das 1. Halbjahr ist bereits rum ... ob es im 2. Halbjahr Schwimmbusse gibt?

  18. 21.

    Gibt es keinen Schwimmunterricht mehr? Wenn es wegen der Schließung von Bädern während der Unterrichtszeit nicht möglich ist, muß der schlische Schwimmkurs halt in die Ferien verlagert werden - das sollte doch wegen besonderer Umstände machbar sein. Man hat doch genauso überlegt, ob man nicht zum Nachholen von Stoff am Samstag Unterricht macht oder sogar Ferien kürzt.

  19. 20.

    Nicht immer, habe genug Erfahrungen gemacht und schon mal bei 34 Grad im Sommer im frisch gefüllten Planschbecken erkältet. Da hilft auch kein Schnellschwimmen, das wirkt wie Kühlwasser im Motor.

    Trotzdem, unser Sohn fing mit 3 oder 4 mit Kursen an und hatte in der ersten Klasse Bronze. Wenn man in der 3. Klasse anfängt, gibt es teilweise doch schon ziemliche Abneigungen.

  20. 19.

    Tja, nun hätte man auch das Personal aufstocken können, welches den Schwimmunterricht ermöglicht (LehrerInnen und ErzieherInnen). Aber wer will für die genannten Berufsgruppen schon bessere Arbeitsbedingungen...

Nächster Artikel