Ende der Maskenpflicht im ÖPNV - Entspannt mit und ohne Maske

Do 02.02.23 | 14:28 Uhr | Von Jan Pallokat
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Symbolbild:Fahrgäste steigen am Hauptbahnhof am Morgen in eine Regionalbahn der Deutschen Bahn..(Quelle:dpa/M.Matthey)
Video: rbb24 | 02.02.2023 | Material: Stefan Oberwalleney | Bild: dpa/M.Matthey

Andere Bundesländer hatten es eiliger, aber seit Donnerstag gilt nun auch in Berlin und Brandenburg: keine FFP2-Maskenpflicht mehr in Bussen und Bahnen. Ein Blick in einen Pendlerzug zeigt - die Leute sehen es gelassen. Von Jan Pallokat

Morgens um sieben sieht man an diesem Donnerstag im RE1 kurz hinter Werder (Havel) weiterhin einzelne Passagiere mit Maske. Eine Frau mit Beinprothese, die die Treppe vom oberen Zugteil herunterkommt, trägt eine. Auf einer Bank sitzt eine Frau mit Maske neben einer ohne, die mehrmals heftig niest. Im unteren Geschoss sitzt eine Frau mit schwarzer Stoffmaske. "Ich trage Maske, weil ich Ärztin bin, und mich schlicht nicht infizieren will", erklärt sie. Sie fahre die Strecke täglich zur Arbeit. "Ich will mir nichts holen, wenn mich hier einer anhustet." Es gehe dabei aber nicht nur um Corona, sondern um alle möglichen Krankheiten.

Eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gibt es jedoch seit Donnerstag im öffentlichen Nahverkehr in Berlin und Brandenburg nicht mehr. Auch für den bundesdeutschen Fernverkehr wurde die Maskenpflicht aufgehoben. Sie gilt jetzt nur noch in Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen.

"Ich wurde freundlich daran erinnert"

Unter den Fahrgästen im Regionalexpress ist das Thema Maske - oder das Aus für die Maskenpflicht im ÖPNV - auch kein großer Aufreger. "Ist halt 'ne Vorschrift", sagt einer, der ohne Maske mit einer Reisegruppe fährt, vermutlich Arbeitskollegen. "Wir sind Leute, die sich daran halten." Für ihn als Brillenträger sei es unangenehm gewesen, weil mit Maske immer die Brille beschlagen sei. "Jetzt haben wir es überstanden, und sind sehr zufrieden."

Nur eine Frau lässt eine gewisse emotionale Abneigung gegen die Maske an sich durchblicken. "I am very happy" sagt sie auf Englisch, sie sei sehr glücklich. "Ich mag Maskentragen nicht."

Wenn einer Mund und Nase nicht bedeckt habe, heißt es einhellig im Zug, habe es aber auch selten richtig Ärger gegeben. "Das wurde akzeptiert", sagt eine Frau im Zug. Sie selbst habe das auch mal vergessen, aus Unachtsamkeit. "Ich wurde freundlich daran erinnert." Wer selbst nicht aggressiv sei, werde auch "ordentlich" angesprochen.

Fahrgastverband von Maskenzonen nicht überzeugt

Der Fahrgastverband Pro Bahn Berlin-Brandenburg begrüßt das Ende der Tragepflicht. "Sowohl Fahrgäste wie auch Verkehrsunternehmen hatten eine schwierige Zeit", zieht Verbandssprecher Thomas Schirner Bilanz zu den letzten drei Jahren im Zeichen des obligatorischen Mund-Nase-Schutzes. Die Idee, künftig zum Schutz vulnerabler Gruppen Maskenzonen einzuführen, ähnlich den Handy-Verbotszonen, überzeugt ihn nicht so recht. "Kann man machen, aber wie wollen sie das durchsetzen?", fragt er. Oft sei das Platzangebot begrenzt.

Und gerade wenn es voll sei, würden mehr Passagiere auch freiwillig Maske tragen. Das sagt auch eine Frau aus der Reisegruppe. "Im Gedränge würde ich meine Maske wohl wieder aufsetzen", sagt sie.

Freiwilligkeit statt Pflicht - das sei der richtige Weg, sagt die Frau aus der Reisegruppe. Warum? "Na weil wir alle mündige Menschen sind, die allein entscheiden können." Eine allein reisende Bahnkundin sieht es ähnlich. "Mittlerweile sollte jeder kapiert haben, wie es funktioniert", sagt sie.

Die Ärztin mit der schwarzen Stoffmaske ist da skeptischer. "Man sollte es zwar freiwillig machen, aber wenn man es freiwillig gemacht hätte, hätte es keiner getragen." Der Mensch sei halt doch nicht sehr vernünftig, sagt sie lachend und schaut sich um. Etwa 20 Prozent tragen Maske, kalkuliert sie. "Und das ist schon in Ordnung so."

Sendung: rbb24, 02.02.2023, 13:00 Uhr

Beitrag von Jan Pallokat

11 Kommentare

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  1. 11.

    "Denn diese Masken bieten schließlich Eigenschutz. Fremdschutz nicht nötig. "

    Falsch.

    "Sogar drei Meter Abstand schützen nicht. Selbst bei dieser Distanz dauert es keine fünf Minuten, bis sich eine ungeimpfte Person, die in der Atemluft eines Corona-infizierten Menschen steht, mit fast 100prozentiger Sicherheit ansteckt. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Wenn beide gut sitzende medizinische oder noch besser FFP2-Masken tragen, sinkt das Risiko drastisch. [...]

    Tragen sowohl die infizierte als auch die nicht-infizierte Person gut sitzende FFP2-Masken, beträgt das maximale Ansteckungsrisiko nach 20 Minuten selbst auf kürzeste Distanz kaum mehr als ein Promille. "

  2. 9.

    Solidarisch und damit für den Tod von meinem Vater verantwortlich, vielen Dank auch, ich kann es echt nicht mehr hören, jeder denkt doch am Ende nur an sich.
    Es wurden vielleicht ein paar ältere geschützt, aber dafür musste mein Vater leiden, Leben gegen Leben tauschen nennt man das.

  3. 8.

    Sie belieben zu scherzen?
    Es war schon immer nur eine Minderheit, die sich nicht an die Regeln gehalten hat. Und Regeln sind wichtig für den Zusammenhalt in einer Gemeinschaft. Auch wenn viele die Maske nicht gern getragen haben, haben sie sich immerhin solidarisch an diese Regel gehalten.

  4. 7.

    Vermutlich. Wie viele wirklich Überzeugte kennen Sie persönlich? Ich werfe exakt 1 Person in den Ring.
    Alle anderen stiegen aufs Auto um oder wollten keinen 'Stress' mit Mitfahrenden oder kein Bußgeld riskieren oder es war ihnen schlicht gleichgültig.

  5. 6.

    Quizfrage:
    Wie lange braucht die BVG um ihre Ansagen anzupassen?
    Ich hab heute im Bus viele verwunderte Gesichter gesehen….

  6. 5.

    ...heißt also, dass 80-90% nicht aus Überzeugung die Maske trugen.

  7. 4.

    Drei Jahre "nur 2 Wochen Kurve abflachen" und nur ein Pieks. Naja. Immerhin keine Maske mehr.

  8. 3.

    So - meine Beobachtung an Tag 1 der freiwilligen Maske: heute in der S-Bahn vielleicht noch 10% mit Maske (wenn es hoch kommt!). Als am 1. April letzten Jahres die Pflicht in Einzelhandel und Restaurants fiel, war die "Abklingkurve" deutlich flacher. Anscheinend haben sehr viele Menschen sehnsüchtig nur auf den heutigen Tag gewartet.

    Was mich allerdings aufs Neue verwundert: noch gestern kam in einer rbb-Umfrage heraus, dass 65% der Menschen auch weiterhin im ÖPNV Masken tragen wollen. Wenn doch aber schon am ersten Tag ...... ok - lassen wir das und genießen endlich wieder den Anblick menschlicher Gesichter. Mal sehen, wie die Quote sich die nächsten Tage noch entwickelt :-)

  9. 2.

    Hätte man von Beginn an so machen können. Spätestens als FFP2-Masken verfügbar waren, wäre die Maskenpflicht überflüssig geworden. Denn diese Masken bieten schließlich Eigenschutz. Fremdschutz nicht nötig. Die Maskenpflicht wurde eingeführt, als es nur Stoffmasken gab. Als sich die Sachlage änderte, wurde sie einfach beibehalten. Das sollte nie wieder passieren und ich bin froh, dass es bis zuletzt viel Widerstand gegen diese unsinnige Pflicht gab.

  10. 1.

    wie jetzt alle feiern. das war ja auch so eine krasse einschränkung. rücksichtsvoller umgang miteinander, wo kommen wir da bloß hin? menschen und vernünftig? lacher des tages.
    ich trag sie auch nur noch da wo dichtes gedränge ist.
    kein gedränge wär natürlich noch besser. aber erstmal kommt ja das 49 euro ticket.

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