Grenze zwischen Polen und Deutschland - Wie Grenzpolizisten nach Schleusern und Autodieben fahnden

Täglich zeigen Bundes- und Landespolizisten an der deutsch-polnischen Grenze Präsenz. Gemeinsam verfolgen sie Autodiebe oder Schleuser. Die Gegend rund um Forst in der Lausitz gehört zu den Hotspots für Grenzkriminalität. Von Maria Jeszke
Die Bundespolizeiinspektion Forst (Spree-Neiße) kontrolliert einen 65-Kilometer langen Abschnitt entlang der grünen Grenze. Abgelegene Wege, dichte Wälder und eine gute Verkehrsanbindung erleichtern hier illegale Grenzübertritte. 2024 versuchten 3.087 Menschen, an dem Grenzabschnitt illegal nach Deutschland zu kommen. 962 von ihnen wurden zurückgewiesen.
Hauptkommissar Matthias Grund ist mit seinem Kollegen Jurij an der Stadtbrücke Guben-Gubin im Einsatz. Immer wieder versuchen hier Menschen zu Fuß illegal nach Deutschland zu kommen oder werden mit einem Auto rübergebracht. Die beiden Polizisten beobachten Passanten, schauen aber auch verstärkt nach Kleintransportern. Dieser Fahrzeugtyp wird besonders gern von Schleusern benutzt.
"Wenn ich durch das Fernglas gucke, beobachte ich natürlich das Fahrzeug, das vorfährt und aus welchem Bereich es kommt. Da achte ich sehr auf das amtliche Kennzeichen und auf die Insassen, wer alles drinsitzt", erzählt Polizeimeister Jurij. Aus "einsatztaktischen Gründen" möchte er nur seinen Vornamen nennen. Jurij ist gebürtiger Ukrainer und spricht auch polnisch. Das hilft ihm bei den Grenzkontrollen. Gerade halten die Polizisten einen weißen Kleintransporter mit einem polnischen Kennzeichen an. Der Fahrer muss seine Autopapiere und die Ladefläche zeigen. Es handelt sich um einen polnischen Handwerker, der in Deutschland arbeitet. Alles in Ordnung.
Die Bearbeitungsstraße in Forst
Hauptkommissar Matthias Grund und sein Kollege Jurij sind ein eingespieltes Team. Schon seit 2023 gehen sie gemeinsam auf Streife. "Jeder Einsatz hat seine eigene Dynamik", erzählt Matthias Grund. "Man weiß nie, was einen erwartet." Wie schnell sich eine vermeintlich harmlose Situation drehen kann, müssen sie auch bei der Nachtstreife in Guben erleben. Beim Betreten des Bahnhofs fallen den Polizisten verdächtige Personen auf: "Jurijs Bauchgefühl hat richtig gesagt, da passt irgendetwas nicht. Nicht von der Person an sich, sondern von der Art und Weise, wie die Person sich gibt", betont Matthias Grund.
"Der Eine hat sogar den Schuh ausgezogen, da war es mir klar", fügt Jurij hinzu. Die vier jungen Männer stammen aus Afghanistan. Sie sind über Belarus und Polen nach Deutschland gekommen und haben keine Dokumente dabei. Matthias Grund bestellt einen Transporter zur sogenannten Bearbeitungsstraße in Forst, der ersten Anlaufstelle für Geflüchtete.
Hier werden sie registriert, befragt und können ein Asylgesuch beantragen. Es ist auch der Ort, an dem über das weitere Schicksal der Menschen entschieden wird.
Für die Grenzpolizisten ist der Umgang mit illegalen Grenzübertritten in dieser Gegend mittlerweile zu einer Art Routine geworden. "Warten und Suchen auf das Nächste. Da macht man einen Haken dran. Man nimmt nichts mit nach Hause, weil der Rucksack sonst riesig wäre. Den kann keiner mehr tragen. Dementsprechend muss man da mental so fit sein, dass man sagt. Haken dran und fertig", erzählt Matthias Grund.
Binationale Teams entlang der Oder-Neiße-Grenze
Auf der anderen Seite der Neiße, im polnischen Gubin, ist der Polizeikommissar Holger Welkisch mit Polizeihauptmeisterin Julita Cholewińska im Einsatz. Die beiden gehören zur festen deutsch-polnischen Streife in der Doppelstadt. Sie kümmern sich um binationale Probleme. Ihr aktueller Fall ist eine Nachermittlung im Auftrag der polnischen Kriminalpolizei. Eine Frau aus Guben hat in Polen an der Tankstelle den Sprit nicht bezahlt. "In Polen ist es aufgemacht als Kraftstoffdiebstahl, in Deutschland wäre es ein Tankbetrug", erzählt Holger Welkisch. Das deutsch-polnische Team kann die Tatverdächtige innerhalb kurzer Zeit ausfindig machen und das Problem lösen.
Ein paar Tage später kontrollieren sie den Grenzverkehr in Guben, auf der deutschen Seite der Neiße. Auch die länderübergreifenden Streifen gehen gegen Fahrzeug-Diebstähle und Schleusungen vor. Die binationalen Teams haben besondere Befugnisse. Sie dürfen Personenkontrollen oder Festnahmen im jeweils anderen Land durchführen.
Seit Januar 2024 ist die vierte deutsch-polnische Dienststelle dieser Art in Tuplice unweit von Forst aktiv. Perspektivisch sollen hier 30 Mitarbeiter tätig sein. Solche Dienststellen gibt es außerdem in Świecko nahe Frankfurt (Oder), in Ludwigsdorf bei Görlitz und in Pomellen bei Stettin. Das Lagezentrum der deutsch-polnischen Polizei in Świecko unterstützt die Fahndungsteams entlang der gesamten deutsch-polnischen Grenze.
2024 hat die Bundespolizei an der brandenburgisch-polnischen Grenze, an Bahnhöfen und am BER in Berlin insgesamt 9.804 unerlaubt eingereiste Personen festgestellt. 6.675 von ihnen wurden direkt an der Grenze zurückgewiesen.
Sendung: Grenzpolizei - Im Einsatz an Oder und Neiße, 29.01.2025, 20:15 Uhr