Wohnheim in Wilmersdorf - Schimmel und Dreckwasser - Studierende müssen ausziehen

Mo 10.02.25 | 14:38 Uhr | Von Olga Patlan und Anna Bordel
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Studierendenwohnheim schließt wegen Hygienemängel und Sanierungsnot 08.02.2025 (Quelle: rbb24)
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Video: rbb|24 | 08.02.2025 | Olga Patlan | Bild: rbb24

Einige Wohnheime des Berliner Studierendenwerks sind sanierungsbedürftig. Geld für die Arbeiten fehlt. In einem Haus in Wilmerdorf sind die Zustände derart akut, dass die Bewohner sich zur Wehr gesetzt haben. Von O. Patlan und A. Bordel

Tropfende Wasserrohre, abblätternde Tapete, schimmelnde Fugenritzen und sogar eine Kröte in den Räumen - das ist auf Bildern und Videos zu sehen, die Studierende in ihrem Wohnheim aufgenommen haben.

Das Studierendenwohnheim des Studierendenwerks in der Düsseldorfer Straße in Berlin Wilmersdorf ist stark sanierungsbedürftig. Darüber sind sich mittlerweile alle Beteiligten einig - die 70 Studierenden, die dort wohnen, aber auch das Gesundheitsamt des Bezirks und das Studierendenwerk selbst. Streit gibt es über das Ausmaß der Verwahrlosung und darüber, ob das Studierendenwerk unangemessen spät gehandelt hat.

Dreckswasser im Schlafzimmer

Das Studierendenwerk sieht das nicht so. "Den Vorwurf, dass wir da nichts getan hätten, den weisen wir von uns. Selbstverständlich reagieren wir immer umgehend auf Havarien und veranlassen das Nötige", sagt Jana Judisch, Pressesprecherin des Studierendenwerks dem rbb. Demgegenüber steht der Vorwurf der Bewohner, die sich lange mit den schlechten Zuständen im Wohnheim allein gelassen gefühlt haben.

Dabei ging es nicht immer nur um Dreck oder Schimmel. Unter anderem im Zimmer von Christina Ly ist verschmutztes Abwasser ins Waschbecken gelaufen. Bevor das beseitigt wurde, hätte sie weiter in dem Zimmer geschlafen und gewohnt – mit dem stinkenden Wasser im Waschbecken – so erzählt sie es dem rbb. "Ein sehr belastendes Thema, das immer noch nicht beseitigt ist", sagt sie sichtlich bewegt.

Das Studierendenwerk hat einen Sanierungsstau von über 100 Millionen Euro.

Jana Judisch, Sprecherin vom Studierendenwerk

Auszug bis Jahresende

Im vergangenen Herbst alarmierten die Studierenden das Gesundheitsamt des Bezirks. Der Bezirksstadtrat für Gesundheit bestätigt dem rbb, dass im November Kontrolleure die Räumlichkeiten gecheckt haben. Dabei stellten sie folgende Mängel fest: Schimmel, schlechte Reinigungszustände und Renovierungsbedarf.

Das Studierendenwerk zieht nun die Sanierung des Wohnheims vor. Bis Ende 2025 müssen die etwa 70 Bewohner ausziehen. Das Werk verspricht ihnen Alternativplätze in anderen Wohnheimen. Eine Garantie gibt es darauf aber nicht. "Das Studierendenwerk ist nicht verpflichtet, mir neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen", heißt es in einem Schreiben, das die Studierenden unterschreiben können.

Mehrere Wohnheime sanierungsbedürftig

Das Studierendenwerk betont, dass viele Wohnheime sanierungsbedürftig sind. "Das Studierendenwerk hat einen Sanierungsstau von über 100 Millionen Euro. Wir haben allerdings nicht das Geld, um alles sofort zu ertüchtigen", so Sprecherin Judisch.

Das Gegenteil ist aktuell viel eher der Fall. Im Nachtragspapier zum Berliner Haushalt des Senats werden dem Studierendenwerk mehr als sechs Millionen Euro gestrichen. Auch der Investitionszuschuss soll demnach halbiert werden. Dass die Studierenden aus der Düsseldorfer Straße bei einem Umzug in ein anderes Wohnheim vom Regen in die Traufe kommen, ist also nicht auszuschließen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.02.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Olga Patlan und Anna Bordel

28 Kommentare

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  1. 28.

    „Streit gibt es über das Ausmaß der Verwahrlosung“
    Reinigungsstau ergibt sich dann nicht, wenn Studenten keine Studierenden sondern Reinigende sind....und das ist jetzt so richtig schwierig, grammatikalisch und praktisch...eine Studentenherausforderung?

  2. 27.

    In dem Studentenwohnheim in der Düsseldorfer ist seit 50 Jahren nicht renoviert worden. Da sind die Zustände kein Wunder. Unter Diepgen war noch genug Geld da. Er hatte mit seiner Partei aber andere Hobbys. Jetzt sollte seine Pension gestrichen und dafür verwendet werden.

  3. 25.

    Als ich Studentender war, hab ich im Hotel gewohnt. War besser.

  4. 24.

    Einfach mal "Örtlichkeiten" in Kultur- und Gastronomie-Objekten aufsuchen ... müssen, da hat man keine Verkeimungsbefürchtungen.
    Selbst auf den zurückligenden Weihnachtsmärkten waren stehts saubere (selbst mobile) Toiletten vorfindbar.
    Und nicht mal alle mit "Pacht"-Gebühr.
    Aber nur mal so nebenbei, kann man nicht einfach die, meist anerzogene, Toilettennutzung auch bei jeden auswertigen Gang anwenden?
    Oder wie handhaben Sie es den so?

  5. 23.

    Was hängt da in den Fallrohren, das das Abwasser nicht ablaufen lässt? Abflussreinigerrückstände, die sich verfestigt haben, gemischt mit Hygieneartikeln, oder sind das Rückstände von Jahrzehnten, oder Materialermüdung, vielleicht eine mittelgroße Krötenpopulation? Keiner wird es je erfahren …

  6. 22.

    Mathelehrer hat schon Recht, es kommt darauf an, wo sich das Objekt befindet,xaberxauhh welche Grundlagen zur Berechnung führen. Die Aussage, Mieter werden höher belastet als Eigentümer würde ich eher auf die Recherchearbeit der Fernsehjournalisten verorten. Sowas erzeugt leider wieder Neid, Spaltung und viel schlechte Laune, weil es dazu führt, dass sich Menschen ungleich behandelt fühlen. Das ist aber eine subjektive Wahrnehmung. Es trifft alle gleichermaßen. Die schon mit "Weststandard" besteuerten Objekte wurden eben schon höher berechnet und die anderen niedriger. Ich weiß nicht, was der ganze Quatsch gekostet hat und ob eine Pauschale vielleicht weniger Frust erzeugt hätte.

  7. 21.

    Falsch! Die Kosten für Eigenheimbesitzer steigen nur minimal, wie gestern berichtet! Die Mieten dagegen enorm - also mehr als ungerecht. Warum ändert sich da nichts? Warum wird nicht gehandelt und bis zur Revolution gewartet?

  8. 20.

    Gibt auch Menschen die in Firmen arbeiten gehen und für den Weg die öffentlichen nutzen...wollen oder müssen. Was das mit Kultur und Gastronomie betrifft, ist mir persönlich nicht nachvollziehbar.

  9. 19.

    Die GEWOBAG ist städtisch. Man hat ihr die ehemalige GSW nach Verkauf an die „Heuschrecken „ mit dem Sanierungsstau, aber ohne finanzielle Ausstattung, übergeholfen.

  10. 18.

    Da sieht man, das es auf der Damentoilette wahrscheinlich genauso, oder schlimmer aussieht wie auf dem Herrenklo.

  11. 17.

    Ja, und wenn es mit der Wohnungsnot in Deutschland der aktuellen Bundespolitik aus SPD und Grünen wirklich wichtig wäre, würde man die Grunderwerbsteuer für die erste selbst bewohnte erworbene Eigentumswohnung auf "0" setzen, damit sich die schlechte Eigentumsqoute bald erholt. Es ist schon echt alarmierend, dass so eine wohlhabende Nation wie die unsere in den Anfängen des Vermögensaufbaus stecken bleibt und dann den Staat und die Vereinigung der Steuerzahler es wieder wirtschaftlich richten sollen. Wann haben wir Eigenverantwortung und deren Förderung in Deutschland verlernt?

  12. 16.


    Ich wage mir die Öffentlichen nicht mal anzusehen, da hätte ich gleich einen Brechreiz.
    Aber auch kein wunder wenn man beobachten muss, was im Öffentlichen zuweilen rumläuft.
    Und abgesehen davon, in der Gastronomie und Kultur ist der überwiegende Teil ja auch zivilisierter.
    Da glaube ich ihr Vergleich hinkt ein wenig.
    Selbst das Vorbringen von: Auch in Firmen.

  13. 15.

    Ja, ich finde auch die Politik insgesamt sollte mehr mit unserem Geld haushalten. Warum kann man nicht bei 25% der Ausgaben im Haushalt die Menschen die Ausgaben priorisieren lassen. Das hätte gleich mehrere Vorteile: Erstens entscheidet der, der über Steuern die "Party" bezahlt und zweitens kann sich keiner mehr beschweren, weil er/sie mit über die Priorisierung der Ausgaben entschieden hat. Somit hätten wir eine zufriedenere Mehrheits-Lösung und über 75 % könnte die Politik die Hauptaufgaben finanzieren. Das alles dann auch noch über ein zentrales Bürgerportal mit individuellem Zugang über Steuer-Iden-Nummer und den Chip auf dem Personalausweis eindeutig zugeordnet. Ach, wäre das ein Fortschritt.

  14. 14.

    Das Problem sind mittlerweile nicht mehr die Mieten, sondern die Miet-Nebenkosten. Hier könnte die Politik sinnvoll und schnell ansetzen ohne das der Miet-Wohnungsbau noch weiter einbricht. Ein Beispiel: Die neue Grundsteuer wird bald viele Mieter in der Hauptstadt erreichen. Es wurde Aufkommensneutralität versprochen! Denn nicht nur die Selbstnutzer, sondern auch die Mieter als Nutzer die drastischen Erhöhungen am Ende zahlen müssen, die ihre Vermieter derzeit per Bescheid aufgebrummt bekommen. Seit 1. Januar 2025 gilt die neue Grundsteuer. Je nach Ortslage fällt sie in der Hauptstadt unterschiedlich aus. Vor allem im Ostteil steigen die Beträge. Besitzer von Wochenendgrundstücken, Eigenheimen oder Eigentumswohnungen müssen auf einmal das Doppelte, Dreifache, manchmal sogar das 10- oder 20-Fache wie bisher zahlen. Dabei hatte die Finanzverwaltung angekündigt, dass der sogenannte Hebesatz ab 2025 in Berlin deutlich gesenkt wird – von 810 auf 470 Prozent.

  15. 13.

    Fragen Sie sich nicht, wohin das Geld geht! Die Doppelspitze der Degewo verdiente im Jahr 2023 inklusive Bezügen und Boni rund 665.000 Euro – 65.000 Euro mehr als im Vorjahr (siehe Jahresabschlüsse).

    Daraus geht hervor, dass Degewo-Co-Geschäftsführerin Fr. Wehrmann 351.671 Euro verdiente, ihr Vorstandspartner Hr. Beck 314.297 Euro. Neben den Sozialversicherungen und einer privaten Altersvorsorge waren darin 140.000 Euro Erfolgsbeteiligung enthalten. Und eine Energiepreispauschale von 600 Euro. Die Vorstandsbezüge bei Gewobag (649.530 Euro) und Gesobau (625.500 Euro) waren ähnlich hoch.

    Wie kann es sein, dass diese Pleite-Betriebe Erfolgsbeteiligungen ausschütten?

  16. 12.

    Da wurden doch erst 3 Hotels inner City vom Bund angemietet. Wäre es vielleicht möglich, das unsere Studierenden welche unsere Zukunft sind, dort unterzubringen. Das wäre mal richtig gut.

  17. 11.

    Beeindruckend: 17.000.000.000 Euro Schulden bei den landeseigenen Gesellschaften (was das an Zinsen kostet), nun hat das Studentenwerk Berlin kein Geld für die in dem Artikel erwähnten Arbeiten. Warum müssen nicht-private Vermieter hier nicht vernünftig für ihre Mieter durch kostendeckende Mieten nachhaltig das Objekt wirtschaften? Es geht nun mal nicht nur billig und dann immer nach dem Staat und dem Steuerzahler zu rufen, damit der diese Missstände quersubventioniert. Man sollte es zur Grundvoraussetzung machen, dass landeseigene Betriebe mindestens eine schwarze "0" vom 01.01.-31.12. des Kalenderjahres inkl. angemessener Instandhaltungsrücklage zu erwirtschaften haben. Es ist Zeit für mehr Realitätsbezug in diesem Bereich.

  18. 10.

    Ich glaube ihr Vergleich hinkt ein wenig. Es ist im allgemeinen ein Problem. Auch in Firmen wird nichts mehr wertgeschätzt. Toiletten, waschräume etc. Schauen Sie sich mal in den öffentlichen um !! Das ist kein Problem der Studierenden. Das ist ein Gesellschaftsproblem!
    Sollen andere wegräumen, wurde im Elternhaus nicht beigebracht.

  19. 9.

    Ich finde es seltsam, überall kein Geld und Gebäude für die Nutzung. Im Groß Berliner Damm steht schon Jahre lang das Haus Johannistal leer. Ehemals Schulungszentrum vom Bund, später für Flüchtlinge. Wäre ein super Objekt als Studenten Wohnheim. Scheint aber dem Träger leer mehr zu nutzen. Würde mich mal interessieren warum.

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