Strategien gegen zunehmende Trockenheit - Land(wirt)schaft im Klimawandel

Do 09.02.23 | 08:13 Uhr | Von Wolfgang Albus
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Archivbild. Mit einer an einen Traktor angehängten Drillmaschine sät ein Bauer der Agrargenossenschaft Drebkau Winterraps auf einem trockenenen Feld aus. (Quelle: dpa/F. Hammerschmidt)
Bild: dpa/F. Hammerschmidt

In Brandenburg hatten es Bauern zu allen Zeiten nicht leicht. Ein Problem sind damals wie heute die sandigen Böden, die Wasser schlecht halten können. Darum steht die Region in Zeiten des Klimawandels vor besonderen Herausforderungen. Von Wolfgang Albus

Lokal betrachtet könnte ein verändertes Klima auch positive Folgen haben. Wenn es beispielsweise – am besten in den Sommermonaten – mehr regnet, dann könnte dies Weinbau und Landwirtschaft zu besseren Erträgen verhelfen. In einigen westlichen Gegenden mag das eine Hoffnung sein, in Brandenburg eher nicht. Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wird seit Jahren die künftige Niederschlagsentwicklung in aufwändigen Computermodellen simuliert. Schon 1995 warnte ein Klimabericht für Brandenburg vor einer Steppenlandschaft, in die sich das Land in den darauffolgenden Jahrzehnten verwandeln könnte.

Experimente mit Körnerhirse

Im Laufe der Jahre werden die trockenen Aussichten immer weiter durch die Realität bestätigt. Sichtbar wird dies an den sinkenden Grundwasserständen und austrocknenden Seen. In Brandenburg werden seither Anpassungsstrategien erforscht. Hier steckt der Teufel im Detail.

Beim Getreide experimentieren Landwirte bereits mit Körnerhirse, die Trockenheit und Hitze besser als andere Pflanzen übersteht. Vor allem gegen Trockenheit im Frühsommer erhofft sich die Landwirtschaft eine bessere Ausgangsposition. Hirse holt Wasser aus tieferen Bodenschichten. Noch aber sind die Erfahrungen in Deutschland mit der ungewohnten Ackerfrucht überschaubar. Wenn außerdem neue Technik zum Anbau angeschafft werden muss, dann dürfte das Interesse daran überschaubar bleiben.

Einfach Pflanzen aus wärmen Regionen in Brandenburg anzusiedeln ist kein Selbstläufer. Obstbäume, die etwa mit rumänischer oder süditalienischer Sommerhitze gut klarkommen, sind nicht zwangsläufig gegen die hiesigen Frosteinbrüche gewappnet.

Unproblematisch könnte eine gezieltere Verbesserung der Böden sein, die Brandenburger Standortnachteile kompensiert. Auf der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Berge bei Nauen hat man gleich zwei Probleme im Blick. Häufig sind obere Bodenschichten durch schwere Landmaschinen, die vor allem in der Vergangenheit eingesetzt wurden, zu stark verdichtet. Der Boden darunter ist dann eher zu leicht. Das Ziel der Forschung besteht darin, die Verbindungen der Schichten im Boden zu stärken. Es wird mit Kompost experimentiert, damit Pflanzen auch an das Wasser in tieferen Schichten kommen. Ein Versuch im vergangenen Jahr war vielversprechend.

Einsatz künstlicher Intelligenz zur Bodenverbesserung

Mittels Drohnenaufnahmen lässt sich das Pflanzenwachstum anhand der Grünfärbung auf den verbesserten Flächen leicht erkennen. Sie trainieren auch eine künstliche Intelligenz, die solche Flächen entdeckt, bei denen sich das Einbringen von Kompost auch lohnt. Denn realistischerweise haben Landwirte weder Zeit noch Geld, um bei riesigen Flächen in eine sehr kleinteilige Bodenverbesserung einzusteigen. Perspektivisch sollen Maschinen den Kompost automatisiert an den richtigen Stellen einbringen.

Für das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg ist Digitalisierung ein entscheidendes Werkzeug, um die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Auch in Brandenburg unterscheiden sich Böden und Wasserverfügbarkeit erheblich. Je präziser die Daten, desto sparsamer kann Wasser eingesetzt werden.

Auch in den Dürrejahren zeigt sich am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK, dass ein spezielles Problem besonders die Landwirtschaft in zunehmendem Maße beschäftigen wird: Größere Niederschläge verlagern sich erwartungsgemäß in die Wintermonate. Und die höhere Durchschnittstemperatur, die seit 1850 um etwa 2 Grad gestiegen ist, verschiebt auch die Vegetationsperioden. Pflanzen wachsen früher im Jahr und verdunsten dementsprechend schon im Frühjahr knappes Wasser.

Niederschläge bis ins Frühjahr aufstauen

Auch die Hoffnung in eine bessere Bewässerung sind begrenzt. Hier steht ein Verteilungskampf bevor, auf den sich vor allem der Gemüseanbau im Spreewald einstellen muss. Ein erheblicher Rückgang der Wassermengen entlang der Spree wird nicht nur durch geringere Niederschläge ausgelöst. Es gibt noch ein anderes Problem. Zurzeit speist sich der Fluss vor allem im Sommer durch abgepumptes Wasser aus den Tagebauen, um trocken an die Kohle zu kommen. Nach dem Kohleausstieg wird diese Quelle versiegen. Eine naheliegende Anpassung könnte darin bestehen, die Niederschläge aus dem Winter durch wasserbauliche Maßnahmen bis ins Frühjahr hinein aufzustauen. Das wird im Spreewald seit Generationen so gemacht. Es ist aber eine unter Landwirten unpopuläre Maßnahme, denn wenn die Äcker zu feucht sind, dann werden sie auch für schwere Landmaschinen unpassierbar.

Die zahlreichen Probleme durch die Klimakrise haben für die Landwirtschaft in Brandenburg wenigstens einen guten Aspekt. Innerhalb der Europäischen Union gehört das Bundesland zu den Regionen, in denen Anpassungsstrategien besonders intensiv erforscht werden.

Sendung: rbb|24 Brandenburg Aktuell, 26.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Wolfgang Albus

6 Kommentare

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  1. 6.

    Und man muss unbedingt im Klimawandel Tesla im Grundwasserschutzgebiet ansiedeln und die Kontrolle über unser aller Ressource dann komplett an Tesla abgeben. Das Absenken des Tiefenwassers muss unbedingt durchgezogen werden für Autos. Diese Entscheidung im Klimawandel finde ich richtig gut.

  2. 5.

    @2 & @4, da hätten Sie mal die betreffenden Betriebsleiter vor 40 Jahren hören müssen. Selbstredend kann man sich nur freuen, wenn Ihre vernunfstgebietenden Meinungen Raum gegriffen haben. Wir sind von den damals angesichts der manuell & durch zeitraubende Analysen vor Ort festgestellten Veränderungen schneller "erfasst" worden, als damals eingeschätzt werden konnte. ziemliche Sicherheit boten die Flächen, die/in denen das Wasser "regierte". Aber wir haben diese Probleme quasi auf allen Flächen. Die Entwicklung des Wasserhaushaltes im Boden war damals schon alarmierend. Dennoch gab es erste Versuche, die Produktionsfläche Acker nach den den Bodenwert bestimmenden Kriterien zu teilen& diffenrenziert zu bewirtschaften, aber: so mancher Großbetrieb auch in der sozialisitischen DDR wollte an das schnelle Geld. Die Lösung kann eben nur sein, nicht Masse, sondern Qualität, was auch für das Essverhalten gelten sollte! Wir müssen vom Massenverbrauch weg!

  3. 4.

    Absolut richtig Herr Buchenau.
    Es wird Zeit, die klassischen 4-Zylinder mit maximal 75 PS aus der Scheune zu holen.
    Im Übrigen wird das in vielen europäischen Ländern noch immer so gemacht. Es ist nicht unbedingt wettbewerbsoptimal, rettet aber die Äcker und böte auch den kleineren Bauern eine Chance am Markt.

  4. 3.

    Dürren, Trockenheit und Klimawandel werden von Politikern seit Jahren thematisiert.
    Der Spatenstich für eine Wasserleitung von der Ostsee mit Entsalzungsanlage lässt auf sich warten.
    Ebenso lese ich nichts von Bauplanungen dafür.
    Ebenso könnte man das Wasser von oben stauen und umleiten. Dies wäre zwar ein Eingriff in das Ökosystem.
    Wenn aber einfach nur analysiert wird und ständig nur Nebendebatten wie weniger Autos bzw. mehr Windräder als Lösung angeboten werden, die keinen nennenswerten Einfluss auf das Klima haben, wird sich Brandenburg Richtung Wüste entwickeln.
    Frage mich, wie die Menschen früher Wüsten fruchtbar gemacht haben? Mit deutlich weniger Geld und technischen Möglichkeiten!

  5. 2.

    Ja, Wasser in der Landschaft halten hilft. Aber die riesigen Felder in Brandenburg verlieren durch Wind die trockene, meist habwegs fruchtbare oberste Bodenschicht. Dagegen helfen Hecken, Bäume und Wildwuchsstreifen. Und ganz nebenbei speichern solche Gewächse auch Wasser. Ja, die Wirtschaftsfläche wird kleiner, ja, die Maschinen müssen mehr rangieren (und selber auch kleiner und leichter werden). Aber die Alternative, eine wüstenähnliche Steppe, will doch auch keiner.

  6. 1.

    KI und Überproduktion
    Gestern titelte die tagesschau.de, dass Frankreich enorm große Mengen an Wein zu Industriealkohol destilliere. Es gibt ob der perfekten Witterungsbedingungen und dem massiven Ertrag keine Abnehmer für derart viel Wein.
    KI meint in diesem Fall Big Data. Die Bilder mit den jeweiligen Grünfärbungen und den entsprechenden Böden, Pflanzengattungen und Feuchtigkeitsmerkmalen müssen erst in einen Katalog gebracht werden und können anschließend automatisiert zugeordnet werden.
    Das ist keine KI. Das ist Datenbank.
    Ich stimme zu, wenn es heißt, Wasser muss in der Landschaft gehalten werden.

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