Winterwetter - Hunderte Autopannen in Berlin und Brandenburg durch strengen Frost

Di 18.02.25 | 14:03 Uhr
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Ein PKW wird vom Schnee befreit. (Quelle: dpa/Thomas Bartilla)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.02.2025 | Holger Kessler | Bild: dpa/Thomas Bartilla

Der strenge Frost hat bei vielen Autos in Berlin und Brandenburg zu Pannen geführt.

Die Mitarbeiter des Automobilclubs ADAC waren seit Montagmorgen nach eigenen Angaben über 600 Mal im Einsatz. Bei etwa der Hälfte der Einsätze leistete der ADAC Starthilfe wegen leerer Batterien, oft ging es aber auch um vereiste Schlösser, so ein Sprecher.

Am Freitag war es zu einem Wintereinbruch in Berlin und Brandenburg gekommen. Es war nicht nur kalt, sondern es fiel auch reichlich Schnee - bis zu 18 Zentimeter in der Spitze. In Berlin und Brandenburg kam es seitdem zu hunderten wetterbedingten Unfällen auf den Straßen.

Auch Fußgänger und Radfahrer sind betroffen, denn noch liegt der Schnee - und kann spiegelglatt werden durch überfrierende Nässe. Seit Donnerstag wurden in der Rettungsstelle des Unfallkrankenhauses Berlin täglich bis zu 30 Patienten versorgt, die durch Glätteunfälle verletzt wurden, wie Sprecherin Angela Kijewski gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. "Von Kopfplatzwunden über Hand-, Knie-, Knöchel-, Arm-, Rippenfrakturen und alle Arten von Prellungen bis hin zu schweren Schädel-Hirn-Traumata ist alles dabei. Wir empfehlen unbedingt sicheres Schuhwerk und den sogenannten Pinguingang mit kleinen Schritten", erläuterte die Sprecherin.

Wegen des Wintereinbruchs konnten auch streikberechtigte Mitarbeiter des Winterdienstes der Berliner Stadtreinigung (BSR) nicht am Streik des öffentlichen Dienstes teilnehmen. Die Gewerkschaft Verdi hatte vergangenen Donnerstag entschieden dass der Winterdienst "in voller Stärke" stattfinden solle. Schon in der Nacht zu Donnerstag wurde dann damit angefangen, wichtige Straßen zu räumen. Auch Brücken und Radwege wurden vom Schnee befreit.

Winterreifen nur noch mit Alpine-Symbol zugelassen - Bußgeld und Punkte drohen

Obwohl es in Deutschland keine generelle Winterreifenpflicht gibt, sind ab 1. Oktober bei winterlichen Wetterverhältnissen nur noch Winterreifen auf deutschen Straßen zugelassen, die das Alpine-Symbol tragen [bmdv.bund.de]. Reifen, die ausschließlich das Symbol "M+S" (Matsch und Schnee) tragen, durften noch bis 30. September genutzt werden, wenn sie vor 2018 hergestellt wurden.

Es handelt sich bei der Regelung um eine situative Winterreifenpflicht nach §2 (3a) StVO - bei Glatteis, Schneematsch, Schnee-, Eis- und Reifglätte darf nur mit Winterreifen gefahren werden. Wer ab 1. Oktober mit Reifen ohne das vorgeschriebene Alpine-Symbol fährt dem droht bei einer Kontrolle ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro, werden andere behindert sogar 80 Euro. Zusätzlich gibt es einen Punkt in Flensburg.

Auch die Leistungen der Kaskoversicherung können wegen grober Fahrlässigkeit gekürzt werden, sollte man bei winterlichen Verhältnissen mit Sommerreifen einen Unfall verursachen. Ausgenommen von der Winterreifenpflicht sind: einspurige Kraftfahrzeuge wie Motorräder, Nutzfahrzeuge der Land- und Forstwirtschaft und motorisierte Krankenfahrstühle.

Auch Radfahrer kämpfen mit vereisten Wegen und Schlössern

Auf den Radwegen ist momentan weniger Verkehr zu beobachten. Diejenigen, die dennoch nicht auf ihr Rad verzichten wollen, haben mitunter nicht nur mit vereisten Wegen zu rechnen, sondern auch mit zugefrorenen Fahrradschlössern oder Gangschaltungen, die wegen der Kälte nicht funktionieren. Laut Stefan Neitzel von der Kreuzberger Fahrradstation gehören diese zu den häufigsten Problemen im Winter.

"Bei der Schaltung ist es einfach: Man stellt das Fahrrad einfach ein bisschen ins Warme und wenn man Glück hat, funktioniert sie danach wieder wie vorher", so Neitzel. Beim Öffnen eines eingefrorenen Schlosses helfe oft schon ein Schloss-Spray.

Nach der Kälte kommt wärmeres Wetter in die Region

Die Berliner Feuerwehr warnt zudem derzeit davor, Eisflächen zu betreten. Dennoch brachen am Montag auf dem Schifffahrtskanal in Neukölln ein Kind und auf der Dahme ein junger Mann durchs noch zu dünne Eis. Beide konnten gerettet werden.

Auch in den kommenden Nächten wird nochmal strenger Frost erwartet: Zwischen minus 9 und minus 14, über Schnee um minus 17 Grad. Erst ab Mittwoch kommt die wärmere Luft aus Westeuropa auch in Berlin und Brandenburg an und bringt tagsüber Werte um die fünf Grad mit. Vor allem in der Uckermark halten sich die Nebelfelder am Mittwoch anfangs zäh. Wegen überfrierender Nässe kann es glatt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2025, 16:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Gibt es z.B. bei Mercedes. Ggf. bekommt man eine Nachricht "vom Fahrzeug" das die Batterie schwächelt. Anschließend kann man per App. das Fahrzeug starten und es läuft ca.10min. (Betriebsanleitung beachten).
    Besser ist natürlich gleich die Batterie nachzuladen.

  2. 11.

    ...
    Ich zähle unsern Umsatz, in mein CL 500
    Die Straßen hoch und runter, auch wenn ich keinen Grund hab
    Dein Mädchen denkt ich flunker
    Drück ich aufs Gas, dann brummt er
    ...

  3. 10.

    Also fürs TöffTöff gibt es diese kleinen "Powerpacks-to-go". Da kann man nicht nur die Möhre wieder mit starten, gute Geräte eignen sich auch als Powerbank und haben div. nützliche Anschlüsse. Ja, kostet 'n bischen, geht aber ratzfatz. So'n Türgummi einfach mal mit Hirschtalg einreiben, geht auch bei Elektroautos, und schon pappt nix mehr zu. Türschlösser und Verriegelungen finden ein Tröpfchen vom Besten immer gut - etwas Ballistol rauf - da friert nix mehr ein. Gangschaltungen von Fahrrädern finden Öl im Winter auch klasse - und der Bowdenzug erst (wer noch einen hat). Wie bekommt man ganz einfach dort das Öl zwischen Seele und Mantel? Mit einer handelüblichen Einwegspritze und einer schmalen Kanüle. Sonst gilt: Wo Fett ist, kann kein Wasser hin.

  4. 9.

    Alles richtig. Nur eben hat nicht jeder Autofahrer das grundsätzliche Wissen, technische Wissen, Können sowie die passende Umgebung für so etwas. Deswegen ist es für einige immer leicht zu sagen “man muss doch nur einfach”.

    Schon ob man Laternenparker ist oder eine Garage/geschützten Stellplatz hat, macht sehr viel aus. Sowohl was den allgemeinen Schutz der Batterie angeht, aber auch einfach die Möglichkeit selbst überhaupt ein Ladegerät dranzuhängen.

    Ansonsten kommt es auch auf das Fahrverhalten an. Wer täglich eher “Kurzstrecke” pendelt, bekommt mit der Batterie bei starker Kälte eher Probleme als jemand der auf dem Land täglich seine 30 Kilometer auf der Land-/Bundesstrasse fährt.

    Und nun ja, die Verbraucher wie Heizung, Sitzheizung oder Scheibenheizung zu nutzen, kann man nun wirklich niemandem zum Vorwurf machen. Dazu sind sie nunmal da - und leisten einen Beitrag zu Sicherheit und Konzentrationsfähigkeit während der Fahrt.

  5. 8.

    Dann müssen die Hersteller etwas programmieren, dass dem Nutzer übers Infotainmentboard mitgeteilt wird, sich regelmäßig auch um das Herzstück, also der Batterie, des Autos zu kümmern. Weil darauf hören die vielleicht ;-)

  6. 7.

    Und wer dann das Auto nur in der Stadt nutzt, nicht mal ne Ladefahrt macht oder auch Mittel- oder Langstrecke fährt um Batterie und Antriebsstrang durchzuwärmen, derjenige richtet das Ganze zugrunde: Batterie, Motor und Kupplung. Das Öl verdünnt durch das ständige Kondensat, wenn der Motor nicht durchgewärmt wird, der Auspuff rostet von innen durch, die Batterie leidet und stirbt einen leisen Tod. Dann muss natürlich was Neues gekauft werden..... Schwachfug urbaner Kleingeister.

  7. 6.

    Dem Individualisten scheint doch nicht so viel an seinem fossilbetriebenen Untersatz zu liegen, sonst hätte er sich vorher drum gekümmert und Pannen wären ausgeblieben. Nun ja, dank Fahrrad und ÖPNV bin ich vor allen am Ziel.

  8. 5.

    Die urbanen Tonnentreiblinge denken aber nicht soweit. Für die ist n Auto nur Mittel zum Zweck - Nachdenken über Zusammenhänge? Nein - die nächste Onlinebestellung, Thorben-Marten-Johannes und Trine-Emma zur Schule kutschieren oder der Aperol-Spritz sind wichtiger....

  9. 4.

    Hat man nur „eine kleine Batterie“ mit z.B. nur 60Ah Kapazität bei 20°C , so schrumpfen die bei -15°C (auch um 25%), also hat man dann nur noch 45Ah zur Verfügung (bei -30°C fehlen 50% Kapazität!). Und dann ist bei unterlassener Pflege & Wartung (nachladen per Ladegerät auf 100%) ganz schnell Ende im Gelände und dunkeltuten angesagt!

    Tiefere Temperaturen verringern die verfügbare Batterie-Kapazität enorm und verlängern zudem die Wiederaufladezeit. Einen kalte oder unterkühlte Batterie kann in gleicher Zeit weniger Ladung (Kapazität) aufnehmen als eine Batterie mit 20°C. Und unterhalb einer Temperatur von -8 °C besteht zudem das Risiko des Gefrierens des Elektrolytes, was jedoch auch vom Ladezustand abhängt. Dies hat eine Zerstörung des Akkumulators / der Batterie zur Folge….

  10. 3.

    Wer das Gefährt (egal welches im Übrigen) entsprechend und jahreszeitlich pflegt, wartet und inspizieren lässt, demjenigen dürfte sowas, wie im Bericht beschrieben, nicht passieren..... Aber viele verbrauchen ihre Gefährte halt.
    Passend zum Winter und nach 280tkm kam zum beginnenden Frost der Anlasser an sein Lebensende. Sowas kündigt sich durch eine gewisse Geräuschkulisse beim Starten an - und wer aufmerksam ist, dem deucht, dass die Werkstatt die nächste Wahl ist. Und was soll ich sagen: so ein neuer Anlasser ist schon was feines mit einer gut gewarteten und aufgefrischten Batterie - dann klappts auch beim Kaltstart im Frost :-P

  11. 2.

    Und was die wenigsten Wissen: alle neueren KFZ so ab BJ 2010 haben i.d.R. ein Batterie- oder Energiemanagementsystem (BMS / EMS) verbaut, dass sich um die Ladung der Batterie kümmert, vorzugsweise im Schubbetrieb um Kraftstoff zu sparen.
    Beim Fahren lädt die Lichtmaschine nur so viel wie nötig, im Schubbetrieb mit voller Leistung. Damit das immer funktioniert lädt das BMS/EMS die Batterie im normalen Fahrbetrieb nur zu ca. 80% ihrer Kapazität, damit im Schubbetrieb extra stark geladen werden kann.
    Wäre die Batterie schon voll geladen, würde das nicht funktionieren (Bsp.: Batterie = gefülltes Wasserglas, ist es voll kann man nichts mehr nachfüllen!).
    So hat man bei einer 100 Amperestunden (Ah) Batterie eben eigentlich nur 80 Ah zur Verfügung, die mit sinkenden Temperaturen noch weiter zusammenschrumpfen. Die verfügbaren 80Ah bei 20°C schrumpfen auf bei -15°C um 25%, also hat man dann nur noch 60Ah zur Verfügung.

  12. 1.

    [..]Der strenge Frost hat bei vielen Autos in Berlin und Brandenburg zu Pannen geführt. Die Mitarbeiter des Automobilclubs ADAC waren seit Montagmorgen nach eigenen Angaben über 600 Mal im Einsatz. Bei etwa der Hälfte der Einsätze leistete der ADAC Starthilfe wegen leerer Batterien"[..]

    Nein, nicht der strenge Frost führte dazu, sondern mangelnde Wartung und Pflege. Wer sich das Jahr über mal um seine Batterie kümmert und diese mit einem geeigneten Ladegerät nachlädt und in der kalten Jahreszeit mit eingeschalteten Hirn statt haufenweise eingeschalteter elektrischer Großverbraucher (Infotainment, Sitzheizung, Front- & Heckscheibenheizung, Gebläse auf voller Stufe) fährt der braucht -15°C nicht zu fürchten. Eine gut gepflegte Batterie hält locker zwischen 6 und 10 Jahre. In meinem Fahrzeug ist noch die erste Batterie drin, aktuell 10,5 Jahre alt!

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