Reaktion auf Sprengungen von Automaten - Berliner Volksbanken schließen SB-Filialen in der Nacht

Mi 12.04.23 | 11:01 Uhr | Von Yasser Speck
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Archivbild: Berliner Volksbank in der Schloßstrasse, Berlin Steglitz. (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.04.2023 | Yasser Speck | Bild: dpa/Schoening

Noch nie sind so viele Geldautomaten in Deutschland gesprengt worden wie im Jahr 2022. Es knallte fast 500 Mal. Die Politik hat nun Banken und Sparkassen aufgefordert, ihre Automaten besser zu schützen. Die reagieren nun - teilweise. Von Yasser Speck

In Deutschland werden immer mehr Geldautomaten gesprengt. Im vergangenen Jahr waren es fast 500. Die Berliner Volksbank schließt nun ihre Selbstbedienungsfilialen in der Nacht.

"Ab April nehmen wir eine flächendeckende Schließung unseres gesamten Standortnetzes zwischen 23 Uhr abends und sechs Uhr morgens vor", sagte Mathias Paulokat von der Berliner Volksbank rbb|24. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur konkretisierte das Unternehmen, 180 von 270 Geldautomaten seien von den nächtlichen Schließungen betroffen.

Auch die Mittelbrandenburgische Sparkasse hat Schutzvorkehrungen getroffen: "Wir tun natürlich alles, was wir tun können, um unsere Einrichtung zu schützen", sagt Sprecher Robert Heiduck. Dazu gehöre, dass Geldautomaten abends geleert werden, wenn "die konkrete Gefährdungslage das nahelegt". Zudem werde in solchen Fällen nachts der Zugang zu den Automaten verwehrt.

Die Berliner Sparkasse teilte am Mittwoch mit, sie investiere schon lange in Sicherungsmaßnahmen. Diese seien individuell an die Gegebenheiten an den einzelnen Standorten angepasst.

Sprengungen werden immer gefährlicher

Die Diebe gehen bei ihren Raubzügen immer rücksichtsloser vor, sagt die Polizei Berlin. Früher hätten sie die Geldautomaten mit einem Gasgemisch gesprengt. Heute würden sie immer häufiger festen Sprengstoff nutzen. Für Mitmenschen, die sich in der Nähe aufhalten, kann das sehr gefährlich werden.

In Berlin wurden nach jüngsten Angaben der Polizei zwischen 2018 und März 2023 knapp 100 gesprengte Automaten registriert. Etwa jede dritte Sprengung war demnach erfolgreich und die Diebe kamen mit der Beute davon. Wo genau die Diebe zuschlagen, könne die Polizei nicht sagen. Es sei kein klares Raster erkennbar, hieß es.

Bunker und Farbbeutel bieten Schutz

Es gibt mehrere Arten und Weisen, einen Geldautomaten vor Sprengungen zu schützen. Einige Banken bauen regelrechte "Bunker" um ihre Geldautomaten herum. Diese "Bunker" sehen aus wie Litfaßsäulen und sind aus massivem Beton.

Eine weitere Schutzmethode sind Farbbeutel. Die werden in Geldautomaten eingebaut. Wenn ein Dieb den Automaten dann sprengt, spritzt die Farbe über das Geld und entwertet es. Die Farbe macht es unmöglich, das Geld bei einem anderen Automaten einzuzahlen und markiert es als Diebesgut.

Über 55.000 Geldautomaten in Deutschland

In den Niederlanden gibt es bereits ein Gesetz zum Schutz der Geldautomaten. Dort müssen Geldautomaten verpflichtend mit Farbbeuteln oder Klebstoff ausgestattet sein. Allerdings ist so ein Gesetz in den Niederlanden einfacher umzusetzen. In den Niederlanden gibt es 800 Geldautomaten. In Deutschland über 55.000. Hierzulande wäre ein solches Gesetz auch eine Kostenfrage. Wer zahlt für den Umbau der Geldautomaten?

Bund und Länder sehen die Banken und Sparkassen in der Pflicht. Sie wollen die Geldinstitute zur Not auch per Gesetz dazu zwingen, den Schutz der Geldautomaten auszubauen. Das vermeldet die Presseagentur Reuters.

Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz

Cornelia Schulz, Deutsche Kreditwirtschaft

Eine einheitliche Lösung gibt es nicht

Die Banken und Sparkassen fühlen sich mit dem Schutz der Bankautomaten allein gelassen. "Es ist schwer nachzuvollziehen, dass die alleinige Verantwortung für die Verhinderung von Sprengungen bei Banken und Sparkassen liegen soll", sagt Cornelia Schulz von der Deutschen Kreditwirtschaft.

Die Sicherung der Bargeldinfrastruktur würde nur im Zusammenschluss mit Politik und Strafverfolgungsbehörden gelingen, so Schulz weiter. "Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz und wird der grundsätzlichen Aufgabenverteilung in unserem staatlichen Gemeinwesen nicht gerecht."

Sie spricht sich außerdem gegen eine einheitliche Präventivmaßnahme aus. Die Maßnahmen müssten sich an den Geldautomatentypen und den Standorten richten. Es mache einen großen Unterschied, ob ein Automat in einem Flughafenterminal oder in einem Industriegebiet steht.

Sendung: rbb|24 Inforadio der Nachmittag, 11.04.2023, 16:07 Uhr.

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Beitrag von Yasser Speck

63 Kommentare

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  1. 63.

    "Die reagieren nun - teilweise." ... Die Banken. Die Reaktion gleicht doch mehr einem bockigen Kleinkind. Wenn mein Enkel nicht wollte, machte der auch "zu".
    Leistungsfähige Sicherungseinrichtungen sind vorhanden. Es grenzt doch schon an grobe Fahrlässigkeit relative hohe Geldbeträge ungesichert und öffentlich in Geräten zu lagern, die dem Sicherheitsstandard einer Konservendose entsprechen.

  2. 62.

    Einen ähnlichen Einbruch durch die Wand gab es schon mal in Berlin. Jeder kennt Stemmgeräusche oder Bohrlärm wenn der Mitbewohner im Mehrfamilienhaus handwerkelt. Aber wo kommt das her ? Sensoren hinter den Schließfächern oder einfach in der Wand registrieren diesen Lärm oder Schwingungen und sind weiter leitbar bis ins nahe Polizeiobjekt. Die Gegebenheiten dort im Schutz der Stadtmauer schluckten jeden Lärm und dann die "beste Einbruchszeit" nach einem Feiertag ganz früh. Die Schurken müssen sich gut ausgekannt haben. Ich selbst habe da große Hoffnung, dass alles aufgeklärt wird und dicke Bestrafung folgt.

  3. 61.

    Dazu muss es aber erstmal Filialen der Geldinstitute mit Öffnungszeiten geben. Die sind in den letzten 20 Jahren rar geworden. Und wenn es denn welche gibt, sind die Öffnungszeiten so arbeitnehmerfreundlich wie bei der Berliner Sparkasse: Montag, Mittwoch, Freitag: 9:30 bis 15:00 Uhr, Dienstag und Donnerstag: 9:30 bis 18:00 Uhr. Unerwartet sollte man da kein Bargeld benötigen, denn der Gang in die Filiale will gut geplant sein, wenn man nicht Rentner, Hausfrau oder arbeitslos ist.

  4. 60.

    Ja ich gehöre zu den Glücklichen, die nur 23 Std. am Tag arbeiten, habe also an Werktagen immer eine Std. Zeit zum Geld abheben. Merkste selber wa..

  5. 59.

    Allein der Datenschutz ist in Deutschland praktizierter Täterschutz. Ich darf keine Kamera auf den schon vier Mal Vandalismus zum Opfer gefallenen Papiercontainer richten, weil ein Stück Bürgersteig dabei. Ich darf keine Fotos von rücksichtslos falsch geparkten Autos machen und einer Anzeige beifügen. Ich bewege mich mit dem Einsatz einer Dashcam technisch in einer Grauzone (weil praktisch keine Kamera die überzogenen Forderungen erfüllt). Und wenn ich die Cam im Stand laufen lasse und so einen Parkrempler mit Unfallflucht überführen helfe, gibt es automatisch eine Strafe wegen unerlaubter Kameraüberwachung. In allen Fällen ist also der Datenschutz Grund für eine Strafbarkeit der Beweisbeschaffung, selbst wenn die Beweise schließlich verwendet werden (dürfen, also im Gegensatz zu illegal beschafften Beweisen bei der Strafverfolgung).
    Dann eine ganze Branche, die notorische Raser mit Winkelzügen vor gerechter Strafe schützen will und dabei richtig gut verdient.
    Noch mehr Beispiele?

  6. 57.

    Es ist eine zulässige Aussage, also was wollen Sie? Die Ansicht ist legitim, auch wenn man sie selbst nicht teilt. Es ist nun mal leider auch Realität, dass die deutsche Justiz immer mehr Chancen einräumt, statt konsequent durchzugreifen und damit kriminelle Karrieren frühzeitig zu durchbrechen. Strafen auf Bewährung selbst bei schweren Straftaten sind leider keine Ausnahme und werden von vielen Tätern als Freispruch zweiter Klasse bewertet. Es muss nun wahrlich nicht immer gleich eine Gefängnisstrafe sein, aber es gibt durchaus Sanktionsmaßnahmen, die eine Konsequenz aufweisen und nicht nur zum zweiten, dritten, vierten Mal den erhobenen Zeigefinger zeigen nach dem Motto "Beim nächsten Mal droht aber wirklich Gefängnis".

  7. 56.

    Hier spricht sich ein "Schlaumeier" aus, der ist hier zu hause, hat kein Problem zu Öffnungszeiten in seiner Bank die benötigte Geldmittel abzuheben, eben ein bodenständiger und unflexibler Mensch.

  8. 55.

    Lorenzo schrieb „ Vor allem wissen Kriminelle, dass es in Deutschland eine große und stets agitierende Täterschutz-Lobby gibt, und viele Bürger deren Theorien auch noch nachplappern.“

    Und Sie verteidigen diese Aussage? Ernsthaft? Das ist doch eine Verschwörungstheorie vom allerfeinsten. Fehlt noch die dazu passende Richterschelte und Sie wissen, aus welcher Ecke das kommt. AfD Geschwätz.

  9. 54.

    Als es noch keine Geldautomaten gab, wurde überwiegend nur mit Bargeld bezahlt. Das Geld konnte man zu den Öffnungszeiten der Geldinstitute abheben.
    Auch da funktionierte die Welt und keiner ist wegen fehlendem Bargeld verhungert.
    Vieles ist auch nur eine Sache der persönlichen Bequemlichkeit und Planung.

  10. 52.

    Unser Vielnamenkommentierer verortet hier Alles und Jeden in der rechtsextremen Ecke, weil er mit Argumenten ja nicht gegenhalten kann. Auch der Vorwurf der Lüge ist ein absolut sicheres Indiz, dass jemand vollkommen richtig liegt.

    Sie haben absolut Recht, die Mehrheit der hier Kommentierenden sind politisch definitiv mittig einzuordnen, ein paar konservativ und es gibt die immer gleichen weit links verorteten. Soll doch jeder politisch das glauben, was er will. Nur dann eben auch nicht über die Auswirkungen dieser bevorzugten Politik beschweren und gleich gar nicht Kritik daran in die rechte Ecke stellen - die Rechten haben damit nichts zu tun, das waren in dem Fall die Anderen. Davon ab: Rechtsextremes Gedankengut wüsste die Moderation schon zu verhindern. Allein, dass dieser unsinnige Vorwurf wiederholt freigeschaltet wird, zeugt auch schon wieder von Größe.

  11. 50.

    Heute mal Max aka Jan aka Tom aka ... schwingt schon wiedermal der Nazi-Keule.
    Da fragt man sich doch, was ist mit dieser Person los, wenn schon bei einem Thema " Automatenstrengungen" zu kruden Ausbrücken kommt. Ist das schon pathologisch krankhaft?
    Gibt da noch Hoffnung auf Hilfe?

  12. 49.

    Ach jetzt ist man nicht nur rechts sondern schon rechtsextrem, wenn man harte Strafen für Kriminelle fordert?
    Ich verorte mich politisch in der Mitte.
    Wenn die Masse dem Grünen Mainstream hinterherschwimmt, kann ich nichts dafür.

  13. 48.

    An alle,welche nach 20.00 Uhr nach Geld vom Autmaten schreien: Denkt mal darüber nach,ob euer Geschrei Sinn . Wer achts unterwegs ist,weiß vorher,ob er Bargeld braucht oder nicht.Vielleicht vorher mal nachdenken.Es gab einmal einen Spruch: " Erst Gehirn einschalten,danach erst anfangen zu reden(oder meckern).

  14. 47.

    "Vor allem wissen Kriminelle, dass es in Deutschland eine große und stets agitierende Täterschutz-Lobby gibt, und viele Bürger deren Theorien auch noch nachplappern."

    SIE sind es der diesen Blödsinn ständig von Rechtsextremen nachplappert, zu denen sie ohnehin eine starke geistige Nähe aufweisen.

  15. 46.

    Anstatt durch den Einbau von Sicherheitssysteme in den Geldautomaten, wie zum Beispiel durch den Einbau von Farb- Kartuschen, die bei Gewaltanwendung das Geld sofort unbrauchbar machen zu investieren, wird lieber der Service für die,, geschätzten " Kunden noch mehr einschränkt !

  16. 45.

    Ja - nee iss klar und ich muss mal herzlich Lachen. Da hat mich wohl dieser automatische "Wortfinder" überrollt. Davon abgesehen - find ich die dann auch Gut, diese Sonnen-Automaten anstatt so einen Automaten..... Cool

  17. 44.

    Ja, genau! Nur wenige Sensoren! Aber wer stattet schon einen alten Tresor neu aus? Könnte 20.000€ kosten. Der wird rausgeklemmt.
    Und die Schließfächer sind ja schließlich versichert…..
    —> Sparen bei der Sparkassen plus Insiderwissen. 2 menschliche Fehler.

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