Projektstart am Lausitzring - Dieser Roboter soll in Zukunft selbstständig liefern
Mit einem eigenständigen Lieferroboter wollen BTU-Wissenschaftler in Zukunft beispielsweise ältere Menschen in abgelegenen Dörfern beliefern. Am Dienstag ist das Projekt offiziell vorgestellt worden - erste Lieferung: Eier und Gummibärchen.
Gemächlich kommt er angerollt, der neue Lieferroboter: ungefähr so groß wie ein Nachttisch auf Rädern und am Dienstag beladen mit einer Packung Eiern und Gummibärchen. Sylvio Simon vom Fachgebiet Werkzeugmaschinen der BTU Cottbus-Senftenberg nimmt die Fracht aus dem Kasten und verweist gleich auf eine Aufgabe, die noch vor ihm liegt: Kühlung und Heizung für den Roboter einzuplanen.
Das Ziel, das die BTU verfolgt ist groß. Eigenständig soll der Roboter Waren ausliefern, vor allem an ältere und mobilitätseingeschränkte Personen und bevorzugt in abgelegenere Dörfer, nicht nur in der Lausitz. Die Fracht sollen sich die Nutzer einerseits selbst bestellen, andererseits aber auch in Auftrag geben, sprich verschicken können. Dafür arbeitet die BTU unter anderem mit der TU Bergakademie Freiberg in Sachsen und weiteren Partnern zusammen, das Bundesverkehrsministerium gibt 2,6 Millionen Euro an Fördermitteln dazu.
Einfacher Zugang, flexible Box, schwacher Akku
Neben der Frage nach der Heizung und Kühlung der Transportkiste ist auch die Zugänglichkeit noch ein Thema für das Team rund um Sylvio Simon. So sollen sich die Klappen leicht bedienen lassen, aber keine großen technischen Konstruktionen betätigt werden müssen, sagt er. Am Ende soll alles auch ohne Smartphone funktionieren und dennoch sicher sein.
Außerdem muss auch die Transportbox auf dem Fahrgestell flexibel gestaltet werden, um schließlich sowohl einen ganzen Wasserkasten als auch eine einzelne Milchflasche sicher transportieren zu können.
Auch der Antrieb sei momentan noch ein Problem. Nach einer bis zwei Stunden muss der Roboter aufgeladen werden. Hier denkt Simon beispielsweise über eine Abkehr vom reinelektrischen Antrieb hin zur wasserstoffbasierten Brennstoffzelle nach.
Mehr Einsamkeit, wenn niemand mehr raus muss?
Für das Problem, dass am Ende auch der Richtige die Klappen des Lieferroboters öffnet, könnte die eingebaute Kamera eine Lösung bieten. Die Kamera ist zwar hauptsächlich dafür gedacht, den Verkehr für den selbstfahrenden Roboter zu beobachten, genauso könnte sie aber auch Personen identifizieren, sagt Simon. "Der Postbote erkennt die Person ja auch, wenn er Jahr und Tag die Post zustellt."
Es sind aber nicht nur die technischen Aspekte, die die BTU an dem Lieferroboter interessieren. Auch soziale Aspekte spielen eine Rolle, sagt Juliana Noack-Napoles vom Fachgebiet Erziehungswissenschaften. So gebe es die Befürchtung, dass die späteren Nutzer nicht mit dem Roboter umgehen könnten. Zudem gebe es eine gewisse Technikskepsis und viele Menschen, die kein Handy oder Smartphone benutzen wollen. Am Ende könnten sich diejenigen, deren Leben eigentlich erleichtert werden soll, noch abgehängter fühlen, befürchtet Noack-Napoles.
"Das ganz große Thema ist Einsamkeit und das hat ziemlich große Auswirkungen sowohl gesundheitlich, als auch gesamtgesellschaftlich. Wenn die Menschen so schon das Haus nicht mehr verlassen, gibt es jetzt möglicherweise gar keinen Grund mehr, das Haus zu verlassen, wenn alles geliefert wird", so die Wissenschaftlerin.
Juliana Noack-Napoles hofft, dass gegen diese Effekte noch gegengesteuert werden kann - und erhofft sich außerdem "neue Impulse für Sozialität", wie sie sagt. "Was ist denn, wenn die ältere Dame vom Anfang der Straße der anderen ein Stück Kuchen schickt? Es wäre natürlich netter, wenn sie es zusammen essen", so Noack-Napoles, aber immerhin besser, als gar keinen Kontakt zu haben.
Drei Jahre lang soll nun an dem Projekt geforscht, der Roboter gründlich getestet werden - direkt in den Dörfern der Lausitz. "Und dann ist es auch meiner Sicht nur noch eine Frage der Gesetzgebung, bis dieses System zugelassen werden kann", sagt Sylvio Simon.
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.09.2024, 15:10 Uhr