Amtsgericht Berlin-Tiergarten - Prozess um mutmaßlich rassistischen Angriff auf 17-Jährige startet erneut

Mo 03.04.23 | 18:10 Uhr
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Nebenklägerin Dilan sitzt am 16.01.2023 beim Prozessauftakt nach einem rassistischem Angriff auf sie im Saal 501 des Kriminalgerichts Moabit (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.04.2023 | Oda Tischweski | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Der Fall sorgte für Entsetzen in ganz Berlin: Im vergangenen Jahr sollen sechs Männer und Frauen eine damals 17-Jährige rassistisch beleidigt und angegriffen haben. Nun beginnt der Prozess gegen die sechs. Die wiesen die Vorwürfe von sich.

Im Fall eines mutmaßlich rassistisch motivierten Angriffs auf eine türkischstämmige Jugendliche in Berlin-Prenzlauer Berg hat am Montag der Prozess gegen drei Frauen und drei Männer im Alter von 25 bis 55 Jahren begonnen.

Unter Tränen berichtete die heute 18-jährige Dilan vor dem Amtsgericht Tiergarten, sie sei im Februar 2022 in einer Tram immer wieder beschimpft worden. Nach dem Aussteigen habe eine der Angeklagten sie geschlagen und an den Haaren gezogen. "Es ist Rassismus", sagte die Abiturientin, die zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat noch minderjährig war. Wegen des mutmaßlichen Angriffs habe sie bis heute Angst und Alpträume.

Anklage wegen Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung

Den sechs Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft nun Beleidigung, Bedrohung sowie gefährliche Körperverletzung und Beihilfe dazu vor. Zwei 34 und 25 Jahre alte Frauen sollen die Jugendliche in der Tram rassistisch angepöbelt haben. Nach dem Verlassen der Bahn soll die 34-Jährige mit einer 55 Jahre alten Angeklagten die 17-Jährige körperlich attackiert und verletzt haben. Mitangeklagte Männer sollen die Frauen angefeuert, sich so der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht haben.

Angeklagte weisen die Vorwürfe zurück

Am Montag wiesen die sechs die Vorwürfe gänzlich oder weitgehend zurück. "Die Aggression ging von ihr aus", sagte ein 43-jähriger Angeklagter. Die Jugendliche habe sich beschwert, dass zwei seiner Begleiterinnen keine Maske getragen hätten und sei dabei laut geworden. Als er dazwischen gegangen sei, habe die damals 17-Jährige ihn "gezielt auf den Rücken geschlagen". Eine 55-jährige Angeklagte erklärte über ihren Verteidiger, sie hätten einen Geburtstag gefeiert und seien sehr betrunken gewesen. Es sei zu einem verbalen Streit gekommen. Sie habe jedoch mit dem Geschehen nichts zu tun gehabt.

Urteil noch diesen Monat erwartet

Der Prozess soll am 17. April fortgesetzt werden. Dann wird auch das Urteil erwartet. Ein erster Prozessanlauf vor dem Amtsgericht Tiergarten war im Januar gescheitert, weil ein Angeklagter wegen einer Erkrankung nicht erschienen war.

Die Tat hatte im Februar vorigen Jahres für großes Aufsehen gesorgt - nicht zuletzt deshalb, weil die Polizei die Ursache des Angriffs zunächst falsch dargestellt und in einer Mitteilung geschrieben hatte, Auslöser des Konflikts sei gewesen, dass die Frau keine Corona-Maske getragen habe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.04.2023, 16:30 Uhr

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18 Kommentare

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  1. 17.

    Ja das kann sein. Dass Sie nicht sehen wo die AfD rechts ist. Und dann natürlich schon gar nicht, wo die CDU (-Anhängerschaft)es ist.
    Da müssen Sie aber mal in sich gehen weshalb Sie diesem Irrtum unterliegen. Das angeblich im Einwanderungsland Deutschland immer die Einwanderer Integrationsverweigerer sind.
    Zudem ist ja unter Rechten recht üblich, sich selbst gar nicht rechts zu finden. Sondern eben..."normal"
    Das ist aber ein Irrtum. Wer einfach nicht wahrhaben will wo seine Defizite liegen, sondern offensiv so tut als habe er keine Intergrationsleistung zu erbringen, weil ja die anderen die "Gäste" sind, der erkennt natürlich sein Problem nicht. Und wie ER ein Problem in einem Einwanderungsland ist.

    Aber schauen Sie - zur Überprüfung - ob Sie das so gar nicht rechts finden:
    https://www.zdf.de/filme/dokumentarfilm-in-3sat/eine-deutsche-partei-102.html

  2. 16.

    So schnell wird aus einer Diskussion über einen offensichtlich fremdenfeindlichen Vorfall ein selbstmitleidiges Gejammer.

    "Warum diffamiert man diese Partei so extrem. Ich kann nicht sehen das diese Rechts sind."

    Täter-Opfer-Umkehr in Reinkultur.

  3. 15.

    Warum immer die AfD, bitte nicht vergessen, der größte Teil der Mitglieder sind ehemalige CDU Mitglieder gewesen. Warum diffamiert man diese Partei so extrem. Ich kann nicht sehen das diese Rechts sind. Die legen halt mal die Finger in die offene Wunde. Und leider gibt es in Deutschland genug offene Wunden. Wo die Vorgängerregierung und auch die jetzige nicht in der Lage waren bzw sind diese zu lösen.

  4. 14.

    Was für merkwürdige Freunde Sie doch haben !
    Aber wen wundert‘s, bei Ihren Beiträgen.

  5. 13.

    Diese Gewalt kennen wir aber allzugut von den Schulen. Wir hatten ja erst in der letzten Zeit das Thema Mobbing gehabt. Und da schreitet auch kaum einer ein. Weil er dann damit rechnen muss das nächste Opfer zu sein.

  6. 12.

    @Peterle: "110 informieren." Und das dann auch laut von sich geben! Das hat mir bzw. entsprechenden Opfern schon des öfteren geholfen, ohne dass ich mich selbst mit meinen Fäusten ins Getümmel stürzen musste. Bei einer solchen Ansage (z.B. "Die Polizei ist schon unterwegs!") hauen die Angreifer/innen meistens ganz schnell ab.

  7. 11.

    Warst du dabei das du dir ein Urteil bilden kannst. Leider sind die Öffentlichen auf diesem Gebiet nicht objektiv und berichten sehr einseitig.

  8. 10.

    "Verpiss dich aus meinem Land" und "Du bist nur Gast in diesem Land!" wurde laut Zeugen von den Angeklagten gesagt.
    Schon klar, dass man als Blauer Wähler, sowas nicht als Rassismus ansieht.
    Was ist eigentlich schief gelaufen, dass man so einen Kommentar schreibt?

  9. 9.

    "Die Aggression ging von ihr aus" Was für Lügner. Hatte selber im Freundeskreis auch schonmal so einen Fall, die Täter hatte dort auch versucht die Schuld umzudrehen.

  10. 8.

    "Steffen" war nicht nur dabei, "Steffen" ist immer vorneweg wenn es darum geht Rechtsextreme und deren Taten zu verharmlosen.

  11. 7.

    "Das Opfer wäre auch ohne körperliche Blessuren aus der Situation gekommen. [...] Aber dieser Vorfall ist nur bedingt geeignet, Rassismus in der Mitte der Gesellschaft zu verorten. Und gleich gar nicht ist er dazu geeignet, nachzuweisen, Andere hätten weggesehen."

    Sie waren also dabei. Dann sollten Sie sich als Zeuge zur Verfügung stellen, statt hier zu tönen.

  12. 6.

    Die Tatsachen, die den Vorgang nicht im gewünschten, dem Narrativ zu 100% entsprechenden Licht erscheinen lassen, werden hier ohnehin nicht veröffentlicht. Das Opfer wäre auch ohne körperliche Blessuren aus der Situation gekommen. Deshalb erwarte ich mir vom Prozess nicht all zu viel, die Strafe wird wohl eher gering ausfallen. Damit rechtfertige ich keinerlei Gewalt, ganz im Gegenteil. Aber dieser Vorfall ist nur bedingt geeignet, Rassismus in der Mitte der Gesellschaft zu verorten. Und gleich gar nicht ist er dazu geeignet, nachzuweisen, Andere hätten weggesehen.

  13. 5.

    Wieso ist das eine Schande für uns alle das ist höchstens eine Schande für die die dabei waren. Nicht jeder sieht weg vielleicht war ja kein Mensch in der Nähe. Ich schäme mich jedenfalls nicht aber sie können sich ja gerne schämen auch wenn sie nicht dabei waren.

  14. 4.

    Die zwei angeklagten Gewalttäterinnen, die vom Alter her Mutter und Großmutter des Opfers sein könnten, bekommen bei erwiesener Schuld hoffentlich eine angemessene Strafe für ihr asoziales Verhalten. Und auch die damals anfeuernden Gruppenmitglieder sollten entsprechend zur Verantwortung gezogen werden.

  15. 3.

    Ist eine Schande, aber was soll gemacht werden bei sieben Personen, entweder unterlassene Hilfeleistung oder Eigensicherung oder Streitschlichter liegt im Krankenhaus? 110 informieren.

  16. 2.

    Bin gespannt, was an der Geschichte dran ist. Zeugen scheint es nicht zu geben, alleine die medienbewußte 17 jährige Jugendliche konnte selbst mit ihrem Handy den Vorfall ausführlich filmen.

  17. 1.

    Mit Sicherheit wird eine Siebzehnjährige keine 6 Erwachsene angegriffen haben haben! Aber sechs Menschen gegen einen Menschen und keiner schreitet ein … was für eine Schande! Eine Schande für uns alle.

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