Jugendkonferenz Tincon - "Junge Menschen müssten mehr über Steuern oder Online-Banking wissen"

Do 08.06.23 | 13:35 Uhr | Von Nina Wilker
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Besucherinnen schauen sich bei der TINCON 2023 in Berlin eine App auf ihren Smartphones an.(Quelle:TINCON/Gregor Fischer)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.06.2023 | Nora Wilker | Bild: TINCON/Gregor Fischer

Erwachsene haben hier nichts zu suchen: Auf der Tincon tauschen sich junge Menschen an zwei Tagen über Digitales aus. Dabei scheuen sie sich auch nicht davor, ganz reale Probleme ansprechen. Von Nora Wilker

Das Publikum der Berliner Konferenz Tincon [tincon.org] (7. und 8. Juni) ist jung, die Redner:innen auf der Bühne auch. Themen zielgruppengerecht anbieten, funktioniert eben nur auf Augenhöhe.

Katulka ist Content-Creatorin und eröffnete die Jugendkonferenz. Sie beginnt die diesjährige Tincon mit Quizfragen, das Publikum beantwortet die Multiple-Choice-Fragen der Zielgruppe angemessen mit einer Abstimmung via App. Es geht um Themen wie: Was verdient man im Monat als Tierarzt? Was bedeutet der Ausdruck "Dynamic Pricing"? Was ist eigentlich eine Bankenkrise?

Infobox

Als Gen Z werden Personen definiert, die ab Mitte der 1990er Jahre geboren wurden. Sie sind technologie-affin, immer online, gesundheits- und umweltbewusst. Die Gen Z bezichnet die erste Gruppe der Digital Natives und ist der Nachfolger der Generation Y, der Millenials.

Umgang mit Geld auf Tiktok lernen

Ein Fokus der Jugendkonferenz für digitale Themen ist in diesem Jahr das Thema Cash, angelehnt an den Schwerpunkt der großen Schwester-Veranstaltung, der Digitalmesse Republica. Diskutiert wird über Online-Schulden, Inflation oder die Zukunft des Bargelds. Die Studie "Jugend in Deutschland" zeigt, dass jeder fünfte Jugendliche verschuldet ist. Die Content-Creatorin Katulka vom Tiktok-Kanal "Your.Money" sagt: "Gerade junge Menschen müssten mehr über Steuern, Bafög oder Online-Banking wissen".

Sie sagt weiter: "Man lernt das nicht in der Schule. Wir wollen Schüler:innen und Student:innen helfen und zeigen: Was gibt es? Wie macht man das? - Dafür sind wir da. Und wir kennen diese Probleme selber. Deswegen ist es uns wichtig."

"Online ist ein Raum, wo man leben will"

Geld ist aber nicht das einzige Thema der Tincon. Es geht auch um Youtube, Mental Health, Digitalisierung, soziale Netzwerke, Gaming und Politik – Themen, für die sich junge Menschen interessieren, sagt die Programmleiterin Carla Barzen. Ganz allgemein befasst sich die Konferenz mit den Themenfeldern Popkultur, Lifestyle, Tech und Aktivismus.

"Es geht auch darum, online als Raum zu begreifen, der eben auch ein Ort ist, wo man leben und sich aufhalten will. Und es macht total Spaß, mit den jungen Menschen zu überlegen, Hey, wie wollen Sie Ihr Instagram? Wie wollen Sie Ihren Schulchat? Was finden Sie auf Youtube interessant?", sagt Carla Barzen.

Jugendliche und ihre Kultur müssen ernst genommen werden. Das ist Carla Barzen wichtig. Sie kritisiert, dass jungen Leuten beispielsweise vorgeworfen wird, faul zu sein oder sich Arbeit zu verweigern: "Es regt mich sehr doll auf, wie über die Gen Z, über die Generation Z gesprochen wird, vor allem ÜBER sie eben. Angeblich wären sie 'Quiet Quitter' [deutschlandfunkkultur.de] oder sie kleben sich irgendwo fest, und das findet man dann auch nicht okay."

Junge Menschen vor und auf der Bühne

Auf der Tincon stehen Jugendliche deshalb zwei Tage lang nicht nur vor, sondern vor allem auch auf den Bühnen. Mehr als 100 Redner:innen aus unterschiedlichen Bereichen tauschen sich mit den Besucher:innen aus. Neben Katulka von "Your.Money" sind beispielsweise der LGBTQI+-Aktivist Fabian Grischkat, die Filmemacherin Corinna Koch oder Maria Popow vom Funk-Format "Auf Klo" anwesend.

Seit 2015 gibt die Tincon der jungen Generation eine Bühne für digitale Themen und will ihre Interessen sichtbar machen. Die Teenage Internetwork Conference wurde von Tanja und Johnny Haeusler gegründet. Beide sind auch Mitbegründer:innen der Republica.

An den beiden Veranstaltungstagen werden rund 3.000 Besucher:innen erwartet. Auch in diesem Jahr kann wieder viel mitgemacht werden. Zwischen den Panels oder Workshops können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen löten, Games ausprobieren, Fotos machen oder Shirts bedrucken. Für 13 bis 25-Jährige ist der Eintritt frei, wenn man sich online angemeldet hat. Das sollte für die Gen Z das kleinste Problem sein.

Sendung: Inforadio, 08.06.2023, 09:30 Uhr

Beitrag von Nina Wilker

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ist der Text mit KI erstellt und mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern getarnt worden?

  2. 3.

    Keine Frage, es besteht sehr großer Bedarf für ökonomische und finanzielle Bildung, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist heute auch so das da ein sehr großer Zugang zu spezifischen Informationen durch das Internet gegeben ist, dass Problem dabei, die jungen Menschen können nicht in allen Fällen wirklich einordnen ob es sich um zuverlässige, richtige und auch unabhängige Informationen handelt. Da Finfluencer bespielen seit langem in immer häherem Maße die Fläche nur sind diese Personen in der Regel durch eigene Motive geleitet. Es ist also schon auch wichtig das sich da unabhängige Institutionen und neutrale Initiativen in dem Bereich engagieren und somit wirklich der Bildungs und Informationsbedarf gedeckt wird. Es gibt schon heute auch einige Finfluencer oder Content creator im Bereich Finanzanlagen und Investieren usw. die persönliche ökon Intressen dennoch mit einem wahren Bildungsansatz verbinden aber bei den meisten ist es instrumentalisierung usw.

  3. 2.

    Das kann man den jungen Leuten alles in der Schule beibringen, statt Unterrichtsstoff in Uni-Qualität zu vermitteln.

  4. 1.

    Besser jetzt als später - schließlich gibt es die Vernetzung schon fast 40 Jahre und eine Menge nachzuholen.
    Der NDR brachte ja schon 1984 die Reportage "Computerfieber - Die neue Lust im deutschen Familienalltag" heraus.
    Die mittel der modernen Datenverarbeitung sind in einer Wissens- und Industrie-Gesellschaft unverzichtbar!

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