Unfall in Berlin - Waschbär nagt an Oberleitung - Zugpersonal leicht verletzt

Sa 18.03.23 | 10:36 Uhr
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Waschbär verursacht Zugunglück in Friedrichsfelde
Video: rbb24 Abendschau | 18.03.2023 | Nachrichten | Bild: Morris Pudwell

Ein Lokführer und eine Zubegleiterin eines Regionalzugs sind durch eine herabhängende Oberleitung verletzt worden. Nach ersten Erkenntnissen hatte ein Waschbär an der Stromleitung genagt - das Tier ist nun tot.

In der Nähe des Biesdorfer Kreuzes in Berlin sind am Samstagmorgen zwei Personen in einem Regionalzug durch eine herabhängende Oberleitung verletzt worden.

Wie die Bundespolizei dem rbb mitteilte, war ein Zug der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) auf der Strecke von Küstrin nach Berlin betroffen. Den Angaben zufolge prallte die Oberleitung gegen 5 Uhr gegen die Lok-Frontscheibe, die daraufhin zersplitterte. Der 29-jährige Zugführer sowie eine 52-jährige Zugbegleiterin wurden bei dem Unfall durch das Glas der Scheibe leicht verletzt. Sie kamen zur Kontrolle in ein Krankenhaus.

Waschbär nagte an der Oberleitung

Die 25 Fahrgäste des Zuges blieben unverletzt, konnten den Zug aber erst etwa eineinhalb Stunden nach dem Unfall verlassen. Sie wurden mit Bussen zum 350 Meter entfernten Bahnhof Friedrichsfelde-Ost gebracht.

Durch die herabhängende Leitung entwickelte sich zudem ein Böschungsbrand, der allerdings schnell gelöscht werden konnte. Gegen 6:40 Uhr wurde der Zug dann ins Betriebswerk Lichtenberg abtransportiert.

Nach bisherigen Erkenntnissen war ein Waschbär auf einen der Fahrleitungsmasten geklettert und hatte die Oberleitung beschädigt, so dass diese durchhing. Dabei sei es zu einem Stromüberschlag gekommen, bei dem das Tier starb, hieß es. Gegen die herabhängende Leitung sei dann der Regionalzug gefahren.

Sendung: radioeins, 18.03.2023, 13:00 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ich schätze, der Waschbär wird beim Herumklettern einen Isolator überbrückt haben, sodass sich ein Lichtbogen gebildet hat. Und durch den Lichtbogen wird ein Teil der Haltekonstruktion weggeschmolzen sein – oder zumindest so geschwächt worden sein, dass es der (mechanischen) Spannung, unter der die Oberleitung steht, nicht mehr standgehalten hat.

  2. 22.

    Also mir stellt sich eigentlich eine Frage:
    Wenn ich mir so die Konstruktion eines Strommastes und die Art der Aufhängung eines doch recht starken Kabels ansehe - wie kann es einem Waschbären gelingen dieses (noch dazu unter Spannung stehend) so zu beschädigen das es in den Fahrweg herabhängt?

  3. 21.

    Aus einschlägiger jahrzehntelanger Berufserfahrung kann ich sagen, dass besagter Sebastian absolut recht hat.

    Sie können ja bei dem fplgenden Link mal ein wenig blättern, und dann können sie gerne diskutieren, wer scharf ist, wer schärfer und wer am schärfsten, und warum .

    Als Tipp bei der Lektüre können sie dort zu Punkt 3.2.1.1.2. ff springen.

    Sie finden genau das, was Sebastian anführte, genauso wie ich.

    https://www.fwvbw.de/fileadmin/Downloads/Aktuelles/Fachgebiete/Hilfeleistungseinsatz_im_Gleisbereich.pdf

  4. 20.

    Was genau gefällt Ihnen denn an meinen Äußerungen nicht? Und was machen Sie beruflich? Ich bin Eisenbahningenieur und habe so ziemlich alle Qualifikationen, die man im Bereich Eisenbahninfrastruktur haben kann.

  5. 19.

    Ist hier irgendwer gefragt worden? Nein! Na also. Das gefährlichste in so einer Situation sind 100 Experten die alle mit halbwissen glänzen. Der sichere Tod für die Fahrgäste. Der schärfste ist dieser Sebastian. Aber ihr anderen seid auch alle drollig.

  6. 18.

    Und wichtig: ein abgeschalteter Fahrdraht, der nicht geerdet ist, eine Restspannung von 2000 V bis 7000 V haben.
    Vielleicht möchte ja der geneigte Forist "SilverCrest" derjeneige sein, der diese Restspannung ableitet.
    Ich würde ich dafür eher nicht zur Verfügung stellen und würde da der Empfehlung der DB folgen, die da vorgibt:

    Zitat: "Auch wenn eine Oberleitung ausgeschaltet wird, kann sie dennoch weiterhin unter Spannung stehen.
    Diese so genannte „Restspannung“5 beträgt, je nach Örtlichkeit, zwischen 2.000 Volt und
    7.000 Volt. Um auch diese Restspannung abzuleiten, muss die Anlage daher zusätzlich geer-
    det werden."
    Auch durch Spannungsverschleppung (z. B. durch im Unglücksbereich stehende Lokomotiven) können nicht geerdete Oberleitungen - obwohl eigentlich abgeschaltet - Spannung führen.

    Und nicht nur der eigentliche Fahrdraht führt (im eineschlateten Zustand) Strom, sondern das gesamte Tragwerk. Also alle Halter, Bügel, das gesamte Kettenwerk. Bis zu den Isoltaoren.

  7. 17.

    Man sollte sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, man könnte herausfallen!
    Eine herabhängende Oberleitung, die nicht freigeschaltet und Bahngeerdet ist, ist immer als spannungsführend zu betrachten. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine gerissene Leitung durch Kurzschluss spannungsfrei ist. Sie können auch nicht wissen, ob der Triebfahrzeugführer die defekte Leitung gemeldet hat. Schock, bewusstlos? Für die automatische Abschaltung muss der Kurzschlussstrom hoch genung sein

    Im Bereich des Spannungstrichters sind Trippelschritte tatsächlich die einzige Lebensversicherung. Machen sie dort einen großen Schritt, kann der Spannungsunterschied zwischen den Füßen mehrere 100 V betragen. Bereits bei Wechselspannung > 50 V zwischen ihren Füßen besteht die Gefahr eines Stromunfalls.

    https://www.arbeitssicherheit.de/schriften/dokument/0%3A9802527%2C33.html

  8. 15.

    Ich denke mal, dass das Durcheinander bei den Begriffen auch daher kommt, dass allesamt Alle, die einen Zug steuern, als Lokführer bezeichnet werden - sogar diejenigen, die vorn in der S-Bahn sitzen.

  9. 14.

    Wird in allen Unterweisungen so gelehrt. Der Zustand, dass man nicht sicher wissen kann, ob der Fahrstrom abgeschaltet ist, dauert so lange an, bis der Notfallmanager eingetroffen ist, die Abschaltung veranlasst und den Bereich geerdet hat. Wenn es im Zug brennt, hat man diese Zeit nicht. Und dann tut man genau das, was ich eingangs geschrieben habe.

  10. 13.

    Ja wirklich witzig diese alten Vorstellungen...
    Ein guter Rat an alle: Im Zug bleiben, bis das Personal oder Rettungskräfte Entwarnung geben und zur Evakuierung aufrufen! Bei Brand und unmittelbarer Lebensgefahr gilt natürlich immer die eigene Umsicht und Verantwortung bei der Eigensicherung.

  11. 12.

    Raccoon fährt Regionalbahn
    Richtung: Stuttgart

  12. 11.

    Tippelschritte? Natürlich. Der entsprechende OLa-Abschnitt wird schnell abgeschaltet und gut ist. Nicht böse sein, aber sie haben von Bahnstrom null Ahnung.

  13. 10.

    Und noch mehr Glück im Unglück war sicher auch, dass dieser Zug ein Dieseltriebwagen war. Bei nem Elektotriebwagen mit Stromabnehmer, der die durchhängende Oberleitung mitgenommen hätte, wäre sicher mehr Schaden entstanden.

  14. 9.

    Ein Schütz ist keine Sicherung sondern vergleichbar mit einem Relais. Schütze bieten keinen Kurzschlussschutz . Dafür sind weitere Bautele wie zum Beispiel Leitungsschutzschalter notwendig (bei Bahnstrom werden dafür Impedanzrelais verwendet). Bei einem Schütz schaltet ein Steuerstromkreis einen Laststromkreis. Ein Schütz kann sehr hohe Lasten schalten, durch den Steuerstromkreis ist er fernsteuerbar bzw. kann er autamtisiert geschaltet werden.

    Merke: ein Schütz ohne zusätzliche Sicherung schaltet keinen Fahrstrom ab. Für die Auslösung von Sicherungen, die ein Abfallen von Schützen bewirken muss ein Kurzschluss mit einer Mindeststromstärke vorliegen. Fällt eine Oberleitung auf z. B. trockenen Sandboden, ist es möglich, dass kein Kurzschluss vorliegt und der gerissene Fahrdraht weiter unter Spannung steht.

    Solange es keine wirksame Bahnerdung gibt und der Notfallmanger nicht vor Ort ist, sind gerissene Oberleitungen immer als spannungsführend anzusehen. Es besteht Lebesgefahr!

  15. 8.

    Es hatte keiner vor auszusteigen!
    Der Böschungsbrand ist von alleine ausgegangen und zum Glück waren die Verletzungen der beiden nicht schlimm. Jeder der den Aufschlag ( Knall ) mitbekommen hat, den Funkenflug , aufflammen der Notbeleuchtung , Gefahrenbremsung und den Rauch in der Kabine war erstmal kurz baff. Zum Glück war ein zweiter Lokführer ( auf dem Weg zur Arbeit ) mit an Bord der sich um den Zug gekümmert hat. Die Fahrgäste waren alle besonnen.

  16. 7.

    "Den Angaben zufolge prallte die Oberleitung gegen 5 Uhr gegen die Lok-Frontscheibe"

    Die NEB hat keine Lok-Wagen-Züge, wie auf dem Bild ersichtlich ist das ein Talent-Dieseltriebzug, der hat logischerweise keine Lok. Und hätte er eine, würde die Zugbegleiterin kaum mit auf dem Führerstand sein...

  17. 6.

    Und ich sag immer: umsiedeln, bitte umsiedeln. So haben dann auch alle was davon. Der Waschbär ist eben auch ein Naschbär. RIP Peterle.

  18. 5.

    Naja, an beiden Antworten ist was wahres dran. Natürlich schaltet eine Überwachung die Leitung aus. Da die meisten Kurzschlüsse sich selbst erledigen (Vogel, Ast, Waschbär fällt runter), wird nach kurzer Zeit die Leitung mit Prüfstrom durchgecheckt und dann bei positivem Ergebnis wieder eingeschaltet. Wenn die Leitung runterhängt ohne Berührung, oder auf Kunststoff ect. liegt, kann es passieren, daß dann Spannung anliegt. Daher Zug in so einem Fall nie verlassen. Schützender Faradayscher Käfig.

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