Start des Sommersemesters - Viele Studierende in Berlin suchen noch nach einer Wohnung

Mo 17.04.23 | 11:47 Uhr
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Symbolbild: Blick in eine studentische Wohngemeinschaft in Berlin. (Quelle: dpa/J. Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.04.2023 | Silke Mehring | Bild: dpa/J. Kalaene

Die Wohnungsnot in Berlin trifft auch die Studierenden: Zum Start des Sommersemesters sind Hunderte noch ohne feste Bleibe. Die Wartezeit bei Wohnheimen beträgt drei Semester. Für viele bleiben nur kostspielige Alternativen.

Zu Beginn des Sommersemesters suchen viele Studierende in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung. Zum 1. April haben sich mehr als 1.700 Studentinnen und Studenten auf einen der insgesamt rund 9.000 Studentenwohnheimplätze beworben, wie eine Sprecherin des Studierendenwerks am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Die Wartezeit betrage mindestens drei Semester, hieß es. Etwas mehr als 4.600 Menschen stehen den Angaben zufolge derzeit auf der Warteliste (Stand 11. April). Auch die Wohnanlagen der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee, die über knapp 1.190 Plätze verfügen, sind nach Angaben einer Sprecherin alle belegt. In Berlin studieren etwa 200.000 Menschen.

Berlin hat die zweitteuersten WG-Zimmer - nach München

"Die Leute sind wirklich unglaublich verzweifelt", sagte Öffentlichkeitsreferentin Leah Strauß vom Referent_innenrat der Humboldt-Universität, der die Interessen der Studierenden vertritt. Weil es zu wenig Wohnraum gebe, müssten viele vorübergehend in Hostels übernachten oder einen Mietpreis von bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Einkommens in Kauf nehmen.

Hinzu kommen die hohen Preise. Ein Zimmer kostet im Sommersemester 2023 im Schnitt 640 Euro, wie das Moses-Mendelssohn-Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de vor wenigen Wochen in einer Studie veröffentlichte. Das seien 140 Euro (plus 28 Prozent) mehr als noch vor zwölf Monaten, hieß es damals. Berlin sei damit die zweitteuerste Stadt nach München.

Forderung nach Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale

Strauß zufolge geraten viele Studierende dadurch in prekäre Situationen. "Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen, einfach weil sie nicht anders eine Wohnung finden." Am schwersten hätten es ausländische
Studierende, deren Not von Vermietern durch überteuerte Angebote ausgenutzt werde.

Strauß fordert unter anderem eine Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale, die derzeit bei 360 Euro liegt, und mehr bezahlbaren Wohnraum.

Um Abhilfe zu schaffen, sollen den Angaben der Senatsverwaltung für Wissenschaft nach bis 2026 rund 4.560 studentische Wohnheimplätze gebaut werden.

Sendung: rbb 88,8, 17.04.2023, 10:30 Uhr

46 Kommentare

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  1. 45.

    Korrekt - aber die Wahl des Studienortes muss auch bedacht sein - allein nur deshalb da zu studieren, wo es angesagt ist, sollte nicht im Fokus sein. Eine Freundin hat zwei Jahre gewartet, weil sie nicht nach Jena wollte und die Wartezeit gerne in Kauf genommen hat, da der Studiengang hier voll war, vor allem mit Leuten aus der Thüringen und Hessen, obwohl an deren Standorten Plätze angeboten wurden. Meine Ausbildungen habe ich alle in Berlin absolviert, blieb bei den Eltern bzw. hatte das Glück einer sehr günstigen Wohnung und die große Welt stand mir danach auch offen. Die Ansprüche sind zu hoch und daher die Probleme meist künstlich produziert. ISt doch schade drum, oder?

  2. 44.

    Alles richtig. Aber dafür sollte man doch besser gut ausgebildet sein. Sonst heißt es wieder, dass unsere Politiker keine Ahnung haben. Aber für eine gute Ausbildung müssen eben auch die Grundlagen vorhanden sein. Und dazu gehören u.a. auch bezahlbare Unterkünfte für Studierende, in denen sie in Ruhe lernen bzw. mit ihren Kommilitonen zusammenarbeiten können. Nur so kann ein Studium innerhalb eines gesteckten Rahmens erfolgreich abgeschlossen werden.

  3. 43.

    Das ist an sich korrekt, jedoch wäre es dann nicht zielführender, wenn die Betroffenen anstatt immer dem Staat die Schuld in die Schuhe zu schieben, sich dann beruflich engagieren oder in die Politik gingen, um diese Mißstände abzustellen? Nur zu lamentieren ist bequem, es, ob besseren Wissens in der Menge der Leute nicht zu tun, ist doch dann als eigenes Versagen solcher Generation zu verorten.
    Ich bin aus der freien Wirtschaft in eine Bundesbehörde gegangen und kann da, auch wenn es zuviele Regularien gibt, die mitunter hinderlich sind, mich einbringen und etwas voranbringen, was die Vorgesetzten goutieren und auch mittragen, um es anderen nach mir/uns etwas leichter zu machen. Immer nur hinzuweisen bringt´s nicht. Man muss auch Willens sein, etwas zu machen.... auch wenn es viel Geduld erfordert.
    P.S.: ich bin auch komplett analog aufgewachsen, kenne die aktuellen Umstände, weise immer gerne darauf hin, aktiv mitzuwirken, ohne immer auf den Staat zu zeigen!

  4. 42.

    Unser Bildungssystem ist von der Kita bis zur Uni marode. Es ist die Aufgabe des Staates, dich darum zu kümmern, und weder Aufgabe der Eltern noch der Studierenden.

  5. 41.

    Ich finde das wirklich merkwürdig, dass Studenten als solche immer das angeblich präferierte Partymachen vorgeworfen wird. Im Sinne von: die wollen im Grunde gar nicht studieren. Die wollen keine Steuern zahlen und sind eigentlich zu faul zum arbeiten. Außerdem fahren die alle mit den Fahrrädern auf Bürgersteigen und fahren mindestens zu zweit auf diesen doofen Mietrollern.
    Und wenn jetzt noch der Vorwurf fallen würde, sie hätte zu lange Haare und sollten besser mal zum Frisör gehen, sind wir endgültig im Spießertum der Fünfziger/Sechziger angekommen.

  6. 40.

    @P21W
    Ich entstamme einer Generation, in der man seine Abschlussarbeiten mit der Schreibmaschine geschrieben hat. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Universitäten stellen befristete Verträge mit geringer Bezahlung aus. Oft arbeiten Teilzeitkräfte Vollzeit, denn auch an der Uni sind bezahlte Stellen rar, während mehr als genug Arbeit vorhanden ist. Und die jungen Leute schreiben an ihrer Doktorarbeit, während sie für die Person arbeiten, die der Steigbügel für ihre Karriere ist. Sie haben oft zugleich noch einen weiteren Job, um finanziell über die Runden zu kommen und vielleicht auch etwas Erfahrung in Einsatzgebieten außerhalb der Uni zu sammeln. Ich rede hier von Menschen, die z.B. später Lehrer ausbilden oder medizinische Forschung betreiben sollen. Die sollen uns einmal voranbringen, aber dafür müssen auch ordentlich e Grundlagen geschaffen werden. Das reicht von bezahlbaren Unterkünften für Studierende bis zu Laborausstattungen. Unser Bildungssystem ist einfach marode.

  7. 39.

    Warum müssen alle in Berlin studieren ?? Greifswald ist leer, Frankfurt Oder, Cottbus.. Ich lebe selbst in einer WG, da gibts einen Studenten aus Heidelberg und aus Münster hatten wir auch schon jemand. Warum? Wer Party machen will, der sollte nicht jammern, dass andere ihm das am besten noch für lau, ermöglichen. Ich habe kein Verständnis dafür. Auch nicht für jene, die sich über Gentrifizierung aufregen aber selber Zugezogene sind. Und schaue ich mir die politischen Verhältnisse und Wahlergebnisse in den Bezirken an, die am meisten darüber klagen, dann sehe ich, dass dort genau die Gruppen in Mehrheit leben, die darüber klagen. Also wer gentrifiziert denn da wirklich?

  8. 38.

    Nun geben Sie mal nicht dem Staat die Schuld. Das ist immer so bequem, die Schuld nur bei anderen zu suchen, aber sich selbst nicht ansatzweise zu reflektieren.

  9. 37.

    Zählen Sie sich dazu? Dann hätten Sie eventuell etwas falsches gelernt. Freies Land, freie Welt, freie Wahl des Berufs - es gibt genügend Beispiele von Menschen, die umgesattelt haben. Aber wer natürlich an seinem Beruf zeitlebens festhält, sollte sich hinterfragen, warum der/diejenige im selbstgewählten "Prekariat" festhängt. Ich habe es gemacht und bin seit einigen Jahren nicht mehr in meinem Job tätig, habe es nie bereut.

  10. 36.

    Glück gehabt ist richtig. Finde es wirklich gut, dass du dir dessen Bewusst scheinst.

    Es geht leider bei weitem nicht allen so. Wir zahlen noch bis Ende 30 fleißig ab bevor wir anfangen können zu sparen.

    Viel Erfolg

  11. 35.

    Hat nichts mit den Flüchtlingsströmen zu tun.

  12. 34.

    Immanuel das stimmt so nicht ganz und das ist auch kein Verschwörungswahnsinniger Unsinn, Boris Palmer OB von Tübingen, den kennen Sie ja hoffentlich,sagte in einem Interview ,das er gesetzlich dazu verpflichtet ist Wohnungen für Geflüchtet in seiner Stadt zu bauen. Viele Menschen haben ihn darauf angesprochen warum nicht mehr sozialer Wohnraum geschaffen wird ,denn auch in seiner Stadt sind viele Menschen darauf angewiesen und das war seine Antwort darauf. Bevor er diesen schafft muss er 1300 Wohnungen für Geflüchtet bauen. Kein Unsinn sondern zum Teil Realität.

  13. 33.

    Wenn Sie wirklich wissen wollen, wie der deutsche Staat mit denen von Ihnen als „so genannte Fachleute“ bezeichneten Menschen umgeht, dann googeln Sie einfach mal „akademisches Prekariat“. Wenn Sie das gelesen und verstanden haben, können Sie mitreden.

  14. 32.

    Was soll ich jetzt auf diesen Quark antworten?
    Oder soll ich es so deuten, dass Sie keine ausländischen Studenten wollen?

  15. 31.

    Vielleicht sollte man die Unis mal aus der Stadt verbannen, dann haben wir ein Problem weniger. Oder zumindest nur die studieren lassen, die hier auch wohnen.

  16. 30.

    Meine Eltern hatten nicht so ein tolles Studentenleben wie ich.

    Flüge, Reisen, die Welt - alles stand mir offen, ohne große finanzielle Einschränkungen.

    Ich hatte ein tolles Studentenleben, brauchte danach erstmal einige Jahre für mich.

    Bin nach Spanien, reflektieren. Erkennen, was ich vom Leben will.

    Erkenntnis: Die Vorteile des Studentenlebens weiter nutzen, also Freiheit, Reisen.

    Ich gehe Gelegenheitsjobs nach, es reicht für mich, wohne aber nicht in Berlin.

    Ich kann günstige Flüge nutzen und genieße das Leben weiter, mit eingeschränkter Vogelfreiheit.

  17. 29.

    Im Ausland fallen regelmäßig Studiengebühren an, BRD ist billig.

    Das wird natürlich abgewogen.

    Alles billig wär geil, gell?

  18. 28.

    Guter Vorschlag für Leute, deren Heimatdorf in der Uckermark liegt, während der nächstliegende Studienplatz in ihrer Studienrichtung in Berlin angeboten wird. Die mehrstündige Fahrradtour müsste doch für junge Leute leicht zu schaffen sein. Und wenn man morgens um drei losradelt, sollte man pünktlich um acht zu Vorlesungsbeginn da sein. - Wissen Sie eigentlich auch nur annähernd, wie man zu einem Studienplatz kommt und wie das Uni-Leben abläuft?

  19. 27.

    Stimme Dir zu, man schreibt sich bei der Uni ein und dann ist das Leben nur noch Party und die Bildung versagt so sehr, das man für Populismus anfällig wird und benutzt wird für Grüne/Linke Ideologie

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