Erinnerungsprojekt in Barnim -

Vertreter der Stadtverwaltung, der Initiative "Al-Tishkach - Jüdische Spuren in Eberswalde" und Schüler des Humboldt Gymnasiums haben am Donnerstagvormittag in Eberswalde (Barnim) insgesamt 19 sogenannte Stolpersteine verlegt. Das berichten Reporter des rbb.
Schüler und Angehörige gedenken gemeinsam der Opfer
Die Steine erinnern an von den Nazionalsozialisten deportierte, ermordete, vermisste oder in den Suizid getriebene Bewohner der Stadt. Bis dato waren 50 Stolpersteine in Eberswalde verlegt worden, heißt es von der Stadt.
Die neuen Gedenksteine wurden jetzt erstmals gemeinsam mit 17 Angehörigen der Opfer eingesetzt. Sie sind dafür aus Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und Dänemark angereist. Aus diesem Anlass ist auch Babara Szur in den Barnim gekommen. "Meine Mutter und meine Großeltern sind in Eberswalde geboren. Sie sind 1938 nach der Kristallnacht nach Australien ausgewandert."
Heute lebt die über 80-Jährige in Israel. Sie beschäftigen neben dem Gaza-Krieg auch die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen. Szur fürchtet rechte Tendenzen. "Ich wünsche mir, dass die Menschen toleranter sind und alle respektieren", sagt die 80-Jährige. "Es fängt mit Worten an und wir wissen nicht, wie es weitergeht."
Die Eberswalder Schüler haben im Vorfeld die Geschichten der Familien erforscht. "Für mich ist das sehr emotional, auch dass wir sie kennenlernen durften. Wir haben uns mit den Geschichten befasst und lange daran gearbeitet", sagte die 14-jährige Abiturientin Erika Lusie Fischer. Die Ergebnisse sollen am Donnerstagabend bei einer Festveranstaltung mit dem Titel "Gemeinsam erinnern. Verantwortung leben." im Gymnasium vorgestellt werden.
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Es soll an Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet oder deportiert wurden. Die Aktion in Eberswalde soll zudem mehr Sensibilität für den Umgang mit Minderheiten schaffen und ein Zeichen gegen den wiederaufkeimenden Antisemitismus setzen, so die Verantwortlichen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.06.2024, 15:10 Uhr
Mit Material von Klaus Lampe und Georg-Stefan Russew