Berlin-Wedding - Gericht stoppt Abriss von Koloniehof 10 wegen Spatzen

Sa 22.02.25 | 11:54 Uhr
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Ein Bagger steht im Koloniehof 10 in Berlin-Wedding bereit für Abrissarbeiten. (Quelle: imago-images/IPON)
Audio: rbb 88.8 | 22.02.2025 | Ricardo Westphal | Bild: imago-images/IPON

Um Spatzen zu schützen, müssen umstrittene Abrissarbeiten im Berliner "Kulturhof Kolonie 10" in Wedding vorerst gestoppt werden. Das hat das Verwaltungsgericht in einem Eilverfahren entschieden.

Der Grundstückseigentümer will auf dem Innenhof in der Koloniestraße Mikroappartments bauen, wie das Gericht am Freitag mitteilte. Naturschützer stellten gegen den Abriss einen Eilantrag, der nun Erfolg hatte.

Abgerissen werden sollen Remisen sowie ein Trakt mit Garagen und Werkstätten. Die Gebäude sind teils mit Efeu berankt, wie das Gericht ausführte. Der Remisenhof sei mit Ligusterhecken begrünt, und an einigen Garagen seien künstliche Niststätten für Vögel angebracht.

Auch Nachbarschaft gegen Abriss

Würden die Abrissarbeiten fortgesetzt und die Pflanzen beseitigt, berge das die Gefahr, dass die Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Haussperlinge beschädigt oder gestört würden. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Vögel vergrämt und ihre Nistplätze darum aufgeben würden, erklärte das Gericht. Es gebe kein verbindliches und hinreichend konkretes Ausgleichskonzept, das die Verstöße gegen den Artenschutz kompensieren könnte.

Gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden. Die Baupläne für das Grundstück stoßen in der Nachbarschaft auch deswegen auf Widerstand, weil in den Remisen bislang Kulturveranstaltungen stattfanden.

Die Zahl an Spatzen in Deutschland nimmt generell ab, weil Nistmöglichkeiten fehlen. Auch der Abriss des Stadions im Berliner Jahn-Sportpark war gerichtlich zeitweise gestoppt worden, weil Brutplätze des Haussperlings dadurch in Gefahr waren.

Sendung: rbb 88.8, 22.02.2025, 06:30 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Ehrlich jetzt, Wohnungsmangel ohne Ende - Mietpreise von 20€ selbst in Randbezirken Normalität, wenn man das wirklich nicht will, dann muss man auch die vermeintliche „Kröte“ schlucken.

  2. 27.

    Der Rückgang des Bestands von Sperlingen ist vor allem auf die fortschreitende energetische Sanierung der Häuser zurück zu führen. Diese Gebäude sind völlig abgedichtet und bieten damit den Tieren im Gegensatz zu früher keine Einfluglöcher und Nistnischen mehr.

  3. 26.

    Ja, genau so würde es sein. Bevor es soweit ist, sollten wir Menschen der Natur wieder mehr Raum geben und Alternativen zum stetigen Neubauen und Versiegeln nutzen.
    Berlin ist so schon unattraktiv genug geworden. Noch mehr ‚Zubauen‘ macht es noch schlimmer.
    Es gibt doch so viele brach liegende Bauten, die erst mal reaktiviert werden sollten, bevor Neues entsteht.

  4. 25.

    "Zuerst stirbt die Natur, dann der Mensch."

    Ich glaube nicht, dass die gesamte Natur stirbt , und wenn wir uns ausgerottet haben, wird sich die geschädigte Natur auch wieder erholen.

  5. 24.

    Ist die Natur erstmal durch menschlichs Versagen beseitigt - dann merken wir alle, daß wir uns alle den Rückweg zur Natur ein für alle Mal verbaut haben.

  6. 23.

    Ihr seid doch bestimmt alles 100%ige Naturfreunde

  7. 22.

    Ich habe bereits vor 3 Jahren beobachtet, daß ein Spatz auf einem Discounter-Parkplatz von einem KFZ-Nummernschild den kleinen Rest von einem Insekt gefressen hat. Zuvor war die übliche Hecke der Spatzen, die 1 m hoch war, auf 30 cm gekürzt und sehr stark ausgedünnt worden. So schlimm ist es bereits geworden, aber keinem fällt der massive Rückgang der Population auf. Umso wichtiger ist es, daß die restlichen grünen Micro-Inseln nicht in tote graue umgewandelt werden ! Zuerst stirbt die Natur, dann der Mensch.

  8. 21.

    Ach, immer diese bösen Kapitalisten, die mit ihrem Investment auch noch Geld verdienen wollen, anstatt jeden Monat bei jeder Wohnung 150 Euro Verlust zu machen.

  9. 20.

    Gibt Euch das endlich zu denken? Selbst die Tiere, die hier mal typisch und in großer Zahl waren, noch in den Kindertagen unserer Eltern, sind nun "vom Aussterben bedroht", fast alle weg, fast alle tot.

    Das haben wir gemacht, mit unseren Giften und Ich Ich Ich.

    Wir sind die Parasiten der Erd-Lebewesen!

  10. 19.

    Der Hof der Koloniestr.10 ist ein anerkanntes SchwammStadtProjekt der Berliner Regenwasseragentur und ein so genannter Biodiversität Hotspot. An diesem Projekt lässt sich messen, inwiefern es möglich ist unsere Städte Klimaresilient zu machen. Eine solche Anlage abzureißen für so ein sog. Studentenwohnheim, (tatsächlich Micro Apartments für die Bundeswehr) ist eine Farce. Deshalb ist die Entscheidung des Gerichts durchaus gerechtfertigt.

  11. 17.

    Liebe RBB-Redaktion, bitte gründlich(er) recherchieren: Auf dem Gelände soll kein Wohnheim für Studierende, sondern teure Mikroappartments gebaut werden. Danke.

  12. 16.

    Und die Priorität soll heißen Leben egal, weg damit? Mehr Menschen, mehr Häuser, mehr Flächenversiegelung, mehr industrieller Land(raub)bau, sie alle zu füttern?

    Auch wenn wir dann in Kürze aus Bestäubermangel (Insekten) wie bereits in China selbst mit Pinsel von Blüte zu Blüte pilgern müssen, um noch weiter Früchte zu haben?

    Bekämpfen Sie die Ursachen, nicht die Wirkung.

  13. 15.

    Bauherren und Baudamen können sich bei der Chemie-Lobby bedanken, die es immer wieder schafft, für Gifte wie Nikotinoide, Glyphosat usw. eine Zulassungssverlängerung zu bekommen.

    Obwohl klar belegt ist, dass der "Artenschwund", also das Sterben von Insekten, damit auch Vögeln, und Bodenlebewesen durch genau diese extrem schädlichen Stoffe verursacht sind.

    Schutz der Vögel in den Städten, weil sie auf dem Land nicht mehr leben können, ist dann nur eine Folge.

  14. 14.

    Man muss schon Prioritäten setzen in Zeiten knapper Kassen und knappen Wohnraums!

  15. 13.

    Genau solche Ansichten wie Sie sie äußern bringen uns richtig voran. Erst mal meckern und dem Investor Profitgier unterstellen. Sollen die Studenten vielleich in Höhlen wohnen???

  16. 12.

    @Ursula
    Wenn das was Sie vermuten die Motivation der Kläger, reiner Egoismus nämlich, dann frage ich Sie:
    Wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen das gewohnte Umfeld entzogen würde? Sie würden hurra rufen und begeistert sein?
    Das glauben Sie doch selber nicht!

    Davon mal abgesehen unterstellen Sie diesen Egoismus, ohne das belegen zu können

  17. 11.

    Wenn Platz für Spatzen wichtiger ist als Wohnraum für junge Menschen im Studium, dann muss man ernsthaft daran zweifeln, dass die Prioritäten in diesem Land noch die richtigen sind. Während die Spatzen problemlos ein oder zwei Höfe weiterziehen können, wird offensichtlich erwartet, dass die Studierenden ohne Dach über dem Kopf ihr Lager unter der nächsten Brücke aufschlagen sollen. Noch schlimmer: Es geht der verbissenen, klagefreudigen Nachbarschaft nämlich tatsächlich ganz und gar nicht um die Vertreibung bzw. Umsiedlung der Spatzen, sondern allein um egoistische Motive, und zwar den Verlust ihrer kleinen, persönlichen Idylle, die es als solche sozusagen alternativlos zu konservieren und gegenüber anderen zu verteidigen gilt.

  18. 10.

    Da im Bild in den entkernten Remisen "Garagen" sollen Spatzen nisten? Wieviele Spatzen werden es sein, und wie lange müssen Studiker deswegen auf einen Wohnheimplatz länger warten? Offensichtlich wurden von interessierter Seite die Probleme erst geschaffen und "künstliche Niststätten für Vögel" wurden angebracht. Klar, für diese Sorte von "Kulturveranstaltungen" in Garagen aus Ostzeiten wird es nicht mehr so einfach sein, in zentraler Lage sich zu betätigen. Aber interessant zu sehen, was heutzutage ein "Kulturhof" ist.

  19. 9.

    Der Stop von Abriß findet recht regelmäßig statt und die Stadt ist verwundert weil nicht mehr gebaut wird.
    Mal sind es Fledermäuse (Krankheitsüberträger), mal Hausspatzen, mal Eidechsen usw.

    Deshalb keine Neubauten, keine neuen Wohnungen.

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