Infos nicht barrierefrei - Berliner Behindertenbeauftragte kritisiert BVG-App
Die App der BVG soll das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin erleichtern. Die Landesbehindertenbeauftragte sieht jedoch erhebliche Mängel für Menschen mit Behinderung. Die BVG räumt Nachholbedarf ein.
Die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen Christine Braunert-Rümenapf kritisiert die Fahrinfo-App der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) für aus ihrer Sicht mangelnde Barrierefreiheit. "Mängel gibt es unter anderem bei den Alternativtexten, den Kontrasten und der Sprachausgabe", erklärte die Beauftragte in einem sogenannten Verstößebericht an den Senat.
Mit Veröffentlichung der App habe die BVG gegen Vorgaben aus dem Personenbeförderungsgesetz, dem Berliner Mobilitätsgesetz und dem Landesgleichberechtigungsgesetz verstoßen. Zudem kritisierte Braunert-Rümenapf, dass die BVG die Verpflichtung, sich mit ihr als Landesbeauftragte abzustimmen, missachtet habe.
BVG nimmt Kritik eigenen Angaben zufolge an
Die BVG räumte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA Mängel bei der App ein und kündigte an, diese schnellstmöglich zu beheben. "Wir gehen davon aus, dass die App im ersten Quartal 2025 vollständig barrierefrei sein wird", sagte der BVG-Sprecher Stefan Volovinis. "Die BVG räumt der gleichberechtigten Beförderung von allen Fahrgästen in allen Bereichen einen großen Stellenwert ein", ergänzte er.
Eine barrierefreie Nutzung der neuen Fahrinfo-App sei bei deren Entwicklung von Beginn an eingeplant gewesen und schrittweise umgesetzt worden. In der Beta-Testphase, an der auch blinde Nutzer teilnahmen, seien indes Barrieren identifiziert wurden, die die Nutzung der App teilweise unkomfortabel machten. "Richtig ist allerdings auch, dass das neue Produkt gegenüber der Vorgängerversion trotz kleiner Mängel eine erhebliche Verbesserung in Sachen Barrierefreiheit dargestellt hat", so der BVG-Sprecher.
Relativ hoher Anteil von Menschen mit Behinderung in Berlin nutzt ÖPNV
Braunert-Rümenapf sieht das ihrem Bericht zufolge offenbar nicht ganz so positiv. "Die Nutzungseinschränkungen gefährden das sozialpolitische Ziel, dass Dienstleistungen des öffentlichen Verkehrs selbstständig genutzt werden können", schrieb sie. Angesichts des Diskriminierungs- und Benachteiligungsverbots von Menschen mit Behinderungen sei eine ressortübergreifende Strategie erforderlich, die selbstbestimmte Mobilität "als soziales Menschenrecht" verstehe, ergänzte die Landesbeauftragte.
Laut einer Erhebung im Auftrag des Senats nutzen etwa 75 Prozent der Menschen mit Behinderungen in Berlin häufig den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) [institut-fuer-menschenrechte.de]. Ende 2023 lebten in Berlin insgesamt 333.320 schwerbehinderte Menschen [statistik-berlin-brandenburg.de], denen ein Grad der Behinderung von mindestens 50 zuerkannt wurde.
Trotz der vergleichsweise hohen Nutzungsrate gibt es noch immer mehrere Hindernisse, wenn Menschen mit Behinderung den ÖPNV nutzen möchten. Dazu zählen neben den nicht-barrierefreien, also nicht gut verständlichen, Informationen auf Webseiten und in Apps schwer bedienbare Ticketautomaten, komplizierte Tarifsysteme, fehlende oder kaputte Aufzüge, unterschiedliche Bahnsteighöhen sowie unzugängliche Wege zu Haltestellen.
Sendung: rbb 88.8, 30.10.2024, 08:30 Uhr