Angespannte Versorgungslage - Rotes Kreuz ruft in Berlin und Brandenburg zu Blutspenden auf

Do 13.06.24 | 07:52 Uhr
  28
Symbolbild:In einem Korb werden Blutkonserven von einem medizinischen Personal getragen.(Quelle:picture alliance/Westend61)
Bild: picture alliance/Westend61

Die Versorgungslage mit lebensrettenden Blutpräparaten ist laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Berlin, Brandenburg und Sachsen angespannt. "Seit den Mai-Feiertagen kämpfen wir darum, die Versorgung stabil zu halten", sagte Kerstin Schweiger, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost zum Anlass des Weltblutspendetages am 14. Juni.

Aktuell gehe die Bereitschaft zur Blutspende merklich zurück. Dabei hätten große Versorgungslücken lebensbedrohliche Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten.

Mit der nun beginnenden Fußball-Europameisterschaft dürfte die Bereitschaft nochmals sinken, befürchtete Schweiger. "Es ist einfach so, dass viele Menschen bei sportlichen Großereignissen den Fokus auf die Blutspende verlieren." Einen aktuellen Engpass gebe es zwar nicht. Aber der Status in den Depots sei seit Mai relativ niedrig.

Sommerferien sind länger als Haltbarkeit einer Blutkonserve

Hinzu komme, dass die Sommerferien in einigen Bundesländern bald beginnen. "Diese sechseinhalbwöchige Zeit bedeutet eine sehr lange Abwesenheit von potenziellen Spendern". In Sachsen beginnen die Sommerferien am 20. Juni, in Berlin und Brandenburg einen Monat später. Die Sommerferien seien länger als die Haltbarkeit einer Blutkonserve, erläuterte Schweiger. "Und dann folgt in diesem Sommer mit den Olympischen Spielen in Paris das nächste sportliche Großereignis."

Etwa 20 Prozent der Blutkonserven werden laut DRK allein für Krebspatienten benötigt. Die für diese Patientengruppe wichtigen Blutplättchen sind demnach lediglich vier Tage haltbar. In den Depots des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost müssten aber auch die sechs Wochen haltbaren Konzentrate aus roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozytenkonzentrate, über alle Blutgruppen hinweg in ausreichender Menge vorhanden sein, betonte Schweiger. Nur dann könnten Patienten in medizinischen Notfallsituationen, aber auch solche, die aufgrund anderer schwerer Erkrankungen oftmals über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig Blut benötigen, versorgt werden.

Blutspende dauert 45 Minuten

Die DRK-Blutspendedienste appellieren daher eindringlich, jetzt und in den nächsten Wochen Blut zu spenden. Inklusive Anmeldung und anschließendem Snack dauert eine Blutspende etwa 45 Minuten.

Jedes Jahr am 14. Juni erinnert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an den Weltblutspendetag. Das Datum wurde gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1868 Karl Landsteiner, der Entdecker der Blutgruppen, geboren wurde. Für seine Entdeckung erhielt er 1930 den Nobelpreis für Medizin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.06.2024, 07:20 Uhr

28 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 28.

    Das Argument gegen die Vergütung ist, daß mit wesentlicher Barvergütung dann Menschen auch spenden, denen es vorrangig um das Geld geht und dann die Gefahr steigt, daß in der Anamnese falsche Angaben gemacht werden, um nicht von der Spende ausgeschlossen zu werden und damit kein Geld zu bekommen. Dadurch könnte das Risiko für Empfänger steigen für unerkannte Infektionen, da nicht auf alles getestet werden kann (einmal wegen der begrenzten Menge für Testungen, dann wegen des zeitlichen und finanziellen Aufwands und dann vorallem auch wegen des diagnostischen Fensters).

  2. 27.

    Unterm Strich wäre das völlig egal, allerdings würde der Anreiz dazu höchstwahrscheinlich steigen und hier kommt es wohl in erster Linie nur auf die verfügbare Menge an. Sieht man sich die Vergütungspreise pro Spende an, Vollblut 25 Euro, Thrombozyten / Erythrozyten 50 Euro, Plasma 25 Euro kann übers Jahr ein kleines Sümmchen zusammenkommen. Man mag es kaltschnäuzig nennen, aber es gibt viele, denen 50 Euro mehr wert sind wie ein warmer Händedruck und mitunter drauf angewiesen sein können oder sich gar einen Minurlaub davon gönnen. Es sei ihnen gegönnt. Angenehmer Nebeneffekt - Blutspenden wirken sich auch positiv auf den eigenen Körper aus. Theoretisch Win-Win auf ganzer Linie.

  3. 26.

    Ja, das wäre laut Richtlinie möglich gewesen. Dann sollte Virchow die Richtlinien nochmal lesen.

  4. 25.

    Das ist auch richtig so, Sicherheit für die Empfänger geht vor. Es wird nur auf ein begrenztes Spektrum von Erkrankungen getestet und z.Bsp. Malaria (Plasmodium falciparum) ist nicht darunter. Das potentielle Risiko für einen (z.T. schwerkranken) Empfänger überwiegt halt. Deshalb gibt es ja den Anamnesebogen, um solche Risiken vorher ausschließen zu können. Die Alternative wäre die Gammabestrahlung aller Konserven zur Inaktivierung aller Erreger, wie sie z.Bsp. das American Red Cross praktiziert, das ist aber nicht gewünscht in Deutschland.

  5. 24.

    Bis ich 50 war dürfte ich kein Blut spenden weil ich unter 50 Kg wog... wo ich dann darüber war dürfte ich nicht weil ich vor 20 Jahren mal 3 Jahre im Gebiet des Amazonas gelebt habe ... da war eine mögliche Malaria-Ansteckung der Grund, auch wenn ich nie Symptomen in dieser Richtung hatte. Ich würde gerne spenden!

  6. 23.

    Wo ist der link zur Liste wo man Blutspenden kann?

  7. 22.

    Sie haben das Problem nicht erfasst. Die Rückverfolgung wäre auch mit einem anderem als dem Personalausweis möglich gewesen. Eben mit dem Führerschein.
    Man bestand aber darauf, dass es ein Personalausweis sein müsste. Den hatte ich leider nicht dabei. So geschehen im Virchow-Klinikum.

  8. 21.

    Wo ist das Problem? Bei Problemen nach einer Transfusion sollte die verwendete Konserve schon sicher auf einen Spender rückverfolgbar sein, um evtl. Nachuntersuchungen zur Abklärung durchführen zu können. Die Standardtests der Konserven decken ja nicht alle denkbaren Fälle ab und durch den Anamnesebogen wird auch nicht alles erfaßt.

  9. 20.

    "Immerhin sind es Zellen eines fremden Körpers." Erythrozyten haben keine Zellkern mehr (und deswegen eine äußerst geringe Lebenserwartung) - betrachten Sie Erythrozyten eher als Lipidbeutelchen mit Hämoglobinfüllung. Blut ist zwar insgesamt ein Organ, als Bluttransfusion bekommen Sie aber kein Vollblut, sondern nur ein Erythrozytenkonzentrat (Plasma und Thrombozyten/Leukozyten - sind hauptsächlich im buffy coat nach der Zentrifugierung - sind abgetrennt worden vorher).

  10. 19.

    Bitte beschäftigen Sie sich ein bisschen mit der Realität:

    Die Blutspende ist nur noch nach Vorlage des Blutspendeausweises und eines amtlichen Lichtbildausweises (Personalausweis, Reisepass oder Führerschein) möglich. Dabei muss der amtliche Lichtbildausweis im Original vorgelegt werden – ein Foto, eine Kopie oder Scan auf dem Smartphone reicht leider nicht aus.

    Führerschein wurde bei mir nicht akzeptiert. Dann eben nicht.

  11. 18.

    Also mir als Patient ist sowas nicht gleich, ich würde mir danach ewig Gedanken machen. Immerhin sind es Zellen eines fremden Körpers. Bin ich grundsätzlich dagegen. Sie dürfen nie vergessen, dass nicht alle gleich denken und fühlen. Sollten jedem selbst überlassen bleiben. Und das, bei null negativ. Meins passt überall. Für mich dennoch ein sehr sehr schwieriges Thema. Und wir reden „nur“ vom Blut. Ich würde spenden, wenn ich den Empfänger wählen dürfte.

  12. 17.

    Schon klar, um das Prozedere ging es mir nicht vordergründig. Es ging mir eher darum, dass man nicht alles im Leben mit Geld bezahlen kann und auch nicht für alles im Leben Geld erwarten sollte. Ein Menschenleben ist keine Ware. Vor ein paar Tagen ging es hier ums Thema Organspende. Die meisten waren dafür. Mal nachdenken: für die Spende von etwas 0,5 Liter Blut muss niemand für hirntot erklärt werden und doch Leben retten, jedenfalls effektiver als mit Ausreden und Kamillentee.

  13. 16.

    Blutspenden kann ein Ehrenamt sein. Muß es aber nicht. Dem Patienten dürfte es gleich sein, welche Blutspende geleistet wurde.

  14. 15.

    Die Charité benötigt weit mehr Produkte, als sie selbst abnimmt und kauft daher auch beim DRK zu. Der Tausch „zwischen den Stellen“ setzt eine Großhandelserlaubnis voraus, die in Berlin rar sind. Es gibt in der Realität keinen wilden Tausch. In Engpasssituationen steuert das DRK als Platzhirsch und Quasimonopolist die Verteilung. Charité-Produkte bleiben in der Charité.

  15. 14.

    Dann ist es keine Blutspende mehr, sondern Blutverkauf.

  16. 13.

    Schon erstaunlich, welche Ausreden uns hier präsentiert werden. Keine Vergütung, Kein Personalausweis dabei(???), zu lange Anfahrtswege...! Wer wirklich Interesse hat Blut zu spenden, wird dies auch 1-2 mal im Jahr trotz dieser gaaanz hohen Hürden ;-)auch schaffen. Zur Erinnerung: Blut spenden ist ein Ehrenamt!

  17. 12.

    Ein Milliarden-Geschäft für das DRK bei einem Einsatz von belegten Brötchen & Getränken.
    Nach 2x DRK bin ich seit Jahren in der Carité zum Spenden. Da gibt's auch noch eine Aufwandsentschädigung.

  18. 11.

    "Wenn du verletzt und blutüberströmt auf der Straße liegst, fragt auch keiner vom Rettungsdienst, ob du 30 € dabei hast, um den zu bezahlen, dessen Blut dir eingetrichtert wird." Der Rettungsdienst wird ihnen da kein EK transfundieren auf der Straße, da gibt es erstmal nur Expander zum Volumenausgleich. Sie können auch nicht einfach so drauflos transfundieren, ein bed side test wäre das Mindeste. Auch wenn sie eine Spenderausweis einstecken haben mit der vollständigen Blutgruppe (also inklusive Kell und Duffy), wird das kein Arzt einfach so glauben. Die Rettungswagen werden auch nicht auf Verdacht alle die wertvollen 0 neg. EKs mithaben - müßten auch gekühlt mitgeführt werden und vor der Transfusion erstmal auf Körpertemperatur gebracht werden.

  19. 10.

    "Außerdem weißt Du als Spender an der Charité, wo Dein Blut bleibt." Nein, wissen Sie nicht, da bei Engpässen zwischen den Stellen ausgetauscht wird und die EKs aus der Charité dann auch woanders eingesetzt werden.

  20. 9.

    "Sommerferien sind länger als Haltbarkeit einer Blutkonserve" Ein Erythrozyten-Konzentrat kurz vor Ende der Haltbarkeit möchte doch sowieso kein KH mehr haben. Warum fährt das DRK nicht mal regelmäßig zur Armee, das gab früher immer eine gute Ausbeute an Spenden. Ist dem DRK-Blutspendienst solch praktische Planung abhanden gekommen, seit dem die Länder-Blutspendedienste auf Betreiben des West-DRK zwangsweise zusammengeschlossen werden mußten? Man könnte ja auch wieder die lokalen festen Standorte aufmachen und nicht nur Außentermine fahren, wenn eine solche Stelle regelmäßig die Woche über offen hat, kommen auch mehr Spender als bei den kurzen sporadischen Außenterminen.

Nächster Artikel