Berliner Grunewald - Illegaler Kahlschlag am Drachenberg

Do 06.02.25 | 20:31 Uhr | Von Kaveh Kooroshy
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Abgesägte Bäume im Berliner Grunewald. (Bild: rbb)
Video: rbb24 Abendschau | 06.02.2025 | Susanne Bruha | Bild: rbb

Rund 60 Bäume sind im Berliner Grunewald mit einer Motorsäge illegal gefällt worden. Das Motiv ist aktuell noch unklar. Holz-Diebstahl ist eine Möglichkeit, Hass auf Bäume eine andere. Und: Es geschah nicht zum ersten Mal. Von Kaveh Kooroshy

An einem Hang im Berliner Grunewald standen Eschenahorn, Feldahorn, Spitzahorn und einige Eichen. Ein Biotop für viele Tiere, etwa Wildschweine, Rehe und Vögel. Doch am Nordhang des Drachenbergs wurde eine Fläche, so groß wie ein halbes Fußballfeld, komplett kahlgeschlagen. Teilweise sind die Baumstümpfe noch hell, also frisch geschnitten, teils sind sie bereits dunkel angelaufen. Die gefällten Bäume sind in zwei bis drei Meter lange Stücke geschnitten und zusammengestapelt – so als wolle sie jemand abtransportieren.

Derselbe Täter wie im vergangenen Sommer?

Bereits vergangenes Jahr hatte ein Azubi des Forstamts beobachtet, wie ein Mensch Bäume fällte, erzählt Gerhard Derr, der Leiter des Forstamts Grunewald: "Angefangen hat das Ganze ja schon im August letzten Jahres, wo unsere Leute das zufällig bemerkt haben, bei einem Routinegang, oben auf dem Drachenberg. Die sind dazugekommen, als ein Unbekannter – zumindest wurde nur einer gesehen – dort die Bäume wohl abgeschnitten hat." Der Täter konnte jedoch unerkannt fliehen.

Ob es nun derselbe Täter war, der hier zugeschlagen hat, ist unklar. Es ist jedenfalls der gleiche Ort. Für Gerhard Derr eine bittere Tat, deren Folgen noch nicht absehbar sind: "Da tut einem natürlich das Herz weh, denn das sind Bäume, die sind hier für die letzten 15, 20 Jahre gewachsen und haben hier den Hang auch gesichert." Die Bäume und Sträucher hätten dafür gesorgt, dass der Erdboden auf dem aus Trümmerschutt entstandenen Drachenberg stabil bleibe.

Motiv völlig unklar

Gerhard Derr hofft, dass eine Wiederbewaldung gelingt. Sollte die Natur es nicht allein schaffen, könnte das Forstamt auch Bäume pflanzen. Einen Kahlschlag in diesem Ausmaß haben die Forstamtmitarbeiter noch nicht erlebt. Über das Motiv des oder der Täter kann Gerhard Derr nur rätseln: "Also das Motiv des Täters ist für uns alle noch unklar. Wenn es um Holzdiebstahl geht, oder um Holzerwerb, dann gibt es sicherlich attraktivere Stellen im Berliner Wald."

Eine Sichtachse, die freigeschnitten worden wäre, sei nicht zu erkennen. Und das Grundstück selbst gehört dem Forstamt Grunewald, kommt als Baugrundstück also auch nicht in Frage. "Wir wissen nicht, ob es ein Baum- oder Waldhasser ist, ob es jemand ist, der vielleicht etwas gegen die Berliner Forsten selbst hat, oder ähnliches und uns nur, ja, irgendeinen bösen Streich spielen will."

Geringer Marktwert, hoher ökologischer Schaden

Der Fall weckt Erinnerungen an den Sommer vergangenen Jahres. Ein Täter in Gatow in Spandau hatte rund 40 Bäume angebohrt und eine giftige Flüssigkeit in die Löcher eingefüllt. Auch in diesem Fall laufen noch die Ermittlungen, so die Berliner Polizei. Ein Zusammenhang sei auf den ersten Blick zwar nicht erkennbar, würde aber geprüft.

Der Marktwert des nun gefällten Holzes in Grunewald ist verhältnismäßig gering. Bei einem Verkauf würden unter 1.000 Euro erzielt werden können, sagt Gerhard Derr: "Der ökologische Schaden ist viel, viel höher zu bewerten. Und der Eindruck, den dieser Wald vorher gegeben hat und diese Bedeutung, die er gehabt hat für die Erholungssuchung, der ist auf einmal wegrasiert."

Was die Berliner Forsten mit dem gefällten Bäumen machen, ist noch nicht entschieden. In jedem Fall werden sie im Grunewald und besonders hier häufiger patrouillieren.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.02.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Kaveh Kooroshy

25 Kommentare

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  1. 23.

    Wenn für Sie kein Grund für die Abholzungsarbeiten erkennbar ist, heißt es noch lange nicht, dass es keinen gibt. Daher können Sie die Aktion als Außenstehende ohne konkrete Informationen auch nicht beurteilen. Also fragen Sie lieber nach, wenn Ihnen das Problem am Herzen liegt.

  2. 22.

    60 Bäume? Einfach so gefällt? In welchem Zeitraum? Ich wundere mich, wie das gehen soll. Das macht man doch nicht mal eben in 1-2 Std. - hört man das nicht meilenweit? Kann man das unbeobachtet einfach so durchziehen? Vielleicht auch noch Nachts? Fragen über Fragen...

  3. 21.

    Vielleicht war es ein Grüner, der dort einen Radweg anlegen wollte? Die Standorte für solche sind ja prinzipiell beliebig.

  4. 20.

    „Umgebaut“ ist gut !
    Abgeholzt wird ….. wo ist der Umbau ? Schlecht, wenn die Bäume so lange zum wachsen brauchen …. aber Umbau ? Abbau würde ich sagen ….. und nicht nur dort ….. wird sicherlich kühler dann im Sommer dort und ist ideal für die Temperatur des Waldbodens ! Warum nicht dort „umbauen“, wo man nicht abholzen muss ?

  5. 18.

    Kahlschlag gibt's auch hier jwd ohne erkennbaren Grund. Immerhin wird anscheinend pro ermordete Grossbaum ein Setzlingchen gepflanzt.

    Aber wer weiß, wozu es gut ist? Oder warum die Experten von Stattgrün sowas verunstalten? Kann ich das als Außenseiterin beurteilen?

    Ich glaube, ja!

  6. 17.

    Bin heute mal bewusst Müggelheim-Köpenick gefahren und kann das nur bestätigen. Wenn das mal brennen sollte da, gute Nacht, da kommt man vor Totholz kaum durch den Wald. Aber es lichtet sich ganz schön dort Stück für Stück. Zu DDR-Zeiten wurde das noch gepflegt.

  7. 16.

    Wie krank ist das denn!

    Hoffentlich wird diese Person dingfest gemacht.

    Wildkameras oder dergleichen sind vielleicht ein Mittel.

  8. 15.

    Die Person soll lt. Fernsehbeitrag noch beim Weglaufen beobachtet worden sein. Wurde sie mittlerweile erkannt? Ich frage mich, welche Strafe besser ein Umdenken bei der Person erwirkt: Strafarbeit als Feuerwehrhelfer im Hochsommer in Griechenland, oder Zwang, alle Baumstämme in 5cm breite Scheiben Kleinzuhäckseln, bis die Person fertig ist - und dann auf eigene Kosten neu pflanzen. Unglaublich!

  9. 14.

    Grausam, ganz ganz grausam.
    Konnte man halbwegs ermitteln wie lange eine Einzelperson für diese Fläche an Zeit gebraucht haben müßte?
    Auch mit welcher handwerkstechnik?
    Solch Arbeit durchzuführen ohne jemanden zu stören (aufzufallen) ist schon fast beneidenswert.

    Bei soviel Handwerklichkeit und wohl auch wenig Zeitaufwand würde man sich auf dem Arbeitsmarkt um diese Person reißen wollen.

  10. 13.

    Vielleicht sollte man bei den Forstverwaltungen noch mehr Personal einsparen die im Revier mal unterwegs sind und nach dem rechten schauen.

  11. 12.

    Ja und? Sicher wurden Sie überrascht? Aber ich denke eher, das waren diese ,,Grünenhasser“, es gehört zum Wahlkampf, Schwefel-Dioxidwenn es auch dermaßen kriminell und krank ist! Ich hoffe auf Haftstrafe.

  12. 11.

    War am Wochenende auch mit den Kindern im Müggelwald. Sieht langsam aus wie eine Totholz-Mülldeponie, furchtbar diese Entwicklung. Und ja, da wird fleißig Holzhandel betrieben, richtige feste Schneisen in den Wald gelegt wie Straßen.

  13. 10.

    Es wäre eigentlich kein Problem, Schallsensoren aufzustellen, die ab einer bestimmten DB-Zahl einen stillen Alarm auslösen. - In den USA sind einige Städte entsprechend ausgerüstet, um Schüsse zu Orten.

  14. 9.

    Das könnte ein Deutscher gewesen sein. Die sägen oft Bäume ab. Deutsche abschieben!

  15. 8.

    Holzdiebe lassen in der Regel ihr Diebesgut nicht am Diebstahlsort liegen …

  16. 7.

    Nö, im „Müggelwald“ und in den Köpenicker Forsten ist mir Holzdiebstahl noch nicht aufgefallen. Aber der Wald wird z.Z. „umgebaut“. Es wird gefällt und neu gepflanzt, so daß ein vernünftiger Mischwald entsteht.

  17. 6.

    Den Eindruck hat man auch im Müggelwald jedes Jahr im Frühjahr. Gerade Flächen die Privat-oder Kirchenwald sind, da ist das sehr ersichtlich. Dann kommen die Holzlaster aus Polen. Aber Baugrundstücke rücken immer dichter an den Wald. Man hat den Eindruck das man über Jahre gewisse Tatsachen schaffen will. Jeder kann es sehen.

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