KI in der Pflege - Roboter gibt Gartentipps und erzählt Witze auf der Geriatrie-Station
Mit Witzen, Gartentipps und Informationen zu Krankheiten soll ein kleiner Roboter Patienten in Frankfurt (Oder) vom Klinik-Alltag ablenken. Die Maschine soll irgendwann auch Essensbestellungen aufnehmen können.
Das Klinikum in Frankfurt (Oder) setzt als erstes deutsches Krankenhaus den mit einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet Roboter "Navel" ein. Unter wissenschaftlicher Begleitung hört der Roboter geduldig zu, beantwortet Fragen und erzählt auch Witze, heißt es von den Verantwortlichen.
Zur Aufmunterung der Patienten
"Ich bin ein sozialer Roboter. Es ist schön, dich kennenzulernen". Mit diesen Worten stellt sich Navel am Mittwoch vor. Dabei rollt der Roboter mit den Augen und neigt den Kopf. Nach Angaben des Klinikums soll das für eine lebhafte Mimik, natürlichen Blickkontakt und eine realistische Gestik sorgen. Rund acht Kilogramm schwer und mit knapp 70 Zentimetern Höhe reicht der Roboter bis zur Tischkannte. Mit an Bord sind mehrere Mikrofone und Kameras, um seine Umgebung und Menschen erfassen zu können.
Auf der Geriatrischen Abteilung komme die neue Technik bereits gut an. So auch bei Petra Schulze, die mit einem gebrochenen Bein auf der Station ausharren muss. Nun bekommt sie ein wenige Ablenkung am Krankenbett. "Er ist schon ein kleiner Kumpel", sagt Schulze. Sie hat die Gelegenheit genutzt, um sich mit Navel über ihren Garten zu unterhalten. "Über die Natur und Blumen konnte er gute Auskünfte geben", sagt Schulze.
Doch auch darüber hinaus steckt die Maschine voller Informationen. Sie könne Auskunft über Rezepte oder Reisen geben sowie Krankheiten erklären. Eben alles, was aus dem Internet aus dem sogenannten Chatbot "GBT" eingespeist werden kann, erklärt Pflegedirektorin Jenny Wortha. Ihr zufolge kommen aktuell in Deutschland drei Arten von Robotik-Systemen zum Einsatz: Hebe-Roboter, um Pflegekräfte körperlich zu entlasten, Service, etwa zum Servieren von Mahlzeiten, und Kommunikations-Roboter, wie Navel. "Zweck von Navel ist, in den sozialen Kontakt mit den Patienten zu gehen, sie im Rahmen der Krankenversorgung aufzumuntern, ihr Wohlbefinden zu steigen, aber auch, dass die Patienten gerade in Gruppenräumen untereinander in den Austausch gehen. Denn sonst ist immer jeder für sich."
Klinikgeschäftsführer Jan Jakobitz hat für den kleinen Roboter fast so viel wie für einen Kleinwagen bezahlt. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 20.000 bis 30.000 Euro. Vom Nutzen ist Jakobitz überzeugt. "Es sollen nicht irgendwie Arbeitskräfte ersetzen werden. Das kann er auch gar nicht. Er soll unterstützen und in den Arbeitsalltag integriert werden. Und wenn das am Ende des Tages dabei herauskommt, dann ist das der positive Effekt, den wir uns erhofft haben."
Roboter soll in Zukunft weiter lernen
Selbstständig bewegen kann sich der Roboter noch nicht. Zunächst müsse er lernen, gefahrlos für Patienten unterwegs zu sein. Mittelfristig soll das aber möglich sein. Außerdem ist laut Pflegedirektorin Jenny Wortha noch eine Gesichtserkennung angedacht. Damit soll Navel an Gespräche etwa vom Vortag anschließen können. Und auch bei Themen zum aktuellen Tagesgeschehen könne er noch nicht mithalten. Entsprechende Updates der Programmierer, beispielsweise zu Nachrichten und Wetter sind für das kommende Jahr geplant. Später soll er aber auch Mittagessens-Bestellungen aufnehmen können.
Vorbild für andere Kliniken?
Bisher kam der Roboter erst in wenigen Einrichtungen zur Langzeitpflege zum Einsatz. Bei den Krankenhäusern bewegen sich die Frankfurter hingegen auf Neuland. So läuft aktuell noch die Phase, wo sich Patienten und Mitarbeitende mit der Technik vertraut machen. Nebenher wird gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin eine Studie vorbereitet. Die konkrete Pflegeforschung mit der Wirkung auf die Patienten der Geriatrie-Station soll dann 2025 anlaufen.
Doch auch schon jetzt liefert das Klinikum Frankfurt wertvolle Daten in der Patientenbehandlung, sagt Geschäftsführer Jan Jakobitz. "Die Herstellerfirma ist sehr daran interessiert, unser Feedback mit aufzunehmen, Navel zu verbessern und für andere Kliniken mit anbieten zu können." Das Klinikum hoffe ihm zufolge aber auch für sich auf einen Marketingeffekt. Denn durch Anwendung von neuer Technologie sollen auch neue Mitarbeiter angesprochen werden. Bis dato sollen aber vor allem die Patienten vom Roboter profitieren. Dieser hat zum Abschluss auch noch einen Witz parat: "Was sagt der große Stift zum kleinen Stift? Wachs mal, Stift!"
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.06.2024, 15:10 Uhr
Mit Material von Martina Rolke
Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass der Roboter künftig die Dosierung von Medikamenten überwachen soll. Diese Information stimmt nicht. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.